'Das Silmarillion' - Buch III Kapitel 20 - Buch III Kapitel 24

  • Das Schicksal der Kinder von Morwen und Húrin ist wirklich ganz, ganz traurig. So ungerecht, dass die Nachkommen für die Sünden ihrer Väter büssen müssen. Da war Túor so mutig, erledigte diesen Drachen, doch brachte er sonst nur Unglück.

  • Es fällt mir ziemlich schwer das gelesene zu beschreiben.


    Mich berührte vor allem der Abschnitt von Turin, dem Sohn Húrin's.
    (das Buch "Die Kinder Húrins" liegt noch auf meinem SuB, aber darauf freue ich mich jetzt sehr).


    Das Ende des Abschnittes (wobei ich die Kapitel nicht mehr richtig einordnen kann...) stimmt mich nachdenklich und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich alles richtig verstanden habe. Die zwei letzten Silmaril gehen an die Erde zurück in dem sie von der Erde und dem Meer verschluckt werden?
    Mittelerde wird von den Elben verlassen nur Elrond, Galadriel und sonst noch einer sind die einzigen Überlebenden...?

  • Oh ihch hab grad in der badewanne die hiesige version der Narn gelesen, und ich find's noch immer soo traurig...



    der einzige lichtblick waren meine krausen Gedanken zu Gwindor's armen Bruder Gelmir:


    Bei elben wird ein namen ja nur einmal vergeben. Elfennamen sind absolut einzigartig, und werden nicht zweimal vergeben (Tja, gebt mir ein - A für Amroth) wenn derselbe name zweimal vorkommt, ist der zweite die wiedergeburt. Das wird so bei dem heldenhaften Glorfindel erklärt, der sich zuerst als rückendeckung für Elronds kleinen papa in Gondolin killen lässt, und dann ein zeitalter später, den Hexenkönig von Angmar ziehen lässt und ihm die endgültige begegnung mit Eowyn prophezeiht, und wieder ein zeitalter später Frodo für die flucht vor demselben seine Apfelblüte mit dem klingelzaumzeug nach Bruchtal leiht...


    Aber dann haben wir da noch Gelmir, den bruder von Gwindor, der vor Angband geköpft wird... und ein kapitel später wieder quicklebendig als bote auftaucht (Wir wollen ja nicht, dass der Meister Tolkien da wieder mal geschludert hat, bei der namenvergabe) Also wurde er woanders - wenn die eigenen eltern grad nicht mehr leben, dann halt bei entfernten verwandten - wiedergeboren und kommt einige jahre später, kaum älter als ein teenager wieder in seine alte heimat Nargothrond, um seine vorigen verwandten zu warnen, ja bloss keinen scheiss mit offenem kampf zu machen... (anscheinend hat er aus seinem vorigen leben doch was mitgenommen)


    Aber ich stell mir das grad so vor, wie man nach einem zu früh ausgehauchten elbischen leben vor Mandos steht, der eigentlich über ihn gericht sitzen wollte, und von ihm rechenschaft über sein abgelebtes leben haben wollte, und welche wichtigen lehren er daraus gezogen hat, und wie lang er da wohl in abgeschiedenheit darüber meditieren soll:


    Und der halbstarke Gelmir erzählt dann, ganz begeistert und stolz wie ein süchtiger gamer vom abenteuer seines letzten avatars: ‚...Und dann haben wir gegen die orks gekämpft! Und dann haben sie mich gefangen genommen, richtig toll gefoltert und verstümmelt und zu guter letzt haben sie mir den kopf abgeschlagen! - Bhoa - hey, das war voll cool! – Darf ich nochmal?‘


    Ich denk, an der stelle begann Mandos, der unerbittliche, gleich nach dem besuch von Luthien nochmal ganz heftig zu weinen, denn ihn überkam wohl die untrügliche erkenntnis, dass der eigentliche sinn und zweck seines fluches mit den unnumbered tears nicht ganz bei allen noldor angekommen war...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von Faraday
    Es fällt mir ziemlich schwer das gelesene zu beschreiben.


    Mich berührte vor allem der Abschnitt von Turin, dem Sohn Húrin's.
    (das Buch "Die Kinder Húrins" liegt noch auf meinem SuB, aber darauf freue ich mich jetzt sehr).


    Mir geht es genauso und auch bei mir wartet "Die Kinder Húrins" noch darauf gelesen zu werden.
    Ich habe, nach langer Lese-Pause, einen richtig guten Lauf und habe Turins Geschichte gerade beendet.


    Húrins Kinder, vor allem Nienor, haben überhaupt keine Chance ihrem Schicksal zu entgehen, sie sind Spielbälle Morgoths und keiner hilft ihnen. Natürlich ist Turin hochmütig und trifft die ein oder andere unbesonnene Entscheidung, aber am Ende ist alles, was er versucht, um dem Fluch zu entkommen, sinnlos. Das ist eine sehr traurige Geschichte.

  • Ja, die kinder Hurins sind immer wieder traurig.
    Irgendwo in der 12-bändigen Tolkienschen freß- und schmierzettel-sammlung steht, dass die beiden aus der tatsache heraus, dass sie an ihrem Lebensunglück völlig unschuldig waren, und von einem Vala verflucht wurden, die größtmögliche belohnung für sterbliche überhaupt bekommen haben. Weil sie einander, obwohl geschwister so sehr geliebt haben, haben ihnen Manwe und Varda ein unausschlagbares angebot gemacht, bei einer einzigen sorte verkörperter seelen ist es nämlich völlig egal, wenn sich geschwister heiraten: den Ainur. Varda und Manwe haben ihnen Valakörper gemacht, in denen sie sich ganz ohne degenerationsgefahr für inzestkinder ihrer geschwisterliebe hingeben konnten.


    Auf einem anderen Schmierzettel steht, dass die in den Finarfin-sohn Aegnor, der gegen Morgoth eine art heiligen krieg und demzufolge ehelosigkeit geschworen hatte, verliebte Menschenseherin Andreth (die ihn, obwohl sterblich, glatt überlebte) weissagte, dass Turin, der größte drachenjäger der menscheit, eine zweite chance zur bewährung kriegt, und wie ein elb wiedergeboren wird, und Ancalagon den Schwarzen erschlägt, und zur belohnung für sein von Morgoth von ihm schuldlos vermurkstes erstes leben sogar unter die Valar gezählt werden wird.
    Der zettel war Christopher Tolkien zu exotisch gedacht, und er hat ihn aus dem Silmarillion weggelassen, denn das würde in letzter konsequenz heissen, dass der Tuors-sohn Earendil, der Ancalagon erschlug und mit dem Nauglamir um den Hals wie ein Ainur zum Stern wurde, niemand anderer als Turin selbst ist, und demzufolge müsste Elwing, die wieder mal erfolgreich aus Doriath flieht, eigentlich Niniel sein.


    Aber das ist eine tolkien-eigenhändische apokryphe, deren aufnahme weitreichende textänderungen um urtext benötigt hätte, denn wenn die Valar schon gewusst haben, wer Earendil eigentlich ist, und was sie mit ihm vorhaben, müssen sie nicht erst groß über sein und das schicksal der anderen halbelben beratschlagen. Das problem stellt sich ihnen schon beim Tod Diors, der als selbsternannter erbe Thingols und ehemann einer Elbin offenbar Elb sein wollte.

    DC :lesend


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  • Bittebitte, gerngeschehen: das zu wissen macht diese ärgerliche, hoffnungslose Geschichte etwas heller, und die Valar nicht ganz zu den unappetittlichen Körperöffnungen, die sie im Silmarillion eigentlich sind.

    DC :lesend


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