Plauderecke für Autoren

  • Auf Rienchens Bitte hin stell ich mal meine pn an sie hier ein und hoffe, dass sie vielleicht auch anderen, die sich mit ähnlichen Gedanken herumschlagen, hilfreich sein kann:


    An: rienchen
    Betreff: deine Geschichte


    Hi rienchen: Ich wollte als "alter" "Neuling" hier in der Büchereule etwas zu dem sagen, was aus meiner Perspektive beim Schreiben mit dir geschehen ist, und worüber du dir in der Autoren-Ecke Gedanken machst. Wenn du damit nichts anfangen kannst, darfst du es gerne in die Tonne treten und vergessen.


    Wir Menschen sind aus psychologischer Sicht ausgestattet mit der vollen Packung des Gefühlsspektrums, von ganz hell und schön bis ganz dunkel und gruselig. Verschiedene Faktoren wie Anlage, sozio-kulturelle Prägung und geschichtlicher Rahmen lassen uns im Leben je-individuelle Teile dieses Spektrums kennen- und ausleben lernen. Es gibt auch bewusste Gefühlsanteile, die leben wir nicht aus durch die erlernte Impulskontrolle, der Eine mehr, der Andere weniger.


    Wenn wir beim Ausüben von Künsten wie dem Erschaffen eines Schriftstückes in einen Flow - das ist ein Zustand des entspannten und gleichzeitig konzentrierten Schaffens, wie eine leichte Trance oder der Zustand zwischen Wach- und Traumbewusstsein - geraten, können aus unserem Unbewussten Bilder aufsteigen, die unser Verstand bei voller Kontrolle nicht zulassen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass dies bei dir passiert ist, weil du dich vor deinen eigenen Wortbildern erschreckst.


    Vielleicht hilft es dir, wenn du dir bewusst machst, dass diese Bilder dadurch, dass sie im Bewusstsein sind, dich nicht mehr aus dem Unbewussten erschrecken können, in unkontrollierbaren Träumen oder Ängsten z.B. Ich würde sie - die Bilder - sowieso in der Nähe von Träumen einordnen, an die ich mir erinnere und die - zumindest teilweise - wichtig für meine eigene Selbstwahrnehmung und Weiterentwicklung sind.


    Kennst du das Eisberg-Modell unserer bewussten und unbewussten Identität? http://de.wikipedia.org/wiki/Eisbergmodell Manche Psychologen sehen solche Bilder als einen Versuch unseres eigenen Unbewussten an, mit unserem bewussten Ich in Kontakt zu treten. Sie sind nicht "wörtlich" zu nehmen, sondern symbolhaft zu interpretieren. Das vermute ich auch bezüglich des Gehaltes deiner Szenarien. In der Traumdeutung und beim kreativen Schreiben hilft die Bildung von Assoziationen/Clustern der Bild-Elemente, die ein emotionales Echo hervorrufen.


    Wir sind viel mehr als die kleine Spitze unserer bewussten Identität. Wenn wir den Zugang zu unserem unbewussten Selbst verstehen und nutzen, können wir aus einer unendlich großen Quelle schöpfen, so, wie es alle kreativen Künstler tun.


    Im Bezug auf das kreative Schreiben kann ich dir die Methode von Gabriele L. Rico empfehlen, die ich im Studium in Medienpädagogik lernen musste und hinterher im beruflichen Alltag mit Kindern angewandt habe : http://www.kreativesdenken.com/buch/gabr...ben-lernen.html


    So, das war jetzt aber viel^^. Ich wünsche dir, dass du dein Erleben verstehen und einordnen kannst, dass es dich nicht mehr erschreckt, sondern befreit.


    LG, Anne/Holle

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison