Die Gewürzhändlerin - Petra Schier

  • Bei diesem Roman handelt es sich um die Fortsetzung zu „Die Eifelgräfin“. War das erste Buch der Reihe noch stark auf Elisabeth von Küneburg und Johann von Manten konzentriert, so ist dieser Band mehr aus dem Blickwinkel von Luzia, Elisabeths Leibmagd, geschildert. Luzia ist mir ihrer Herrschaft in Johanns Haus in Koblenz gezogen, um den Winter in der Stadt zu verbringen, da es dort bequemer ist als auf einer zugigen, schlecht heizbaren Burg. Hier treffen sie einen alten Bekannten wieder. Martin Wied ist ein angesehener Koblenzer Kaufmann und sehr eng mit Johann befreundet. Von Luzia ist er schon länger beeindruckt, denn bei einer früheren Begegnung hat er zu seiner Verwunderung festgestellt, dass die Magd lesen und schreiben kann und sich außerdem für komplizierten Rechenaufgaben interessiert, was für eine Frau ihres Standes mehr als außergewöhnlich ist. Als Martin Hilfe im Geschäft benötigt, wendet er sich an Luzia und bittet sie um ihre Mitarbeit. Am Kornmarkt macht die forsche junge Frau ihre ersten Erfahrungen als Händlerin. Die Arbeit mit edlen Gewürzen bereitet ihr viel Freude, und bald ist sie für Martin eine zuverlässige und unentbehrliche Assistentin. Zudem stellt der Kaufmann fest, dass seine Gefühle der neuen Mitarbeiterin gegenüber nicht nur freundschaftlicher Art sind, sondern weit darüber hinaus gehen. Und dann gerät Martin in große Bedrängnis, denn er wird des Mordes angeklagt. Luzia glaubt an seine Unschuld und setzt alles daran, ihn vor der Verurteilung zu retten.


    Wie schon beim ersten Teil dieser Reihe war ich sofort wieder gefesselt von der eingängigen und spannenden Schreibweise der Autorin. Da ich „Die Eifelgräfin“ noch frisch im Gedächtnis hatte, fiel es mir sehr leicht, schnell in die Handlung hinein zu finden, denn ein Großteil der Charaktere war mir bereits vertraut. Aber auch, wenn man das erste Buch noch nicht gelesen hat, dürfte es keine Probleme geben, mit der aktuellen Handlung zurecht zu kommen. Alles Wissenswerte über die wichtigen Zusammenhänge wird in kleinen Rückblicken erklärt.
    Luzias Erlebnisse und Erfahrungen sind nicht nur spannungsreich und äußerst unterhaltsam erzählt, sondern man erhält nebenbei sehr umfassende Informationen über die Sitten und Umgangsformen der Gesellschaft und die damaligen Lebensumstände der Frauen. Deren Möglichkeiten, eigenmächtig Geschäfte zu tätigen, waren recht begrenzt. Luzia ist hier sicher eher die Ausnahme, und sie benötigt ihre ganze Kraft, sich gegen Vorurteile, Standesdünkel und gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
    Im Mittelpunkt der Handlung steht die Verbindung zwischen Luzia und Martin Wied. Hier haben sich zwei interessante Protagonisten gefunden, die beide nicht auf den Mund gefallen sind. Es entwickeln sich lebhafte und amüsante Diskussionen zwischen den beiden. Sehr einfühlsam wird auch dargestellt, wie Luzia damit umgeht, dass Martins Körper teilweise von Brandnarben entstellt ist und er aus diesem Grund von vielen seiner Mitmenschen gemieden wird.
    Die Rahmengeschichte findet in der „Gewürzhändlerin“ ebenfalls ihre Fortsetzung, denn auch diesmal dreht sich wieder alles um die geheimnisvolle Reliquie aus der Zeit der Kreuzzüge und um die damit verbundene freundschaftliche Beziehung dreier Familien. Mit dem silbernen Kruzifix bekommt der Roman einen geheimnisvollen, mystischen Aspekt. Berücksichtigt man die allgemeine Denkweise der damaligen Zeit, war der Besitz einer solchen Reliquie sicher auch nicht ungefährlich und konnte ziemliche Verwirrung stiften.
    Alles in allem bietet „Die Gewürzhändlerin“ ein ansprechendes, vielfältiges Leseerlebnis, reich an interessanten Informationen, Spannung, Kurzweil und Romantik.
    Ein Stadtplan von Koblenz, vorne im Buch, sowie eine Personenliste im Anhang sind eine gute und hilfreiche Ergänzung.

  • Danke Klusi,


    für Deine Rezi, die Gewürzhändlerin wollte eigentlich schon im Sub ganz weit nach vorne, aber gestern hat dann doch erst noch die 'Alchemie der Nacht' gewonnen.


    Ich bin aber froh, weil ich die Gewürzhändlerin für einen Einzelband gehalten hatte - nun werde ich also doch erst die Eifelgräfin vom Sub befreien ....


    Danke für die Einblicke und das Aufklären

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Die Geschichte spielt Mitte des 14. Jahrhunderts in Koblenz. Luzia, die Leibmagd der Gräfin Elisabeth von Manten, wurde zwar als Bauerntochter geboren, doch kann sie sowohl lesen wie auch rechnen. Luzia verbindet mit Elisabeth nicht nur eine innige Freundschaft, sondern auch ein Bund um eine mächtige Kreuzreliquie, die sich seit langer Zeit in ihren Familien befindet.
    Luzia zieht gleich zu Beginn des Buches mit ihrer Herrschaft nach Koblenz in ein Stadthaus. Den Wein- und Gewürzhändler Martin Wied ist ihr schon bekannt, doch nun braucht er ihre Hilfe beim Wiederaufbau seines Geschäfts. Durch ihr Verkaufstalent gelingt es Luzia, Martin Wied tatkräftig zu unterstützen. Gerade als es wieder bergauf zu gehen scheint, wird Martin Wied des Mordes angeklagt. Luzia setzt alles dran, seine Unschuld zu beweisen.


    Dieses Buch stellt den zweiten Band der Kreuzromanreihe dar. Für den Leser, der den ersten Band gelesen hat, ist dies ein freudiges Wiedersehen mit den Personen aus dem ersten Teil. Aber auch Neueinsteiger dürften mit dem Buch zurecht kommen, da es sich um eine in sich geschlossene Geschichte handelt und die Bezüge zum ersten Band noch einmal kurz wiederholt werden.


    Die Autorin hat es auch hier wieder geschafft, den Leser buchstäblich an das Buch und die Geschichte zu fesseln. Kaum hat man mit dem Lesen begonnen, fällt es einem schwer, das Buch zur Seite zu legen. Ehe man sich versieht, muss man Luzia und Martin wieder verlassen.


    Die Figuren sind sehr farbig gehalten und man fiebert mit Luzia und den ihren mit. Die witzig-spritzigen (Streit-) Dialoge zwischen Luzia und Martin peppen die Geschichte zusätzlich noch auf.


    Abgerundet wird das Buch durch eine Karte von Koblenz, eine Personenliste, sowie einen einführenden Epilog und einen abschließenden Prolog.


    Auch hat die Autorin Angaben zum historisch belegbaren Hintergrund gemacht.


    Fazit: Ein sehr spannender zweiter Teil, der dem ersten in nichts nachsteht und dabei Lust auf mehr macht. Eine ganz klare Leseempfehlung von meiner Seite, auch für Leser, die den ersten Teil (noch) nicht kennen.

  • Koblenz im 14. Jahrhundert: Die Bauerntochter Luzia ist inzwischen die Leibmagd von Gräfin Elisabeth von Manten. Von ihrer Familie ist ihr nur Anton geblieben, ihr fünf Jahre jüngerer Bruder. Die Eltern und Schwester Trinchen sind an der Pest gestorben. Die Wintermonate verbringen Luzia und Anton mit ihrer Herrschaft im neuen Stadthaus in Koblenz. Anton bekommt dort eine Lehrstelle beim Weinhändler Martin Wied, und auch Luzia wird durch einen Zufall Martins Gehilfin und verkauft Gewürze für ihn auf dem Jahrmarkt. Die Arbeit macht ihr viel Freude…
    * Meine Meinung *
    Genau wie auch bereits der erste Band „Die Eifelgräfin“ hat mich auch „Die Gewürzhändlerin“ sehr beeindruckt. Man taucht ab in ein Leben im Mittelalter mit originellen Personen, echten Orten und einer durchdachten Handlung. Der Roman hat um die 550 Seiten, und doch fliegen die Kapitel nur so vorbei. Man kann sich fallenlassen in diese Geschichte, sie richtiggehend miterleben und merkt dabei gar nicht, wie die Zeit vergeht. Dieser Roman ist einer von denen, bei deren Lektüre man wirklich alles um sich herum vergessen kann.
    Dabei möchte ich auch hier wieder besonders betonen, wie gut ich es finde, dass auch ein Mittelalterroman ohne Gewaltszenen und Kriege auskommen und trotzdem kurzweilig und spannend sein kann.
    Die Protagonistin Luzia ist mir sehr sympathisch, ebenso wie ihre Freundin und Herrin Elisabeth von Manten, die aber in diesem Roman eher nur eine Nebenrolle spielt.
    Die Liebesgeschichte, die sich zwischen Luzia und Martin anbahnt, ist zwar immer irgendwie gegenwärtig, aber eher still im Hintergrund. Im Vordergrund steht Luzia und wie sie ihr Leben im Mittelalter meistert.
    Das Gute ist, dass man „Die Gewürzhändlerin“ durchaus auch lesen kann, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Schöner ist es aber natürlich, beide Romane zu lesen, da sie schon aufeinander aufbauen.
    Allen Freunden von Historischen Romanen kann ich „Die Gewürzhändlerin“ nur sehr empfehlen! Es ist ein tolles Buch!