Blutiges Frühjahr - Greg F. Gifune

  • Engllischer Originaltitel: The Bleeding Season



    Klappentext
    Nach dem Selbstmord von Bernhard wird die gemeinsame Kindheit für Alan, Rick und Donald wieder lebendig doch anders, als sie die Zeit in Erinnerung haben. Hat Bernhard damals grausame Ritualmorde verübt? Und niemand soll es bemerkt haben? Aber er war doch ihr Freund, sie kannten ihn genau. Lief er wirklich nach der Schule in den Wald und quälte dort junge Frauen zu Tode? Dann erfüllt sich Bernhards letzte, rätselhafte Ankündigung: »Es wird ein blutiges Frühjahr geben.« Tatsächlich findet man in den Wäldern mehr und mehr verstümmelte Frauenleichen. Alles deutet auf den Toten als Täter. Doch wie sollte so etwas möglich sein …WIE?



    Der Autor
    Greg F. Gifune wurde am 12. November 1963 in Framingham, Massachusetts geboren. Er gilt als einer der besten Thrillerautoren seiner Generation. Er hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihr dunkel-melancholischer Ton hat ihm unter Kritikern und Lesern fanatische Fans gesichert. Er lebt mit seiner Frau Carol und einer ganzen Schar Katzen in Marion, Massachusetts.




    Schon seid ihrer Kindheit sind Alan, Rick, Donald und Bernard Freunde. Eigneltich waren sie 5, aber Tommy starb schon als Junge bei einem Unfall. Sie lebten ein unbeschwertes Kindheit in einer typischen amerikanischen Kleinstadt. Auch als Erwachsene blieben sie in Kontakt. Der Einstieg in die Geschichte ist der Selbstmord von Bernard. Keiner der anderen 3 kann es verstehen, auch wenn Bernard schon immer etwas seltsam war, es mit der Wahrheit nicht so genau nahm und einen ziemlichen sozialen Abstieg hinter sich hatte. Ihre Fassungslosigkeit steigert sich aber noch, als Rick per Post ein Tonband erhält, auf dem Bernard ihnen eine etwas andere Geschichte von seinem Leben erzählt. Und nach und nach fallen Alan, dem Ich-Erzähler, Begebenheiten aus ihrer gemeinsamen Kindheit ein, die er verdrängt oder vergessen hatte, und die plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. In der Tat scheint Bernard sich mit dunklen Dingen eingelassen zu haben und alles andere war als der harmlose sympathischer Loser, den die 3 Freunde zu kennen glaubten.


    So weit, so spannend. Ich fand die Idee, das ein alter Kinderfreund, den man sein Leben lang kennt, sich auf einmal als Mörder entpuppen könnte, als sehr interessant. Und da ich auch gerne mal ein bißchen Übersinnliches mag, dachte ich, hier genau das richtige gefunden zu haben. Das war es dann leider aber nur bedingt. Alan und seine Freunde erfahren von dunklen Dingen, es wird viel von Finsternis geredet, in ihren Träumen verfolgen sie schattenhafte Gestalten, die nicht menschlich sind. Lange wird von allen Leuten, die Alan aufsucht und um Antworten bittet, viel wages Zeug geredet. Alle Figuren sind irgendwo im Bodensatz der Gesellschaft angesiedelt, und der Autor gibt ihnen breiten Raum. Alleine die 3 Freunde sind schon nicht ein Paradebeispiel für den amerikanischen Traum. Alle kraucheln in schlechten Jobs und trinken und rauchen zu viel. Alan wird bewusst, wieviel dunkles Potential jeder Mensch in sich birgt, und es braucht nur die richtige Gelegenheit, um hervorzubrechen.


    Leider gelingt es dem Autor nicht, das Böse wirklich plausibel zu machen. Wie ich schon schrieb, wird lange Zeit wage von der "Finsternis", dem "Dunklen", den "Schatten", dem "Bösen" eben, gesprochen. Wirklich greifbar und verständlich wurde mir das aber nicht. Viele Worte um wenig Inhalt. Das Böse manifestiert sich hier vor allem in einem Blutrausch. Es geht immer um Tod und Gewalt. Suptileres Böses sucht man hier vergeblich. Das Buch selber ist nur bedingt brutal, die Morde geschahen alle vorher, beschrieben werden nur Visionen. Es ist schwer zu beschreiben, was mir wirklich an dem Buch fehlte. Das ich es recht zügig las, spricht für das geschmeidige Schreiben des Autors. Allerdings fehlte mir etwas ganz entscheidendes. Warum Bernard nun tatsächlich zur "dunklen Seite" wechselte, hat sich für mich nicht erschlossen. Wahrscheinlich war es eines der kleinen Dinge, die er in seiner Kindheit erlebte, aber der Autor macht soviel Wind um diese ganze satanische Geschichte, das man immer meint, gleich kommt er mit einer ganz dollen Sache um die Ecke. Aber das passiert nicht. Vielleicht ist das auch die Aussage des Buches, das es nicht viel bedarf, um eine Lawine des Schreckens auszulösen. Aber mir war es trotzdem zuviel Gewese, zuviel schwammige Erklärungsversuche. Irgendwie kam es nicht auf den Punkt, hat mich kaltgelassen und mir auch nicht die Geschichte beschehrt, auf die ich auf Grund des Klappentextes gehofft hatte.

  • Inhalt in eigenen Worten
    Seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Potter's Cove sind Alan, Rick, Bernard, Tommy & Donald beste Freunde und unzertrennlich. Doch dann wird zuerst Tommy als Jugendlicher von einem fahrenden Auto getötet, viele Jahre später erhängt sich Bernard und hinterlässt seinen Freunden eine Kassette, wo er von Ritualmorden spricht und ein "blutiges Frühjahr" ankündigt. War der unscheinbare Bernard wirklich ein brutaler Mörder, der junge Frauen auf grausame Art ermordet hat? Das wollen Rick, Alan & Donald um jeden Preis herausfinden und begeben sich so auf gefährliches Terrain...


    Meine Meinung
    "Blutiges Frühjahr" wurde mir vor einiger Zeit von einem Buchblogger wärmstens empfohlen und da wir oft den gleichen Buchgeschmack haben und ich dieses Werk wegen seines Titels unbedingt im Frühling lesen wollte, habe ich es mir endlich zugelegt. Als Schauplatz dient die Kleinstadt Potter's Cove in Massachusetts, wo die Freunde aufgewachsen sind. Die Geschichte wird in 4 Teile (Winter, Frühling, Sommer, Herbst) gegliedert und umspannt handlungsmäßig ca. 1 Jahr.


    Die unterschiedlichen Hauptpersonen sind alle Ende 30 und seit vielen Jahren befreundet. Alan Chance ist seit über 10 Jahren mit seiner Jugendfreundin Toni verheiratet und ihr Leben scheint festgefahren zu sein. Als er auch noch seine Stelle als schlecht bezahlter Wachmann verliert, geht es mit seinem Dasein bergab. Donald LaCroix ist sehr schüchtern, unauffällig und lebt schon seit Jahren allein. Rick Brisco dagegen ist eine ehemalige Sportskanone, der wegen einer Verletzung nun als Türsteher arbeitet und sich wie ein liebestoller Teenager aufführt. Bernard Moore hat sich vor kurzem erhängt und war zuvor Autoverkäufer. Der Ex-Marine war unscheinbar und hatte ein dunkles Geheimnis, das er nun seinen Freunden hinterlässt... Jeder der Freunde ist überaus problembehaftet und hat mit seinem Leben, Sorgen & Ängsten zu kämpfen. Dadurch erscheinen die mitwirkenden Protagonisten facettenreich und interessant. In Rückblenden erfahren wir mehr über die ehemalige Jugendbande und wie sich die ungleichen Freunde entwickelt haben, welche Träume sie als Halbwüchsige hatten und was daraus geworden ist. Weiters versucht Ich-Erzähler Alan mit seinen Kumpels Rick und Donald herauszufinden, ob hinter Bernards tollpatschiger, harmlos wirkender Maske eventuell ein Vergewaltiger und grausamer Frauenmörder gesteckt hat.


    Dieser Thriller birgt eine total abgedrehte Story über Freundschaft und die Suche nach der bitteren Wahrheit. Die packende Handlung beinhaltet neben Spannung pur auch eine übersinnliche Komponente und ein paar Längen. "Blutiges Frühjahr" ist nichts für zarte Gemüter - hier sind wirklich starke Nerven gefragt, denn sonst kann es leicht passieren, dass sich einem bei manchen Beschreibungen schon der Magen umdreht. Schonungslos wird der Kampf "Gut gegen Böse" präsentiert und lässt den Leser fassungslos zurück. Wer allerdings keine Thriller mit Mystery- und Horror-Segmenten mag, könnte hier enttäuscht werden.


    Allerdings driftet die Sprache manchmal ordentlich ins Obszöne ab, was mir persönlich nicht so richtig zusagt, andererseits aber gut zur Geschichte passt. Denn "Blutiges Frühjahr" wurde mit mystischen, mysteriösen und gruseligen Elementen versehen sowie mit etlichen Sex-Szenen untermalt. Der Plot pendelt zwischen Realität und (scheinbarer) Fiktion hin und her und hat es sich scheinbar zum Ziel gesetzt, den Leser zu verwirren und ihn atemlos zurückzulassen. Leser mit schwachen Augen (so wie ich) sind hier ebenfalls gefordert, denn Schrift ist recht klein. Der Schreibstil von Greg F. Gifune darf sich emotionsgeladen und ausdrucksvoll nennen, so dass man das Buch nur schwer beiseitelegen kann.



    Fazit:
    Dieser Horror-Thriller zieht einen sofort in seinen Bann und lässt den Leser -dank der mitreißenden Handlung, der interessanten Charaktere & der mitreißenden Schreibweise- nicht mehr so schnell los. Noch während des Schreibens der Rezension kann ich kaum glauben, was ich auf den 416 Seiten alles gelesen habe... Wem es nichts ausmacht, dass sich Horror- und Mystery-Elemente untermalt mit saftigen Sex-Szenen in einem Thriller ein Stelldichein geben, der wird dieses Buch lieben. Mir war es allerdings ein wenig zu heftig & übertrieben, weshalb ich "nur" 8 Punkte vergebe.

  • Der Roman fing meiner Meinung nach vielversprechend an: Der Plot um Alan, Rick, Donald und den verstorbenen Bernhard klang interessant und und spannend. Leider aber ließ die Geschichte im Mittelfeld etwas nach und setzte diesen Abwärtskurs bis zum Ende hin fort. Vermutlich hatte ich mehr aktive Handlung und Ereignisse erwartet, aber der größte Teil der Geschichte beschäftigte sich mit Gesprächen und Alans Recherchen. So etwas schlaucht beim Lesen. Gut geschrieben war der Roman allerdings trotzdem, weshalb ich dem Autor durchaus noch weitere Chancen gebe. Bei seinen anderen Geschichten hat er sich vermutlich mehr ins Zeug gelegt.