John Hart: Das eiserne Haus

  • John Hart: Das eiserne Haus
    C. Bertelsmann 2012. 512 Seiten
    ISBN-13: 978-3570101193. 19,99€
    Originaltitel: Iron House
    Übersetzer: Rainer Schmidt


    Verlagstext
    Zwei kleine Kinder werden an einem eisigen Bach ausgesetzt. Zwei Jungen müssen kämpfen, um zu überleben. Zwei Männer führen ganz unterschiedliche Leben. Und doch sind beide unlösbar miteinander verbunden Als der zwölfjährige Julian im Waisenhaus seinen brutalen Peiniger umbringt, nimmt sein älterer Bruder Michael die Schuld auf sich und flieht nach New York – mitten ins Herz des organisierten Verbrechens. Zwei Jahrzehnte später kehrt Michael nach North Carolina zurück, mit skrupellosen Killern auf den Fersen; sein lange verloren geglaubter Bruder kämpft dagegen mit ganz eigenen Dämonen. Doch die beiden Brüder werden das Rätsel ihrer Vergangenheit nur gemeinsam lösen können.


    Der Autor
    John Hart, geboren 1965 in North Carolina, arbeitete als Rechtsanwalt, bevor er sich seinen Traum erfüllte und seinen ersten Roman schrieb – "Der König der Lügen". Es folgten "Der dunkle Fluss" und "Das letzte Kind", die beide mit dem renommierten Edgar-Allan-Poe-Award ausgezeichnet wurden. John Hart lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Rowan County, North Carolina.


    Inhalt
    Kinder wie Michael und Julian wurden normalerweise nicht adoptiert. Die beiden Findelkinder waren Brüder, ungefähr 10 und 11 Jahre alt; Julian war dazu eine schwierige Persönlichkeit. Die Frau des Senators wusste offenbar genau was sie tat. Ich bin selbst adoptiert und darum weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man im Waisenhaus zurückbleiben muss, versichert sie dem Heimleiter. Das "eiserne Haus" liegt weit vom nächsten Ort in den Bergen North Carolinas. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg war hier eine Nervenheilanstalt, in der u. a. traumatisierte Soldaten untergebracht wurden. Angesichts der verbarrikadierten ungenutzten Gebäudeflügel mit unheimlichen Überresten aus Zeiten, in denen es wohl kaum psychiatrische Behandlung gab, kann man sich wirklich gruseln. Im eisernen Haus herrscht das Recht des Stärkeren. Besonders Julian ist ein willkommenes Opfer für die Clique jugendlicher Krimineller, die - weitgehend sich selbst überlassen - das Regiment über die Kinder führt. Wer Julian misshandelt, trifft damit immer gleich auch Michael. Am Tag, als die Brüder von Abigail Vanes gegen eine großzügige Spende an das Waisenhaus abgeholt werden sollen, kommt es im eisernen Haus zum Mord an einem der schlimmsten Quälgeister. In der Folge läuft einer der Brüder im Schneesturm davon und nur einer wird von den Vanes adoptiert.


    25 Jahre später liegt in New York Otto Kaitlin im Sterben, ein Gangster alter Schule und Oberhaupt einer mafiösen Gruppe. Kaitlin hat einen leiblichen Sohn Stevan und Michael, den er mitten aus einer Messerstecherei auf der Straße aufgelesen hat. Michael war vermutlich so, wie der Alte sich einen Sohn gewünscht hätte. Otto fühlte sich wegen seiner eigenen schweren Kindheit Michael besonders nah. Stevan und Michael wachsen wie Brüder auf. Nach Ottos Tod wird es zwischen ihnen um Ottos Nachfolge und um sein Vermögen einen knallharten Verteilungskampf geben. All die Jahre arbeitete Michael als Ottos Auftragskiller; stets so unauffällig, dass über seine Existenz zwar gemunkelt wurde, sie jedoch nicht zu beweisen war. Nun will Michael aussteigen. Er hat sich in Elena verliebt, die aus Spanien stammt - und Elena ist schwanger. Elena ist nicht Michaels einziger schwacher Punkt gegenüber Stevan und Ottos Fußsoldaten. Ein Anruf verkündet Michael: "Dein Bruder ist der Nächste". Als das Restaurant, in dem Elena arbeitet, im Stil eines Terroranschlags zerstört wird, sitzt Michael in der Klemme - er muss die schwangere Elena in Sicherheit bringen und sich augenblicklich um Julian kümmern, der als Erwachsener immer noch im Haushalt der Vanes lebt.


    Aus dem Motiv der getrennt aufgewachsenen Brüder entwickelt John Hart einen rasanten Thriller, in dem die Opfer reihenweise in explizit geschilderten Szenen wie Bowling-Figuren umgenietet werden. Ottos Männer sehen in ihren Opfern keine Menschen, sie "töten keine Zivilisten". Meine Ewartung, dass in Harts Thriller die unterschiedliche Entwicklung der beiden Männer im Mittelpunkt stehen würde, wurde nur teilweise erfüllt. Für Abigail Vane scheint Julians Adoption zeitweilig ein Werkzeug in der subtilen Auseinandersetzung mit ihrem prominenten Mann gewesen zu sein. Für die Enwicklung der Handlung bleibt Julian leider eine blasse Nebenfigur, über die Vermutungen und Interpretationen angestellt werden können. In weiteren Nebenrollen eine unheimliche Frau und deren wilde Tochter im Teenageralter, die auf Vanes Grund Wohnrecht haben und Jessup, Abigails persönlicher Fahrer und Beschützer. Nach weiteren Todesfällen im Umkreis der Vanes stellt sich die Frage, ob ein Unbekannter, dem offenbar unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, Vane kurz vor Beginn der Kongresswahlen zu Fall bringen will.


    Fazit
    Das Motiv der ungleichen Brüder hat mich auf John Harts vierten in Deutschland erscheinende Roman neugierig gemacht. Das labile Gleichgewicht zwischen Otto Kaitlins Ziehsohn und seinem leiblichem Sohn und auch die beim Leser angestoßene Vermutung, die Person könnte noch am Leben sein, die damals die beiden kleinen Jungen aussetzte, liefert den idealen Plot für einen Thriller. "Das eiserne Haus" fand ich jedoch nicht spannend genug, um dafür - wie bei einem Nesboe - die Nacht durchzulesen. Grund dafür sind Längen im Text, logische Schwächen (an den blutstarrenden Tatorten werden zwar Waffen, Dokumente und Fotos eingesammelt, zurück bleiben zur Freude der Spurensicherung aber massenhaft andere Spuren) und eine Reihe von sprachlichen Mängeln.


    Nicht nur die Erzählerstimme, sondern Kaitlins harten Kerlen und auch Jessup, der für Abigail und Julian rücksichtslos töten würde, lässt Hart für meinen Geschmack unpassend pathetisch sprechen. Zu Jessup, der sich sofort von Michael in seiner besonderen Rolle im Haus Vane bedroht sieht, passt einfach keine "Schramme am dunklen Rohdiamanten seiner Seele" (S. 347). Wenn es um Gefühle, Sinneswahrnehmungen, Schuld, Glauben, die Vorsehung oder die Hand Gottes geht, schrammen Harts Sprachbilder haarscharf am Peinlichen vorbei. Möglicherweise klingen einige der idiomatischen Redensarten im englischen Original geschickter oder könnten durch eine weitere Korrektur geglättet werden.


    Textauszug
    "Die Sonne zog matt über den Himmel von Chatham County, so verloren hinter den schwarzen Wolken, dass Abigail Vane sie kaum bemerkte: eine blasse Erscheinung am lastenden Himmel, eine orangegelbe Ahnung in der stillen Luft, ein Hauch von Farbe, der in den Bäumen hing. Regen fiel senkrecht, das Rauschen im hohen Gras laut genug, um die meisten anderen Geräusche abzutöten, die Tropfen so hart, dass Abigail sie auf den Handrücken und auf dem Kopf spürte. Der Regen brannte in ihrem Gesicht, als das Pferd galoppierte und der Morgen sich dehnte, schwarz und laut und endlos." (S. 108)


    6 von 10 Punkten

  • Inhalt:


    Michael und Julian wachsen in einem Waisenhaus auf. Beide werden von älteren Kindern drangsaliert, nur Michael kann sich besser durchsetzen als Julian. Als Julian wieder einmal gedemütigt und geschlagen wird, tickt er aus und ersticht einen Jungen. Michael nimmt die Schuld auf sich und verschwindet aus dem Waisenhaus nach New York, wo er sein Leben auf der Straße fristet, bis er auf Otto trifft, der ihm lernt wie man Gewalt einsetzt um zu überleben und ganz nach oben zu kommen. Er behandelt ihn wie einen eigenen Sohn. Julian hingegen wird von einer reichen Senatorsgattin Abigail Vane adoptiert und kann sein Leben in Luxus verbringen. Doch die Geschehnisse von früher plagen ihn.


    Als sich Michael verliebt und mit seiner Freundin ein Baby erwartet, steigt er aus dem „Geschäft“ aus und will seine Vergangenheit hinter sich lassen. Otto ist zu dem Zeitpunkt schwer krank und sein letzter Wille ist es zu sterben. Sein leiblicher Sohn erhält ihm aber am Leben und so erfüllt Michael auf Ottos Verlangen seinen Wunsch. Dies zieht aber den Zorn der Organisation auf ihn und er verschwindet mit seiner Freundin aus der Stadt.


    Doch seine Verfolger drohen damit seinem Bruder etwas anzutun. So sucht Michael Julian auf dem Anwesen des Senators auf und findet ihn vollkommen verstört vor. Und plötzlich wird eine Leiche entdeckt. Was hat Julian damit zu tun? Michael versucht alles um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.


    Meine Meinung:


    Action pur, kann ich da nur sagen. Das Buch ist wie ein spannender Kinofilm und weiß schon von Anfang an zu überzeugen. Das Kopfkino schaltet sich schon von der ersten Sekunde an und man kommt schwer los. Es hat mich einfach gefesselt. Es liegt an dem Erzählstil der flüssig und packend ist sowie an der unbeschönigten Sprache, die das Buch lebendig macht. Die Story ist schlüssig erzählt und kann immer wieder mit einer neuen Wendung aufwarten. Besonders zum Schluss wird man nochmals überrascht. Die Lösung habe ich mir eigentlich anders vorgestellt und hab sie auch in dieser Form noch nicht gelesen oder im Film gesehen. Der Autor schafft es einfach, dass man immer noch eine Seite mehr lesen möchte, als geplant war. Man möchte einfach diesen Sumpf aus Lügen und hinterhältigen Machenschaften durchschauen. Wie hängt das einen mit dem anderen zusammen? Was verbirgt sich dahinter? Lauter Fragen sind mir durch den Kopf gegeistert sind und zum Schluss habe ich auf alle Fragen auch meine Antworten erhalten und nichts blieb im Dunkeln zurück.


    Wer Action und einen rasanten Plot mag, der wird mit dem Buch sicherlich seine Freude haben. Ich hatte sie auf jeden Fall!


    Trotz der ganzen Action wird die Geschichte nicht platt dargestellt und die Figuren dürfen auch ihren Charakter präsentieren. Keiner ist nur gut oder nur böse und das braucht ein Buch auch um Bestehen zu können. Auch wenn viel Gewalt in dem Buch vorkommt, so werden auf Gefühle nicht verzichtet.


    Man ist von dem Buch überrascht, mitgerissen und gut unterhalten. Für mich fühlt es sich so an, als hätte ich einen Actionfilm gesehen.

  • Meine Meinung zu diesem Thirller:


    Sicherlich ist dieser Thriller nicht jedermanns Geschmack. Dies liegt zum einen am Schreibstil des Autors, der relativ anspruchsvoll und teilweise ziemlich tiefschürfend ist. Manche Sätze und Weisheiten sind fast lyrisch zu nennen und manchmal sind sie auch etwas überzogen oder zumindest zu typisch amerikanisch-schwülstig. Dennoch durchaus ein Stil, der mir persönlich gefällt. Außerdem ist das Tempo in der Geschichte von Anfang an sehr hoch. Das heißt aber auch, dass es ziemlich viele Tote gibt und jede Menge seelische und körperliche Grausamkeiten. Die Menschen in diesem Buch gehen zum Großteil nicht nett miteinander um. Sie lügen und betrügen, quälen und verletzen einander teils schon seit Jahren oder Jahrzehnten. Liebe ist schwierig und zerbrechlich ebenso wie die menschliche Seele, die bei einigen ziemlich ins Taumeln gerät. Auch hier wieder, ist die Story manchmal etwas überzogen dramatisch, die Hauptdarsteller werden arg gebeutelt und müssen alle über sich hinauswachsen - was natürlich nicht jedem gelingt. Nicht jeder Protagonist ist ganz glaubwürdig. Einige Wendungen und Kniffe sind eingebaut, die die Spannung gleichbleibend hoch halten können und man fragt sich von Anfang an, kann das Alles wirklich gut enden? Bis zum Schluss spannend hätte es vielleicht eine Nummer kleiner auch getan, um den Leser zufrieden zu stellen. Der Stoff hätte eigentlich für zwei Thriller gereicht.


    Also ein guter Thriller jenseits der Massen, mit Niveau und einem ganz eigenen Stil des Erzählens. Er fesselt und lässt einen bis zum Ende miträtseln. Nicht mein erstes und sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors - aber nicht sein Bestes, deshalb diesmal nur 8 von 10 Punkten

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Meine Meinung:
    Michael und Julian sind im Waisenhaus „Iron House“ aufgewachsen, in dem unvorstellbare Zustände herrschen. Als der jüngere Julian einen anderen Jungen tötet, nimmt Michael die Schuld auf sich und läuft weg. Während Julian von der reichen Abigail Vane adoptiert wird und schließlich als Kinderbuchautor sein Geld verdient, landet Michael bei dem berüchtigten Mafia-Boss Otto Kaitlin und wird zu einem professionellen Killer. Nach dem Tod seines Mentors beschließt er, mit seiner schwangeren Freundin Elena ein neues Leben anzufangen. Das führt die Brüder nach 23 Jahren wieder zusammen und bringt sie und ihr Umfeld gleichzeitig in tödliche Gefahr.

    John Harts Krimi-Drama ist eine turbulente, sehr gewalttätige Geschichte, sie beginnt wie ein Mafia-Krimi und entwickelt sich zum Familienepos. Gekonnt eingefügte Rückblenden, schnelle Schnitte und jede Menge Action sorgen für viel Tempo und Spannung. Für einen Actionthriller in einer ungewöhnlichen Sprache geschrieben, die sich immer dann ändert und der Handlung anpasst, wenn der Krimi zum Drama wird, wobei sie mir da gelegentlich zu schwülstig erscheint. Von der großen Anzahl an Figuren, die gekonnt zum Leben erweckt werden, stehen nur wenige auf der guten Seite und auch nur wenige dürfen überleben.
    Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass Michaels und Julians Leben ausgewogener erzählt wird, doch der Fokus richtet sich auf Michael, Julian bleibt eher eine Randfigur.
    Einige Nebenfiguren verliert der Autor zwischendurch aus den Augen, die Dialoge sind manchmal etwas schwülstig oder hölzern, es gibt auch ein paar logische Schwächen, aber das sei nur am Rande erwähnt. Am Ende ist alles aufgelöst und der Schluß fast ein wenig kitschig geraten.


    „Das eiserne Haus“ ist ein fesselnder, psychologischer Krimi mit zahlreichen schockierenden, brutalen Gewalt- und Folterszenen und vielen Toten.