Bordbuch - Christoph Kolumbus

  • OT: Giornali di Bordo


    Kurzbeschreibung:
    Am 3. August 1492 sticht Christoph Kolumbus in See, er will einen Weg nach Indien finden. In einem Schiffstagebuch hält er sein Abenteuer in allen Einzelheiten festhält. Ihm vertraut er in den langen Wochen auf dem Wasser seine dramatischen Eindrücke an. Als er schließlich im Oktober desselben Jahres mit seiner Mannschaft an Land geht, glaubt er sich in Indien. Er hat aber Amerika entdeckt. Das Bordbuch des großen Seefahrers liest sich spannend wie ein Roman und ist ein Klassiker der Entdeckungsgeschichte.


    Über den Autor:
    Christopher Kolumbus (1451-1506) war italienischer Seefahrer in spanischen Diensten und gilt als Entdecker Amerikas. Er glaubte über den Atlantik den westlichen Seeweg nach Indien finden zu können. 1484 gewann er die Unterstützung Isabellas von Kastilien für diesen Plan. Auf seiner 1. Reise (1492/93) entdeckte er (mit den 3 Schiffen Niña, Pinta, Santa Maria) am 12.10.1492 die Bahama-Insel Guanahani sowie Kuba und Haiti; auf der 2. Reise (1493-1496) erreichte er die Kleinen Antillen, Puerto Rico und Jamaika; auf der 3. Reise (1498-1500) entdeckte er die Orinocomündung (Südamerika) und Trinidad. Beim spanischen Hof in Ungnade gefallen, wurde er in Ketten zurückgebracht, konnte sich aber rechtfertigen und ging auf die 4. Reise (1502-1504), die ihn bei Honduras an die mittelamerikanische Küste brachte.


    Meine Rezension:
    Das Bordbuch des Christoph Kolumbus über seine erste Entdeckungsfahrt nach Amerika 1492-93 bietet die seltene Gelegenheit, hautnah an einer der größten Entdeckungen der Seefahrergeschichte teilzunehmen. Zwar ist es nicht unbedingt "spannend wie ein Roman", aber ganz sicher ein "Klassiker der Entdeckungsgeschichte" und gibt einen unverblümten Einblick in die Taten und Gedanken- und Gefühlswelt von Christoph Kolumbus.
    Es bedarf schon etwas Geduld, sich durch das Bordbuch zu lesen, denn insbesondere zu Beginn berichtet Kolumbus vor allem darüber, welche Entfernungen er in welcher Zeit und mit welcher Geschwindigkeit er auf seiner Reise gen Westen zurückgelegt hat. Einmal im vermeintlichen Indien angekommen, beschreibt er jedoch nicht nur die Schönheit der von ihm entdeckten neuen Welt im Detail, sondern lässt den Leser auch an seinen Gedanken teilhaben, die deutlich aufzeigen, welches Menschenbild und welche Motive der eigensinnige Entdecker hat. Der Entdecker- und Forscherdrang ist zwar vorhanden, doch ist all seinem Bestreben einem bestimmten Ziel untergeordnet: Gold und andere nützliche Ressourcen zu finden, die sein Königspaar sich zu eigen machen kann. Die Eingeborenen, auf die er trifft, begegnet er zwar durchaus friedlich und mit Respekt, sieht sie aber auch als Mittel zum Zweck, um das angestrebte Gold zu finden und betrachtet sie als naive Wesen, die man problemlos missionieren und als willfährige Arbeitskräfte nutzen kann. Als Kind seiner Zeit ist sein ganzes Denken und Verhalten darauf ausgerichtet, was dem heutigen Leser sicher ebenso sauer aufstößt wie seine Überzeugung, dass er von Gott auserwählt ist, große Taten zu tun und all die glücklichen Umstände, die eine gesunde Rückkehr ermöglichen, als Bestätigung hierfür sieht.
    Nichtsdestotrotz ist das Bordbuch eine interessante Lektüre, die durch zahlreiche Anmerkungen und ein zusammenfassendes Nachwort ergänzt wird. Eine aktuelle Karte, die den Seeweg und insbesondere die einzelnen Routen von Kolumbus vor Amerikas Küste aufzeigt, wäre allerdings hilfreich gewesen, um die landschaftlichen Beschreibungen direkt nachvollziehen zu können.