Todessaat von Susan Arnout Smith

  • Ein Professor wird über ein Feld gehetzt und tippt kurz vor seinem Tod noch einen Namen in sein Mobiltelefon. So weit zum interessanten Teil.
    Wenig später erfährt die Forensikerin Grace D., dass es eine Verbindung zwischen ihr und dem Toten gibt. Wer bis dahin noch nicht eingeschlafen ist, bekommt nun seitenweise Gelegenheiten dazu.


    Dieses Buch als Thriller zu bewerben ist in etwa so seriös, wie die Abenteuer der Schlümpfe als Horrorfilm anzupreisen.
    Den Leser erwarten rund 400 Seiten Beziehungskiste und Langeweile. Wer Heimatromane und Liebesromanzen mag, kann gefahrlos zugreifen, alle anderen sollten die Finger von diesem langsamen Tod lassen. Wer es dennoch wagt, muss solche Beschreibungen (seitenweise!) wegstecken können:


    "Er drehte sich, und sie spürte ihn an ihrem Körper. Flüssiges Feuer... Sie drehte sich wieder zu ihm zurück und legte die Hände auf seine Brust. Seine Haut verbrannte ihre Handflächen. Aus so kurzer Entfernung war der Blick seiner ausdrucksstarken Augen noch intensiver."


    Der angekündigte Mord vom Klappentext ist nach sechs Seiten abgehandelt, die Story erledigt.
    Die nächsten 30 Seiten werden mit spannenden Dialogen über "Haarewaschen" oder "Kofferpacken" gefüllt.
    Es folgt ein nicht ganz so aufregender Mittelteil.
    Abgerundet wird alles mit einem Herzschlagfinale auf etwa 20 Seiten, dem das obligatorische Happyend mit Herzschmerz und romantischem Ausklang folgt.


    Ob die Autorin nicht weiß, worüber sie schreibt, oder der Übersetzer versagt hat, lässt sich nur vermuten. Aber wenn man den Bösewicht schon mit einer Armbrust morden lässt (obwohl er sein Opfer mit einer Pistole in Schach hält), dann sollte die Polizei hinterher wenigstens nicht nach einem Bogenschützen suchen.


    Die bemühten Vergleiche und Bilder sind haarsträubend bis grotesk:


    "Plünderer stürmen mit HDTV-Fernsehern mit baumelnden Preisschildern heraus..."
    Baumelnde Preisschilder? Nun gut, vermutlich hat die Autorin ihren HDTV in einer Boutique gekauft.


    "Die Straße sich weiter ab. Grace trat aufs Bremspedal, um den Aufprall abzufedern, während sie an einigen runden Metallbriefkästen vorbeifuhren."
    Nein, ich habe bei diesem Zitat nichts ausgelassen. Das ist der Originaltext. Diese bildhafte Sprache zieht sich durch das gesamte Buch.


    "Playstations von Nintendo"
    Wenn man schon Produkt-Placement betreibt, dann sollte man zumindest den Hersteller der Produkte kennen. Aber gut, vielleicht hat Sony nicht genug gezahlt für die Werbung. :-)


    Fazit: Keine Ahnung, welches Genre das ursprünglich hätte werden sollen, aber mit einem Thriller hat dieses Buch nichts zu tun.

  • Durch Zufall bin ich auf diese Rezi gestoßen und kann nur sagen: Selten so gelacht! :lache :lache :lache Ganz klar, in welches Genre dieses Buch eigentlich wollte/sollte: Humor! Danke für dieses netten Tagesabschluss! :wave

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021