Beiträge von AlbertKnorr

    Ein Professor wird über ein Feld gehetzt und tippt kurz vor seinem Tod noch einen Namen in sein Mobiltelefon. So weit zum interessanten Teil.
    Wenig später erfährt die Forensikerin Grace D., dass es eine Verbindung zwischen ihr und dem Toten gibt. Wer bis dahin noch nicht eingeschlafen ist, bekommt nun seitenweise Gelegenheiten dazu.


    Dieses Buch als Thriller zu bewerben ist in etwa so seriös, wie die Abenteuer der Schlümpfe als Horrorfilm anzupreisen.
    Den Leser erwarten rund 400 Seiten Beziehungskiste und Langeweile. Wer Heimatromane und Liebesromanzen mag, kann gefahrlos zugreifen, alle anderen sollten die Finger von diesem langsamen Tod lassen. Wer es dennoch wagt, muss solche Beschreibungen (seitenweise!) wegstecken können:


    "Er drehte sich, und sie spürte ihn an ihrem Körper. Flüssiges Feuer... Sie drehte sich wieder zu ihm zurück und legte die Hände auf seine Brust. Seine Haut verbrannte ihre Handflächen. Aus so kurzer Entfernung war der Blick seiner ausdrucksstarken Augen noch intensiver."


    Der angekündigte Mord vom Klappentext ist nach sechs Seiten abgehandelt, die Story erledigt.
    Die nächsten 30 Seiten werden mit spannenden Dialogen über "Haarewaschen" oder "Kofferpacken" gefüllt.
    Es folgt ein nicht ganz so aufregender Mittelteil.
    Abgerundet wird alles mit einem Herzschlagfinale auf etwa 20 Seiten, dem das obligatorische Happyend mit Herzschmerz und romantischem Ausklang folgt.


    Ob die Autorin nicht weiß, worüber sie schreibt, oder der Übersetzer versagt hat, lässt sich nur vermuten. Aber wenn man den Bösewicht schon mit einer Armbrust morden lässt (obwohl er sein Opfer mit einer Pistole in Schach hält), dann sollte die Polizei hinterher wenigstens nicht nach einem Bogenschützen suchen.


    Die bemühten Vergleiche und Bilder sind haarsträubend bis grotesk:


    "Plünderer stürmen mit HDTV-Fernsehern mit baumelnden Preisschildern heraus..."
    Baumelnde Preisschilder? Nun gut, vermutlich hat die Autorin ihren HDTV in einer Boutique gekauft.


    "Die Straße sich weiter ab. Grace trat aufs Bremspedal, um den Aufprall abzufedern, während sie an einigen runden Metallbriefkästen vorbeifuhren."
    Nein, ich habe bei diesem Zitat nichts ausgelassen. Das ist der Originaltext. Diese bildhafte Sprache zieht sich durch das gesamte Buch.


    "Playstations von Nintendo"
    Wenn man schon Produkt-Placement betreibt, dann sollte man zumindest den Hersteller der Produkte kennen. Aber gut, vielleicht hat Sony nicht genug gezahlt für die Werbung. :-)


    Fazit: Keine Ahnung, welches Genre das ursprünglich hätte werden sollen, aber mit einem Thriller hat dieses Buch nichts zu tun.

    Caedmon, ein Ex-Agent des Britischen Geheimdienstes und seine Freundin Edie werden - zunächst unfreiwillig - in die Jagd nach einer geheimnisvollen Smaragdtafel hineingezogen. Nach dem ersten Mord ändert sich ihre Einstellung, und als sie wenig später selbst zu Zielscheiben werden, haben sie sogar im wahrsten Sinn des Wortes lustvollen Spaß an dem Abenteuer.


    Wer von Pyramiden, Freimaurern und Augen auf Dollarscheinen noch nicht genug hat, bekommt hier ordentlich Nachschlag. Tempelritter inklusive.


    Zu Beginn sind die historischen Querverweise noch recht gut in Dialoge verpackt, ab der Mitte ufern sie dann aber aus, weil Chloe kein Geheimnis mehr daraus macht, dass sie Kunstgeschichte studiert hat. Das wirkt sich auch auf die von den Protagonisten gelösten Rätsel aus.


    Wer logisch aufgebaute Geschichten mag, kann Geld sparen. Da betreten die Protagonisten ein völlig durchwühltes Haus (alle Schränke und Schubladen stehen offen, der Inhalt wurde herausgerissen und liegt quer über den Boden verteilt) und ein paar Seiten später öffnet Edie eine Schublade nach der anderen, weil sie darin nach einer Lupe sucht. Von Autos (Airbags, Bremsen) hat die Autorin ebenso wenig Ahnung wie von Computern, weshalb die technischen Beschreibungen (Stichwort WLAN auf dem Friedhof) zur unfreiwilligen Komik beitragen, worunter die Spannung leider leidet.


    Warum Ex-Agent und Freundin darauf verzichten, die Polizei zu rufen, obwohl sie von einem Mörder verfolgt werden, bleibt ebenso ungeklärt wie die Frage, warum der Ex-Agent besagten Mörder immer nur für ein paar Minuten ruhigstellt. Okay, man kann sich die Antwort selbst geben: Weil der Böse im nächsten Kapitel wieder gebraucht wird, um die beiden erneut zu bedrohen:


    Fast jedes Bösewicht-Kapitel endet mit der Drohung, dass es dem Heldenduo jetzt (aber jetzt wirklich!) an den Kragen geht. Nachdem man das zum fünften Mal gelesen hat, langweilt es, nach dem zehnten Mal nervt es, danach habe ich aufgehört zu zählen.


    Fazit: Wer eine Auffrischung von Dan Browns Geschichten braucht, sollte lieber das Original noch einmal lesen.

    Ewig ist ein netter Wienkrimi, bei dem man aber nie Angst um die Protagonisten haben muss. Sehr positiv fällt auf, dass die Autoren auch Sinn für Humor haben, wodurch die kauzigen Figuren an Tiefe gewinnen.


    In der Geschichte lüften ein Reporter, ein Wissenschafter und ein pensionierter Kommissar das Geheimnis um die Buchstabenfolge AEIOU, die sich auf diversen Kirchen, Fassaden etc. findet. Selbst als Wiener erfährt man noch eine Menge über die Stadt und das Umland. Dazu kommen Parallelhandlungen an internationalen Schauplätzen, die aber den sehr ausgeprägten Heimatcharakter der Story nicht schmälern.


    Eine Schwäche ist, dass die beiden Autoren offensichtlich doch nicht so perfekt harmonieren, wie Gerd das im Nachwort lobt. Immer wieder stolpert man als aufmerksamer Leser über Ungereimtheiten und logische Schwächen, die vermuten lassen, dass nicht alle Kapitel abgeglichen wurden. Zum Beispiel wenn der Kommissar sich selbst verwünscht: "Niemand würde auch nur die geringste Ahnung haben, wo er die Nacht verbracht hatte und wohin er verschwunden war."
    Nur, dass der Kommissar im vorhergehenden Kapitel (besagte Nacht) mit Eddy, dem Tresorknacker unterwegs war, der - ebenso wie der zweite Autor - nicht an Gedächtnisschwund leidet, und sehr wohl noch weiß, dass er mit dem Kommissar unterwegs war.


    An manchen Stellen kommt man wegen Satzstellung und/oder unglücklicher Wortwahl ins Straucheln. Auch hier auszugsweise jeweils ein Beispiel:
    "Im Hotel Sacher DANN legte er..." Wieso "DANN"?
    "Wagenschlag" Warum nicht einfach Autotür? ;-)


    Die größte Schwäche des Buchs sind seine belehrenden Passagen. Leider wird viel Spannung an ausufernde Dialoge verschenkt, in denen die Protagonisten (gute und böse) wie wandelnde Reiseführer oder geschwätzige Historiker rüberkommen.


    Fazit: Heimatbewusste Krimifans, die ihrem Herz nicht zu viel Aufregung zumuten wollen, dafür aber auch gern mal schmunzeln und historisch interessiert sind, können gefahrlos zugreifen.

    Der Paläontologe Carter Cox wird von einem Freund gebeten, mit ihm ein Fossils zu untersuchen, das in einer italienischen Höhle entdeckt wurde. Rasch stellt sich heraus, dass das Fundstück entweder eine Fälschung oder eine wissenschaftliche Sensation sein muss. Als sich die ersten merkwürdigen Zwischenfälle ereignen, ist es auch schon zu spät, und das Unheil nimmt seinen Lauf.


    Wie bei einem Mystery-Thriller zu erwarten, ist die Auflösung nicht von dieser Welt. Das Übernatürliche wird dem Leser dennoch gut verkauft, weil sich auch die Wissenschafter im Buch gegen die mystische Lösung wehren - zumindest so lange ihnen das möglich ist :-)


    Bemerkenswert ist, dass der Autor ohne übertriebene Grausamkeiten oder Verfolgungsjagden einen guten Spannungsbogen aufbaut. Wer Action mag, ist bei diesem Buch definitiv falsch. Es sind vor allem die Charaktere und Situationsbeschreibungen, die dem Buch Leben verleihen. Man merkt, dass Robert ein guter Beobachter ist, der Ereignisse und Handlungsabläufe punktgenau wiedergibt.


    Leider sind das Ende der Geschichte und das Versteck des "Bösewichts" für aufmerksame Leser spätestens ab Beginn des letzten Drittels vorhersehbar. Weniger Gewinke mit dem Zaunpfahl hätte auch gereicht.


    Beschämend ist die schlechte Übersetzung:
    der Lenker (gemeint ist das Lenkrad eines Autos)
    die Stufen (gemeint sind die Sprossen einer Leiter)
    die Höhlen (gemeint sind Gaseinschlüsse in einem Stein, der untersucht wird)
    die Schnur (gemeint ist das Kabel eines TV-Geräts)
    usw.


    Fazit: Schade, dass der Verlag bei der Übersetzerin gespart hat. Die Story selbst ist nicht schlecht und hätte sich mehr verdient.

    Was wäre, wenn es König Midas tatsächlich gegeben hätte und mit ihm auch seine legendäre Fähigkeit, alles durch bloße Berührung in Gold zu verwandeln?


    Protagonist Tyler Locke und sein Freund geraten zwischen die Fronten zweier Bösewichte, die sich den Schatz von König Midas einverleiben wollen. Natürlich gibt es für Tyler auch eine hübsche weibliche Begleitung, der er von Buchseite zu Buchseite näherkommt. Die Geschichte selbst wäre durchaus ein lesenswertes Abenteuer, und auch die Erklärung, wie das goldene Händchen von König Midas funktioniert haben soll, ist originell. Anknüpfungspunkte zu historischen Begebenheiten finden sich reichlich.


    Trotzdem sollte man dem Beispiel des Verlags folgen und Geld sparen, indem man nicht zu viel in das Buch investiert. Hätte der Verlag einen Übersetzer mit Deutsch als Muttersprache beauftragt und das Buch einem Lektorat zugeführt, dann wäre es mit Sicherheit eine gute Strandlektüre geworden.


    Ganze Absätze wirken durch das unbeholfene Deutsch lustig bis peinlich: Da setzt! sich einer seinen Rucksack auf, während ein anderer am Boden liegend! in die Knie geht. Ein Elite-Mega-Superkämpfer erledigt drei bewaffnete Gegner in weniger als fünf Sekunden und ist hinterher verblüfft!, wie leicht er sie schachmatt gesetzt hat. Auch vor den Dialogen macht die eigenwillige Sprache nicht halt. Wer würde nicht vor einem Bösewicht erzittern, der sagt: "Nun sei doch nicht blöde." Logische Fehler (z. B.: verstrahlte Leichen sollen dem FBI als Drogentote untergejubelt werden), falsche Zeitangaben (z. B.: "15 Minuten vor Spielbeginn", die 20 Minuten später immer noch nicht enden wollen) und absurdes Verhalten der Protagonisten reißen den Leser immer wieder aus dem Abenteuer.


    Ob der Autor Sinn für Humor hat, darüber kann man geteilter Meinung sein, das Lektorat garantiert jedenfalls eine echte Lachnummer, bei der es Schlag auf Schlag geht.


    Fazit: Ein unfreiwilliger Gag jagt den nächsten, das Abenteuer bleibt dabei leider auf der Strecke.

    Der Reporter Jonas Mondrian spielt die Hauptfigur im intelligent geschriebenen Umweltkrimi von Wolfgang Metzner. Mondrian wittert hinter zwei Anschlägen seine große Story und versucht, Kontakt zu den Attentätern herzustellen, die sich selbst als Grüne Armee Fraktion bezeichnen.


    Wer sich für die Themen Atomkraft und Politik interessiert, kann bedenkenlos zugreifen. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, finden sich viele Bezüge zu sehr aktuellen Themen (Stand September 2011): Stuttgart 21, Atomunfall in Japan, Atomausstieg in Deutschland etc. Man merkt, dass der Autor sich auch in seinem Hauptberuf (Reporter beim Stern) mit diesen Themen beschäftigt.


    Zugegeben, Action ist seine Sache nicht, aber Wolfgang versteht es sehr gut, Spannung auch ohne wilde Schießereien und Verfolgungsjagden aufzubauen. Nur kurz vor dem Ende (Fluchtszene zwischen Containern) verfällt der Autor der Versuchung, seinen logischen Aufbau zu verlassen und hetzt seinen Protagonisten in Hollywood-Manier über die Seiten. Für diesen logischen Knick wird Mondrian zwar später getadelt, aber seine Rechtfertigung kann weder sein Gegenüber noch den Leser überzeugen. Es bleibt der Beigeschmack von "Eine Actionszene zum Schluss musste um jeden Preis sein."


    Fazit: Definitiv ein Krimi mit Hirn, Recherche und guter Sprache.

    Die Suche nach einer Energiequelle treibt die Forscherin Danielle Laidlaw in den Regenwald des Amazonas. An ihrer Seite kämpfen Ex-Agenten und Söldner gegen das Böse, das tief im Dschungel lebt.
    Klingt vertraut?


    Stimmt, der Autor serviert nichts grundlegend Neues. Stattdessen hat er sich Anleihen bei einer ganzen Reihe von einschlägigen Büchern und Filmen geholt (Operation Amazonas, Alien etc.) und daraus eine überwiegend spannende und leicht zu lesende Geschichte gemacht. Warum auch nicht? Man muss nicht immer alles neu erfinden. Oft reicht es, bewährte Zutaten nach neuem Rezept zu mischen.


    Sprachlich hat der Übersetzer über weite Strecken solide gearbeitet. Die Deutschen als Osteuropäer zu bezeichnen, halte ich allerdings für gewagt.


    Verglichen mit vielen US-Ballabumm-Thrillern bietet Black Rain auch sinnvolle Hintergrundinformation. Graham Brown deshalb als Shootingstar des intelligenten Thrillers anzupreisen, scheint mir dennoch übertrieben.


    Die Charaktere verhalten sich großteils glaubwürdig und nachvollziehbar. Leider enttäuscht das letzte Drittel. Weder beim Übersetzer noch beim Autor scheint die Motivation bis zum Schluss gereicht zu haben. Auf den letzten Seiten musste offenbar alles noch irgendwie rein: Si-Fi, Happy End, die rettende Kavallerie, Umweltschutzgedanke, die Klischees vom unkaputtbaren Ami und den bösen Deutschen. Und - um nicht zu viel zu verraten - auch Erich von Däniken kommt auf seine Kosten.


    Fazit: Zugegeben, es gibt intelligentere Lektüre. Aber auch deutlich langweiligere! Wenn man bedenkt, dass in den USA immer mehr Menschen die Evolutionstheorie anzweifeln, ist es schon ein Erfolg, dass ein Belletristikautor sich überhaupt noch mit Naturwissenschaft beschäftigt.

    "Phantom" ist der erste Versuch des Fachbuchautors Markus Bennemann im Thrillergenre. Klar, dass der Verlag lieber einen Thriller bewirbt, aber leider ist aus der Ankündigung nur ein spannender Roman geworden.


    Zwar lässt der Klappentext der Fantasie des Lesers über das Phantom noch freien Lauf, doch bereits der erste Satz im Buch ist ein Knieschuss in Sachen Spannung: "Der Krake ist der einzige Kopffüßer, der an Land geht." Mit dieser Enthüllung wird dem interessierten Leser leider jedes Mitraten unmöglich gemacht.


    Dass der Autor mit der Thematik der Kopffüßer vertraut ist, wird dem Leser anschaulich und gut in die Dialoge verpackt vermittelt. Markus erzählt seine Geschichte anhand von unterschiedlichen Personen, von denen fast alle Nebenrollen besetzen. Dennoch nimmt er sich viel Zeit, diese Figuren detailliert und liebevoll einzuführen. Erst das Auftauchen des Phantoms verbindet ihre Geschichten zur eigentlichen Story: Böses Unterwasserungeheuer mordet im Wasser und an Land. Die Morde wiederum rufen eine Polizistin und den "Tintenfischmann" - einen Meeresbiologen auf den Plan, die gemeinsam die Welt retten sollen.


    An sich spannend, hat das Buch für einen Thriller deutlich zu viele Längen und Beschreibungen. Es fehlt die Konzentration darauf, die Handlung voranzubringen. Stattdessen investiert Markus vorrangig in den Ausbau der Charaktere. Umso mehr stört es, wenn diese sich dann plötzlich völlig atypisch verhalten und grundlos Streit provozieren oder sich unnötig in Gefahr bringen, damit die Handlung wieder Fahrt aufnehmen kann. Ähnlich verhält es sich mit dem 'Quotensex', der in unpassenden Situationen vermutlich die Stimmung anheizen soll. Na ja...


    Fazit: Keine Action, dafür viele Informationen über Kopffüßer in einem durchschnittlich spannenden Roman, aus dem man leicht mehr hätte machen können.

    Wie bei den meisten Zombiegeschichten ist der rote Handlungsfaden vorhersehbar. Diesmal ist es eine Kleinstadt in der Nähe von L. A, die von einer Armee aus Infizierten überrollt wird. Danielle Adelman ist kampferprobte Kriegsveteranin und Sheriff von Forest Peak. Sie verkörpert ein seelisches Wrack: vom Krieg traumatisiert, dem Alkohol verfallen und zwischenmenschlich extrem inkompatibel, was die Beziehung zur eigenen Schwester schwer belastet.


    Der weitere Verlauf ist klassisch: Die Zombiearmee überrennt eine Stadt nach der anderen, während man als Leser eine kleine Gruppe Flüchtender begleitet. Ihre vermeintlich sichere Zuflucht (ein verlassender Stützpunkt in der Wüste) wird dann aber von Menschen bedroht, die noch viel schlimmer sind als die Untoten selbst.


    Bei seinen Beschreibungen hat Ben Tripp einen interessanten Stil. Er kommentiert die Handlungen der Figuren in Nebensätzen - oft auch durch deren Gedanken. Diese Zwiegespräche sind an einigen Stellen durchaus witzig, wenngleich der Großteil der Story mehr durch herausquellende Zombieinnereien auffällt als durch Wortwitz.


    Wie bei jeder vergleichbaren Geschichte, muss man sich darauf einlassen, damit sie funktioniert. So hat es sich bei den Protagonisten durchaus herumgesprochen, dass es Zombies in Film und Buch gibt. Dennoch sind die Akteure extrem unbedarft im Umgang mit den wandelnden Leichen. Frei nach dem Motto: Im Film sind sie böse Menschenfresser, aber die hier sind bestimmt voll knuffig. Es muss erst ein Teil der Protagonisten aufgefuttert werden, bevor die anderen begreifen, dass sie jetzt am anderen Ende der Nahrungskette stehen.


    Die meisten Zombiegeschichten sind ähnlich gestrickt: Kämpfe, Action und Herzrasen. Wichtig für einen Vergleich sind daher immer zwei Fragen: Hat der Autor eine gute Erklärung für den Ausbruch der Seuche gefunden? Und gibt es ein originelles Ende?


    Fazit: Vom langatmigen Anfang abgesehen, liegt das Buch im guten Durchschnitt. Auch wenn es keine grundlegenden Neuerungen gibt, so hält das Ende doch eine gelungene Überraschung bereit.

    Drei Kurzgeschichten aufgeteilt auf zwei CD, die allerdings mehr Gemütlichkeit aufkommen lassen als Spannung.
    In der ersten Geschichte erzählt Hercule Poirot vom einzigen Fall, den er nie gelöst hat. In der zweiten geht es um ein verwechseltes Auto, und in der dritten Geschichte klärt der geheimnisvolle Mr. Quin einen Mordfall, der schon zehn Jahre zurückliegt.


    Im besinnlichen Kreis der Familie sind die beiden CD sicher eine nette Abwechslung zu den alljährlichen Weihnachtsliedern. Die wohlige "Spannung" (siehe Cover) brauchen selbst die kleinen Zuhörer nicht zu fürchten.


    Oliver Kalkofe liest die Texte sehr gut, kann aber aus ihnen auch nicht mehr herausholen, als Agatha Christie seinerzeit niedergeschrieben hat. Genau genommen noch weniger, da die Geschichten für das Hörbuch gekürzt wurden.


    Fazit: Wer nicht ins Kino will (vergleichbarer Gegenwert), bekommt 124 Minuten gemütliches Kaminfeuer-Ambiente. Ganz nett, aber ein zweites Mal muss nicht sein.

    Das Hörbuch wird von Detlef Bierstedt gelesen, der seine Sache großteils sehr gut macht. Lediglich die weinerlichen Passagen der Tierschützer "Rettet die Tiere!" klingen stimmlich überzeichnet bis komisch. Unglücklich finde ich, dass Bierstedt den Namen Pendergast ganz anders (amerikanisch) ausspricht als sein Vorgänger Thomas Piper in den anderen Hörbüchern. Interessanterweise hatte ich diesmal Probleme beim Abspielen aller CD (zumeist vorletzter bis letzter Track) auf mehreren Laufwerken. Die Pressung der Überlänge dürfte nicht ganz der Norm entsprechen. Also Vorsicht bei älteren Playern/Laufwerken.


    Zum Inhalt: Wieder einmal darf das unsterbliche Duo, bestehend aus Lieutenant D'Agosta und Special Agent Pendergast das Böse bekämpfen. Diesmal, so scheint es, müssen die beiden Helden sich Zombies stellen, die in New York mordend ihr Unwesen treiben. In einer alten Kirche stoßen sie auf eine mysteriöse Sekte, die auch schon den Argwohn einer Gruppe von Tierschützern geweckt hat.


    Die Geschichte ist leider nur durchschnittlich spannend, auch, weil (wieder einmal) von Beginn an feststeht, dass D'Agosta und Pendergast überleben müssen. Da hilft es auch nichts, dass der eine von einem Zombie angekaut wird, während der andere seine Lunge als Kugelfang zur Verfügung stellt. Letztlich verheilen alle Kratzer und garantieren das Happy End.


    Logik und Realitätsnähe entsprechen dem Durchschnitt der Pendergast-Reihe. Man muss sich auf die Geschichte einlassen, dann kommt auch Spannung auf. So darf es einen nicht stören, dass ein Boot zuerst ein Stück im Rückwärtsgang vom Steg wegfährt, bevor der Anlasser betätigt wird, um den Motor zu starten.


    Fazit: Leider kein Meilenstein, aber guter Durchschnitt für alle Fans des Duos.

    Der filmähnliche Schreibstil von Gold - Pirate Latitudes ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, bedient das Kopfkino aber vorbildlich, wenn man sich darauf einlässt. Im Vordergrund der Handlung steht der Freibeuter Charles Hunter, der mit seiner Crew einen höchst verwegenen Raubzug in spanischem Hoheitsgebiet startet. Dass dabei nicht alles glattläuft, versteht sich von selbst.


    Die große Stärke des Romans sind die historischen Elemente und die Einblicke, die man als Leser in das Geschehen des Piratenlebens bekommt. Weit ab von glamouröser Hollywood-Piraterie im Stil von Fluch der Karibik, stellt der Autor das harte Leben im Jahr 1665 in den Vordergrund. Die Pest in England wird ebenso anschaulich thematisiert wie Hunger, Entbehrung oder Sklavenhandel in der neuen Welt.


    Schiffskunde, Wetterphänomene, Waffengattungen oder medizinische Versorgung - ohne Zweifel steckt eine Menge Rechercheaufwand in dem spannenden Abenteuer. An vielen Stellen hat Michael Crichton seine Piratenstory so eng mit der Realität (reale Personen, Orte und historische Begebenheiten) verwoben, dass sie glaubhaft verschmelzen.


    Mit Sicherheit entsprechen die Charaktere auch gängigen Klischees, aber es wäre ungeschickt gewesen, krampfhaft neue/andere Figuren in diese historische Kulisse zu verpflanzen. Ihr Leben und ihr Verhalten entsprechen weitgehend dem, was durch die Aufzeichnungen von Alexander Exquemelin (Zeitzeuge) dokumentiert ist.


    Abgesehen von der Stilfrage (Drehbuchvorlage oder Abenteuerroman) gibt es keinen Grund, das Buch nicht zu empfehlen. Wenn es sich überhaupt größere Schwächen leistet, dann liegt das (einmal mehr) am Lektorat und an zu vielen Gefahren/Widrigkeiten, denen sich die Piraten hintereinander oder mitunter auch gleichzeitig stellen müssen. Auch die Rolle der allseits willigen Weiblichkeit (Oh, ein Pirat! Na, der darf mich sofort flachlegen!) wirkt in Summe überzeichnet.


    Fazit: Ein spannendes Abenteuer, das durch historische Details überzeugt und deshalb deutlich mehr Charme mitbringt als die meisten Blockbuster zu diesem Thema.

    Zunächst war ich erstaunt, dass die National Geographic Society, eine der größten gemeinnützigen wissenschaftlichen Vereinigungen, das Tagebuch eines Piraten publiziert. Eines vorweg: Ich wurde nicht enttäuscht.
    Spätestens seit Fluch der Karibik hat die breite Öffentlichkeit sofort ein Bild im Kopf, wenn der Begriff Pirat fällt. Genau deshalb ist es so wichtig, dass die historischen Begebenheiten - abseits der Hollywood-Komödien - nicht in Vergessenheit geraten.


    So unbeschwert und heldenhaft das Piratenleben auf der Kinoleinwand heute wirken mag, so gefährlich, brutal und kurz war es in der Regel. Das überlieferte Wissen um das Piratendasein verdanken wir nicht zuletzt den Aufzeichnungen von Alexander Exquemelin, der bei Henry Morgan als Wundarzt tätig war. Sein Tagebuch bildet das Grundgerüst dieses Sachbuchs, das, mit Karten und Zeichnungen illustriert, den Piratenalltag in der Karibik ungeschönt wiedergibt.


    Die Schilderungen vermitteln eine Menge Wissen über Strategien, Beweggründe und Lebensweise der Piraten, und stellenweise schockiert das Buch auch. Zum Beispiel, wenn ganz beiläufig in Nebensätzen erwähnt wird, wie und wie viele Indianer aus Nichtigkeiten am Nachmittag zu Tode gefoltert oder lebendig verbrannt wurden. Die Gleichgültigkeit, mit der Alexander die Gräueltaten (egal von oder an wem sie verübt werden) kommentiert, lassen sehr tief schließen, wie wenig ein Leben zu jener Zeit wert war. Erst recht, wenn es das von Sklaven war.


    Fazit: Keine leichte Lektüre, aber ein wichtiger Beitrag zum Verständnis des Freibeuterlebens.

    In Manhattan Karma schlägt sich der Privatdetektiv Leonid McGill mit neuen Auftraggebern und alten Unterweltkontakt herum. Einige von ihnen verbindet der Wunsch, McGill tot zu sehen.


    Der Autor, Walter Mosley, erzählt eine fast schon gemütliche Geschichte, die einem nicht mehr Herzrasen beschert als Agatha Christie zu ihren besten Zeiten. Actionszenen, übertriebene Gewalt oder psychische Grausamkeit hat man der Geschichte erspart. Stattdessen ist sie gespickt mit origineller Sprache (Kompliment an den Übersetzer) und zum Teil durchaus auch bissigem Wortwitz.


    Trotz des düsteren Grundtenors der Handlung schlägt die Stimmung nicht auf den Leser durch. Dass McGill Ich-Erzähler ist, trägt zu seiner Unverwundbarkeit bei, schützt ihn aber nicht vor Selbstironie. Zweifellos besitzt er mehr Mut und Herz als Intelligenz, was durchaus Sympathien beim Leser bringt. Dennoch erwischt man sich das ein oder andere Mal dabei, dass man denkt: Den Schlag hat/hätte er sich jetzt verdient.


    Fazit: Nicht unbedingt das, was man unter Hochspannung versteht, aber erfrischend anders und in jedem Fall lesenswert.

    Das Buch Grippe beschreibt die Situation mehrerer Überlebender nach einer Grippeepidemie in Irland. Der Kontakt zum Festland ist abgebrochen, und die Straßen sind voll mit wiederauferstandenen Grippeopfern. Die Zahl der Lebenden sinkt ebenso rapide, wie die Zahl der Zombies steigt. Der Druck auf die letzten Menschen erhöht sich.


    Interessant an der Herangehensweise des Autors ist, dass er mit mehreren Schauplätzen und unterschiedlichen Figuren beginnt, deren Zusammenhang sich dem Leser zunächst noch nicht erschließt. Erst nach und nach formt sich das Bild. Obwohl viele Zombieköpfe in dem Buch explodieren, stehen derartige Szenen nicht im Vordergrund. Einige Charaktere bekommen (gemessen an einer Zombiegeschichte) durchaus Tiefe, was aber nicht bedeutet, dass sie deshalb sicher sind. Im Vergleich zu anderen Büchern dieses Genres ist der Anteil an Action überschaubar.


    Insgesamt merkt man dem Autor leider an, dass er kein alter Hase in dem Genre ist. Gute Ansätze sind definitiv vorhanden, aber in Sachen Dauerspannung fehlt es der Story noch an Biss.


    "Dann zog er die Brille aus." Zugegeben, die Arbeit des Übersetzers ist kein Meilenstein aber insgesamt okay. Er verwendet leider extrem oft "indem" und - das ist sicher Geschmackssache - bemüht sehr gern Vergleiche, um Dinge zu beschreiben.


    Keine Geschmacksfrage, sondern einfach nur enttäuschend, ist die Druckqualität der ersten Auflage. Der Buchumschlag rollt sich schon nach ein paar gelesenen Seiten auf wie eine abgelöste Schuhsohle. Ebenfalls dringend zu verbessern ist das Lektorat: Rechtschreibfehler, fehlende Wörter etc.


    Fazit: Guter Buchtitel, interessante Ansätze, aber die Fieberkurve könnte steiler sein.

    Nach Rücksprache mit dem Autor habe ich die Buchreihe beliebig = mit "Mellers sechstem Fall" begonnen. Weiterempfehlen würde ich einen solchen Quereinstieg aber nur bedingt. Im Buch Flaschenköpfe wird die Vergangenheit mehrerer Figuren in Form von Andeutungen und Rückblenden bemüht. Teilt man deren Erinnerungen nicht, trüben solche Passagen das Lesevergnügen und bremsen die Geschichte leider aus, weil man zunächst fürchtet, etwas überlesen zu haben. (Wer ist das? Warum erwähnt Kommissar Meller jetzt den oder die? Worauf spielt er an?) Wer die Vorgänger kennt, sollte allerdings keine Probleme mit den Rückblenden haben.


    Die Story beginnt mit dem Einsatz eines Spionageabwehrchefs im Tarnanzug, der in Mödling durchs Unterholz robbt. Sofort ist klar, dass weder Spionageabwehrchef noch feindliche Geheimagenten in einen Mödlinger Lokalkrimi passen. Umso origineller und humorvoller ist die Auflösung, die der Autor dem stutzenden Leser offeriert. Geschmunzelt kann an vielen Stellen werden. Erst recht, wenn man die Parallelen zwischen Wolfgang Weiss und Kommissar Mario Meller (er)kennt. Selbiges trifft auch auf die Romanzen à la 007 (Kommissar Meller sieht aus wie George Clooney) zu.


    Neben der obligatorischen Suche nach dem Mörder, widmet der Autor sich auch gesellschaftspolitischer Kritik (Gier, Erbschaftsstreit, Umgang mit alten Menschen, Kinder mit zerrüttetem Elternhaus etc.) Flaschenköpfe ist definitiv mehr als nur ein Mord im seichten Wasser, das Buch hat stellenweise richtig Tiefgang.


    Irritiert hat mich, dass alles in der Mitvergangenheit geschrieben ist - auch längst vergangene Ereignisse, die in Form von Rückblenden (gern auch mitten im Kapitel) eingestreut werden. Kombiniert mit dem oben beschriebenen Quereinstieg ließen mich diese "Zeitsprünge ohne Wechsel der Erzählzeit" vor allem zu Beginn stolpern. Hat man sich erst an den (auch selbstironischen) Stil des Autors gewöhnt, steht guter Unterhaltung nichts mehr im Weg.


    Fazit: Vom Quereinstieg abgesehen, sind die Flaschenköpfe in jedem Fall eine Empfehlung wert.

    Nach seinem Jugendroman "Suicide Notes" hat Autor Michael Thomas Ford sich diesmal dem Zombiethema gewidmet. Ich würde nicht so weit gehen, sein neues Buch als klassischen Jugendroman zu bezeichnen, aber Jugendliche sind zweifellos die Zielgruppe.


    Die spannende Geschichte spielt deutlich in der Zukunft, trotzdem kommen alte Flammenwerfer und Halogenscheinwerfer zum Einsatz. Wer sich daran nicht stört, findet sich dort wieder, wo typische Zombiestorys aufhören: Der Krieg gegen die Zombies ist vorbei, die Welt ist am Abgrund gerade noch so vorbeigeschrammt, und die Gesellschaft hat sich wieder zu einem normalen Leben zusammengefunden. Während die (traumatisierten) "Alten" den Krieg gegen die Zombies noch selbst miterlebt haben, spielen ihre Kinder auf Holo-Computern das Grauen von damals nach. Josh, der beste virtuelle Zombiekiller, bekommt eines Tages die Chance, an einem Real-Life-Spiel teilzunehmen.


    Die Einladung klingt verlockend, verpflichtet Josh aber zur absoluten Geheimhaltung. Er beginnt, die Schule zu vernachlässigen, bricht mit seinem besten Freund, belügt seine Eltern und schluckt Tabletten, die das Spielgefühl verbessern sollen. Nach und nach entfernt Josh sich aus seiner gewohnten Umwelt und geht immer mehr Kompromisse ein, um in den verlassenen Tunneln unter der Stadt ein neues Abenteuer zu erleben. Mit jedem Schritt verbaut er sich den Rückweg in sein altes Leben weiter.


    Wer ein martialisches Schlachtfest erwartet, sollte sich lieber ein anderes Buch suchen, auch wenn blutige Szenen vorkommen. Im Vordergrund steht hier der Versuch, Kinder davor zu warnen, in eine Parallelgesellschaft abzurutschen. Rational betrachtet sind die Entscheidungen, die Josh und seine Freunde treffen ebenso falsch wie dumm. Man könnte sich auf den Kopf klatschen und fragen: Josh, wie blöd bist du?
    Und genau das will der Autor bei seinen jugendlichen Lesern wahrscheinlich auch erreichen.


    Wahrscheinlich? Da es leider kein Vorwort gibt, kann man hierzu nur spekulieren. Es fällt aber auf, dass das irrationale Verhalten gegen Ende sogar noch zunimmt. Obwohl Josh und seine Freunde die Gefahr endlich erkannt haben, scheuen sie weiterhin vor externer Hilfe (Eltern, Polizei) zurück. Dass ihre Freunde sterben, traumatisiert sie nicht, sondern lässt sie das Grauen wie ein Computerspiel erleben. Ein Leben nach dem anderen geht den Bach runter, doch die Jugendlichen haben immer noch einen lustigen Witz oder ein Lächeln auf den Lippen und sind überzeugt, dass sie aus der Sache noch heil herauskommen.


    Fazit: Gefestigte Persönlichkeiten werden die Entscheidungen der Protagonisten nur selten nachvollziehen können. Dennoch ist gut beschrieben, wie ein (für Erwachsene) harmloses Problem durch Gruppendruck, Tabletten, Angst vor Eltern und Geheimnistuerei zur Katastrophe heranwächst.

    Michael Parson, der Navigator eines US-Transportflugzeugs, und die Militärdolmetscherin Gold sind die Protagonisten in diesem Thriller. Sie sollen einen Talibanführer ausfliegen, werden aber über dem Hindukusch abgeschossen und müssen notlanden. Dem Klappentext folgen rund 360 Seiten, auf denen die Flucht vor den Taliban durch verschneite Hänge, Höhlen und Bergdörfer beschrieben wird.


    Die Geschichte spielt zur Gänze in den winterlichen Bergen von Afghanistan. Ein Land, über dem der Autor bei Lufttransporteinsätzen für die Air-Force selbst unterwegs war. Berücksichtigt man, dass es sein Erstlingswerk ist, schlägt Thomas sich gut. Die Charaktere sind allesamt keine Sympathieträger, bleiben sich aber selbst treu. Erwähnenswert ist, dass der Autor sich Zeit nimmt, um nicht nur die Seite der Amerikaner zu beleuchten, sondern, zumindest auch ansatzweise, etwas Kritik an deren Einsätzen einfließen lässt.


    Ein paar kleine Ungereimtheiten gibt es (z. B. die Anzahl der Schneeschuhe, bzw. wer sie am Ende hat/haben müsste), doch insgesamt wirkt die Story in sich schlüssig: Befehle werden erteilt, befolgt und führen nicht zwangsläufig zum gewünschten Ergebnis. Militär eben.


    Als Leser weicht man dem Navigator Parson nie von der Seite, womit schnell offensichtlich ist, dass er überleben muss. Das schmälert leider auch die Spannung, die zwar vorhanden ist, aber nie für richtiges Herzklopfen reicht. Stattdessen gibt es viel Schnee, Eis und Erfrierungen. Dazu Schießereien, Explosionen und Exekutionen. Einige der Schlüsselszenen kennt man aus den Nachrichten der letzten Jahre, was aber kein Nachteil ist, sondern hilft, die Geschehnisse besser einordnen zu können.


    Fazit: Linear erzählte Geschichte, die keine Hochspannung bietet und ohne Ortswechsel, Zeitsprünge und überraschende Wendungen auskommt. Da auch die Anzahl der Figuren nicht ausufert, sind die Ansprüche an den Leser überschaubar.

    Spaniens Regierung sieht einem drohenden Bürgerkrieg entgegen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion werden 7900 Goldkisten außer Landes geschafft. Das Vermögen wird nach Russland eingeschifft und soll dort die unruhigen Zeiten überdauern. 100 Kisten gehen gleich beim Transport verloren, doch auch das restliche Gold sehen die Spanier nie wieder - clevere Russen ;-)


    Im Vordergrund steht die Suche der verlorenen 100 Goldkisten, von deren Verbleib nur der "Azteke" weiß. Das suggeriert zumindest der Klappentext und deutete damit weit mehr an, als das Buch hergibt. Wer sich eine spannende Schatzsuche erwartet, ist bei dieser Geschichte völlig falsch. Die Bewerbung als Thriller lässt auf ein Abenteuer hoffen, das nie stattfindet.
    Obwohl Geheimdienste und politische Verflechtungen zum Teil sehr intensiv thematisiert werden (Stichwort Revolutionen in Südamerika), kommt das Buch nicht in die Nähe von spannungsgeladenen Politthrillern im Stil eines Robert Ludlum.


    Die ersten 120 Seiten habe ich in der Hoffnung gelesen, dass die Schatzsuche nun endlich beginnt oder zumindest Figuren auftauchen, mit deren Schicksal ich mich identifizieren kann. Beides ist nicht passiert, weshalb ich zum Querlesen übergegangen bin. Mangels interessanter Passagen musste ich irgendwann auch das aufgegeben.


    Fazit: Für mich ist das Buch ein klassischer Fehlkauf, weil es überhaupt nicht dem entsprochen hat, was ich mir durch die Beschreibung erwartet habe. Verfilmt bekäme das Werk wahrscheinlich diverse Subventionen und Kulturpreise, aber Kinokassen bringt man damit eher nicht zum Klingeln.

    Man stelle sich vor, ein Autor schreibt an einem humorvollen Krimi. Das Buch ist weit fortgeschritten, als sich der Verleger meldet und meint, er hätte beim Mittagessen seine Vorliebe für Horrorliteratur entdeckt. Also wechselt der Autor für das Ende seines Buchs kurzerhand das Genre. So oder so ähnlich könnte es tatsächlich gelaufen sein, doch immer schön der Reihe nach:


    In seinem Buch "Grabräuber gesucht" beschreibt Jeff Strand, warum es keine gute Idee ist, sich von einer Unbekannten zu einer Grabschändung überreden zu lassen, auch wenn dafür 20.000 Dollar winken. Der Autor hat mit dem Privatdetektiv Andrew Mayhem einen sympathischen Protagonisten entworfen, der einen zum Schmunzeln bringt. Eine kluge Ehefrau, zwei aufgeweckte Kinder und ein viel zu gutmütiger Freund runden das Bild ab. Über zwei Drittel des Textes entwickelt sich die Story vor allem durch die humorvollen Charaktere. Dabei nimmt aber auch die Spannung laufend zu, denn so ein Grabraub zieht zwangsläufig einen Rattenschwanz an Problemen nach sich.


    Leider würgt der Autor die bisherige Geschichte im letzten Drittel ab und zwingt seine Figuren durch fragwürdige Horrorelemente zu einer 180-Grad-Wende. Zugegeben, die Spannung erhöht sich dadurch noch einmal, aber die zuvor liebevoll eingeführten Protagonisten müssen sich immer weiter verbiegen, um in das erzwungene Ende zu passen. So darf Privatdetektiv Mayhem beispielsweise nicht die Polizei zu Hilfe rufen, sondern muss sich völlig atypisch und unlogisch verhalten. Weil er die schwere Last der Verantwortung (es geht um mehrere Menschenleben) nicht alleine tragen kann, vertraut er sich statt Polizei und bestem Freund lieber dem offensichtlichen "Entführer = Mörder" an. Gleichzeitig kann Mayhem nur darauf hoffen, dass die Polizei ihn anhält, weil er beim Abbiegen aufs Blinken vergessen hat. Selten wurden Protagonisten so vom Autor im Stich gelassen. Am Ende bleiben alle Überlebenden schwerst traumatisiert zurück - bereit, dem Leser im nächsten Abenteuer wieder die lustige, unbeschwerte Familie vorzuspielen.


    Fazit: In den ersten beiden Dritteln setzt der Autor seine Figuren geschickt ein, um die Spannung zu steigern. Doch gegen Ende entbrennt ein Kampf Protagonisten gegen Autor (Lektor?), den alle verlieren.