The Hood - Gavin Knight

  • Mit der Einordnung in die richtige Kategorie tue ich mich bei diesem Buch ein wenig schwer, da es ein "fiktiver Thrillerband" ist, der "auf wahren Begebenheiten und echten Personen beruht" - heißt es bei amazon, wo es übrigens auch unter Krimis/Thriller einsortiert ist, auch wenn man darüber streiten mag....


    OT: Hood Rat


    Kurzbeschreibung:
    In London wird der einst gefürchtete Gangleader Pilgrim aus dem Gefängnis entlassen. Auf den Straßen herrscht jetzt ein anderer: Der 14-jährige Troll, ein ehemaliger Kindersoldat, kennt keine Hemmungen.
    In Manchester jagt Detective Anders Svensson den Drogenboss Merlin und dessen Vollstrecker, den eiskalten Killer Flow. Sein legendäres Informantennetzwerk soll sie zu Fall bringen. Ihm bleibt nicht viel Zeit.
    In Glasgows tristen Vororten schlachten sich Teenager in Gangfights gegenseitig ab. Polizeianalystin Karyn McCluskey kann das sinnlose Blutvergießen in Europas gefährlichster Stadt nicht mehr mit ansehen. Ihr Kampf scheint aussichtslos.


    Über den Autor:
    Gavin Knight schreibt vor allem für Guardian, Newsweek, The Times und Monocle. Zwei Jahre lang hat er als "embedded journalist" Polizeieinheiten in Großbritannien bei ihrem Kampf gegen Gangkultur und Drogenkriminalität begleitet. "The Hood" ist sein erstes Buch.


    Meine Rezension:
    "The Hood" ist kein Thriller im herkömmlichen Sinn. "The Hood" ist das Ergebnis einer intensiven Recherche des Autors Gavin Knight über Jugendbanden und Kriminalität in Großbritannien. In drei voneinander unabhängigen Geschichten nimmt Knight den Leser mit in die Realität der Gangproblematik, die sich in allen Großstädten ähnelt und doch immer wieder aufs Neue durch ihre Brutalität entsetzt. Alle drei Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten, unzähligen Gesprächen mit Tätern, Opfern und Polizisten und endlos vielen Einsätzen, die Knight begleitet hat. Sein hier erlangtes Wissen und die Erfahrungen, die er gesammelt hat, hat er zu einem ebenso präzisen und schonungslosen wie nachdrücklichen Mix aus Berichterstattung und Thriller verarbeitet, den ich in dieser Form noch nicht kannte.
    "The Hood" ist wirklich kein Thriller im herkömmlichen Sinn - aber mindestens genauso spannend erzählt. Und wenn man sich zwischendurch aus dem Lesesog befreit und sich wieder bewusst wird, dass dies hier keine Fiktion, sondern die Realität ist, sind Entsetzen, Betroffenheit und Nachdenklichkeit nicht aufzuhalten. Auch wenn es innerhalb der Geschichten einige irritierenden Sprünge in der Handlung oder Erzählperspektive gibt (die sich allerdings durch die abschließenden Anmerkungen des Autors erklären), hätte Knight in seiner unnachahmlichen Art noch seitenlang weiter erzählen können. Ein Buch, dem ich viele Leser wünsche - nicht nur solche, die sich ohne direkten Bezug für das Thema Bandenkriminalität in Westeuropa interessieren, sondern auch (oder vor allem) solche, die Einfluss auf politische Entscheidungen haben.


    8 Punkte von mir!

  • Hört sich sehr interessant an. Sehr schöne Rezi. Herzlichen Dank dafür. Ich werde das Buch dann mal auf meine Wunschliste packen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von milla
    Gerne, Voltaire! :wave


    Ich musste mich beim Lesen immer wieder dazu zwingen, mir bewusst zu machen, dass DAS Realität ist - da läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter...


    Das animiert mich jetzt, das Buch nicht lange auf der Wunschliste versauern zu lassen. Ich werde es wohl bald kaufen und dann auch lesen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Titel: The Hood
    Autor: Gavin Knight
    Übersetzt aus dem Englischen von: Jürgen Bürger
    Verlag: Ullstein
    Erschienen: März 2012
    Seitenzahl: 304
    ISBN-10: 3550088981
    ISBN-13: 978-3550088988
    Preis: 14.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    In London wird der einst gefürchtete Gangleader Pilgrim aus dem Gefängnis entlassen. Auf den Straßen herrscht jetzt ein anderer: Der 14-jährige Troll, ein ehemaliger Kindersoldat, kennt keine Hemmungen. In Manchester jagt Detective Anders Svensson den Drogenboss Merlin und dessen Vollstrecker, den eiskalten Killer Flow. Sein legendäres Informantennetzwerk soll sie zu Fall bringen. Ihm bleibt nicht viel Zeit. In Glasgows tristen Vororten schlachten sich Teenager in Gangfights gegenseitig ab. Polizeianalystin Katryn McClusky kann das sinnlose Blutvergießen in Europas gefährlichster Stadt nicht mehr mit ansehen. Ihr Kampf scheint aussichtslos.


    Der Autor:
    Gavin Knight schreibt unter anderem für den GUARDIAN, THE TIMES und NEWSWEEK. Über zwei Jahre begleitete er regelmässig Polizeieinheiten in den innerstädtischen Bezirken von London, Manchester und Glasgow.


    Meine Meinung:
    Erzählt werden in diesem Buch drei wahre Geschichten. Es geht um Bandenkriminalität in London, Manchester und Glasgow. Jede dieser drei Geschichten steht für sich und jede dieser drei Geschichten hängt auch ein wenig in der Luft, wenigstens ist das mein Eindruck. Es werden Geschehnisse aneinandergereiht und man fragt sich als Leser eigentlich nur: Warum? Geht es dem Autor nur darum Tatsachen mitzuteilen, die dann aber für sich allein stehen müssen. Es fehlt in den jeweiligen Geschichten der Zusammenhang, der Sinn der in der Aneinanderreihung der Geschehnisse liegt. Der Autor berichtet über das was sichtbar ist, schaut aber kaum hinter die Kulissen. Hier hätte man sich als Leser ein wenig mehr Tiefe gewünscht. Die Erzählweise ist kühl, sehr distanziert und so lernt man auch die handelnden Personen kaum kennen, auch von ihnen werden nur Äußerlichkeiten vermittelt. Im Ergebnis bin ich von diesem Buch eher enttäuscht. Das Buch liest sich wie ein Report und verzichtet dabei leider auf eine Interpretation des Erzählten.
    Als Tatsachenbericht eher schwach – der Autor hätte besser daran getan auch einmal klar Position zu beziehen. Und er beschreibt zudem nichts, was auch vorher nicht schon bekannt war.
    Fazit: Kann man lesen – muss man aber nicht. 6 Punkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Schade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat, aber deine Rezi war auch sehr aufschlussreich, denn wenn du schreibst:


    Zitat

    Original von Voltaire
    Der Autor berichtet über das was sichtbar ist, schaut aber kaum hinter die Kulissen. [...] Die Erzählweise ist kühl, sehr distanziert und so lernt man auch die handelnden Personen kaum kennen, auch von ihnen werden nur Äußerlichkeiten vermittelt. [...] Das Buch liest sich wie ein Report und verzichtet dabei leider auf eine Interpretation des Erzählten.


    stimme ich dir absolut zu! Nur hat mich diese Erzählweise irgendwie gepackt - warum weiß ich auch nicht :lache

  • Zitat

    Original von milla
    Schade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat, aber deine Rezi war auch sehr aufschlussreich, denn wenn du schreibst:



    stimme ich dir absolut zu! Nur hat mich diese Erzählweise irgendwie gepackt - warum weiß ich auch nicht :lache


    Aber es ist doch auch eigentlich eine spannende Sache das es immer wieder unterschiedliche Ansichten gibt. Das macht auch den ganz besonderen Reiz dieses Forums aus. :-) :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.