Mein erstes Print-Buch mit Amazons Create Space

  • Morgen,


    es ist noch gar nicht so lange her, dass ich darüber philosophiert habe, warum ich mein nächstes selbstverlegtes Buch nicht nur als eBook, sondern auch als Print-Buch herausbringen will. Kaum habe ich das gesagt, bringt Amazon auch schon seinen hauseigenen Print-on-Demand-Service CreateSpace (den es bisher nur in den USA gab) bei uns in Europa an den Start.


    Als kleinen Testballon habe ich meinen Kurzkrimi "Kommissar Müller greift nach den Sternen" dort veröffentlicht. Hat auch alles innerhalb von 3 bis 4 Tagen funktioniert. Hier habe ich einen ausführlichen Bericht über meine ersten Erfahrungen geschrieben: danielmorawek.de/2012/05/24/erfahrungsbericht-mein-erstes-print-buch-mit-amazons-createspace/



    Gruß
    Daniel

  • Hi Roma,



    bei book-on-demand.de habe ich auch noch kein Buch herausgebracht, ich bin dafür also kein Experte (es scheint aber so, dass erst mal eine Mindestauflage von 30 Stück gedruckt werden muss, wenn ich das richtige sehe). Bei bod.de, die ja die bekanntesten in Deutschland sind, hatte ich schon mal für meine Großmutter ein Buch veröffentlicht.


    Bei bod.de zahlt man zur Zeit 39 Euro für die Veröffentlichung und monatlich knapp 2 Euro fürs Datenmanagement. Man unterschreibt aber immer einen fünf Jahresvertrag. Damit muss man zu den 39 Euro als 60 Monate mal ca. 2 Euro - sprich noch mal so 120 Euro über einen längeren Zeitraum hinzurechnen.
    Will man vorher kündigen muss man zahlen - ich glaube es waren 299 Euro, müsste ich aber noch mal genau nachlesen.


    Das hat aber auch Vorteile: bod.de kümmert sich auch um die Ablieferung der Pflichtexemplare und die Bücher sind im kompletten Buchhandel verfügbar. Bei Anbietern wie bod.de und book-on-demand.de gibt es außerdem mehr Möglichkeiten bei der Buchausstattung zu wählen.


    CreateSpace ist eine US-Firma, also muss der Autor sich um Pflichtexemplarabgaben in Deutschland selbst kümmern. Das sind also doch noch Kosten die entstehen, auch wenn bei CreateSpace die Erstellung eines Buches erst mal kostenlos ist (sogar mit ISBN-Nummer). Aber im Gegensatz zu bod.de (und auch im Gegensatz zu book-on-demand.de/) sind die CreateSpace-Bücher zur Zeit nur über Amazon erhältlich.



    Ein klarer Vorteil bei CreateSpace ist, dass die Autorentantiemen pro verkauften Buch in der Regel bei gleichem Verkaufspreis deutlich über dem liegt, was andere Anbieter bisher ermöglichten (das liegt natürlich daran, dass Amazon die Bücher direkt verkauft, also keine Prozente für den Zwischenbuchhandel einkalkuliert werden müssen).

  • Danke für die Erläuterungen, Daniel. Das Thema ist wirklich interessant. Einer meiner Freunde möchte ein Sachbuch schreiben, an ihn habe ich bei deinem Bericht gedacht. Bei meinen Recherchen bin ich auf der Seite http://www.lulu.com/de gelandet. Das hört sich auch nicht uninteressant an.

  • Wenn Du mal in diese Print-Demand-Anbieter-Übersicht schaust, heißt es bei lulu im Fazit: "Ein großes Manko von Lulu ist jedoch die völlig unübersichtliche Seitengestaltung: Informationen sind veraltet, widersprüchlich und in jedem Fall extrem schwer auffindbar."
    upload-magazin.de/selfpublishing-guide/2010/08/19/buchpublisher-im-ueberblick


    Der Artikel ist zwar 1 1/2 Jahre alt und damit sicherlich nicht auf dem neusten Stand. Trotzdem fürchte ich, dass sich bei der Unübersichtlichkeit von lulu wenig geändert hat.


    Das ist eben auch ein großer Vorteil von CreateSpace: Amazon hat verstanden, dass Autoren möglichst einfache Lösungen brauchen. CreateSpace funktioniert wirklich sehr einfach und ist übersichtlich (dafür gibt es eben weniger Wahlmöglichkeiten).

  • Danke für den interessanten Link, ich bin überrascht über die Vielzahl der Möglichkeiten :yikes


    Ein wenig Bedenken habe ich bei CreateSpace wegen der fehlenden Englischkenntnisse des Schreibers. Und selbst wenn ich helfen würde- ob ein vor Jahrzehnten erworbener Schulenglisch-Rest ausreicht?? :gruebel

  • Interessante neue Möglichkeit, obwohl ich zugeben muss, daß mich persönlich der Papierkrieg mit deutschen und amerikanischen Behörden schon abschrecken würde.


    Es gibt im übrigen auch PoD-Anbieter, bei denen man keine Eigenexemplare bestellen muss oder monatliche Kosten hat, dafür aber dann eine Einmalgebühr zu Anfang. Der Vorteil ist das Listing in allen Online Buchshops gegenüber dem Nur-Amazon-Listing, da muss dann jeder selbst wissen, ob ihm das das Geld wert ist.


    Was mich interessieren würde ist, ob es support gibt bei Schwierigkeiten. Wenn die Formatierung nicht klappt oder der PDF-Upload, hat man dann einen Ansprechpartner und wenn ja ist der kostenpflichtig?

  • Zitat

    Original von Tannenbernie


    Was mich interessieren würde ist, ob es support gibt bei Schwierigkeiten. Wenn die Formatierung nicht klappt oder der PDF-Upload, hat man dann einen Ansprechpartner und wenn ja ist der kostenpflichtig?


    Ja, man kann anrufen (halt in den USA) oder einfach eine Mail schicken – Antwort kommt normalerweise am selben Tag. Auch die Druckdaten, die man hochlädt werden wohl von "echten" Menschen geprüft, die im Zweifelsfall Anmerkungen einfügen, wenn etwas nicht stimmt ...

  • Interessanter Link, vielen Dank!
    Kannst Du auf die Schnelle eine Info dazu geben, wie die Kalkulation der Verkaufspreise dort funktioniert? Eines der größten Mankos von BoD ist m.E. (ich kenne es nur aus dem Alltag einiger Kleinverlage, die das System ebenfalls nutzen), dass im Grunde nur Bücher mit bis zu ca. 250 Seiten möglich sind, da alles darüber hinaus zu irrwitzigen Preisen führt, für die kein Mensch mehr das Buch kaufen würde.
    Eine BoD-Produktion von um die 250 Seiten kann man wohl für ca. 14 - 15 EUR verkaufen (alles drunter bedeutet für eine ordentliche Verlagskalkulation Verlust). Immer noch viel zu teuer im Vergleich zu marktgängigen Taschenbüchern, und die Käufer werden durch geringe Seitenzahl und entsetzlich gequetschtes Layout abgeschreckt --> man presst dann Bücher, die sonst 400+ Seiten hätten, in diese Formate.


    Sollte der Amazon-Dienst das technisch besser gelöst haben (d.h. die Produktion echter Taschenbücher mit 300-400 Seiten zu konkurrenzfähigen Endverkaufspreisen), hätten sie natürlich einen echten Marktvorteil ...


    LG, Andrea

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    Meiner Erfahrung nach kann man mit Büchern bis 400 Seiten zwar bei PoD-Verlagen noch zwischen 15-20 Euro bleiben, aber so ein Preis schreckt schon ab.


    Selbst die obligatorischen 14,90EUR, bei denen Kleinverlage, die das System nutzen, zu landen versuchen, schrecken bereits viele Käufer ab - die eher 9,90EUR für 400-Seiten- TBs gewöhnt sind.
    Aus diesem Grund verkaufen sich bei solchen Verlagen auch die eBooks um Lääääängen besser, als Print.
    Jetzt sagt die Statistik: eBooks machen nur 1-2% der Buchhandelsumsätze in Deutschland aus. Richtig. Aber ich würde wetten, dass auch der Online-Verkauf von Printbüchern unbekannter Autoren nur einen winzigen Prozentsatz ausmacht, d.h. die Gesamtverkaufszahlen sind ohne Buchladenpräsenz ohnehin so klein, dass auf diese Stückzahlen gerechnet eBook dann doch wieder besser wegkommt.
    //Edit: Beziehungsweise, beim Verkauf eines eBook bleibt für den Verkäufer mehr übrig - d.h. selbst bei höheren Verkaufszahlen des Printtitels kann die eBook-Ausgabe immer noch lohnender sein.


    Interessant fände ich den direkten Vergleich eines Buchtitels im Kleinverlag oder Selbstverlag (also ohne Vertriebsnetzwerk in den Präsenzbuchhandel) eBook vs. Print.

  • von agu


    Interessant fände ich den direkten Vergleich eines Buchtitels im Kleinverlag oder Selbstverlag (also ohne Vertriebsnetzwerk in den Präsenzbuchhandel) eBook vs. Print.


    ...den kann ich dir annähernd sagen (betrifft aber nur Kleinverlage o.ä.)
    100 : 3 print zu ebook


    Bei Publikumsverlagen sieht es noch schlechter aus, solange ein print existiert. Gibt es kein print (mehr, da Auflage vergriffen, oder nur als ebook zu haben) steigt ehemaliges print in Relation zur ehemaligen Auflage 100 : 10 print/ebook
    Bei nur-ebooks fehlt ein Maßstab


  • Danke, Hef.
    Wobei ich bei meinen eigenen Kleinverlagstiteln, die in der Backlist laufen (also nicht mehr ganz taufrisch sind), eher den Effekt sehe, dass zumindest bei Amazon die Verkäufe sich ungefähr 50:50 zwischen eBook und Print einpendeln.
    Aber das ist wie gesagt nur eine einzige Platform.


    LG Andrea

  • Zitat

    Original von Roma
    Daniel, welchen Vorteil hat denn diese Möglichkeit gegenüber (z.B.)
    http://book-on-demand.de/ ?


    Ich habe mal mit meiner Verlegerin gesprochen, und die meinte, dass das Amazon-Angebot im Vergleich zu BoD (noch) deutlich schlechter abschneidet:
    - Amazon will 55% Anteil von Verkaufspreis, während BoD 45% nimmt, was die leicht günstigeren Seiten-Preise wieder auffrisst
    - beim Cover bist Du auf 'glänzend' eingeschränkt (was, wie ich finde, immer ein bisschen billig aussieht)
    - es wird nur Amazon als Online-Händler bedient - die anderen bleiben außen vor (d.h. auf Buch.de usw. ist der Titel dann nicht lieferbar)
    - es gibt Probleme, wenn doch mal über den Buchhandel ein Titel bestellt werden soll - Amazon hat nicht ansatzweise die Liefer-Infrastruktur, die BoD bereitstellt
    - will man echte Kleinauflagen drucken, bietet BoD günstige Rabattsysteme an, die Amazon nicht bietet


    Also bottom line: mit BoD fährt der Selbstverleger wahrscheinlich besser - aber natürlich belebt Konkurrenz das Geschäft, d.h. die pure Existenz des Amazon-Service könnte dazu führen, dass an einigen Mißständen, die bislang bei den anderen Print on Demand Anbietern herrschen, gearbeitet wird.
    Stichwort - Bücher über 250 Seiten im klassischen TB-Format zu akzeptablen Preisen.


    LG Andrea

  • Zitat

    Original von Elin
    Die Endpreise sind eindeutig niedriger als bei anderen Anbietern. Allerdings zahle ich bei einem Preis von 9,90 für ein 500 Seiten Buch 66 cent drauf, bei 14,90 Euro verdiene ich als Autor 1,14 Euro.


    Das ist günstig. Bei Tredition als PoD-Anbieter müßte man ein 500-Seiten-Werk für 20,50 Euro verkaufen, um 1,12 Euro zu erhalten. Sieht so aus, als ob das eine ernste Konkurenz für bestehende PoD werden könnte, wenn es mal sinnvoll in Deutschland aufgebaut ist.


    Schlechte Vertriebswege hin zu anderen Verkaufsportalen sehe ich als geringen Nachteil, wenn dafür im gegenzug das Buch einen verkaufbaren Preis erhält.


  • Was Du da beschreibst, hört sich so an, als ginge es um Amazon POD, den POD-Service, den Amazon Verlagen anbietet.
    CreateSpace ist eine Tochterfirma von Amazon, die sich gezielt an Selbstverleger richtet, hier muss man also die Angebote unterscheiden.


    Bei CreateSpace bekommt ein Autor in der Regel deutlich mehr Tantiemen als bei bod.de und es sind wirklich günstige Preise für Taschenbücher möglich. Zumindest bis in den Bereich bis 350 Seiten. Ab 400 - 500 Seiten muss man natürlich auch mehr als 10 Euro Verkaufspreis kalkulieren.


    Richtig ist: CreateSpace-Bücher sind in Deutschland bisher nur über Amazon zu beziehen (in den USA auch über den normalen Buchhandel). Ein Rabattsystem für Kleinauflagen bietet CreateSpace sehr wohl - es lohnt sich aber meist nur bei Auflagen ab 20 Stück, da diese Bücher in den USA gefertigt werden und nach Deutschland geschickt werden müssen. Bücher die bei Amazon bestellt werden, werden ganz normal in Leipzig gedruckt und sofort danach versandt.