Julian Fellowes - Eine Klasse für sich

  • Englischer Originaltitel: "Past Imperfect"


    Klappentext
    Damien - enorm reich, aber sterbenskrank - residiert mit seiner Dienerschaft in einem prächtigen Haus in Cambridge und hat nur einen Wunsch: Er möchte in Erfahrung bringen, ob er nicht doch einen Sohn, einen Erben hat für seine Reichtümer. Denn vor über zwanzig Jahren hat er einen anonymen Brief erhalten, in dem genau das angedeutet wurde.
    Der Erzähler der Geschichte soll nun diskret herausfinden, ob es diesen Sohn tatsächlich gibt. Dazu bekommt er die illustre Liste der Geliebten jener Zeit, die als Absenderinnen infrage kommen. Es sind fünf an der Zahl - und es sind fünf Besuche, die uns entführen in die untergegangene Welt des britischen Adels, bevor 1968 alles wie ein mottenzerfressener Teppich zerfiel.
    Der Chronist schwelgt in der Vergangenheit, beschreibt diese versunkene Welt, in der Damien plötzlich auftauchte. Er kam aus dem Nichts, aber die jungen Damen der besseren Gesellschaft luden Damien zu allen Festen ein, umschwärmten ihn. Und alle anderen hatten das Nachsehen.



    Der Autor
    Julian Fellowes wurde 1949 in Ägypten geboren, wuchs in England auf und studierte in Cambridge. Er ist preisgekrönter Autor von Romanen und Drehbüchern, für „Gosford Park“ wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet. 2009 wurde er n den Adelssatnd erhoben. Julian Fellowes lebt mit seiner Familie im Südwesten der englischen Grafschaft Dorset.





    Ich kannte bereits "Snobs" von Julian Fellowes, und genau wie dort führt uns auch hier ein namenlos bleibender Erzähler tief in das englische Gesellschaftswesen hinein.


    Der Erzähler, wie gesagt namenlos, wird zu einem alten Freund gerufen. Zwar sind sie seid langem verfeindet, aber ablehnen kann er irgendwie auch nicht. Einst, vor rund 40 Jahren, in den 60ern also, führte er Damien in die Gesellschaft ein. Denn der Erzähler gehört dzur englischen Oberschicht, Damien dagegen stammt aus "normalem" Hause. Damien ist charmant und gutaussehend, geschickt erwirbt er sich einen Platz in der Clique des Erzählers und durchläuft die Saison fast als einer von ihnen. Vor allem die Mädchen sind von ihm angetan. Das Wohlwollen des Erzählers weicht bald einer Abneigung, denn Damien ist irgendwie überall und scheint sich sogar die Gunst von Serena, die der Erzähler heimlich liebt, erworben zu haben.


    Das Buch ist gegliedert in Kapitel, die jeweils Namen der beteiligten Personen tragen. Dazu gehören die 5 Damen, die als evtl Mutter eines Sprößlings von Damien in Betracht kommen. Der Erzähler klappert sie nacheinander ab. Dabei bereichtet er von den Ereignissen von vor 40 Jahren und wie er sie dann heute trifft. Immer wieder kommt ein unheilvolles Dinner in Portugal zur Sprache, das dazu führte, das sich der Erzähler mit Damien überwarf und die kleine Gruppe von Freunden entgültig zerbracht.


    Julian Fellowes erzählt seine Geschichte in angenehmen Plauderton. Ungezwungen flicht er englische Verhaltensweisen mit ein, das Benehmen, wie man etwas sagt zueinander und was man hineininterpretieren kann. Er klappt den ganzen Verhaltenskodex aus. Das ist sehr amüsant. Dazu steigt die leise Spannung, wer denn nun evtl ein Kind von Damien hat (obwohl man sich das eigentlich nach einer Weile denken kann). Ich war zudem sehr gespannt, was bei dem Dinner in Portugal vorgefallen war. Das erfährt man dann auch ganz zum Schluß.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich mag den Stil des Autors und ich mag England und alles Englische. Julian Fellowes hat ein gutes Auge für die kleinen Details des Umgangs miteinaneinder. "Eine Klasse für sich" hat mir noch besser gefallen als "Snobs", auch wenn sie ähnliche Themen bearbeiten. In "Snobs" hat er ein wenig mehr oberlehrerhaft geklungen, hier hat er sein Anliegen, uns die englische Oberschicht zu erklären, ungezwunger und unterhaltsamer verpackt und vergisst darüber auch nicht seine Story und seine Personen.


    Ich habe das Buch sehr rasch in wenigen Tagen gelesen und werde bestimmt nach weiteren Büchern des Autors (der übrigens auch am Drehbuch der von mir sehr geliebten Serie "Downton Abbey" mitgeschrieben hat) Ausschau halten.

  • Ich habe das Buch inzwischen gelesen und leider konnte es mich nicht so recht überzeugen. Insbesondere die Rückblicke auf die 70er Jahre fand ich teilweise extrem langwierig und nicht sonderlich spannend. Sicherlich lag das auch daran, dass ich das Buch auf Englisch gelesen habe wo ich zugegebenermaßen lange detailreiche Beschreibungen eben nicht so gut verstehe wie im Deutschen - und diese ausführlichen Beschreibungen sind in diesem Buch keine Seltenheit.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Das Buch habe ich über Weihnachten im Julian Fellowes (bzw. Downton Abbey)-Wahn gelesen.


    Es zog sich. Für mich war es zu viel Info Dumping. Der Autor beschreibt und beschreibt jede Kleinigkeit und leider kommt die Handlung dabei zu kurz, oder wird nur als Aufhänger genommen, noch irgendetwas zu beschreiben. Am Ende weiss man alles, aber auch wirklich alles über Debütantinnen und wie so eine Ballsaison abläuft, obwohl die Präsentation bei Hofe zu dem Zeitpunkt schon abgeschafft war.


    Ich fand es eher zäh.