Walter Kempowski - Haben Sie davon gewusst? Deutsche Antworten

  • Titel: Haben Sie davon gewusst? Deutsche Antworten
    Autor: Walter Kempowski
    Verlag: btb
    Erschienen: April 1999
    Seitenzahl: 160
    ISBN-10: 3442725410
    ISBN-13: 978-3442725410
    Preis: 7.50 EUR


    Der Autor:
    Walter Kempowski wurde 1929 in Rostock geboren, 1948 von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er acht Jahre in Bautzen verbüßte. Er lebt und arbeitet in Nartum bei Bremen. 1971 erhielt er den Förderpreis des Lessing-Preises. Mit seiner neunbändigen Deutschen Chronik, zu der Romane wie "Tadellöser & Wolff" (1971), "Ein Kapitel für sich (1975), "Aus großer Zeit" (1978), "Herzlich willkommen" (1984) gehören, wurde Kempowski zum Bestsellerautor und Chronisten des deutschen Bürgertums. Er starb am 5. Oktober 2007.


    Meine Meinung:
    Walter Kempowski, ein eher literarisches Leichtgewicht, als Chronist und als Sammler von Meinungen, Anmerkungen und Statements aber durchaus sehr fleißig – hat in diesem Buch Antworten von Deutschen zusammengetragen, die man lediglich gefragt hatte: Haben Sie davon gewusst? Von den Konzentrationslagern und den Massenvernichtungen.


    Beeindruckend ist die Unterschiedlichkeit der Antworten, da wechseln sich tiefe Betroffenheit und peinliche Selbstgerechtigkeit immer wieder ab. Da finden sich eben auch die drei Affen „nicht sehen, nichts hören, nicht reden“. Die Menschen gingen unterschiedlich mit dem Wissen um diese Zeit um – wo die einen meinten nichts dürfe vergessen werden, da meinten die anderen, irgendwann müsse einfach mal auch Schluss mit diesen Geschichten sein.


    Die Meinungen die zu diesem Stimmungsbild führen wirken authentisch – und insofern findet man in diesem Buch ein wirklich aufschlussreiches Bild in Bezug auf das kollektive Fühlen und Denken der Deutschen. Nicht gerade sehr hoffnungsvoll – aber offenbar echt.

    Würde man diese Antworten auf die heutige Zeit beziehen, so gilt es festzustellen, dass sich offenbar im Meinungsbild der Menschen dieses Landes so viel eigentlich nicht verändert hat. Wehleidigkeit gepaart mit Melancholie und Brutalität – das ist die ganz besondere Mischung aus der die Menschen in diesem Lande bestehen. Und diese „Eigenschaften“ trifft man auch heutzutage noch zuhauf an.


    Ein lesenswertes Buch – ein Buch aber das nichts Neues oder Sensationelles verkündet. Die Deutschen sind halt so wie sie sind.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Diese Rezension erfordert massiven Widerspruch. Nicht nur, was die Meinung des Rezensenten über das Buch angeht, sondern vor allem hinsichtlich seiner Klassifizierung des Walter Kempowski als „literarisches Leichtgewicht“. Das darf so nicht stehen bleiben. Kempowski, da ist sich die Literaturwissenschaft einig, war „einer der bedeutendsten deutschen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (Iris Radisch). Er hat alle wichtigen Literaturauszeichnungen erhalten, z. B. den Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg, den Wilhelm-Raabe-Preis, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Thomas-Mann-Preis u.v.a. Er wurde für sein Werk mit Ehrendoktorwürden namhafter in- und ausländischer Universitäten ausgezeichnet, mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern, und in Erinnerung an sein literarisches Wirken wird in Hamburg alle zwei Jahre der begehrte Walter-Kempowski-Literarturpreis vergeben. Zu seinem 80. Geburtstag hat man in Rostock das Kempowski-Ufer nach diesem großen deutschen Schriftsteller benannt und ihm zudem noch ein Denkmal errichtet.
    Das alles ist natürlich nicht geschehen, weil der Mann „ein literarisches Leichtgewicht“ wäre, wie es in dieser Rezension behauptet wird. Ganz im Gegenteil: Es ist dies eine derart abwegige Meinung, dass sie keine ernsthafte Erwiderung verdient. Dem Rezensenten lege ich zur ersten Annäherung an das überwältigende Werk dieses großen Schriftstellers zunächst einmal nur die Nachrufe zu seinem Tode ans Herz, zum Beispiel „„Er war größer als Grass“ von Hellmuth Karasek oder auch „Das Echolot der Deutschen“ von Gerhard Henschel. Hier bekommt er vielleicht einen ersten Eindruck über das Ausmaß des Unsinns, den er hier gepostet hat. Ansonsten gibt es – natürlich neben dem gewaltigen Gesamtwerk des Autors selbst – eine schier unübersehbare Anzahl von Arbeiten über ihn und seine Bücher, u. a. diverse Dissertationen und zwei Habilitationen. Genug Stoff also, um sich sachkundig zu machen.


    Was nun die Meinung des Rezensenten zu diesem speziellen Buch angeht, so bleibt sie ihm natürlich unbenommen. Wenn aber die von ihm gezogene Quintessenz aus der Lektüre lediglich lautet:
    … ein Buch aber, das nichts Neues oder Sensationelles verkündet. Die Deutschen sind halt so wie sie sind,
    dann wird er damit dem, was Kempowski hier über den gefährlichen Verdrängungsmechanismus der Deutschen hinsichtlich der Gräueltaten im dunkelsten Abschnitt ihrer Geschichte zu Tage fördert, nicht einmal annähernd gerecht - vor allem nicht der Kunst des Autors, zwar feinfühlig und ohne sich zum Richter aufzuschwingen, aber schonungs- und tabulos den zweifelhaften Umgang der Mitläufer und Jasager mit ihren latenten Schuldgefühlen herauszuarbeiten.


    Sorry, lieber Voltaire, für diese dezidierte Replik, aber hier ging´s nicht anders. :wave

  • Für alle, die sich dem Menschen Kempowski (der ein schwieriger war - wie viele große Künstler) und seinem Werk nähern wollen, empfehle ich


    Da mal nachhaken: Näheres über Walter Kempowski von Gerhard Henschel.


    Von den Kritikern wurde Kempowski jahrzehntelang missachtet und geschmäht. Gerhard Henschel geht der Frage nach, wie es dazu gekommen ist. In dem Porträt, das er von Kempowski zeichnet, finden persönliche Erinnerungen ihren Platz zwischen entlegenen Quellenzeugnissen und zahlreichen bislang unveröffentlichten Dokumenten. (Auszug aus dem Klappentext)


    Sehr empfehlenswert!


  • Was sollte man bloß mit diesem Rezensenten machen?
    Am besten man schaffe ihn vor das Stadtor und erschiesse ihn dort standrechtlich. Da maßt sich dieser Bursche doch tatsächlich an eine eigene Meinung zu haben.


    Der Rezensent - natürlich einer vom unbelehrbaren Kaliber - bleibt weiterhin bei seiner Ansicht, dass der Autor Kempowski ein "literarisches Leichtgewicht" ist. Und nur weil er eine Vielzahl von Preisen bekommen hat, muss das doch nicht auch bedeuten, dieser Autor wäre quasi "eine Lichtgestalt am Literaturhimmel".


    Und wenn Frau Radisch vollmündig (das Wort "großmäulig vermeide ich schweren Herzens) verkündet, Kempowski wäre......"einer der bedeutendsten deutschen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ dann kann man diesen Satz schon genau einordnen. Gerade Iris Radisch ist immer dafür gut irgendwelchen Unsinn unters Literaturvolk zu bringen.


    Mir tat die vorstehende Beweihräucherung des Kempowski fast schon körperlich weh. Und es scheint ja offensichtlich an Majestätsbeleidigung zu grenzen, sagt man etwas gegen diesen Autor. Das erinnert mich fatal an Thomas Mann, den man in diesem Land auch nicht einmal ansatzweise kritisch betrachten darf. Dabei ist dieser Thomas Mann in meinen Augen einer der überschätztesten Autoren.


    Sind wir schon wieder soweit, dass man Kritik nicht äußern darf - das man eine eigene Meinung nur dann äußern darf, wenn diese Meinung auch mehrheitsfähig ist.


    Frei nach dem Motto:
    "Esst mehr Scheisse - Millionen von Fliegen können nicht irren!"


    Dem Rezensenten ist es völlig egal wieviele Preise jemand erhalten hat. Der Rezensent legt wert auf die Feststellung schlichtweg eine eigene Meinung zu haben - und wenn diese Meinung jemand nicht passt, dann ist das dem Rezensenten eigentlich herzlich egal.


    Der Rezensent möchte nicht unerwähnt lassen, dass er schon sehr viele Bücher des Kempowski gelesen hat - dass er aber mit diesem Autor nie warm geworden ist und auch nicht mehr warm werden wird.


    Vielleicht sollte man mal eines Leserunde zu einem Kempowski-Buch machen; daraus dürfte sich dann eine interessante Diskussion entwickeln.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Literarische Leichtgewichte lassen sich doch auch ganz nett lesen. Mir hat die Tadellöser & Wolff Trilogie ganz gut gefallen seinerzeit. Keine Hochliteratur, aber ganz nett. Simmel war ein Zeitgenosse.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    ... Dem Rezensenten ist es völlig egal wieviele Preise jemand erhalten hat. Der Rezensent legt wert auf die Feststellung schlichtweg eine eigene Meinung zu haben - und wenn diese Meinung jemand nicht passt, dann ist das dem Rezensenten eigentlich herzlich egal. ...


    Geht es dem Rezensenten tatsächlich nur darum, ob seine Meinung "jemand nicht passt"?
    Lässt er nicht vielmehr keine Argumente gelten, die ihn zum Nachdenken über seine eigene Auffassung veranlassen könnten, zumindest aber zu einer sachlichen Debatte? Stattdessen haben meine Ausführungen offenbar eine Art Beißreflex bei ihm ausgelöst - anders ist mir seine Einlassung "Esst mehr Scheisse - Millionen von Fliegen können nicht irren!" nicht erklärbar, eine Wortwahl, die im Zusammenhang mit dem Lebenswerk eines jeden Künstlers - ob man ihn mag oder nicht - inakzeptabel ist. In einem Disput über Literatur hätte ich so etwas gerade von diesem Rezensenten am wenigsten erwartet.


    Die eigene Meinung leidenschaftlich zu vertreten, ist gut. Ganz schlecht aber ist, sie für unverrückbare Wahrheit zu halten und die Argumente Andersdenkender zu verhöhnen. Ein sehr kleiner Schritt nur ist es dann noch zum Starrsinn.


    Aber auch den in fröhlicher Vehemenz auszuleben, bleibt dem Rezensenten ganz und gar selbst überlassen. :-)

  • Die literarische Bedeutung Kempowskis ist in jedem Fall umstritten. Insofern ist die Auseinndersetzung hier durchaus repräsentativ.


    Die Aufzählung zahlreicher Fürsprecher ist ja auch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Ebenso sind viele kritische Stimmen nicht der Beweis der literarischen Bedeutungslosigkeit Kempowskis.


    Ich gestehe, dass mich Kempowskis sprachliche Kargheit nicht überzeugt. Da bin ich bei Voltaire. Was allerdings Thomas Mann angeht, widerspreche ich ihm heftig! :grin

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Offensichtlich ist Kempowski stilistisch schnell an Grenzen gestossen, für Thomas Mann gilt dies jedoch nicht.


    Was Thomas Mann betrifft, ganz sicher richtig.
    Was Kempowski anbelangt, kann man streiten. Ihn als "literarisches Leichtgewicht" zu bezeichnen, ist aber sicher überzogen.

  • Zitat

    Original von churchill
    Die literarische Bedeutung Kempowskis ist in jedem Fall umstritten. ... Die Aufzählung zahlreicher Fürsprecher ist ja auch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Ebenso sind viele kritische Stimmen nicht der Beweis der literarischen Bedeutungslosigkeit Kempowskis. ...


    Dem ist nicht ernsthaft zu widersprechen. Allerdings kann man Kempowski schon allein wegen der jahrzehntelang unter berufenen Experten geführten leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit seinem Werk schwerlich vorwerfen, er sei ein "literarisches Leichtgewicht".
    Der persönliche Geschmack eines Lesers ist eine Sache. Eine andere aber ist die Bedeutung eines Werkes, ganz egal, ob es mir oder anderen besser oder weniger gut gefällt. Die Aussage, man halte das Werk eines Autors persönlich für "weit überschätzt", ist nur dann ernstzunehmen, wenn ihr profunde Erklärungen folgen. Oberflächliche Geschmacksäußerungen sind keine akzeptable Grundlage für einen intelligenten literarischen Disput.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Der persönliche Geschmack eines Lesers ist eine Sache. Eine andere aber ist die Bedeutung eines Werkes, ganz egal, ob es mir oder anderen besser oder weniger gut gefällt. Die Aussage, man halte das Werk eines Autors persönlich für "weit überschätzt", ist nur dann ernstzunehmen, wenn ihr profunde Erklärungen folgen. Oberflächliche Geschmacksäußerungen sind keine akzeptable Grundlage für einen intelligenten literarischen Disput.


    Ja, so wird es sein. Ich bin zu dumm für diese Welt. Wie gut dass es da Wissende gibt........ :rofl :rofl :rofl :rofl :rofl


    Da ich nicht in der Lage bin einen "intelligenten literarischen Disput" zu führen, halte ich mich wohl besser aus dieser Diskussion raus. Ich werde aber bewundernd auf die schauen - von tiefer Ehrfurcht beseelt - die einen solchen Disput führen können........*bücklingmachend nach hinten wegschleichend*....... :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ja, so wird es sein. Ich bin zu dumm für diese Welt. Wie gut dass es da Wissende gibt........ :rofl :rofl :rofl :rofl :rofl


    Da ich nicht in der Lage bin einen "intelligenten literarischen Disput" zu führen, halte ich mich wohl besser aus dieser Diskussion raus. Ich werde aber bewundernd auf die schauen - von tiefer Ehrfurcht beseelt - die einen solchen Disput führen können........*bücklingmachend nach hinten wegschleichend*....... :rofl


    Ach komm, Voltaire, das ist doch ätzend. Ich war mir sicher, mit dir eine Diskussion austragen zu können - auch eine scharfe -, ohne dass du das persönlich nimmst. Nichts lag mir ferner, als dich zu beleidigen! Nu schmoll mal nicht ... :knuddel1

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Ach komm, Voltaire, das ist doch ätzend. Ich war mir sicher, mit dir eine Diskussion austragen zu können - auch eine scharfe -, ohne dass du das persönlich nimmst. Nichts lag mir ferner, als dich zu beleidigen! Nu schmoll mal nicht ... :knuddel1


    Ich schmolle nicht, ich bin nicht beleidigt - ich grinse hier nur über beide Wangen beim Lesen der verschiedenen Beiträge. :grin


    Übrigens, bisher gab es kein Argument, was mich bewogen hätte meine Position auch nur ansatzweise zu ändern. Die Sprache Kempowskis ist armselig, er ist ein Sammler aber kaum ein Schreiber.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    ... Die Sprache Kempowskis ist armselig, er ist ein Sammler aber kaum ein Schreiber.


    Das meinte ich: Hier wirst du endlich konkret. Ich bin zwar nicht deiner Meinung, aber du stehst mit dieser keineswegs allein.
    Wir werden also auf diesem Feld keine Einigung erzielen. Sei´s drum - damit können wir leben. Beide.


    Angenehme Nachtruhe! :wave

  • Ich bin ein normaler Leser - kein Literaturwissenschaftler. Insofern scheitert eine literarische Diskussion mit mir schon an meinem sehr beschränkten literarischen Wissen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.