Carmen Stephan: Mal Aria

  • Carmen Stephan: Mal Aria
    S. Fischer Verlag 2012. 208 Seiten
    ISBN-13: 978-3100751416. 18,99€


    Verlagstext
    Eine Geschichte über Leben und Tod. Erzählt von einem Moskito.
    Am Abend lief Carmen noch um die Wette am Strand – in der Nacht weckt sie ein kalter Schmerz. Es ist der letzte Urlaubstag ihrer Reise durch den Amazonas. Von einem Tag auf den anderen kämpft die junge Frau um ihr Leben. Kein Arzt weiß ihr zu helfen, sieht das Naheliegende. In der scheinbaren Sicherheit eines Krankenhauses geschieht das Unvorstellbare – und nur einer weiß alles: der Moskito, der Carmen gestochen hat und von da an, durch das Blut mit ihr verbunden, zur Stimme der Natur, zum sprachmächtigen Erzähler wird. Immer tiefer verbindet er sich mit Carmen, immer tiefer zieht er den Leser in ihre Geschichte – eine Parabel über die Unkontrollierbarkeit des Lebens, über die großen Fragen des Menschseins.


    Die Autorin
    Carmen Stephan, geboren 1974, lebt in München und Rio de Janeiro. 2005 erschien der Geschichtenband ›Brasília Stories‹. ›Mal Aria‹ ist ihr erster Roman.


    Inhalt
    Carmen, neben einem Zebra-Moskito die Hauptfigur des Romans, hatte ein Jahr lang in Brasilien in einem Architekturbüro gearbeitet. Während ihres abschließenden Urlaubs mit Carl wird sie von einem Moskito gestochen. Mit Carmens Blut im Körper empfindet und beobachtet das Insekt unerwartet wie ein Mensch. Das Wesen mit dem Gewicht eines Wassertropfens kann sich in Carmens Gedanken treiben lassen. Carmen bekommt hohes Fieber, verliert das Bewusstsein. Brasilien wird gerade von einer Welle des Dengue-Fiebers heimgesucht, so vermuten Carmens Ärzte, auch die Touristin sei an Dengue-Fieber erkrankt. Unser blutsaugendes Insekt ist aufgewühlt, schließlich hat es Carmen höchstpersönlich gestochen. Carmen ist an Malaria (Schlechte Luft) erkrankt, der Krankheit, die man nach den Ausdünstungen der Sümpfe benannte. Leider ist Carmen in Brasilien in Behandlung, nicht in Afrika, wo der Volksmund sagt, "Es ist solange Malaria, bis alles andere ausgeschlossen ist."


    "Mit sechzig Jahren war Severino der Älteste im Dorf. Natürlich musste dieser Umstand etwas mit seinem Mantel, dem Mundschutz, seiner gänzlich neuen Handschrift zu tun haben. Nur, wie hing das alles zusammen? Manche, die sich in die Hütte wagten, gar mit ihm sprachen, erfuhren die abenteuerlichsten Dinge. Von Moskitos und unsichtbaren Tierchen war die Rede. 'Und die Mücken tun einem das Tier ins Maul?', fragte ihn ein Junge. 'Nein, die Tierchen wachsen im Bauch der Mücke, dann reisen sie von Mensch zu Mensch, dringen durch die Haut in deren Körper ein und treiben da ihr Unheil', antwortete er. Am Ende war es doch Severino, der verrückt geworden war." erzählt Carmen Stephan rückblickend auf die Geschichte der Krankheit über Severino Duarte, der in Italien den Übertragungsweg der Krankheit zu ermitteln versuchte.


    Der Countdown läuft, Carmen geht es immer schlechter. Ein weiterer Arzt diagnostiziert Dengue-Fieber. Die Betriebsblindheit überlasteter Ärzte hat mancher schon selbst erlebt - während eine Grippewelle wütet, sieht man leicht in jedem schwer Erkrankten einen Grippekranken und sucht keine andere Ursache. Carmen ist noch immer voller Vertrauen in ihre Ärzte, doch das Zebra-Moskito wird allmählich nervös. Soll es Carmen vor den Augen der Ärzte etwa demonstrativ ein zweites Mal stechen, oder besser doch einen anderen Weg für seinen Aufruf an die Menschen suchen?


    In Rückblicken informiert die Autorin, auf welchen Umwegen die Ursache für das "Wechselfieber" gefunden wurde und weist auf die Folgen für Natur und Gesundheit hin, wenn Moskitos nach der Abholzung ganzer Wälder in Wassertümpeln brüten, die sich auf den Brachflächen bilden.


    Beide Themen, die Betriebsblindheit überlasteter Ärzte und Malaria als ein Problem armer Bevölkerungsschichten, verdienen eine literarische Bearbeitung. Nur wer arm ist, muss heute noch an Malaria sterben. Carmens Ausgeliefertsein gegenüber ihren Ärzten, ihre zunehmende Schwäche durch die Krankheit finde ich außerordentlich gut beobachtet. Die Verbindung von Fakten und Fiktion ist Liebhabern dieser Kombination empfohlen.


    7 von 10 Punkten

  • Eine Mücke zum Mitprotagonisten in einem Buch zu machen, hat Charme. :grin


    Ehe ich deine Rezi gelesen habe, bin ich sehr über den Titel "Mal Aria" gestolpert. Soll das ein Imperativ sein? Jemand soll etwas malen? Aber was soll bloß ein Aria sein? :wow


    Nachdem ich dann kapiert habe, dass es ganz banal um Malaria geht, habe ich mich selber ausgelacht. :lache Da sieht man, was so ein simples Leerzeichen in einem Wort bewirken kann...


    Lg, Rosha