Aline Kiner: Galgenmann

  • Kurzbeschreibung bei amazon


    Rätselhafte Symbole auf dem Friedhof von Varange, eine mysteriöse Statue und eine jungeFrau, brutal ermordet und in einer Felsspalte verborgen. Ein schwerer erster Fall für Kommissar Simon Dreemer, der soeben aus Paris in die Provinz strafversetzt worden ist. Die Ermittlungen führen ihn in einen Sumpf aus Verrat, Gewalt und Eifersucht. Denn die Bewohner des lothringischen Dorfes hüten ein dunkles Geheimnis, das weit in der Vergangenheit liegt und bis heute Opfer fordert.



    Eigene Beurteilung


    In Varange, einem kleinen Dorf in Lothringen, werden im Jahr 2004 zwei junge Mädchen auf seltsame Art ermordet. Man findet die Teenager auf dem Bauch liegend in Erdspalten, die durch das teilweise Einstürzen und die Flutung alter Minenstollen entstanden sind. Die Mädchen sind im Schlamm erstickt, zusätzlich sind sie jedoch auf merkwürdige Art gefesselt: nach dem Vorbild der Figur des "dieu piteux" (Gott des Erbarmens) auf dem alten Friedhof von Varange. Elf Jahre zuvor wurde bereits ein anderes junges Mädchen, die Dorfbewohnerin Alice, in einer Erdspalte tot aufgefunden, damals ging man von einem Unfall aus. War das etwa die erste Tat eines Serienmörders?
    Da im Zusammenhang mit den beiden Leichen ein Galgenmännchen-Spiel mit einem deutlichen Hinweis auf den Namen Johann gefunden wird, muss jedoch auch in andere Richtungen ermittelt werden. Genau vor 60 Jahren, am Heiligen Abend 1944, war in Varange ein junger Mann namens Johann Ziegler auf dem Friedhof gehängt worden, den man beschuldigte, ein Kollaborateur der inzwischen abgezogenen Deutschen gewesen zu sein. Könnte es sich bei den "neuen" Morden um einen Racheakt für die längst vergangene Lynchjustiz handeln?
    Diesen Fragen müssen sich die Polizei vor Ort und der aus Paris in die Provinz strafversetzte Kommissar Simon Dreemer stellen. Simon, der während der Ermittlungen oft auf sein Bauchgefühl hört, gleichzeitig aber auch schnell entschlossen und manchmal ungeduldig ist, arbeitet mit Jeanne Modover zusammen. Sie ist in Varange aufgewachsen und trifft nun während der Ermittlungen mit vielen Menschen zusammen, die in ihrer Kindheit eine Rolle gespielt haben. Simon mit seinem objektiven Blick von außen und Jeanne mit ihrem "Insiderwissen" bilden ein gutes Team, trotzdem ist der Fall komplizierter als erwartet.


    Die Autorin ist selbst als Tochter eines Minenarbeiters in einer kleinen Stadt in Lothringen aufgewachsen. So gelingt es ihr, die Problematik der Menschen, die jederzeit mit dem Einsturz ihrer über den Stollen gelegenen Häusern rechnen müssen, glaubhaft und anschaulich darzustellen.
    "Galgenmann" ist ein gut konstruierter und vom Stil her angenehm zu lesender Roman, er erzeugt beim Leser jedoch keine große Spannung. Die Morde werden relativ emotionslos beschrieben und die Figuren der Ermittler bleiben meiner Ansicht nach eher blass. Ich habe dieses Buch dennoch gern gelesen, da ich Romane, deren Handlung bis in die Vergangenheit zurückreicht, sehr schätze und dieser Roman außerdem in einem eher ungewöhnlichen Umfeld spielt. Einen spannenden Krimi oder gar einen Thriller sollte man jedoch nicht erwarten.


    7 Punkte

  • Das Buch beginnt mit einem atmophärischen Prolog. Am Weihnachtstag 1944 findet eine Frau nach der Mitternachtsmesse ihren Mann erhängt an einem Baum vor. "Der Strick der Kollaborateure" steht auf einem Schild daneben. Und man ahnt, wohin die Geschichte um den Mord an einem Jungen Mädchen in der heutigen Zeit hinweisen wird.


    Das stimmt aber nur zum Teil, den Lothringen ist in mehrer Hinsicht eine geschundene Gegend. Der Bergbau hat lange Zeit den Tagesablauf dominiert in dem kleinen Ort, zu dem Simon Dreemer kurzfristig nach einem Zwischenfall in Paris versetzt wird. Noch heute ist die Landschaft geprägt von den Spätfolgen der Aushölungen unter der Erde. Tragödien, die sich unter Tage ereigneten, haben tiefe Narben auch bei den Menschen hinterlassen.


    Die Autorin gelingt es sehr schön, die düstere Melancholie einzufangen. Leider ist sie bei der Charakterisierung ihrer Figuren etwas zu verhuscht, es fehlt der nötige Tiefgang. Ermittler Simon bleibt wage, ebenso verschwommen seine Partnerin vor Ort, Jeanne. Gerade Jeanne scheint eine traurige Kindheit gehabt zu haben, die die Autorin immerwieder kurz, zu kurz, andeutet. Alles bleibt ein wenig wage und leider auch distanziert. So entwickelte ich nur wenig tieferes Interesse an der Aufklärung der Morde.


    Aline Kiner hat einen schönen Schreibstil. Ihr Buch ist leise und voller Andeutungen. Für einen richtigen Krimi fehlt aber die nötige Spannung. Ihre Story ist verflochten und auch tragisch, aber es ihr nicht gelungen, mich zu berühren. Trotzdem war dieses Buch keine vertane Zeit, es las sich angenehm und schnell und beleuchtet die etwas vergessen Geschichte Lothringens.

  • Kommissar Simon Dreemer hat bei seiner alten Stelle in Paris ein paar Pobleme und wird daher zu seinem Unwillen nach Metz in Lothringen ,,strafversetzt''. Dort wartet auch schon Arbeit auf ihn. Zusammen mit einem neuen Team, das ihn nicht so richtig willkommen heißt und ihn dahaben möchte, muss er mit seiner Kollegin Jeanne Modover die Ermittlungen in dem Dorf Varange aufnehmen. Dieser Fall führt sie bis in die Vergangenheit des Dorfes zurück. Und Jeanne selber ist dort aufgewachsen und trägt so ihre Probleme mit sich herum. Daher kann sie die Ähnlichkeit zu einem längst zurückliegenden Fall, als sie selber noch ein Mädchen war erkennnen. Damals wurde ebenfalls ein junges Mädchen tot in einer Felsspalte aufgefunden. Der Tatverdächtige konnte aber nicht überführt werden, es konnte auch ein Unfall gewesen sein; so dass sie dort mit ihrer Recherche beginnen. Nachdem erneut Mädchen wieder so aufgefunden worden sind, ist klar, dies können keine Zufälle sein und es muss eine Verbindung bestehen. Zudem wurde auf dem Friedhof neben einer Statue ein Galgenmännchenspiel gefunden, was den Hinweis auf einen alten Mordfall aus dem Jahr 1944 enthält. Damals wurde ein Mann, der als Kollaborateur mit den Deutschen angesehen wurde in der Weihnachtsnacht nach der Messe eben auf diesem Friedhof bei der Statue an einem Baum aufgehängt. Dabei erkennt Simon wie er Fotos von der Fundstelle macht, das die getöteten Mädchen auf die selbe Weise gefesselt sind wie die Statue. Worin besteht also der Zusammenhang? Was hat das Schweigen der Dorfbewohner zu bedeuten und was haben sie zu verheimlichen?
    Man erhält einen Einblick in das Lothringen zur Zeit des 2. Weltkrieges und der schweren Zeit danach. Wie sich die Bewohner wieder eingewöhnen müssen und sich vergeben lernen müssen. Eine Frau die eine schwierige Zeit durchmacht und vom Dorf verachtet wird. Sie war es, der der Mann genommen wurde und sie verlässt das Dorf. Nicht aber mit dem Gedanken nach Rache. So kehrt sie einige Jahre später als Lehrerin unter ihrem Mädchennamen wieder zurück. Zudem das schwierige Thema mit dem Bergbau, was für mich ein wenig erdrückend wirkte. Es werden einige Wege aufgezeigt, wie sich der Krimi entwickeln könnte, doch Spannung erzeugte dies leider weniger. Es bleibt zwar undurchsichtig aber erweckt nicht unbedingt die Lust daran weiter lesen zu wollen, um zu erfahren, wer der Täter ist. Die Hauptpersonen werden nur angeschnitten und ihre Probleme nicht weiter erläutert oder sonst irgendwie weiter auf sie eingegangen. Der Krimi hörte sich nach der Leseprobe für mich vielversprechend an und ich war sehr gespannt auf das Buch. Doch leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt und das Buch entwickelte sich nicht so spannend und geheimnisvoll, wie ich es mir gewünscht hätte. Der Krimi war nichts desto trotz angenehm gewesen zu lesen. Der Schreibstil von Aline Kiner war flüssig und sehr anschaulich. Es ging in einem Tempo durch, ohne nennenswerte Höhepunkte. Insgesamt ein solider Krimi, aber große Spannung und Verwicklungen bleiben aus. Nichts für hartgesottene Krimileser.

  • Ein junges Mädchen wird in einer Erdspalte erstickt aufgefunden. Der erste Tag von Simon Dreemer an seinem neuen Arbeitsplatz fängt also gleich mit einem Mordfall an. Für den aus Paris strafversetzten Ermittler kein schöner Start. Doch mithilfe seiner neuen Kollegin Jeanne, die aus demselben Dorf wie die Tote stammt, hängt er sich tief in die Ermittlungen hinein und stößt auf Verwicklungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.


    Die Buchbeschreibung klang gut, auch die Leseprobe hatte mir gefallen – das ganze Buch konnte mich dann aber leider nicht überzeugen. Die Figuren blieben mir alle total fremd, weder mit Dreemer, noch mit Jeanne oder einem der anderen Charaktere konnte ich viel anfangen. Die geschichtlichen Hintergründe der Lothringer Gegend finde ich grundsätzlich sehr interessant, sowohl die wechselnde nationale Zugehörigkeit als auch die Erzählungen über den Bergbau in dieser Region und die daraus resultierenden Folgen. Aber trotzdem konnte mich das Buch überhaupt nicht fesseln. Der klare Schreibstil der Autorin war zwar angenehm zu lesen, aber es fehlte einfach etwas. Trotz mehrerer Todesfälle hatte ich die meiste Zeit nicht das Gefühl einen Krimi zu lesen, dazu war es einfach nicht spannend genug. Die Geschichte verläuft in ziemlichen Schlangenlinien, was ich manchmal zwar durchaus reizvoll finde, hier konnte mich das aber leider nicht überzeugen.


    Falls das ein Reihenauftakt werden sollte, verzichte ich wohl auf die Lektüre weiterer Bände.

  • Diesmal war es der Klappentext, der mich neugierig auf das Buch gemacht hat. Ein aus Paris in die Provinz strafversetzter Kommissar, das sah nach einem interessanten Protagonisten aus.

    Aline Kiners Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden. Sie beschreibt anschaulich das Leben in einer kleinen lothringischen Stadt, seine Umgebung und seine Geschichte nach dem 2. Weltkrieg. Es gelingt ihr schnell, eine düstere Stimmung zu erzeugen. Der Krimiplot ist nicht spektakulär, aber interessant und sauber konstruiert bis hin zur Auflösung, die Spannung hält sich auf eher niedrigem Niveau.


    Kaum in Lothringen eingetroffen, wird Simon Dreemer mit einem Mordfall konfrontiert, in dem er zusammen mit seiner jungen Kollegin Jeanne Modover ermitteln soll. Zu beiden Protagonisten hätte ich gern mehr Hintergrundinformationen gehabt, doch die Autorin belässt es bei Andeutungen. Auch die übrigen Personen in der Geschichte bleiben blass.


    Kurz gesagt: ein französischer Regionalkrimi, dessen 249 Seiten Platz für eine ordentliche Krimihandlung bot, aber eine eingehendere Beschäftigung mit den Personen vermissen ließ.