'Die göttliche Komödie' - Paradies - 15. - 33. Gesang (Ende)

  • Also ich muss sagen, in den ganzen Gesprächen mit den verschiedenen Heiligen und in der Befragung über Glaube, Hoffnung und Liebe habe ich nicht wirklich etwas Interessantes entdeckt.
    Oder ist mir da etwas Wichtiges entgangen? Ich glaube, die Konzentration lässt bei mir schön langsam nach.
    (Ich bin jetzt beim 26. Gesang)

  • Eine Zusammenfassung vonTextstellen, mehr für mich der Übersicht halber zusammengestellt
    24. Gesang: Über den Glauben
    ...ist der Glaube eine zuversichtliche Gewißheit von dem wirklichen Daseyn alles dessen, was ein Christ hoffet, und von der Wahrheit alles dessen, was er nicht sieht...
    Die gnadenreichen Lehren des heiligen Geistes, erwiederte ich, die sich auf allen Blättern des alten und neuen Testaments verbreiten, sind mir so bündige Beweise für die Wahrheit des Glaubens...
    Die Gründe, versetzte ich, welche mir diese Wahrheit enthüllen, sind die großen Werke und Erfolge...


    25. Gesang: Über die Hoffnung
    Die Hoffnung ist ein ungezweifeltes Erwarten der zukünftigen Herrlichkeit, welches die göttliche Gnade und das vorhergehende Verdienst des Christen erzeugen.


    26. Gesang: Über die Liebe
    Denn wie man ein Guth erkennt, also entzündet sich die Liebe zu demselben, die desto größer wird, je mehr Güte es in sich begreift.

  • Zitat

    Original von made
    30. Gesang
    Das hab ich jetzt nicht so ganz verstanden, das mit der Rose und vor allem, dass die Plätze im Kreis ihrer Stadt schon fast besetzt sind. Sprach Beatrice von ihren Zeitgenossen? Ansonsten müsste doch im Himmel unendlich viel Platz sein.


    Meinst du Vers 132?
    Zitat aus den Anmerkungen meiner Ausgabe:


    "Nach Art eines unermesslichen Amphitheaters oder einer Aufgeblühten Rose ordnen sich die Seligen aller Zeiten. Die wenigen noch unbesetzten Stufen weisen wohl darauf hin, dass sich der Weltenlauf seinem Ende zuneigt. Möglicherweisen soll auch angedeutet sein, dass die sittliche Verworfenheit der jetzigen Menschheit nur wenige Himmelsbewohner zeitigt."


    Ich hoffe, dass dir das hilft. :wave

  • 33. Gesang
    Ich habe jetzt die verschiedensten Varianten der letzten Zeilen gelesen, als Dante wissen möchte, wie der Lichterkreis und die Gestalt (Gott und Mensch) zusammenhängt. In den einen Übersetzungen ist von einem Blitz die Rede, der ihm die Antwort gibt (keine Ahnung, welche) in den anderen bleibt es offen. Ich zumindest bin nicht dahinter gekommen, welche Erkenntnis er jetzt gewonnen hat.

  • Zitat

    Original von made
    33. Gesang
    Ich habe jetzt die verschiedensten Varianten der letzten Zeilen gelesen, als Dante wissen möchte, wie der Lichterkreis und die Gestalt (Gott und Mensch) zusammenhängt. In den einen Übersetzungen ist von einem Blitz die Rede, der ihm die Antwort gibt (keine Ahnung, welche) in den anderen bleibt es offen. Ich zumindest bin nicht dahinter gekommen, welche Erkenntnis er jetzt gewonnen hat.


    Dass du nicht dahinter gekommen bist, ist wahrscheinlich ganz normal. In meinen Anmerkungen steht, dass Dante sich zwar bemüht, aber auch keinen Erfolg hat.


    Zitat aus den Anmerkungen:


    "Dem vergleichbar, der die Quadratur des Zirkels finden will, müht sich Dante ab, Die Vereinigung des Menschenantlitzes mit dem Lichtkreise zu verstehen; es gelingt ihm nicht."

  • Wikipedia schreibt folgendes:
    Dantes Göttliche Komödie endet mit dem Anblick des dreieinigen Gottes. In einem Erkenntnisblitz, der sich nicht ausdrücken lässt, versteht Dante endlich das Geheimnis von Christi Gottheit und Menschheit und seine Seele wird verbunden mit der Liebe Gottes.


    Danach geht es nicht, wie ich gedacht hatte, um ein Verhältnis von Gott zum Menschen, sondern um das Wesen Gottes.
    Vielleicht wollte Dante bewusst einen Interpretationsspielraum lassen.


    Ich glaube, für mich ist das jetzt erledigt. Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.

  • Zitat

    Original von made
    Ich glaube, für mich ist das jetzt erledigt. Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.


    Hattest du mit etwas Anderem gerechnet? - Soweit es die Glaubensfragen angeht, ist mir beim Lesen am meisten aufgefallen, wie weit diese mittelalterliche Glaubenswelt in einigen Punkten doch von dem bayrisch-barocken Post-2.Vaticanum-Katholizismus entfernt ist, mit dem ich aufgewachsen bin.
    Jeder, der glaubt, steckt doch mit beiden Beinen fest im Matsch seiner Welt. Da kann er den Hals noch so lang machen und Richtung Himmel strecken.


    Also, ich bin seit Donnerstag auch durch und gebe dann hier mal meinen Abschlußbericht. Dante kommt, gezogen von Beatrices unvergleichlicher, in Worten nicht auszudrückender und dennoch permanent gerühmter Schönheit, im Himmel an und wird erst mal von Petrus, Jakobus und Johannes examiniert, ob er seinen Katechismus auch beherrscht. Tut er natürlich, und wie. Ein Bibelzitat jagt das nächste. Ich mußte da ständig an Tom Sawyer denken, wie er seine Bibelspruchzettel eintauscht ...


    Witzig fand ich auch die Strafrede gegen die Prediger, die sich auf der Kanzel über solche Nichtigkeiten wie eine naturwissenschaftliche Erklärung für die Lichterscheinungen zu Christi Geburt auslassen. Während Dante selbst eifrig darauf eingeht, in welcher Reihenfolge denn nun die Engelschöre rund um Gottes Thron angeordnet sind. :rolleyes


    Mehrmals angesprochen und immer wieder betont - ich schließe daraus jetzt mal: auch für Dante und seine Zeit nicht unproblematisch - wird die Frage der "Gnadenwahl": wer schafft's noch auf die wenigen freien Sitze im Himmelreich, und wer nicht? Hier wird auch klar gesagt, daß die Menschen sich hüten sollten, Gott vorzugreifen - Gott ist die Gerechtigkeit selbst, und er allein weiß, wie es um die Reue eines Menschen bestellt ist und wer trotz aller Sünden ins Paradies aufgenommen werden kann.
    Demzufolge hätte Dante allerdings sein Inferno gleich wieder streichen können ...


    Auch wenn ich auf etliche Stellen spöttisch reagiert habe: es war an vielen Stellen tatsächlich eine "besinnliche" Lektüre, und ich bin echt froh, durchgehalten zu haben. Und sei es nur, weil man sich in eine völlig fremde Denkweise einarbeiten und dadurch ein Stückchen weit das Hirn bemühen mußte.


    Am Schluß natürlich die Frage aller Fragen: Wo würde ich mich selbst einordnen auf Dantes Skala von Himmelsrose bis Luzifers Fänge? - Das war mir eigentlich schon ziemlich am Anfang klar: Vor dem Höllentor, an der Wetterfahne bei den "Lauen", die sich weder zu richtiger Bosheit noch zu richtiger Güte haben aufraffen können und von jedem neuen Windstoß in eine andere Richtung geblasen werden. Ich vemute, der größte Teil der heutigen Menschheit würde dort landen.


    Nettes Detail am Rande: Anfang der Woche haben wir uns die derzeit laufende Ausstellung in der Hypo-Kunsthalle München angesehen: Pracht auf Pergament, mittelalterliche Buchmalerei. In einem der Codices war eine Darstellung der Weltkugel, wie sie auch Dante vorschwebt: Die obere Hälfte bewohnt mit Jerusalem im Mittelpunkt, die untere leer. Nur Höllenkrater und Läuterungsberg haben gefehlt ;-).

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Josefa


    Hattest du mit etwas Anderem gerechnet?


    Ich habe natürlich keine neuen Erkenntnisse in Glaubensfragen erwartet, aber auch keinen so offenen Schluss, sondern irgendeine damals vermutete Eigenschaft Gottes. Es hätte mir aber klar sein müssen, dass Dante nicht so naiv war.


    Zitat

    Auch wenn ich auf etliche Stellen spöttisch reagiert habe: es war an vielen Stellen tatsächlich eine "besinnliche" Lektüre, und ich bin echt froh, durchgehalten zu haben. Und sei es nur, weil man sich in eine völlig fremde Denkweise einarbeiten und dadurch ein Stückchen weit das Hirn bemühen mußte.


    Ich bin auch froh, durchgehalten zu haben, denn ich habe wieder ein Stück über den Menschen gelernt. Ich denke, auch seit Dantes Komödie hat sich der Mensch nicht so sehr verändert. Unter ähnlichen Umständen reagiert und denkt er ähnlich.


    Zitat

    Am Schluß natürlich die Frage aller Fragen: Wo würde ich mich selbst einordnen auf Dantes Skala von Himmelsrose bis Luzifers Fänge? - Das war mir eigentlich schon ziemlich am Anfang klar: Vor dem Höllentor, an der Wetterfahne bei den "Lauen", die sich weder zu richtiger Bosheit noch zu richtiger Güte haben aufraffen können und von jedem neuen Windstoß in eine andere Richtung geblasen werden. Ich vemute, der größte Teil der heutigen Menschheit würde dort landen.


    Das war genau auch meine Einschätzung. Mein spontaner Gedanke war, dass es ja gar nicht so schlecht wäre, wenn alle Menschen so lau wären. Da würde doch wenigstens keiner einen Krieg anzetteln. Doch wäre die Menschheit vor lauter Lauheit irgendwie vorwärts gekommen?

  • Zitat

    Original von Josefa


    Hattest du mit etwas Anderem gerechnet?


    Ich habe natürlich keine neuen Erkenntnisse in Glaubensfragen erwartet, aber auch keinen so offenen Schluss, sondern irgendeine damals vermutete Eigenschaft Gottes. Es hätte mir aber klar sein müssen, dass Dante nicht so naiv war.


    Zitat

    Auch wenn ich auf etliche Stellen spöttisch reagiert habe: es war an vielen Stellen tatsächlich eine "besinnliche" Lektüre, und ich bin echt froh, durchgehalten zu haben. Und sei es nur, weil man sich in eine völlig fremde Denkweise einarbeiten und dadurch ein Stückchen weit das Hirn bemühen mußte.


    Ich bin auch froh, durchgehalten zu haben, denn ich habe wieder ein Stück über den Menschen gelernt. Ich denke, auch seit Dantes Komödie hat sich der Mensch nicht so sehr verändert. Unter ähnlichen Umständen reagiert und denkt er ähnlich.


    Zitat

    Am Schluß natürlich die Frage aller Fragen: Wo würde ich mich selbst einordnen auf Dantes Skala von Himmelsrose bis Luzifers Fänge? - Das war mir eigentlich schon ziemlich am Anfang klar: Vor dem Höllentor, an der Wetterfahne bei den "Lauen", die sich weder zu richtiger Bosheit noch zu richtiger Güte haben aufraffen können und von jedem neuen Windstoß in eine andere Richtung geblasen werden. Ich vemute, der größte Teil der heutigen Menschheit würde dort landen.


    Das war genau auch meine Einschätzung. Mein spontaner Gedanke war, dass es ja gar nicht so schlecht wäre, wenn alle Menschen so lau wären. Da würde doch wenigstens keiner einen Krieg anzetteln. Doch wäre die Menschheit vor lauter Lauheit irgendwie vorwärts gekommen?

  • Eigentlich fand ich das Ende sehr gut - die Unfaßbarkeit Gottes. Sogar ein Mensch, der Gott geschaut hat, kann das, was er erlebt hat, mit seinem menschlichen Verstand nicht mehr nachvollziehen.


    Was die Dinge angeht, die sich anscheinend in Jahrhunderten nicht ändern: ich habe an ein paar Stellen wirklich lachen müssen. Da gab's doch irgendwo im Fegfeuer die Stelle, an der Dante über den "dolce stil nuovo" referiert und einen Dichter erwähnt, den die Leute seiner Meinung nach nur deshalb über den grünen Klee loben, weil sie ohne nachzudenken die Meinung anderer Leute nachplappern. - Anscheinend gab es sogar im Mittelalter schon "gehypte" Bestseller. Würde mich wirklich interessieren, was Dante zum modernen Buchmarkt zu sagen hätte. :lache


    Wenn wirklich die gesamte Menschheit aus gleichermaßen "lauen" Charakteren bestünde, wäre es vielleicht in Ordnung. Im Ergebnis, für die einzelnen Menschen und ihr Leben wohl nicht. Es wäre wohl sehr inhaltsleer.
    Aber ein Ausreißer genügt vermutlich in so einer Umgebung. Einer, der sich hinstellt und fragt "Wollt ihr den totalen Krieg?" und die Leute mitreißt. Und so einer findet sich immer.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Josefa
    Eigentlich fand ich das Ende sehr gut - die Unfaßbarkeit Gottes. Sogar ein Mensch, der Gott geschaut hat, kann das, was er erlebt hat, mit seinem menschlichen Verstand nicht mehr nachvollziehen.


    Eigentlich logisch. Ein Gott, der fassbar ist, ist kein Gott mehr.