Britta Strauß - Sturmherz

  • Mari lebt mit ihrem geschiedenen und depressiv wirkenden Vater auf den Orkney Inseln vor der Küste Schottlands. In einem einsamen und verlassenen Häuschen direkt an den Klippen, wo ihr Vater seltene Orchideen züchtet, um ihre Existenz einigermaßen sichern zu können.
    Und einsam und verlassen fühlt sich auch Mari.
    Seit Kindesbeinen an träumt sie sich in die schottischen Legenden und Mythen über Meerjungfrauen, Selkies und Sirenen hinein, mit denen sie aufgewachsen ist.
    Und plötzlich werden ihre Träume Wirklichkeit, Märchen nehmen Gestalt an, Mythen wehen nicht nur übers Meer hinaus, sondern direkt in eine kleine Scheune hinterm Haus.
    Wo vorher in der Holzhütte noch ein angeschossener Seehund lag, kauert plötzlich ein nackter Junge - mit der gleichen Verletzung wie der pflegebedürftige Seehund mit dem silbern glänzenden Fell. Doch Mari kann ihren Augen nicht trauen, will es dafür umso mehr, und muss letztendlich erkennen, dass sich direkt vor ihren Füßen ein mystisches Wesen befindet, an dessen Existenz fast niemand mehr glaubt:
    Der Selkiejunge Louan.
    Legenden können doch wahr werden!


    Fortan sucht Mari Louans Nähe und schließlich führt Louan Mari in seine fremdartige Welt ein und sie ihn in ihre ferne Welt. Doch ihr gemeinsames Glück währt nur kurz, denn in Maris Welt lauert bereits eine Bedrohung, denn zwei skrupellose Forscher haben es auf den letzten noch lebenden Selkie abgesehen...


    Wird Louan in seiner menschlichen Gestalt bei Mari und ihrem Vater bleiben können, in der Hoffnung unentdeckt zu bleiben, oder wird er mit pfeilschnellem Flossenschlag die Flucht ergreifen?


    Vor der rauen Küste Schottlands lässt Britta Strauß in ihrem ersten Jugendroman eine magische und brutale Welt auferstehen, in der sich poetische und grausame Legenden und Sagen ranken wie Seegras um die schillernden Flossen einer Meerjungfrau.
    In über dreihundert Seiten haucht sie dem Mythos um den Selkie, dem Seehund, der an Land gehen, sein Fell abstreifen und eine menschliche Gestalt annehmen kann, Leben ein.
    Über die Selkies erzählt man sich in Schottland viele verschiedene Geschichten, die von grausam bis wunderschön reichen. Denn der Selkie bringt den Menschen Jagdglück auf hoher See, weckt Begierden und erfüllt Sehnsüchte, schürt aber auch gleichzeitig Hass, Angst und Misstrauen, er bringt Verderben, Unglück und den Tod.
    Verliebt sich ein Mensch in einen atemberaubend schönen und verführerischen Selkie, raubt dieser ihm den Verstand und das Herz, stiehlt schließlich dessen Seele und kehrt mit ihr in seine Heimat, die See, zurück. Die Sehnsucht nach dem Meer und dem Selkie zerfrisst den allein und trauernd zurückgelassen Menschen.
    Und so ist es nicht verwunderlich, dass Louan der Letzte seiner Art ist, ausgerottet durch Liebe und Begierde, Hass, Neid und Angst.


    Auf Grundlage dieser grausam- schönen Legende entstand mit "Sturmherz" eine märchenhafte und magische Geschichte über die Liebe zwischen Mari und Louan, zwischen Mensch und Selkie, zwischen Land und Meer - zweier Gegensätze, die sich nur in der Flut berühren können, für die es keine gemeinsame Zukunft geben kann, weil ihre Liebe wider die Gesetze der Natur ist, weil sich das Wasser während der Ebbe vom Land zurückziehen und dem Ruf der Natur folgen muss.


    Doch nicht nur die unwiderstehlichen und vielleicht auch gefährlichen Verführungskünste Louans und Maris Sehnsucht nach dem Meer lässt die (obligatorische und gewohnt übereilte) Liebe der beiden unter keinem guten Stern stehen, denn eine Liebe zwischen Mensch und Selkie endete seit Menschengedenken stets in Trauer und Tod.
    Sondern auch die Gefahr, die von außen in Gestalt der ehrgeizigen und gierigen Biologen kommt. Denn wie auch schon in "Meeresblau" greift Britta Strauß Themen wie Arten- und Umweltschutz, wissenschaftliche und industrielle Habgier auf - ohne den pädagogischen Zeigefinger allzu sehr zu erheben. Wie in "Meeresblau" liest man einfach aus jeder Zeile ihre Liebe zum Meer heraus.
    Gibt es für Mari und Louan gegen alle Naturgesetze, gegen alle natürlichen Sehnsüchte und Bedürfnisse, gegen alle weltlichen Bedrohungen einen gemeinsamen Weg für ihre Liebe?
    Oder müssen sie sich trennen, um sich selbst und ihre Liebsten zu retten?


    Mit "Sturmherz" und ihren beiden Ich- Erzählern Mari und Louan bringt Britta Strauß frischen Wind in die Reihe der Jugendbücher.
    Und auch wenn die Geschichte und ihre Figuren so manches Mal vorhersehbar wie Ebbe und Flut zu sein scheinen, so überraschen sie doch im nächsten Moment wieder wie ein plötzlich aufwirbelnder Wind oder ein heranziehendes Gewitter mit kleinen Wendungen und Überraschungen und tückischen Verwicklungen, mit denen man nicht gerechnet hätte.


    So wirkt Louan manches Mal animalischer und ursprünglicher als seine Kollegen aus diversen anderen Jugendromanen. Das ist dann äußerst amüsant für den Leser, aber nicht immer für Mari. Denn manchmal bugsiert Louan sie dadurch in wirklich peinliche Situationen. Mari hingegen wirkt erwachsen und vernünftig und vor allem sehr nachdenklich, manchmal aber auch kindlich- naiv. Und so macht "Sturmherz" viele unerwartete Sprünge und dümpelt nur selten vor sich hin.
    Außerdem ist die Geschichte um Mari und Louan fast genauso eindringlich und wuchtig wie die Geschichte um Maya und Christopher aus "Meeresblau", und spätestens im letzten Drittel heißt es "Volle Kraft voraus" und die Geschichte nimmt noch einmal an Fahrt auf, an Spannung und Intensität zu.


    Sprachlich ist die Geschichte wieder einmal mitreißend, poetisch und gewaltig wie die stürmische See. Doch wie in "Meeresblau" ist der Schreibstil dann wieder durchgängig so dicht, sodass man beim Lesen fast nicht vorankommt und es ein klein wenig Anstrengung kostet, eine Seite zu bewältigen. Als ob man eine übermächtige Welle bezwingen müsste. Die Worte prasseln auf den Leser nieder wie kleine Hagelkörner, die Zeilen ziehen den Leser tief in einen Strudel voller herumwirbelnder Bilder und Gefühle.
    Und so gehört "Sturmherz" ein weiteres Mal zu den Romanen, für die man sich wirklich Zeit und Muse nehmen muss.
    Jeder Satz spiegelt zudem die Liebe und die Sehnsucht der Autorin zum Meer und seinen Geschöpfen wider. Und diese Liebe und dieses Verständnis sickert unwillkürlich in die Gedankenwelt des Lesers.
    Man spürt Louans Verlangen nach dem Meer und der Unendlichkeit der Tiefen und Weiten, wenn er in Menschengestalt auf Land ist, genauso wie seine Einsamkeit und Wildheit, wenn er als Seehund durch die Wellen zischt und auf verlassenen Sandbänken Ruhe zu finden versucht.
    Und gleichzeitig hat man Bilder von abgeschlachteten Robben, ölverschmierten Vögeln, harpunierten Seekühen vor Augen, die man nicht abschütteln kann, aber auch Bilder von steilen und sturmumtosten Klippen, singenden Walen, mit dem Meer kämpfenden Fischkuttern, die man nicht vergessen will.


    Ein bildgewaltiges, poetisches, anrührendes, jugendlich- leidenschaftliches, manches Mal auch kitschiges, vielleicht auch unglaubwürdiges (ich denke gerade an Maris überaus toleranten, zwei Augen zudrückenden Vater), frisches Märchen über Schottland, über stürmische Klippen, die raue See, keltische Legenden, die von mystischen Meereswesen erzählen, über bedrohliche und unberechenbare Gefahren, verzehrende Sehnsüchte, schmachtende Teenager.
    Und vor dem Hintergrund der fortschreitenden und unaufhaltbaren Verschmutzung und Überfischung der Meere und der Gefahr der achtlosen, habgierigen Ausrottung selten gewordener Tierarten zudem eine aktuelle, brisante und aufrüttelnde Geschichte.


    5 von 5 Sternchen
    für dieses moderne Märchen mit dem Meer-/ Mehr- Faktor für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen!

  • Der Inhalt:


    Mari verbringt den Abend am Strand um bei einem sterbenden Seehund zu sein. Als sie kurz einschläft und wieder aufwacht, sitzt da wo zuvor der Seehund war, ein Junge. In der Hand hält er das Seehundfell und ihn prägt die gleiche Wunde die auch der Seehund hatte. Mari glaubt verrückt zu werden, wird sich aber sehr schnell klar, dass vor ihr ein Selkie sitzt. Nach und nach lernen sich die beiden besser kennen und verlieben sich ineinander. Aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern, den ein Feind ist schon auf dem Weg um den letzten Selkie zu finden.


    Meine Meinung:


    Mari lebt bei ihrem Vater auf einer Insel. Nachdem ihre Mutter vor Jahren wegging kommen Mari und ihr Vater eher schlecht als recht über die Runden. Ihr Vater hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und verkauft exotische Blumen. Wenn Mari mit der Schule fertig ist möchte sie dann ins Familiengeschäft einsteigen, aber es kommt anders als gedacht - den es taucht plötzlich Louan auf. Louan ist ein Selkie und der letzte seiner Art. Nachdem ihn Mari und ihr Vater gesund gepflegt haben, möchte er eigentlich so schnell es geht zurück ins Meer - allerdings hat er hier nicht mit seinen Gefühlen für Mari gerechnet.


    Mari ist ein toller Charakter. Sie lebt bei ihrem Vater nachdem ihre Mutter sie vor Jahren verlassen hat. Um ihren Vater zu unterstützen verbringt sie sehr viel Zeit bei ihm im Geschäft, in dass sie später einmal einsteigen möchte. Dann taucht plötzlich Louan auf und Maris Welt gerät ins Wanken. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn obwohl sie weiß das diese Liebe nicht ewig halten kann. Aber auch Louan hat mir sehr gut gefallen. Er ist der letzte noch lebende Selkie und wird nachdem er angeschossen wurde von Mari gesund gepflegt. Sehr schnell entwickeln sich Gefühle bei ihm, die er bis jetzt vermisst hat - Geborgenheit, Liebe und Gesellschaft. Aber nicht nur diese Gefühle sind präsent bei Louan, auch das Meer übt einen gewissen Druck auf ihn aus und fordert ihn auf, zurück zukommen.


    Auch wenn die Liebesgeschichte zwischen den beiden einfach zu schön um wahr zu sein ist, ist sie schnell vorüber den ein gefährlicher Feind naht. Hier in Form von zwei Wissenschaftlern, die das Phänomen der Selkies erforschen wollen. Wie man es nicht anders erwartet tuen die beiden alles um Louan in die Finger zu kriegen. Selbst vor Entführung, Körperverletzung und Bedrohungen machen sie nicht halt.


    Erzählt wird die Geschichte aus zweierlei Sicht. Einmal der von Mari und der von Louan. Sehr schön kann man als Leser hier die Entwicklung von Mari von einem Teenager zu einer jungen Frau miterleben und wie sie verbittert um ihre Liebe kämpft. Aber auch die Entwicklung von Louan hat mir sehr gut gefallen. Er, der seid Jahren den Kontakt mit Menschen meidet um nicht verletzt zu werden, verliebt sich plötzlich in Mari. Aber ob er das freie Leben im Meer einfach aufgeben kann um mit Mari glücklich zu werden?


    Der Schreibstil von Britta Strauß ist wirklich außergewöhnlich. Von der ersten Seite an hat mich dieser gefesselt und mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Der lockere Schreibstil, aber auch die sympatischen Charaktere und Perspektiven wechsel haben zum flüssigen Lesen beigetragen. Die Liebesgeschichte der beiden war zwar zeitweise etwas kitschig und zu schön um war zu sein hat mich aber keineswegs gestört. Aufgelockert wurde die ganze Romanze als die beiden Wissenschaftler kamen und von da an ging die Spannung steil Berg auf. Ich habe richtig mit den beiden mitgefiebert und gehofft das sie den Wissenschaftlern entfliehen können und zusammen glücklich werden.


    Mein Fazit:


    Britta Strauß hat mit Sturmherz einen fantastischen Fantasyroman geschrieben der mich von der ersten Seite an gefesselt hat und nicht mehr losgelassen hat. Der lockere Schreibstil, die sympatischen Charaktere, die teilweise kitschige Lovestory und die spannende Handlung mit unvorhergesehenen Wendungen hat mir wunderbare Lesestunden gewährt. Ich vergebe 10 Punkte

  • Mari lebt mit ihrem Vater zusammen auf einer Insel vor der Küste Schottlands. Die Mutter hat sie schon vor Jahren verlassen, da sie das karge Leben nicht ertragen hat, doch Mari ist glücklich hier. Der Vater führt eine Gärtnerei mit exotischen Pflanzen und Mari hilft ihm neben der Schule dabei. Doch immer schon spürt Mari eine besondere Faszination für das Meer und die Sagen, die sich um seine Bewohner ranken. Eines Tages findet sie am Strand einen verletzten Seehund und bringt ihn zu sich nach Hause. Sie traut ihren Augen kaum, als der Seehund auf einmal verschwunden ist und stattdessen ein verletzter junger Mann in ihrem Schuppen liegt. Offensichtlich steckt doch mehr in den Legenden über Selkies, als sie je zu träumen gewagt hat.


    Obwohl Louan zuerst äußerst misstrauisch ist, entwickelt sich zwischen Mari und ihm schnell eine Liebesbeziehung. Hier gelingt es der Autorin, die Gefühle zwischen den beiden wundervoll darzustellen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, an einigen Stellen (ich sag nur „kleine rote Qualle“) musste ich beinahe laut auflachen!


    Doch es ist nicht alles ganz so einfach und wunderbar, sondern bald zieht auch eine drohende Gefahr in Gestalt einer ehrgeizigen Wissenschaftlerin herauf. Ruth hat durch Zufall Wind von der Existenz des Selkie erfahren und macht sich mit ihrem Helfer Aaron auf, um Louan zu fangen und damit eine wissenschaftliche Sensation an die Öffentlichkeit zu bringen.


    Nach „Nocona“ war mir schon klar, dass ich die Autorin Britta Strauß unbedingt im Auge behalten will, umso erfreuter war ich darüber, dass schon so bald ein weiteres Werk von ihr erschienen ist (und die älteren muss ich nun auch unbedingt bald lesen). Hier geht es zwar um eine Liebesgeschichte zwischen Jugendlichen, aber auch als Erwachsene konnte mich das Buch absolut fesseln und begeistern. Allerdings sollte man als Leser nichts gegen teilweise wirklich sehr rosarote Romantik haben, an einigen Stellen könnte man beinahe von Kitsch sprechen – aber einfach nur schön!


    Für mich ein wunderbares Wohlfühlbuch, um dem Alltag einige Stunden zu entfliehen, obwohl es an einigen Stellen auch zum Nachdenken anregt, im Bezug auf unseren Umgang mit der Umwelt, unsere Flucht vor der Natur in mehr oder weniger sinnfreie Technik-Unterhaltung, etc.


    Daher absolute Leseempfehlung von mir!

  • Mari lebt mit ihrem Vater, dem Betreiber einer exotischen Gärtnerei, auf Westray, eine der schottischen Orkneyinseln, und liebt hier vor allem das Meer mit seiner rauen Urkraft. Bei einem ihrer Strandspaziergänge findet sie einen schwer verletzten Seehund, den sie kurzerhand mit nach Hause nimmt. Schon rechnet sie damit, dass er nicht mehr lange leben wird, da verwandelt er sich plötzlich in einen jungen Mann. Sollten die alten Legenden tatsächlich wahr sein und sie gerade einen Selkie vor sich haben? Ein Wesen, dass halb Mensch, halb Seehund ist und, dass die Menschen mit seiner Schönheit verzaubert, um ihnen dann die Seele zu rauben? Gemeinsam mit ihrem Vater versucht sie dem Selkie zu helfen, doch dieser verlässt fluchtartig das Haus und entkommt ins Meer. Fortan ist Mari getrieben von dem Wunsch ihn wiederzusehen und begibt sich immer wieder zu Plätzen, an denen sie mit seinem Erscheinen rechnet. Ihre Geduld wird auf eine lange Probe gestellt, ist aber letztendlich doch von Erfolg gekrönt. Langsam gewinnt sie das Vertrauen von Louan, der sich bereits tief in ihr Herz geschlichen hat. Auch er scheint von Mari verzaubert zu sein, doch ihr Glück währt nur kurz. Gleich von mehreren Seiten ist Louans Existenz gefährdet, denn seine Feinde schrecken vor nichts zurück. Kann es eine gemeinsame Zukunft für Mari und Louan geben?


    Britta Strauss wunderschöner Schreibstil hat mich wieder einmal total verzaubert. Ihr gelingt es, wie kaum einer anderen Autorin, in ihren Büchern Gefühle zum Leser zu transportieren, so dass man sich von Anfang an mit den Charakteren verbunden fühlt und ihre Geschichte gemeinsam mit ihnen erlebt.


    Und so habe ich gemeinsam mit Mari und Louan mitgefiebert und -gehofft, dass ihr Traum einer gemeinsamen Zukunft sich erfüllt, wenn er auch noch so unrealistisch erscheinen mag. Denn obwohl Louan Mari scheinbar über alles liebt, zieht ihn das Tier in ihm immer wieder hinaus in die Welt des Meeres und der Freiheit. Eine Welt, in der ihm ein Mensch nicht folgen kann und, die voller Gefahren ist.


    Gut gefallen hat mir hier der Wechsel zwischen den Erzählsträngen von Mari und Louan. Man spürt beim Lesen ihre Liebe, ihre Ängste und auch ihre Verzweiflung ob der vermeintlichen Aussichtslosigkeit ihrer Situation. Bei Louans Schilderungen über sein Leben und das Schicksal der Selkie hatte ich das Geschehen so bildlich vor Auge, dass ich zeitweise gar nicht wusste, ob ich weinen oder vor Wut toben sollte. Ich war zutiefst berührt. Britta Strauss schafft es einfach immer wieder so viele Gefühle mit in einen Roman zu stecken, dass man den Eindruck hat, dass sich die Autorin hier mit ihrem kompletten Selbst verewigt und eingebracht hat.


    Gleichzeitig hegt Mari immer wieder Zweifel, ob ihre eigenen Gefühle tatsächlich echt sind oder ausgelöst werden durch Louans Magie. Doch das Erscheinen der Feinde macht alles nur noch komplizierter. Diese spiegeln auf erschreckende Weise die zur Norm gewordene Grundeinstellung vieler Menschen wider. Das Streben nach Macht und Anerkennung, sowie die ausschließliche Verfolgung der höchsteigenen Wünsche ohne Blick für die Bedürfnisse und Gefühle anderer, ist meiner Meinung nach leider immer mehr auf dem Vormarsch. Doch "Sturmherz" zeigt in vielerlei Szenen auf, wohin diese Einstellung führen kann und wie schnell wir so uns und unsere Umwelt zerstören können. Auch wird hier deutlich, dass die Errungenschaften unserer modernen Technik, die auch ich in vielen Bereichen nicht missen möchte, nicht immer nur ein Segen sind, sondern auch ihren Preis fordern. Auf der anderen Seite wird einem hier die Freude an der ursprünglichen Natur wieder nähergebracht und gleichzeitig zum Nachdenken angeregt.


    Das Cover des Buches hat mich gleich beim ersten Blick gefangengenommen. Seiner düsteren Atmosphäre zum Trotz spiegelt es eine Leidenschaft wider, die sehr viel über die eigentliche Geschichte aussagt.


    Ich liebe Bücher mit mythologischen Hintergründen und Bücher von Britta Strauss begeistern mich ausnahmslos ebenso. "Sturmherz" ist die perfekte Kombination aus beidem, angereichert mit viel Gefühl, Spannung und Romantik. Der im Drachenmond Verlag erschienene Roman hat mich unheimlich gefesselt und bekommt von mir eine ganz klare Leseempfehlung. Ich freue mich schon auf den nächsten Roman der Autorin.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend

  • Sturmherz ist eine wunderschönes Jugendbuch, das ich gerne gelesen habe. Auch Erwachsene, die sich ein paar jugendliche "Hirngespinste" über real existierende Fabelwesen wie Einhörner, Meerjungfrauen und ähnliches aus ihrer Kindheit bewahrt haben, dürften ihre Freude daran haben.


    Zum Inhalt wurde ja schon genug geschrieben, deswegen beschränke ich mich darauf, meinen ganz persönlichen Leseeindruck wiederzugeben. Mit Mari habe ich mich ein bisschen schwer getan. Nicht mit dem Charakter der Mari, den Britta Strauß altergerecht (naiv, weltfremd, scheu und sympathisch) dargestellt hat, sondern mit dem Namen. Aufgrund des fehlenden e am Ende, bin ich immer wieder über die Aussprache gestolpert und war mir unschlüssig, ob ich das a oder das i betonen sollte...


    Die Annäherung zwischen Louan und Mari wird in schönen, ruhigen Wellen erzählt. Alles fügt sich sinnvoll ineinander und wirkt nicht an den Haaren herbei gezogen. Der Spannung halber musste es natürlich auch die "dunkle Seite der Macht" geben und die fand ich persönlich jetzt nicht so gelungen. Der Selkie Raer und das gewissenlose Wissenschaftlerpaar waren etwas karikaturenhaft dargestellt und die Handlungsweisen konnte ich manchmal nicht nachvollziehen.


    Vor allem die Örtlichkeiten, an denen der Roman spielt, haben mich in ihren Bann gezogen und Britta Strauß schafft es auch sehr gut dem Leser diese nahezubringen: das rauhe Orkney, die Gewächshäuser von Maris Vater und vor allem den Ozean und seine Bewohner. Dabei wird nichts geschönt oder weichgezeichnet und die gefährlichen, unschönen Dinge nicht unter den Teppich gekehrt.


    Was mir besonders an diesem Buch gefällt ist die Liebe zum faszinierenden Lebensraum Meer, die durch jede Zeile strahlt und das unauffällige Plädoyer an die Menschen, mit diesem Schatz doch sorgsamer umzugehen, um ihn vor der Zerstörung zu bewahren.


    Edit: Käfersaft : Eines würde mich noch interessieren. Da ich jetzt schon mehrere Bücher von dir gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass man dich manchmal mit Doppel-s und manchmal mit Scharf-s schreibt. Was ist richtig?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Suzann ()

  • Hi zusammen,


    erst einmal tausend Dank für all die schönen Rezis. Auch die eingeworfenen Kritikpunkte werden gewissenhaft verarbeitet und fließen in zukünftige Arbeit mit ein. Dieser Moment, in dem du das gedruckte Buch in der Hand hältst, es nochmal durchliest und bemerkst, was du alles hättest besser machen können, ist wirklich unbezahlbar *fg*


    In den letzten Monaten war ich so gut wie nie in Foren unterwegs, allerhöchstens mal lesetechnisch, weil ich nach wie vor einfach zu wenig Zeit habe. Sie rinnt mir schneller und schneller durch die Finger, und je älter ich werde, umso schlimmer wird es. Dass ich es trotzdem irgendwie schaffe, neben dem ganzen Alltagskram noch Bücher zu schreiben, stellt mich selbst vor ein Rätsel :gruebel


    Suzann : "ß" ist eigentlich richtig. Das "ss" kam durch einen Patzer beim Covergestalten meines Debuts zustande. Ich dachte mir "scheiß drauf", und so blieb es dabei. Um die Einheitlichkeit zu wahren, stand auf den nächsten Covern auch "ss" drauf. Bis plötzlich das "ß" auftauchte. Keiner hat´s gemerkt, ich am wenigsten. Zukünftig bleiben wir wohl beim "ß". Aber interessanterweise schreibe ich selbst meinen Namen immer mal wieder anders, je nach Laune :wow


    Ich wünsche ein inspirierendes Lesewochenende,
    Eure Britta