Elf Geschichten stand im Februar 2013 zur Auswahl. Elf Geschichten sind schnell gelesen und schnell kommentiert - also auf gehts.
Normalerweise wird ja kommentiert, solange die Verfasserinnen/Verfasser nicht bekannt sind. Umso reizvoller ist es für mich, nun zu kommentieren wo eben die Verursacherinnen und Verursacher der jeweiligen Beiträge bekannt sind.
Nun kann endlich auch Persönliches in die Kommentierung mit einfliessen. Nun kommt es doch zur Blutgrätsche von hinten in die Beine, für den Getroffenen natürlich völlig unvorbereitet. Aber es ist nun einmal eine Tatsache - auch die Bösartigkeit muss sich irgendwann wieder die Bahn brechen. Die Kommentare sind grundehrlich und wenn halt eine Autorin/ein Autor sinnbildlich vernichtet wird - dann ist das ebenso.
Also schaun wir doch mal - was die Damen und Herren so verzapft haben. Magenbitter steht bereit, falls die Galle überläuft oder der Kommentator einfach nur k...... muss.
Ich erwarte nichts bis gar nichts.
Der Kunstdiebstahl
von Dori
Diese Geschichte fasziniert durch ihre Düsternis und hätte wunderbar die Vorlage für einen "Film noir" sein können. In der Hauptrolle des Salomon wäre ein junger Edward G. Robinson vorstellbar gewesen. Zu dieser Geschichte passt die kühle Erzählweise - oder soll man besser kalte Erzählweise sagen - wie die Faust aufs Auge. Ein morbider Realismus beherrscht die Szene und der Tod wird zur Normalität, auch der Tod des Delinquenten. Diese Geschichte konnte nur auf diese Art erzählt werden, so wie sie auch vorgetragen wurde. Das Klassenziel hat die Autorin mehr als erreicht.
Rot wie Blut
von Kirsten Slottke
Der Schrecken weicht der grenzenlosen Erleichterung. Zuerst wird ein Schreckensszenario aufgebaut und dann bricht das Kartenhaus des Schreckens wie ein Nichts in sich zusammen. Es ist eine dieser Geschichten die man gern liest, wo man den Spannungsbogen fast schon körperlich fühlen kann. Auch die Wortzahlbegrenzung schadet dieser Geschichte nicht, ganz im Gegenteil - denn dadurch kommt die Handlung schnell auf den Punkt, Unwesentliches und Überflüssiges hat gar nicht erst die Chance den Text zu vergewaltigen. Wo man Morbidität erwartet - bekommt man Slapstick serviert. Gelungen. Auch diese Autorin muss sich um ihre Versetzung keine Sorgen machen.
Kaulquappen
von Fay
Von der totalen Ablehnung hin zur grenzenlosen Freude. So in etwa sehe ich diese Geschichte. Die Schwangerschaft, das Schwangersein als Horrorszenario - und dann innerhalb weniger Augenblicke die totale Umkehr der Stimmung, der seelischen Verfassung der schwangeren Frau. Die beiden Kontrapunkte werden excellent herausgearbeitet, die seelischen Befindlichkeiten eindringlich beschrieben. Das war ggf. mal wichtig war, der Name des vermeintlichen Vaters, tritt nun hinter der anderen, der viel größeren Wichtigkeit zurück - das heranwachsende Leben überstrahlt alles und führt die anfänglichen Zweifel ad absurdum. Dieser "Gefühlsspagat" wird mit verständnisvoll beschrieben. An dieser Geschichte etwas aussetzen zu wollen - würde bedeuten, sich zum Erbsenzähler zu machen. Und wer will das schon?
Von Katzen und Stinktieren
von Inkslinger
Mütter und Töchter haben oftmals ein sehr gespanntes Verhältnis zueinander. Und wenn dann die Mutter offenbar auch noch an einer Putz-Neurose leidet, dann ist es nur allzu verständlich das die Tochter bei der Mutter nur alle Jubeljahre einmal auftaucht. Eigentlich ist die erzählte Geschichte in Bezug auf die Handlung banal - aber auch Banalitäten sind oftmals nicht einfach zu erzählen. Es ist eine Geschichte die sehr einfühlsam dieses nicht gerade großartige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter beschreibt - und ich kann mir vorstellen, dass sich die eine oder andere Leserin in dieser Geschichte wiederfindet. Die geschilderte Situation wirkt authentisch und der Autor dieser Geschichte scheint darüber hinaus ein guter Beobachter zu sein, der alles so einordnet, dass es Sinn macht und die Geschichte zu einem kompakten Ganzen werden lässt.
Der schöne Dieb
von Johanna
Es hat mich sehr enttäuscht, dass diese Geschichte 0 Punkte erhalten hat. Da wurde von den Leserinnen und Lesern offenbar nicht erkannt, wie hier mit wenigen Worten ein ganzes Schicksal beschrieben wurde. Sparsam in der Wortzahl, reich aber an Eindrücken, die die Fantasie der Leserschaft beflügeln können. Sparsamkeit hat nicht zwangsläufig etwas mit Inhaltsleere zu tun. Ganz im Gegenteil. Es ist schon lobenswert, wie hier wenige Worte ausreichten um das Scheitern eines Menschen zu beschreiben. Dieser Beitrag ist völlig unter Wert geschlagen worden. Manchmal genügt eben nicht der erste, der offenbar nur oberflächliche Blick.
Kinderüberraschung
von Arter
Punktlandung! Der tägliche Wahnsinn an einer Supermarktkasse, dazu das Handy als zusätzliches Folterinstrument. Großartig beobachtet und treffend erzählt. Sehr gut herausgearbeitet wurden die Dümmlichkeit anderer Kunden und die Unverschämtheit der Knalltüten an der Kasse und natürlich passt da auch die Hilflosigkeit der Daheimgebliebenen wunderbar ins Bild. Von wegen der Kunde ist König. Dem Verfasser kann man für diese Geschichte nur ein dickes Kompliment machen. Solche Szenen sind Normalität, wir erleben sie täglich - aber so aufgeschrieben, wird uns erst bewusst, wie hektisch und unfreundlich doch unsere Tagesabläuft oftmals sind. Und ich kann in Richtung des Autors nur wiederholen: Punktlandung! Volltreffer! Schiff versenkt!
Grenzland
von Sinela
Die Geschichte beginnt mit einem freundlichen Blick auf die Schönheiten der Natur. Dem Leser wird ein Frieden vorgegaukelt der sich im Laufe der Geschichte bzw. an deren Ende als Trugbild herausstellt. Der Schrecken kommt auf ganz leisen Sohlen und zieht einen Großteil seines Horrors aus der distanzierten Erzählweise. Mit großer Eindringlichkeit wird dem Leser klargemacht, dass ein Grenzland überall sein kann - es ist nicht auf das Land der Indianer beschränkt. Sachlich erzählt vermeidet diese Geschichte irgendwelche störrenden Gefühlsduseleien. Auch dieser Beitrag alles andere als eine Enttäuschung.
Streifen
von Holle
Eine interessante Umsetzung des Themas. Farbe unterstützt diese Wortspielerei. Ratlosigkeit dargestellt durch Gedankensplitter. War für mich der beste Beitrag. Und wieder einmal erstaunt die Kreativität die wir hier finden. Warum soll man nicht auch mal anders an ein Thema herangehen.
Mordsdate
von Groupie
Das ist die sehr treffende Beschreibung eines Weicheis. Und erst in der Mitte der Geschichte ahnt der Leser wo die Reise hingehen könnte - ist sich aber nicht sicher, ob sie (die Reise) da auch wirklich hingeht. Und auf diese Geschichte trifft der Satz zu: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Die Geschichte wird rasant erzählt und es ist gerade dieses doch hohe Erzähltempo welches den Leser bei der Stange hält. Zudem setzt sich die Ich-Erzählerin dabei ansatzweise mit ihren Ängsten auseinander. Sehr schön auch der Schluss der Geschichte. Würde die Protagonistin für einen weiteren Kuss oder einen anderen Kuss dieser Güte doch vielleicht......das bleibt offen. Eine Antwort darauf muss sich jeder Leser selbst geben. Geschickt gemacht, liebe Autorin - auch die Leserschaft darf gern ein wenig Gehirnschmalz investieren. Eine gute Geschichte, raffinierte Handlung, sehr ansprechend geschrieben.
Die Angst im Nacken
von Xania
Wenn man versucht die Kurzen zu verscheissern endet das in der Regel mit einer Niederlage. Mit einer Niederlage die so grausam endgültig ist. Die erzählte Geschichte ist ein Musterbeispiel für einen dieser gescheiterten Versuche, die Kurzen zu behumpsen. Sehr schön und anschaulich erzählt und man kann sogar als Leser das finale Geschrei hören - auch "stumme" Leselaute können einem Trommelfell zusetzen. Offenbar scheint auch die Autorin zu wissen worüber sie schreibt und man ist schon fast genötig zu fragen, ob dort eigene Erfahrungen verarbeitet wurden. Eine Geschichte die Spass macht - sicher auch aus dem Wissen heraus, dass man nicht bei dem Brüllzwerg verweilen muss. Eine Alltäglichkeit - wirklich wunderbar erzählt.
Beim ersten Streifen Morgenrot
von n9eulchen
Eine Vampirgeschichte die sich wohltuend von dem üblichen Vampirgedöns *kotzwürg* abhebt. Dazu ein origineller Einfall. Was will man als Leser mehr. Dafür kann man dann auch gern mal dieses Vampirgesocks ertragen. Flüssiger Erzählstil machen diese Geschichte zu einem angenehmen Leseerlebnis.