Modetrends der Bücherwelt

  • Bei mir kommt es ganz auf den Trend an. :-]


    Ich liebe z.B. Regionalkrimis, die ja irgendwie auch Trend geworden sind. Da ich meinen Lesestoff ja überwiegend aus der Bücherei beziehe lese ich irgendwie alles, was irgendwie mit Regionalkrimis zu tun hat. Dabei ist mir völlig egal ob Mama Carlotta auf Sylt oder Eberhofer in Bayern ermittelt, ob ich die Region kenne oder nicht, ob die Leute die Bücher gut oder schlecht finden ... egal, probiert wird alles. Jetzt habe ich sogar Bücher über Mordfälle in einem Wiener Kaffeehaus entdeckt, d.h. die Regionalkrimis verlagern sich auch ins Ausland :-]
    Ich habe auch schon früher gern Krimis gelesen, vielleicht kann sich der eine oder andere Ex-DDR-Bewohner noch an die DIE Reihe erinnern. Von daher würde ich auch nicht sagen das ich einem Trend folge.


    Andere Trends ( z.B. historische Literatur, Vampire, Fantasy ) interessieren mich nicht unbedingt. Sicherlich lese ich auf Grund von Rezis hier mal das eine oder andere Buch, aber damit folge ich noch keinem Trend.


    Und wenn mich der Hype um ein Buch zu sehr nervt ( wie z.B. bei Shades of Grey ), dann verweigere ich mich total und stelle auf stur. Ich mag es nicht wenn man mir sagt, dass ich ein Buch unbedingt gelesen haben MUSS. Ich möchte für mich selbst entscheiden was ich lese oder nicht. Und wenn mir 20.000 Leute sagen das Buch ist toll, interessiert mich erst mal nicht. Vielleicht entgeht mir dadurch ( nicht unbedingt bei dem Buch :lache ) wirklich eine Perle unter den Büchern, aber dann habe ich halt Pech gehabt.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • "Shades of Grey" ist allerdings auch mal eins der seltenen Beispiele, wo der Trend ein paar durchaus bessere Titel des Genres ans Licht gebracht hat, die vorher nicht sooo beachtet wurden. Ist ja in diesem Fall auch nicht sonderlich schwierig "besser" zu sein ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    DraperDoyle, Du hast es herausgefordert ;-):
    Was für Berlin Susanne Goga mit Leo Berlin gelungen ist (leider noch nicht gelesen), stellt für Wroclaw Marek Krajewski mit Eberhard Mock dar.
    Auch ohne einen Werbeaufkleber lohnt sich ein kriminalistischer Blick in die dreißiger Jahre nach Polen.


    Krajewski verkauft sich in Deutschland meiner Ansicht nach nur deshalb, weil es in Breslau spielt, einer damals deutschen Stadt. Ähnliches würde meiner Ansicht nach nur noch mit Danzig oder Königsberg funktionieren, aber vergleichbare Romane aus Warschau oder Krakau wären vermutlich kein Straßenfeger.


    Und damit bin ich bei DraperDoyles Frage: Warum Island und nicht z.B. Polen? Meiner Ansicht nach ist der Exotik / Urlaubsfaktor entscheidend. Mit Großbritannien, Irland, Skandinavien, Spanien, Frankreich, Italien verbindet man in erster Linie schöne Urlaubserinnerungen, evtl einen Schuß Exotik. Man kann das wohl unter "Sehnsuchtsorte" ablegen. Osteuropa dagegen hat nichts von alledem, bestenfalls die "verlorenen Ostgebiete" bilden einen gewissen Interessensbereich, dem man wohl einem größeren Publikum verkaufen könnte, besonders, wenn die Krimis zu der Zeit spielen, als z.B. Schlesien und Ostpreußen noch deutsch waren.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär: Man kann das wohl unter "Sehnsuchtsorte" ablegen. Osteuropa dagegen hat nichts von alledem, bestenfalls die "verlorenen Ostgebiete" bilden einen gewissen Interessensbereich, dem man wohl einem größeren Publikum verkaufen könnte, besonders, wenn die Krimis zu der Zeit spielen, als z.B. Schlesien und Ostpreußen noch deutsch waren.


    Hallo LeSeebär,


    mit Deinen obigen Zeilen tust Du Osteuropa literarisch und in Sachen Reisen großes Unrecht an.
    Polen beispielsweise hat eine Menge literarisch zu bieten, allerdings ist ein Großteil der Literatur sperrig genug, um einen Hype zu verhindern.
    Um das Beispiel Krajewski aufzugreifen: Ich denke, dass es zu weit gehen würde, dem Schriftsteller zu unterstellen, seine Geschichten in Breslau bewusst angesiedelt zu haben, damit sie in Deutschland positiv aufgenommen werden.


    Wie sich der Island-Hype erklären lässt, weiß ich nicht. Wer aber Indridason genau liest, wird feststellen, dass die insel im hohen Norden gar nicht so beschaulich ist, wie uns die Cover erzählen wollen. Indridason greift oftmals das soziale Gefälle in Reykjavik auf, erzählt vom Abwandern der Landbevölkerung in die Stadt und ein immer wiederkehrendes Thema ist der Tod seines Bruders, der in den Ostfjorden ums Leben gekommen ist. Als ich im letzten Sommer Island besucht habe, habe ich auf viele Kleinigkeiten geachtet, die nicht nur Indridason, sondern auch seine Kollegen beschrieben haben. Die Insel ist einzigartig, lohnt einen Besuch und dennoch muss das Leben mit den Naturgewalten enorm hart sein. Die Spuren der Wirtschaftskrise kann man als aufmerksamer Beobachter übrigens ganz deutlich sehen.


    Erklärungen für die Modetrends habe ich nicht, aber wenn man beim Beispiel Krajewski bleibt, zählt doch nur eines: Die Perlen zu finden und vorzustellen, ein Modetrend ist doch völlig unwichtig.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    mit Deinen obigen Zeilen tust Du Osteuropa literarisch und in Sachen Reisen großes Unrecht an.


    Warum? Weil ich sage, daß die meisten Deutschen lieber nach Mallorca als nach Krakau fahren? Ich habe an keiner Stelle behaupten wollen, daß es in Polen weder urlaubstechnisch noch literarisch nix zu entdecken gäbe. Ich habe nur erklärt, warum meiner Ansicht nach Krimis aus Island oder Spanien beim deutschen Publikum erfolgreicher sind.


    Zitat

    Um das Beispiel Krajewski aufzugreifen: Ich denke, dass es zu weit gehen würde, dem Schriftsteller zu unterstellen, seine Geschichten in Breslau bewusst angesiedelt zu haben, damit sie in Deutschland positiv aufgenommen werden.


    Das habe ich weder behauptet noch unterschwellig behaupten wollen. Ich glaube, Krajewski hat bei seinen Büchern nicht wirklich daran gedacht, ob er damit in Deutschland wahrgenommen wird. Meine Beschreibung zielte eher darauf ab, was der deutsche Verlag an Erfolg für dieses Buch erwartet und da vermute ich, er hätte für Gespenster in Warschau oder Tod in Krakau nicht mit ähnlichen Umsätzen rechnen können.


    Zitat

    aber wenn man beim Beispiel Krajewski bleibt, zählt doch nur eines: Die Perlen zu finden und vorzustellen, ein Modetrend ist doch völlig unwichtig.


    :write Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Modetrends in Sachen Bücher sind für mich nicht vordergründig.


    Da ich aber sehr gerne lese und überhaupt nicht festgelegt bin auf ein Genre, probiere ich vieles aus. Da ich selten neue Bücher kaufe, sind viele Modetrends, keine Modetrends mehr, bis ich sie gelesen habe.


    In der letzten Zeit habe ich aber tatsächlich 2 Bücher bestellt, die absolut in diesen Modetrend / Bestseller-Hype gefallen sind. Ich fand das erste Buch noch einigermaßen und von der Idee her gut, jedoch völlig überbewertet. Das 2. Buch fand ich schrecklich, ganz furchtbar....


    Dann war ich wieder vorsichtig. Habe in der Bibliothek jetzt einen Arm voll Jugendthriller und Dystopien mitgenommen. Hier verhält es sich 50/50. 2 Entdeckungen waren dabei.


    Zumindest bleibe ich offen und neugierig für alles, jage aber keinen Trends hinterher. Es gibt auch einfach zu viele Bücher, die mich ansprechen. Ich brauche daher nicht das Neuste vom Neusten.


    Bei der Mode bei Kleidern verhält es sich da schon anders *zugeb* :-]