'Veronika beschließt zu sterben' - Seiten 147 - Ende

  • Das Ende der Geschichte hat mich doch mit dem Roman versöhnt, wobei ich ihn natürlich an keiner Stelle schlecht fand.
    Ich hatte Recht: Veronikas Herz war gar nicht geschädigt. Gestorben ist sie trotzdem, in einem der vielleicht schönsten Momente ihres Lebens, in den Armen eines liebenden Mannes. Sie stirbt so, als könnte nun nichts Besseres mehr kommen. Ihre Liebe wird sich nie abnutzen.


    Insgesamt ein gutes Buch, wenn auch Coelho nicht mein Lieblingsautor werden wird.


    Hier ein Zitat aus einem anderen Leserundenanbschnitt:

    Zitat

    Original von Herr Palomar
    In seiner subjektivgeprägten Interview-Biographie "Bekenntnisse eines Suchenden" erzählt Paulo Coelho von seinen Einweisungen in die Psychatrische, die seine Eltern veranlasst hatten. Sehr ins Detail geht er da aber auch nicht.
    Offenbar ging es aber auch um einen Generationskonflikt. seine Eltern konnten sein absonderliches Verhalten nicht nachvollziehen. Coelho war damals ein revolutionierender Jugendlicher, der auch noch anstatt zu studieren lieber Künstler werden wollte.


    Eduards Geschichte scheint zumindest teilweise autobiografisch zu sein.


    Auf Seite 165 liest Eduard ein Gedicht. Der Autor wird nicht genannt. Ist das von Coelho?

  • Nach einem Tag Lese-Pause, weil ich auf der Frankfurter Buchmesse war, tat ich mich schwer in dem letzten Abschnitt einzusteigen.


    Coelhos Methode ist es, möglichst einfach zu schreiben, damit der Inhalt auch wirklich vom Leser verstanden wird.
    Leider habe ich schon die Verfilmung gesehen, daher bot mir die Romanhandlung wenig Spannung.
    Und sprachlich halte ich den Roman für schwach.
    Nichts gegen einen schlichten Stil, aber wenigsten ab und zu sollten auch kunstvollere Sätze dabei sein. Stlistisch ansprechend muss schließlich nicht gleichbedeutend mit kompliziert sein.



    Die Edouard-Passagen lassen wirklich auf Coelhos eigene Biografie schließen.
    Da sie ziemlich in den Vordergrund geschoben werden, entfernt mich als Leser das vom Veronika-Part. Als wäre ihre Geschichte schon zu Ende, nur weil sie wieder Lebesnwillen entwickelt hat.
    Letztlich halte ich das für eine konstruktive Schwäche des Buches.


    Jetzt lese ich noch die letzten 20 Seiten!

  • Für mich ging das Lesevergnügen im Laufe des Buches verloren.
    Die ersten beiden Abschnitte fand ich spannend, vor allem war ich gespannt auf die Interaktion der "Verrückten" untereinander.
    Stattdessen dominierte in diesem Abschnitt eine platte Art, Lebensweisheiten zu dozieren.
    Ich gestehe Coelho gerne zu und respektiere es, dass er mit diesem Buch ein Teil seines Lebens verarbeitet hat. Vor allem scheint es ein großes Bedürfnis nach dieser Art von Literatur zu geben, ähnlich wie beim "Kleinen Prinzen".
    Auch der einfache Sprachstil stört mich nicht so sehr wie das Belehrende.


    Moralisch und juristisch äußerst bedenklich finde ich das Verhalten Dr. Igors. Zumindest in Absprache mit einem Angehörigen, hätte er diesen Versuch durchführen müssen.


    Zitat

    Original von Clare
    Das Ende der Geschichte hat mich doch mit dem Roman versöhnt, wobei ich ihn natürlich an keiner Stelle schlecht fand.
    Ich hatte Recht: Veronikas Herz war gar nicht geschädigt. Gestorben ist sie trotzdem, in einem der vielleicht schönsten Momente ihres Lebens, in den Armen eines liebenden Mannes. Sie stirbt so, als könnte nun nichts Besseres mehr kommen. Ihre Liebe wird sich nie abnutzen.
    ...


    Bist du sicher, dass Veronika gestorben ist?
    Die Szene mit dem Polizisten wirkt auf mich real. Es konnte auch ein symbolischer Tod gemeint sein. Die alte Veronika stirbt, eine andere Frau beginnt ein neues Leben.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Auf Seite 165 liest Eduard ein Gedicht. Der Autor wird nicht genannt. Ist das von Coelho?


    Es ist zumindest eine strake Anlehnung an die Bibel. Im Prediger Kapitel 9,7 heißt es:



    Davor und danach weicht der Text ab.


    Das Buch greift die Gedanken der Bibelstelle auf.


    Zitat

    Auch weiß der Mensch seine Zeit nicht,
    sondern wie die Fische gefangen werden mit dem verderblichen Netz,
    so werden auch die Menschen verstrickt zur bösen Zeit,
    wenn sie plötzlich über sie fällt.


    Vers 12


    Ich fand Teile des Buches gut und nachdenkenswert, anderes hat mir nicht gefallen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich hatte auch verstanden, dass Veronika lebt. Ansonsten würde Dr. Igors Schlussworte Seite 223 "Früher oder später würde Veronika merken, dass sie nicht an ihrem Herzen sterben würde." keinen Sinn machen.


    Ich finde das Buch - einfach geschrieben - sinnvoll. Gerade die philosophischen Stellen finde ich immer wieder gut. Auch die vielen Bibelhinweise.


    Etwas mehr oder weniger verrückt ist der Mensch halt. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich auch.


    Okay, ich nehme alles zurück!
    Das kommt davon, wenn man irgendwann im Buch einfach nur noch fertig werden will. Also sie lebt.
    Vielleicht war hier zu sehr der Wunsch der Vater des Gedanken.


    Ich nehme hiermit zurück, dass mich das Ende des Buches wieder mit dem Roman versöhnt hat.
    Ich habe einfach überlesen, dass sie in Eduards Armen wieder erwacht.


    Dann schreibe ich mal auf, welcher Schluss für mich der Richtige gewesen wäre:


    Veronika stirbt in Eduard Armen, obwohl sie nicht hätte sterben müssen, denn ihr Herz ist gesund, was sie aber nicht weiß. Sie stirbt in einem der schönsten perfekten Momente ihres Lebens. Ihre Gefühle und ihr Glück werden sich nie abnutzen. Eduard kann trauern und daran gesunden. Er kann seine Traumbilder und seine idealisierte Veronika malen.
    Dr. Igor verschwendet keinen Gedanken mehr an Veronika, da er ja eine Gesunde unfreiwillig entlassen hat und nichts für sie fürchten muss. Sein Experiment scheint aufgegangen zu sein, und er weiß nicht, dass es letztendlich ins Absurde geführt wurde, weil seine Probandin nicht nur im Angesicht des drohenden Todes ihren Lebenswillen wiederfand, sondern weil sie entgegen aller physiologischen Voraussetzungen starb, so wie sie es vor ihrem Selbstmordversuch beschlossen hatte.


    Das hätte mir gefallen. Schade!

  • S. 160: „(...) ohne je die einzige Realität anzunehmen, die es hinter jeder Idee gibt: Sei sie nun gut oder schlecht, es gibt sie erst, wenn jemand sie in die Tat umsetzt.“
    Wohl wahr.


    S. 179: „Oder besser gesagt, wenn viele Menschen glauben, daß etwas richtig, ist, dann wird es richtig.“
    Auch sehr zutreffend.


    Etwas weiter auf der Seite, die Geschichte der QUERTY-Tastatur (bei uns in Deutschland QWERTZ, Das „Z“ bedeutet, daß es eine deutschsprachige, das „Y“, daß es sich um eine englischsprachige Tastatur handelt, bzw. die Tastatur für diese „Muttersprache“ ausgelegt ist). Ich habe vor Jahren in der Schule das 10-Finger-System gelernt. Da hieß es, daß die Buchstaben nach Häufigkeit des Vorkommens und der Praktikabilität des Anschlags angeordnet seien. Und zwar durchaus mit dem Ziel, daß man schneller schreiben kann. Also ich schreibe im Zweifel ziemlich schnell mit einer solchen Tastatur.


    S. 202: „(...) schließlich war ja die Diplomatie auch die Kunst, Entscheidungen aufzuschieben, bis die Probleme sich von selbst erledigen.“
    :grin Woher kennt Coelho die Grundmaximen deutscher Politik? :chen


    Dr. Igor hat Veronika also angelogen und sie tatsächlich für eine Art „Menschenversuch“ benutzt, was er anscheinend noch mit weiteren Patienten tat.


    Eduardo ist wohl auch nicht so „irr“, daß er in eine Anstalt gehört. Beide verlassen Villette. Was mir an dem Ende nicht so gefallen hat ist, daß wir eigentlich überhaupt nicht wissen, wie es mit den beiden weitergeht. Sie hat wider Erwarten die Nacht überlebt - und nun? Es ist anzunehmen, daß die beiden zusammen bleiben und Veronika irgendwann bemerkt, daß sie körperlich gesund ist. Aber ohne Papiere usw., wie soll das gehen? In der Hinsicht ist mir das Ende zu offen; ich mag offene Enden nicht, überhaupt nicht.



    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Leider habe ich schon die Verfilmung gesehen, daher bot mir die Romanhandlung wenig Spannung.


    Gibt es starke Unterschiede zwischen Buch und Film, vor allem auch am Ende?



    Das Buch hat mir insgesamt, bis auf meine Kritik am für mich zu offenen Ende, sehr gut gefallen und einiges zum Nachdenken angestoßen. Ich denke schon, daß ich das nochmals lesen werde.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Gibt es starke Unterschiede zwischen Buch und Film, vor allem auch am Ende?


    Hallo SiCollier,
    leider habe ich den Film nicht mehr, aber soweit ich mich erinnere, sind Film und Buch sehr ähnlich, auch das Ende.
    Das finde ich auch ganz gut so. Insgesamt ein zu empfehlender Film.


    Zum offenen Ende:
    Da bin ich auch kein Freund von, aber eigentlich finde ich es in diesem Fall nicht so schlimm. Edourado ist ja praktisch dem Autor bzw. seiner Jugend nachempfunden. (z.B. diie Auseinandersetzung mit dem Vater, die Elektroschocks und andere Dinge nahezu 1:1) Von daher gehe ich (nach meiner Leseempfindung) davon aus, dass sein Leben ähnlich wie das von Coelho verlaufen wird. Also im Prinzip erfolgreich.
    Um Veronika mache ich mir keine Sorgen mehr. Sie wird nach diesen Erfahrungen ihr Leben meistern.
    Das Veronika und Edouardo zusammenbleiben halte ich nicht für sehr wahrscheinlich, aber möglich.


    So nur meine Einschätzungen.


    Mit etwas Abstand werte ich einige Abschnitte des Biuches durchaus gut, zumindest auch nachdenkenswert!

  • Hm, Veronika hatte also doch nichts am Herzen und wird vielleicht noch lange und glücklich mit Eduard zusammen bleiben.


    Interessant war für mich auch die Geschichte von Eduard und wie er in der Nervenklinik gelandet ist. Ich dachte ja bisher ( auch weil er nie richtig gesprochen hat ), das er wirklich schizophren ist. Aber eigentlich war er doch nur anders und es ist irgendwie erschreckend, das er damit gleich in Villette landet.


    Und über den Dr. Igor habe ich mich noch geärgert, weil ihm Ruhm und Ehre wichtiger ist als der Mensch. Wie kann man einem Menschen sagen er stirbt innerhalb einer Woche, obwohl er gar nichts am Herzen hat. Gut, sie hat ihren Lebenswillen wieder gefunden, aber das rechtfertigt irgendwie doch nicht die Mittel.


    Insgesamt hat mir das Buch ganz gut gefallen. Zu meinen Lesehöhepunkten würde ich es allerdings nicht zählen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Mit etwas Abstand werte ich einige Abschnitte des Biuches durchaus gut, zumindest auch nachdenkenswert!


    Danke für Deine Einschätzungen zum Film. :wave


    Das Buch hat mir mit etwas Abstand fast besser gefallen, als beim direkten Lesen. Aber ich tue mich mit einer Rezi wie dem Diskutieren schwer, das würde teilweise zu persönlich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")