Maria Goodin - Valerie kocht

  • OT: Nutmeg


    Über den Autor
    Maria Goodin studierte Englisch und Französisch an der University of Kent, bevor sie für eine Weile nach Frankreich zog. Danach ließ sie sich zur Englischlehrerin und später zur Psychotherapeutin ausbilden. Seit einigen Jahren arbeitet sie ehrenamtlich für einen Wohlfahrtsverband für psychische Beratung. Ihr erster Roman "Valerie kocht" basiert auf einer preisgekrönten Kurzgeschichte. Maria Goodin lebt mit ihrem Mann und ihrer Katze in Hertfordshire, England.


    Kurzbeschreibung
    Nell wächst in einer Welt der Phantasie auf. Als sie ein Kind war, veranstalteten bockige Bockwürste in der Küche ihrer Mutter regelmäßig ein Riesentheater. Ihr Vater, ein französischer Koch, kam leider bei einem tödlichen Kuchenunfall ums Leben. Und die Narbe an der Stirn stammt von einem Krebsküchlein, aus dem plötzlich eine Krebsschere schnellte. Jedenfalls war das alles Valerie zufolge so, Nells Mutter. In der Schule wird Nell ausgelacht für diese absurden Geschichten. Zornig beschließt sie, sich künftig von allem Erfundenen fernzuhalten und nur noch Fakten und Logik gelten zu lassen. Als die junge Naturwissenschaftlerin Anfang zwanzig ist, erkrankt Valerie schwer, ihr bleiben nur noch wenige Wochen. Nell legt ihre Karriere auf Eis und zieht zu ihr. Sie möchte ihre Mutter ernsthaft zur Rede stellen, doch Valerie kocht und backt nur. Zudem werden Nells Bemühungen von dem merkwürdig gutaussehenden Gärtner durchkreuzt, der mit Apfelbäumen spricht und Valeries Essen wie auch ihre Geschichten liebt. Doch Nell sammelt Fakten – und was sie auf ihrer Spurensuche entdeckt, stellt ihre Welt auf den Kopf.


    Meine Rezension
    Nell ist Realistin durch und durch. Zahlen und Fakten sind für sie verläßliche Größen, an denen sie sich durchs Leben hangeln kann. Ihr Freund Mark, ein Wissenschaftler, ist sogar noch rationaler und ernster als sie. Um so peinlicher ist ihr ihre Mutter Valerie, die ihr seit Kindesbeinen an absurde und fantastische Geschichten erzählt.


    Als ihre Mutter ernsthaft erkrankt, zieht Nell zu ihr, um sich um sie zu kümmern und die ihnen noch verbleibende gemeinsame Zeit zu nutzen, und um vielleicht auch ein wenig Licht in ihre Vergangenheit zu bringen. Doch ihre Mutter macht es ihr nicht einfach und der aufdringliche Gärtner, den die Mutter eingestellt hat, tut sein Übriges, sie zu zermürben.


    Ich bin ein klein wenig zwiegespalten, was dieses Buch angeht.


    Auf der einen Seite werden unheimlich viele Klischees bedingt. Nell ist sehr realistisch, intelligent und vernünftig – aber auf der anderen Seite so strunzdoof, daß sie nicht merkt, was für ein Vollidiot Mark ist und wie mies und herablassend er sie behandelt. Mark wiederum bedient das Klischee des attraktiven, intelligenten Machos. Der Strang mit der Partnerschaft der beiden ist absolut vorhersehbar.


    Bei Valerie, der Mutter, fragt man sich schon manchmal, ob sie noch alle Tassen im Schrank hat, daß sie so dermaßen vehement wilde Fantasiegeschichten erzählt.


    Doch im Laufe des Buches gewinnt die Geschichte an Tiefe und man beginnt zu verstehen, warum Valerie so (geworden) ist.

    Obwohl mich das Buch phasenweise doch angestrengt hat (mich nerven halt Mäuschen, die sich von dominanten Männern kleinmachen lassen, immens…) , ist es sehr schön geschrieben und die Geschichten, die Valerie da so von sich gibt, sind einfach niedlich und sympathisch.


    Auch das Drumherum, Valeries Küchengewusel und Kocherei schaffen eine gemütliche und warme Atmosphäre, die sich durchs ganze Buch zieht.


    So bleibt für mich als Fazit: ein sehr schönes Buch, eine Hommage an die Fantasie und eines der Bücher, die getrost als warme Decke fungieren können. Hat alles in allem nicht sooooo viel Tiefgang, läßt sich aber super mit Tee und Keksen auf der Couch wegschmökern. Genau das richtige für die kühle Jahreszeit. Trotz der oben genannten kleinen Einschränkungen habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ach, ich bin froh, dass es schon eine Rezension gibt und werde einfach nur kurz meinen Leseeindruck hinterlassen:


    für mich las sich der Anfang und der hintere Teil zäh wie Kaugummi.



    Eine Figur wurde sehr einseitig, dafür aber total überspitzt gezeichnet, das mag ich immer nicht so. Andere blieben hingegen seltsam blass. Auch die Mutter, Valerie, um deren Geschichte es ja eigentlich geht. Liegt vielleicht daran, dass sie keine eigene Stimme bekommen hat.


    Am Ende wird dann nochmal die ganz große Kitsch-Keule ausgepackt :schlaeger -


    Alles in allem reicht es bei mir nur zu 5 Punkten. Für schlappe 347 Seiten wollte die Autorin m.M.n. einfach zu viel.
    Nun weiß ich nicht, wohin mit dem Buch. Und mit meinem weinenden Mann, der es mir lieb zu Nikolaus geschenkt und gehofft hat, damit das große Jahres-Highlight-Los gezogen zu haben... :-(

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Nach einem sehr deprimierenden und staubtrockenen Buch brauchte ich erst einmal etwas leichtere Kost und schon das hübsche Cover verriet, dass ich mit „Valerie kocht“ sicher richtig liegen würde. Und das bewahrheitete sich auf ganzer Linie. Es geht um Nell in diesem Buch, die ihr Leben lang von ihrer Mutter Valerie nur Phantasiegeschichten zu hören bekommt, wenn es um ihre Herkunft geht. Seit Nell denken kann, kocht und backt Valerie ununterbrochen die schönsten Köstlichkeiten und erzählt die schönsten Geschichten, doch niemals lässt sie sich auf die Wirklichkeit ein.


    Als Nell ein Kind war, war das für sie wunderbar, doch als sie bemerkte, dass diese Phantasien in der Realität belacht wurden, dass sie deshalb sogar von ihren Mitschülern gemieden wurde, beschloss sie, nur noch in der Realität zu leben und nur noch Daten und Fakten zu akzeptieren. Das brachte sie zu ihrem naturwissenschaftlichen Studium und zu Mark, einem engagierten und gutaussehenden Wissenschaftler und ihr Leben verspricht in vorprogrammierten Bahnen zu verlaufen, bis Valerie eines Tages unheilbar krank wird.
    Auch als Nell zu ihr zieht, um sie zu pflegen, weicht sie nicht von ihren Geschichten ab und Nell macht sich verzweifelt und teilweise mit den Ratschlägen von Mark auf die Suche nach ihrer wahren Vergangenheit.


    Es ist sicher kein Buch, das aufgrund von immenser Weisheit und beeindruckendem Tiefgang oder wegen seines überragend literarischen Stils einen Preis erhalten wird – es ist ein Wohlfühlbuch, dass man für einige Stunden gemütlicher Auszeit zu sich nehmen kann.


    Die Geschichten von Valerie sind wunderschön und aus ihnen spricht ihre große Liebe zu ihrem Kind. Auch wenn man im Laufe der Zeit ungeduldig mit ihr wird, weil sie permanent aus der Realität flieht und ihrem Kind so wichtige Informationen vorenthält.


    Die Rezepte, um die es geht, klingen allesamt verlockend und man stellt sich eine Küche vor, in der es permanent wundervoll duftet und in der jemand singend und fröhlich und voller Leben herum werkelt. Das schafft automatisch ein Wohlgefühl beim Lesen.


    Leider sind die Figuren sehr schwarz/weiß gezeichnet und gegen Ende droht eine dicke Kitschwelle alles zu überrollen, doch das geht gerade nochmal gut und so verbuche ich dieses 350 Seiten starke Lob an die Phantasie als ein Buch, das ich sehr gern gelesen habe und das genau richtig ist, wenn man noch mit den Nachwirkungen einer Lektüre zu kämpfen hat, die noch länger schwer im Magen liegen wird…
    7 zufriedene Eulenpünktchen von mir. :-]

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Leider sind die Figuren sehr schwarz/weiß gezeichnet und gegen Ende droht eine dicke Kitschwelle alles zu überrollen, doch das geht gerade nochmal gut ...


    Mich hat die Welle ja leider geradezu erstickt. :-(

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Valerie kocht ist ein richtiges Wohlfühlbuch: die Geschichte ist luftig-leicht erzählt und der märchenhafte Ton passt rundum zum Buch. Natürlich hat die Geschichte letztlich keine großen Überraschungen zu bieten, man ahnt recht bald, was wohl hinter dem Verhalten der Mutter stecken könnte, und auch das Liebes-Happy-End deutet sich in der ersten Begegnung an, aber ist es nicht das, was wir an Märchen so lieben? Dass die Guten am Ende belohnt werden und die Prinzessin den Richtigen heiratet.
    Mir hat es es sehr gut gefallen, der Kitsch war schööön und wohldosiert, einige wenige Längen gab es zwar, doch die ließen sich gut überblättern.