Sputnik Sweetheart - Haruki Murakami

  • Gehört Murakami unter "Zeitgenössisches"? Ich hab keine Ahnung...


    Zum Buch


    Ein Lehrer, Ende zwanzig schwärmt für eine ehemalige Kommilitonen. Sumire ist nicht wirklich schön, sie raucht zu viel und isst zu wenig - und sie träumt davon, Schriftstellerin zu werden. Geld, Karriere und Heirat interessieren sie nicht. Doch dann verliebt sich Sumire zum ersten Mal in ihrem Leben, leidenschaftlich und vorbehaltlos: in Miu, eine Geschäftsfrau, 17 Jahre älter und verheiratet. Sumire reist mit Miu, die sie seit ihrer ersten Begegnung zärtlich ihren "süßen Sputnik" nennt, auf eine Insel in der Ägäis. Dort verschwindet sie spurlos. Von Miu zur Hilfe gerufen, macht sich der abgewiesene Verehrer auf die Suche...


    Liebesgeschichte und Krimi, Buch voller Geheimnisse und wunderbare Meditation über die menschliche Existenz.


    Zum Autor


    Haruki Murakami, 1949 n Kyoto geboren, lebte über längere Zeit in Europa und in den USA. Murakami ist ein international gefeierter und mit den höchsten japanischen Literaturpresen ausgezeichneter Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Er hat die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.


    Meine Meinung


    So richtig vom Hocker gerissen, hat mich das Buch nicht. Ich hab es zwar ziemlich schnell gelesen (sind auch nur 220 Seiten), aber irgendwie war ich auch froh als ich es durch hatte.


    Die Geschichte wird von einem namenlosen, einsamen Ich-Erzähler erzählt, der mich irgendwie an den namenlosen Helden in "Hard-boiled Wonderland" erinnert hat. Auch diesmal hat der Erzähler zwar oberflächliche sexuelle Abenteuer, aber ansonsten keine tieferen Beziehungen, ausser zu seiner langjährigen Freundin Sumire, die er liebt und die seine Gefühle nicht erwidert. Anders als bei "Hard-boiled Wonderland" hat mich die Geschichte nicht wirklich gefesselt und mich nicht dazu angeregt, wilde Spekulationen über die Auflösung des Ganzen anzustellen. Irgendwie wurde ich mit den Charakteren nicht wirklich warm, es blieb alles an der Oberfläche und während ich bei "Hard-boiled Wonderland" noch ewig über die Auflösung gegrübelt habe, gehört "Sputnik Sweetheart" eher zu den Büchern, die man mal lesen kann, aber die wohl keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen werden.


    lg Iris

  • Hallo Ines,


    bin ja erleichtert, dass es nicht nur mir so ging. Stimmt, Sumire war toll gezeichnet, nur konnte ich mit ihr nichts anfangen. Bei Miu hab ich bis zum Schluss nicht kapiert, was sie eigentlich von Sumire wollte und warum sie sie eingestellt und auf die Reise mitgenommen hat.


    Am Besten hat mir noch der namenlose Erzähler gefallen. Auf Seite 60 sagt er, dass manche Menschen bei jeder Gelegenheit betonen, sie seien besonders sensibel oder empfindlich für die Stimmungen anderer Menschen. "Doch dann kann man beobachten, wie der "sensible Mensch" andere unentwegt und ohne ersichtlichen Grund verletzt."


    So eine Bekannte hatte ich auch mal. *nerv*


    lg Iris :wave

  • Ich mag das Buch sehr, vermutlich wegen der Sprache. Es gibt viele Sätze, die sind einfach wundervoll und haben diesen besonderen wiedererkennungswert.
    Leider ist es bei murakami ja häufiger, das er die Story an sich vernachlässigt.

  • Ja, Murakamis Sprache ist toll. Auch bei diesem (dünnen) Werk. Und trotzdem habe ich mich lange Zeit "betrogen" gefühlt: bis der namenlose Erzähler endlich auf der Insel auftaucht und Spekulationen anstellt, wohin Sumire verschwunden sein könnte, war die Geschichte so real und damit so untypisch Murakami.
    Der namenlose Erzähler hat mich am meisten von allen Charakteren angesprochen, auch wenn die Distanz zu ihm, wie mir scheint, am größten war - er hat zwar einiges von sich preisgegeben und schien der "normalste" zu sein, aber ein wirkliches Bild vor Augen hatte ich nicht. Sumire konnte ich mir gut vorstellen, Miu auch, selbst wenn ihre Beweggründe oft undurchsichtig waren. ( Delphin : vielleicht hat Sumires offene Art sie einfach an ihr damaliges Ich erinnert, das noch ungehemmt war und neugierig auf die Welt?).
    Schön zu lesen, aber weiter beschäftigen wird es mich nicht.

  • Zitat

    Original von Foer
    Mir geht es bei allen Bücher von Murakami so, dass es mir gefällt, Sprache toll und ich sie wirklich mag, aber ich verstehe sie einfach nicht :-(


    :write


    Ich habe es aus diesem Grund mittlerweile auch einfach aufgegeben, noch weitere Bücher von Murakami zu lesen. Das einzige Buch, das mir von ihm gefallen hat, war "Untergrundkrieg" über die Anschläge in Tokyo. Alles ander habe ich zwar gelesen, aber nicht wirklich verstanden.

  • "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" fand ich toll. Ansonsten habe ich es aufgegeben. Auf dem Cover von "Gefährliche Geliebte" ist ein Blurb von Marcel Reich-Ranicki "Ein hocherotischer Roman. Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren nicht mehr gelesen." Es ist mir nie gelungen, diese ach so tolle Liebesszene zu finden.
    .

  • Zitat

    Original von harimau


    Seite 185- 191. ;-)


    Genau. Das ist eine Liebesszene. Allerdings hätte ich diese Szene auch in jedem x-beliebigen Nackenbeisser lesen können. Ich verstehe einfach MRRs Begeisterung nicht. Ich weiss Murakami einfach nicht zu würdigen. Ausser Hard-boiled wonderland, wie gesagt, das Buch hat mir gefallen.

  • Den Vergleich mit einem Nackenbeisser finde ich übertrieben, da die Szene meiner Meinung nach weder kitschig noch stereotyp geschrieben ist; dass sie mich allerdings sonderlich beeindruckt hätte, kann ich auch nicht behaupten. Was MRR daran so herausragend findet, erschließt sich mir nicht. :gruebel


    Ich mag Murakami, aber an Stellen wie dieser würde ich es nicht festmachen. Hard-boiled wonderland gehört übrigens auch zu meinen Favoriten von ihm. Sputnik sweetheart steht in meiner persönlichen Rangliste seiner Bücher eher weiter hinten.

  • Zitat

    Original von harimau
    Den Vergleich mit einem Nackenbeisser finde ich übertrieben, da die Szene meiner Meinung nach weder kitschig noch stereotyp geschrieben ist; dass sie mich allerdings sonderlich beeindruckt hätte, kann ich auch nicht behaupten. Was MRR daran so herausragend findet, erschließt sich mir nicht. :gruebel


    Ja genau, das meinte ich. Der Vergleich mit Nackenbeißern war vielleicht übertrieben. Ich fand sie durchschnittlich. Nicht so geschrieben, dass sie mir in irgendeiner Forum im Gedächtnis geblieben wäre.

  • Das ist die Sorte Buch, bei der ich mich frage, was das soll. Gut, die Sprache ist nicht schlecht, der Charakter der Sumire ist auch interessant, aber was soll das, was soll das für eine Geschichte sein?


    Sicherlich ist das ein Buch voller Geheimnisse, wahrlich. Wozu verschwindet Sumire, was soll das ganze Buch etc pp. Und Miu's Geschichte der Ereignisse 14 Jahre vorher fand ich einfach nur blödsinnig.

  • "Sputnik Sweetheart" fand ich in ganz okay, nicht Murakamis bester Roman, aber solide geschrieben, ansprechende Figurenzeichnung und mitunter einige Sätze, die einfach nur schön sind. Inhaltlich schwächelt das Buch stellenweise schon sehr, dafür entschädigt aber die großartige Sprache - das scheint bei Murakami ja öfters so zu sein.
    Ich denke zwar nicht, daß dieses Werk allzulange in mir nachhallen wird, aber für zwischendurch war es in Ordnung.