'Der Vermesser' - Kapitel 05 - 10

  • Bin mit dem zweiten Abschnitt jetzt durch. So langsam baut sich die Geschichte auf, nachdem im ersten Abschnitt Personen und Kontext beschreiben wurden
    :gruebel Hm, schwieriges Buch für eine Leserunde. Da gibt es eigentlich nichts, wo man jetzt ins Diskutieren kommen könnte. Mit William werde ich immer noch nicht warm.


    Bei Wikipedia gibt es übrigens einen kurzen Artikel über das Londoner Abwassersystem. Da kommen einem dann der Name des Chefingenieurs und die Höhe der Baukosten bekannt vor.

  • Danke für den Link zu dem Artikel über das Abwassersystem Londons. Inzwischen habe ich etwas mehr am Stück lesen können und es ist tatsächlich besser, jetzt wo sich die Geschichte entwickelt.


    Aufgeben, da habe ich auch schon öfter gedacht- mir fällt es einfach schwer mich durch diese Hund-Ratte-Kämpfe zu lesen. Die Probleme Mays mit den Selbstverletzungen werden weniger, aber ich glaube nicht, dass er davon los kommt. In meinem Leben habe ich bisher drei Menschen kennen gelernt, die das auch getan haben (und vielleicht immer noch tun, ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen) und es stecken wirklich starke psychische Probleme dahinter - wie ja auch bei May.


    Diskussionsstoff bietet das Buch bisher nicht viel und ich bin gespannt, wann ich endlich das Gefühl bekomme auch einen Krimi zu lesen... :lesend

    SUB :lesend 20 Bücher in deutscher, englischer, niederländischer und spanischer Sprache vom Kinderbuch bis zum Thriller

  • Zitat

    Original von Wonnchen
    [...] Die Probleme Mays mit den Selbstverletzungen werden weniger, aber ich glaube nicht, dass er davon los kommt. In meinem Leben habe ich bisher drei Menschen kennen gelernt, die das auch getan haben (und vielleicht immer noch tun, ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen) und es stecken wirklich starke psychische Probleme dahinter - wie ja auch bei May.
    [...]


    Das ist wirklich interessant, dass du solche Fälle bereits selbst erlebt hast. Ich hatte das für eine Erfindung der Autorin gehalten. Wikipedia hat auch hierzu etwas zu sagen, auch wenn über dem Artikel steht, dass dieser nicht hinreichend durch Belege abgesichert ist.


    :gruebel Du magst nicht etwas mehr aus deinem Erfahrungsschatz heraus beschreiben, ob und wie man dieses Leiden den betroffenen Leuten anmerkt und ob diese auch solche Sonderlinge sind wie May, oder? Und vor allem: gibt es eine Chance, davon loszukommen?

  • Also ich habe mich auch durch diesen Abschnitt ja fast gequält. Ich finde nicht viel Diskussionsstoff, leider.


    Die Selbstverletzungen von May finde ich schon heftig - aber ich habe erst kürzlich einen entsprechenden Beitrag im Fernsehen gesehen, der dieses Thema hatte. Ich glaube auch nicht, dass er ganz davon loskommt.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Du magst nicht etwas mehr aus deinem Erfahrungsschatz heraus beschreiben, ob und wie man dieses Leiden den betroffenen Leuten anmerkt und ob diese auch solche Sonderlinge sind wie May, oder? Und vor allem: gibt es eine Chance, davon loszukommen?


    Also, nur um es vorweg zu schicken, ich bin kein Psychotherapeut, kein Psychologe oder ähnliches und kann nur aus meiner Erfahrung als Leihe berichten.


    Die Menschen, die ich kennen gelernt habe, die sich selbst verletzt haben, hatten z.B. im Falle eines jungen Mädchens (ca.18+-) einige schwerwiegende Probleme (das Mädchen wurde von ihren Eltern gegenüber ihren Geschwistern extrem benachteiligt uvm.). Das Mädchen hat sich mir gegenüber im Vertrauen offenbart und mir erzählt, dass sie sich selbst verletzt, sich schneidet. Wie sie mir beschrieben hat, hatte sie immer "einen inneren Druck", der nur weniger auf ihr lastete, wenn sie sich schnitt. Das Mädchen hat mir auch erzählt, sie leide unter einer Krankheit namens "Borderline-Syndrom" oder "Borderline-Störung" - das werde ich nachher noch recherchieren, vielleicht sind die Selbstverletzungen Bestandteil dieser Störung?
    Weiterhin hat mir das Mädchen auch erzählt, dass das Schneiden ihr helfe, sich selbst zu spüren.


    Ob alle, die sich selbst verletzen Sonderlinge sind, kann ich nicht beurteilen. Meiner Meinung nach haben diese Menschen zumindest eine tiefe psychische Krise oder sind psychisch krank. Sie stecken oft in Situationen/Erlebten/Familienverhältnissen/Beziehungen, die sie nicht verarbeiten/mit denen sie nicht zurecht kommen, fest. So geht es auch einer meiner Nachbarinnen.


    Ob es eine Möglichkeit gibt, aus diesen Verhaltensweisen herauszukommen? Leider kann ich das nicht sagen, ich weiß, dass diesen Menschen in Therapien/Reha-Maßnahmen etc. Entspannungstechniken gezeigt werden um in Situationen, in denen sie sich schneiden/verletzen wollen (gefühlt: müssen) eben nicht zum Messer zu greifen. Das Mädchen, das sich mir anvertraut hat, hat mir damals erzählt, das helfe ihr nicht immer.
    Ob Heilung möglich ist - keine Ahnung, ich denke mit viel Hilfe, Therapie und Begleitung kann es (nach vermutlich langer Zeit) sein geheilt zu werden.


    Wie gesagt, ich bin kein Experte. Das Buch und die Beschreibungen haben mich an diese Menschen erinnert, die ich kennen gelernt habe - einiges kam mir bekannt vor. William hat wie wir zuvor lesen konnten schreckliches erlebt - vielleicht hat er all diese Erlebnisse nicht verarbeiten können/aufarbeiten können, sich selbst in all dem Grauen verloren und sucht in den Selbstverletzungen nach einem Weg zu sich und in die Wirklichkeit zu finden.


    Ohne Gewähr. 100% Laien-Meinung :write .


    Edit: anmerken kann man das Leiden den meisten Menschen nicht, aber das Tragen von langärmliger Kleidung auch im Sommer in der Freizeit bei Hitze kann einen skeptisch werden lassen...

    SUB :lesend 20 Bücher in deutscher, englischer, niederländischer und spanischer Sprache vom Kinderbuch bis zum Thriller

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  • Der zweite Abschnitt ist gelesen und ich finde, die story entwickelt sich etwas spannender. Ich habe das Gefühl, die Autorin mußte sich erst warm schreiben. ;-) Allerdings ist weit und breit noch keine Leiche in Sicht. ?(


    Zitat

    Original von Jupp
    Mit William werde ich immer noch nicht warm.


    Langsam fange ich an, mit William Freundschaft zu schließen. Verzweifelt sehnt er sich nach Normalität, möchte so gerne seiner Frau Polly und seinem Sohn gerecht werden. Er scheint im Grunde seines Herzens ein guter Mann zu sein und hat ein Leben, wie er es sich wünscht, meiner Meinung nach verdient. Ich hoffe sehr, daß er sich von diesem Trauma der Kriegserinnerungen befreien kann.


    Zitat

    Original von Jupp
    Bei Wikipedia gibt es übrigens einen kurzen Artikel über das Londoner Abwassersystem. Da kommen einem dann der Name des Chefingenieurs und die Höhe der Baukosten bekannt vor.


    Vielen Dank für diesen interessanten Link ! :knuddel1 In meinem Kopfkino sieht Bazalgette allerdings etwas anders aus. :lache


    Wonnchen, deine Schilderungen sind wirklich sehr aufschlußreich und ich habe das Gefühl, Clare Clark ist mit diesem Thema sehr authentisch umgegangen. Ich selbst kenne diese Art von Krankheit nur aus dem Fernsehen.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    [...]
    Langsam fange ich an, mit William Freundschaft zu schließen. Verzweifelt sehnt er sich nach Normalität, möchte so gerne seiner Frau Polly und seinem Sohn gerecht werden. [...]


    Hm, das finde ich interessant. Klar, William hat es hart getroffen, nach der Ausbildung direkt in einen modernen Stellungskrieg, mieserabelste hygienische Verhältnisse (da hat es selbst hohe Generäle erwischt), eisige Kälte und eine lebensgefährliche Verwundung. Da kann man schon Mitleid haben. Aber wie er so denkt, vor allem, wenn er durch die Kanäle streift, das finde ich schon ziemlich schräg. Manchmal schießen mir die Begriffe "Weichei" oder "Jammerlappen" durch den Kopf. Das ist vielleicht etwas hart, gebe ich ja zu.


    Meine Lieblingsfigur ist der langarmige Tom. Der ist intelligent, geradlinig und hilft sich selbst. So mag ich das.

  • Tom kämpft sich durchs Leben, Tag für Tag, keine Frage, aber er kennt es gar nicht anders. Das soll nicht heißen, daß ich ihn deshalb weniger mag ( im Gegenteil ), aber aus seiner Perspektive gibt es keine Höhen und Tiefen. William hingegen scheint eine schöne Kindheit gehabt zu haben, sein Leben läuft in geordneten Bahnen ... bis zum Krieg. Danach ist nichts mehr, wie es war. Das ist natürlich sehr traumatisch für ihn.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Der zweite Abschnitt ist gelesen und ich finde, die story entwickelt sich etwas spannender. Ich habe das Gefühl, die Autorin mußte sich erst warm schreiben. ;-) Allerdings ist weit und breit noch keine Leiche in Sicht. ?(


    Ja lesen wir etwa schon das Weihnachtsbuch? :lache Leichen hatten wir zwar schon viele, aber wieder nur tierische! :lache
    Aber wer könnte die erste Leiche werden? Vielleicht Hawke? :gruebel Oder vielleicht Brassey? :gruebel


    Zitat

    Original von -Christine-


    Langsam fange ich an, mit William Freundschaft zu schließen. Verzweifelt sehnt er sich nach Normalität, möchte so gerne seiner Frau Polly und seinem Sohn gerecht werden. Er scheint im Grunde seines Herzens ein guter Mann zu sein und hat ein Leben, wie er es sich wünscht, meiner Meinung nach verdient. Ich hoffe sehr, daß er sich von diesem Trauma der Kriegserinnerungen befreien kann.


    Mir geht es da ähnlich wie Christine. Ich finde es gut, dass William kein aalglatter Typ ist, sondern seine Leiden aus seiner Kriegszeit mit sich schleppt und nur schwer verarbeiten kann. Das macht ihn für mich irgendwie realer und menschlicher.


    Wonnchen : Deinen Beschreibungen nach, scheint sich die Autorin wirklich mit dem Thema befasst zu haben. Wirklich schlimm diese "Krankheit", die man so schwer erkennen und behandeln kann.


    Tja aus Tom werde ich irgendwie nicht schlau. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass ihm Lady mehr bedeutet - zumal er ja keine Familie hat. Und nun würde er sie einfach so verkaufen? Ok, er bekommt sehr viel Geld für sie, aber dann ist er wieder ganz alleine... :gruebel

  • Zitat

    Original von Sonnschein
    Tja aus Tom werde ich irgendwie nicht schlau. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass ihm Lady mehr bedeutet - zumal er ja keine Familie hat. Und nun würde er sie einfach so verkaufen? Ok, er bekommt sehr viel Geld für sie, aber dann ist er wieder ganz alleine... :gruebel


    Auch wenn Tom Lady sehr ins Herz geschlossen hat, hatte er sie anfangs nur aufgenommen, um mit ihr Geld zu verdienen. Das Alleinsein an sich ist , glaube ich, kein Problem, aber er hat den Hund schon arg liebgewonnen.

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Auch wenn Tom Lady sehr ins Herz geschlossen hat, hatte er sie anfangs nur aufgenommen, um mit ihr Geld zu verdienen. Das Alleinsein an sich ist , glaube ich, kein Problem, aber er hat den Hund schon arg liebgewonnen.


    Also ich kann mir schon vorstellen, dass es vor Lady für ihn kein Problem gewesen ist allein zu sein. Aber wenn man dann an so ein Tierchen gewohnt ist und es ist dann weg dann könnte das doch plötzlich eine Leere hinterlassen, die man vorher so nicht gekannt hat.

  • Also so richtig fesselnd ist das Buch ja noch nicht. :rolleyes


    Die Borderline-Störung kenne ich schon seit ca. 10 Jahren. Die Menschen sind meist schwer traumatisiert und in ihrem Vertrauen tief verletzt. Sie sind meist nicht mehr in der Lage, Empathie zu empfinden. Alles Empfinden zieht sich nach innen in einen inneren Kern zurück und nach außen können sie meist recht apathisch wirken. Oft sind Borderliner auch noch durch sehr aggressives Verhalten nach außen gekennzeichnet. Vergleichbar mit einem Igel: nach außen Stacheln, die andere verletzen und nach innen butterweich und empfindlich. Die Selbstverletzungen hat ja Clark eindeutig eingefangen als William schreit "Ich lebe". Ansonsten spürt er sich und anderes nicht.
    William ein Weichei? Nein, er ist schwer krank, tief verletzt und reagiert nur noch in seinen engen Grenzen und Automatismen.


    Das Tom seine Lady verwettet, hat mich auch leicht schockiert. Darunter wird er noch leiden.