The Wolf of Wallstreet

  • Einer der Oscarnominierungen ist jetzt in unseren Kinos angelaufen. Viele von euch erinnern sich sicher noch an "Gordon Gekko", den skrupellosen Börsenhai, an die Rolle mit der sich Michael Douglas vielleicht endgültig aus dem langen Schatten seines Vaters spielte - in dem Oliver-Stone-Werk "Wall Street".


    Warum tut sich Martin Scorsese das an? Was ist so reizvoll daran, einen neuen Gordon Gekko zu kreieren? Nun, die Antwort ist so simpel wie schockierend. Scorsese nimmt Gordon Gekko zwar als Blaupause des Charakters Jordon Belfort, das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Radikal verbannt Scorsese jeglichen Ansatz einer moralisierenden Interpretationsmöglichkeit und wendet das Thema durch die maßlose Übertreibung der Dekadenz des Lebens zwischen Sex, Drugs und Crime zu einem Schenkelklopfer, der einfach nur Spaß macht. Diese Nichtaussage und das Fehlen einer echten Story sind es allerdings auch, die dafür sorgen, dass ich diesen Film mit gemischten Gefühlen betrachte. Respekt für den Mut das Thema so anzugehen, Respekt vor einem wirklich grandiosen Leonardo di Caprio, aber war es wirklich oscarreif, ihm drei Stunden lang beim vögeln, koksen und Leute anbrüllen zuzuschauen?

  • Ich fand "The Wolf of Wallstreet" einfach nur anstrengend und laut. Es wird viel geredet und geschrien, das F-Wort wird extrem überstrapaziert (ich habe den Film im englischen Original gesehen). Das Augenmerk des Film liegt auf dem übertriebenen Spaßfaktor, den die Protagonisten aus ihrer Finanzjongliererei zogen. Das aufzuzeigen, gelingt Scorsese, aber ansonsten ist der Film handlungsarm und aufgeblasen.


    Leonardo di Caprio ist einer meiner Lieblingsschauspier. Ich finde ihn nicht attraktiv oder sexy, aber er ist ein phantastischer Schauspieler. Nach diesem Film muss ich sagen, das ich ihn in ernsten Rollen lieber sehe. Dieses Rumkaspern und Überdrehte, das er hier an den Tag legen muss, gefällt mir nicht ganz so gut. Auch wenn er hier die Gratwanderung schafft, diesen narzistischen Charakter Jordan Balfour nicht ins lächerliche abrutschen zu lassen. In "Zeiten des Aufruhrs"z.B. hat mir Leonardo wesentlich besser gefallen. Er vermag es sehr gut, seinen Figuren eine Verletzlichkeit zu geben, die bei der Figur des Balfour nicht gefragt war. Hier ist er einfach nur außer Rand und Band.


    Ein Rätsel ist es mir, wieso Jonah Hill sowohl bei den Golden Globes als auch bei den Oscars als bester Nebendarsteller nominiert war bzw, ist. Der Mann hat nur einen einzigen Gesichtsausdruck. Überdrehtes Rumgekreische ist für mich keine trophäenwürdige Schauspielleistung.