Blutrecht: Greatcoats 1 - Sebastien de Castell

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  • Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch eigentlich gar nicht weiter lesen möchtet; nicht, weil es schlecht ist, sondern weil ihr einfach nicht wollt, dass es endet? So ging es mir mit „Blutrecht“ dem ersten Band der Greatcoats-Reihe.


    Die Greatcoats (benannt nach ihren mit langen Mänteln, die sie vor Angriffen schützen) waren vor einigen Jahren noch die Hüter der Gesetze, sie waren der lange Arm des Königs und sollten den Bürgern Gerechtigkeit bringen. Ihr Motto: „Richte gerecht, reite schnell, kämpfe hart“, wobei der Kampf immer die letzte Möglichkeit darstellen soll. Doch als der König von seinen Herzogen ermordet wird, müssen sich die Greatcoats auflösen und verstreuen sich in alle Winde. Nur Falcio, der erste der Greatcoats, und seine beiden besten Freunde Brasti und Kest bleiben zusammen, durchstreifen die Lande und suchen nach dem Vermächtnis des Königs, das es angeblich geben soll…


    Und auf dieser Reise begleiten wir Falcio und seine Freunde. Die drei sind gefallene Helden, einstmals geliebt und verehrt werden sie jetzt als „Lumpenmäntel“ beschimpft. Und schnell offenbart sich der besondere Charme des Buches: der Humor! Der Ton zwischen den dreien untereinander ist ziemlich rau und trieft oft vor Ironie und Sarkasmus. So etwas mag ich sehr! Außerdem sind sich Falcio, Brasti und Kest selten einig, so dass sich wunderbare Wortduelle ergeben.


    Neben diesen kommen natürlich auch die wirklichen Duelle nicht zu kurz. Hier merkt man sehr deutlich, dass der Autor selber als Kampf-Choreograph gearbeitet hat, denn beim Lesen hat man das Beschriebene sehr bildlich vor Augen, sieht förmlich die Angriffe und Ausweichmanöver.
    Während die Greatcoats nur mit ihren Händen und Waffen kämpfen, gibt es in der Welt von Tristia auch Magie, die Falcio nicht ohne Grund verhasst ist: Er hat ihr meist nur wenig entgegenzusetzen und so gibt es für unsere Helden auch gefährliche Gegner, ohne die eine Geschichte doch sehr langweilig wäre.


    „Blutrecht: Greatcoats 1“ lebt von seinen heldenhaften Charakteren, seinem Wortwitz und spektakulären Kampfszenen. Wer mal ein etwas anderes Fantasybuch lesen und in eine Geschichte in der Art der drei Musketiere eintauchen möchte, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt. Ich selber fiebere schon sehr dem Erscheinen des zweiten Bandes entgegen, denn mich haben die Greatcoats auch lange nach dem Lesen nicht wirklich losgelassen. 10 von 10 Sternen!

  • Falcio ist ein Greatcoat. Einst war er angesehen, verkündete die Gesetze des Königs und brachte Gerechtigkeit. Nun sind er und seine Freunde Kest und Brasti vogelfrei und nicht viel mehr wert als der Dreck unter den Nägeln. Dennoch wollen sie den letzten Auftrag, der ihnen vom König erteilt worden ist, erfüllen. Doch wie sollen sie das in einer Welt ohne Gerechtigkeit schaffen?


    "Blutrecht" ist der erste Band der Greatcoats-Reihe von Sebastien de Castell und hat mir sehr gut gefallen. Der Autor verwebt die Motive Mut, Freundschaft und Kampf mit bekannten Fantasyelementen.


    Die Geschichte wird von Falcio höchstselbst erzählt. Nun ja, nicht von ihm höchstselbst, aber das zu erklären, würde zu weit führen. Bei seinen Erzählungen beweist der Greatcoat sehr viel Sinn für Humor, Sarkasmus und Glaube an das Gute im Menschen. Mit seiner großen Klappe und seinen Kampfkünsten bringt er sich und auch seine Begleiter immer wieder in Gefahr. Das war für mich sehr lesenswert, da die Kampfszenen zwar detailreich, aber nicht zu blutig beschrieben waren und zudem immer einen Funken Humor mitschwang.


    Die Figuren habe ich direkt ins Herz geschlossen. Sebastien de Castell versteht es sehr gut, Sympathie und Antipathie bei seinen Lesern hervorzurufen. Dabei wird er aber nie lächerlich, sondern überzeichnet so manchen Teilnehmer so gekonnt, dass man neben der Antipathie auch irgendwo die Beweggründe nachvollziehen kann.


    Der Stil des Autors ist sehr gut und flüssig zu lesen. Obwohl sowohl die Kampfkunst als auch die beschriebene Welt mittelalterlich anmuten, ist die Sprache weder betont poetisch noch zu modern. Hier hat de Castell die richtige Mischung gefunden.


    Fazit: ein toll zu lesender Roman, der bestimmt so manchen Fantasy-Fan glücklich machen kann. Eine klare Leseempfehlung.

  • Einst waren die Greatcoats die Rechtsbringer des Königs, nach dessen Ermordung werden sie nun verachtet und gelten als Gesindel. Falcio, der Anführer der Greatcoats und seine Freunde Basti und Crest versuchen sich an die alten Ideale zu halten, können sich aber schlecht als recht über Wasser halten. Nebenbei suchen sie nach einem geheimnisvollen Vermächtnis, das der König hinterlassen haben soll.
    Dieses Buch hat mich begeistert. Die Figuren sind überzeugend gestaltet, absolut menschlich, man kann mit ihnen mitfühlen und es kommt auch immer wieder ironischer Wortwitz, was ich liebe. Die Handlung hebt sich von anderen Fantasybüchern durch die hervorragend beschriebenen Duellszenen ab, wobei der Autor aber sehr genau weiß, wann es genug ist, um den Leser nicht zu langweilen. Gegen Ende waren es für mich rund um die geheimnisvolle Schneiderin etwas zu viele seltsame Zufälle, aber das ist schon der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Rundum zu empfehlen!
    9 Eulenpunkte

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Das Buch war ein Zufalls-Mitnahmefund im Laden, weil mir die ersten zwei Seiten so gut gefallen haben.
    Und was soll ich sagen? Ich war begeistert. Lange nicht mehr so viel Glück beim Spontankauf gehabt!


    Hier meine Rezension:
    Falcio, der ICH-Erzähler in BLUTRECHT, ist ein Greatcoat, Erster der reisenden Gesetzeshüter in einem Reich, das nach dem Mord am König wieder der Willkür und Grausamkeit seiner Herzöge anheim gefallen ist und in dem die Greatcoats mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit nur wenig mehr als Ausgestoßene sind.
    Gemeinsam mit zwei Freunden - Kest, einem Meister der Klinge und Brasti, einem herausragenden Bogenschützen, streift er durch's Land, um den letzten, mysteriösen Wunsch seines Königs zu erfüllen. Er soll etwas finden, von dem er weder weiß, was es ist, noch wo es versteckt sein könnte und woran er die vage Hoffnung knüpft, das es helfen könnte, den alten Traum eines gerechten Landes doch noch zu erfüllen.
    Doch die Realität hat mit hochtrabenden Träumen wenig zu tun, denn erst einmal geht es ums nackte Überleben. Ein hochrangiger Händler, der die drei Greatcoats zu seinem Schutz angeheuert hat, wird ermordet, sein Tod ihnen angehängt. Fortan sind sie auf der Flucht und geraten vom Regen in die Traufe, als sie sich als Karawanenwächter verdingen und auf diese Weise in ein Herzogtum geraten, dessen Herrscher sich in einer alljährlichen 'Blutwoche' seiner Gegner entledigt.
    Falcio gerät mehr als einmal in heftige Konflikte zwischen Ideal und Vernunft und findet sich bald im Herzen einer Intrige, bei der auch auf den dritten Blick nichts ist, wie es scheint.


    Im Nachwort schreibt der Autor, dass er herausfinden wollte, was passiert, wenn man die Helden seiner Kindheit - Meisterkämpfer edlen Herzens, die ihre Schwerter für's Gute ziehen - in eine durch und durch boshafte, zynische und dunkle Welt setzen würde, in der Ehre und Ideal nur so viel wert sind wie der nächste Vorteil, den man daraus schlagen kann.
    Das Ergebnis ist fantastisch gut geschriebene Fantasy mit vielschichtigen Figuren, überraschenden Wendungen, einer sehr glaubwürdigen Welt, einer Menge Stoff zum Nachdenken und nicht zuletzt einem feinen schwarzen Humor, der genau die richtige Balance erhält, um zuviel Pathos entgegenzuwirken.
    BLUTRECHT liest sich vor allem frisch und lebendig, die Handlung ist wahnsinnig fesselnd, sehr kurzweilig, emotional aufwühlend und ganz allgemein geeignet, eine Nacht durchzuschmökern, weil man unbedingt wissen muss, wie es weitergeht.
    Tatsächlich ist es ein echtes Highlight im Fantasy-Regal, ein funkelnder kleiner Edelstein. Jeder, der beispielsweise Brent Weeks mag, wird auch dieses Buch lieben. Man sollte es sich auf gar keinen Fall entgehen lassen, denn in der drögen Landschaft der langweiligen Tolkien-Möchtegern-Kopien ist das mal wieder ein ganz großer Glücksgriff. Also unbedingt lesen - und wenn man am Ende vollständig der Sucht erlegen ist, kann man erfreut feststellen, dass ein Nachfolge-Band schon angekündigt ist, der kommt nämlich im Oktober.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Wie bereits weiter oben erwähnt, fand ich die Leseprobe recht witzig und habe mir daher tatsächlich mal das Buch zu Gemüte geführt. Die Handlung spielt in einer relativ typischen Fantasywelt, in der die Adligen sich auf Kosten der restlichen Welt ein schönes Leben machen. Gestört von einem König mit Idealismus, der die Greatcoats wieder einführt, welche im Kampf ausbildet wurden, um danach durch das Land zu Reisen und sich als Magister für Recht und vor allem Gerechtigkeit einzusetzen, sorgten die Herzöge des Landes schnell für Abhilfe. Angesichts einer Belagerungsarmee beschließt der König zu kapitulieren, fordert aber freies Geleit für seine Greatcoats. Diese dürfen dann noch zusehen, wie man den Kopf des Königs auf einen Spieß steckt, dann wird die Truppe zerschlagen. Die Tatsache, dass sie ihren König nicht verteidigt haben, bedeutet einen schweren Imageschaden und wenig Gegenliebe bei der Bevölkerung.


    Der Hauptteil der Handlung spielt fünf Jahre später. Die Greatcoats sind teils verschollen, arbeiten für Herzöge und Karawanenfürsten oder wurden Straßenräuber. Der Leser begleitet Falcio, den ersten Kantor der Greatcoats, der schon als Kind den Traum hatte zu dieser Truppe zugehören und der später deren Anführer und der beste Freund des Königs wurde. Völlig desillusioniert und pleite zieht er mit zwei Kollegen durch das Land, immer noch dabei den letzten Auftrag seines Königs erfüllen zu wollen: die Charoite finden, nur niemand weiß, was das sein soll. Dafür geraten die drei Kämpfer von einem Schlamassel in das andere.


    Als ich die Leseprobe las, hatte ich sofort an die drei Musketiere gedacht. Weiterhin konnte der Autor mit einem recht trockenen Humor punkten. Ferner fühlte ich mich in seiner Welt sonderbar zu Hause. Die Erwähnung der erste Regel beim Fechten (stich mit dem spitzen Ende zu) und die Gesellschaftsordnung ließen mich an Westeros denken und die blutigen und sadistischen Spiele der Herzoge an die Dunkelelfen in Menzoberranzan. Das Buch hat so einen Hauch von Fanfiction, aber ist dabei trotzdem nicht abgedroschen oder unoriginell, sondern ausgesprochen unterhaltsam, actionlastig und für die ein oder andere Überraschung gut. Der nur spärliche Einsatz von Magie oder sonstigem Firlefanz sorgt für eine gewisse Bodenständigkeit. Dafür verfügen die Figuren über einen recht charmanten Durchgeknalltheitsfaktor und machen einfach Laune.


    Zwei Mankos hat die Sache allerdings, die Action war mir zeitweise einfach zu viel und mich wundert immer noch, dass der Held nicht an einem stressbedingten Herzinfarkt oder an PTSD gestorben ist. Ab und an dachte ich einfach, jetzt muss er mal baden oder schlafen. Oder beides. Zumal er selbst erklärte hat, dass er während eines Kampfes anfängt zu stinken. Punkt zwei wäre, dass das Buch klar auf eine Fortsetzung ausgelegt ist und das ein oder andere eben offen bleibt bzw. dass es eigentlich endet, als es richtig los geht. Allerdings könnte ich auch gut und gern jetzt sofort weiter lesen.

  • Ich habe das in einem Rutsch gelesen und ich fand die Mischung aus Musketiersaga, Fantasy und Abenteuer sehr ansprechend.
    Ich habe mir den zweiten Band bestellt und bin grade auf Seite 30 und es handelt sich wieder um gutes, solides Lesefutter.



    lederne Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Mir ging es hinsichtlich der Mankos wie BelleMorte. :-)


    Der Schreibstil hat mich das Buch aber auch verschlingen lassen. Die Beschreibungen der Kampfszenen haben mich an die Sherlock Holmes Filme mit Robert Downey Jr. erinnert, das gefiel mir gut und gab dem Stil dann auch eine Wendung.


    Ansonsten wurde ja schon vieles gesagt. Die Figuren machen wirklich Laune, ich bin ja klarer Fan der Schneiderin. :lache Sie bringt dem Buch einen Bonuspunkt, find ich, aber das muss man selbst lesen, ich find bei dem allgemein herrschenden trockenen Humor ist sie das Sahnehäubchen und die Kirsche und der Schokoguss und...ach ja, ich bin einfach begeistert von ihrer Art. :lache Schön, dass eine alte Frau so geschildert wird, dass sie richtig mitzureißen weiß.


    Bei den "drei Musketieren" hatte ich dann leider das "Problem", das ich auch bei genannten Musketieren immer hatte, das "Hauptmusketier" mochte ich am wenigsten. Ich war dafür die ganze Zeit total begeistert von Kest und fand es schade, dass der Großteil des Buchs ja dann eine Falcio-One-Man-Show wurde und Kest und Brasti erst am Ende wieder auftauchten.


    Was mich an den Greatcoats selbst begeistern konnte, war die Art, wie sie die Gesetze und Urteile verkünden und dann Lieder singen, fand das in mancher Szene sehr rührend - schade, dass andere Figuren wie die "Kinderbande" dann doch nur so "Sidekick"-Charakter hatten.


    Hat Spaß gemacht.
    8 Punkte.