'Ein Kampf um Rom' - Kapitel 148 - Ende

  • Der Schlachtplan steht. Er weist Furius Ahalla einen wichtigen Part zu. Kurz vor der Schlacht vergewissert sich Totila durch einen Boten, ob es dabei bleiben würde. Furius bestätigt.
    Teja erzählt Julius und Totila vom schrecklichen Ende seiner Jugendliebe Myrtia.
    Wie wahrscheinlich war/ist es, dass jemand nach so einem Schicksalsschlag tatsächlich nie wieder eine Beziehung eingeht? Und würdet ihr so etwas dann richtig finden?
    Alboin, der Langobardenführer, der trotz Totilas letztminütlicher Aufforderung gegen die Goten kämpfen will, hat für mich etwas galgenhumorig Sympathisches an sich, er trägt in einer vermeintlich ausweglosen Situation fatalistisch einem Mitstreiter noch Grüße an die Ehefrau auf. Aber es kommt alles ganz anders:
    Furius Ahalla verrät Totila, fordert Alboin auf, mit ihm zusammen gegen diesen zu kämpfen.
    Totila wird im Kampf verletzt. Julius nimmt Helm, Mantel und Pferd des Königs und wird von Cethegus, der den verhassten Gegner töten will, hastig verfolgt. Cethegus tötet Julius. Er hielt ihn für Totila. Julius bittet ihn noch mit dem letztem Atemzug, Totila zu retten - selbstverfreilich vergeblich.
    Allerdings hat ihm Furius Ahalla inzwischen die Arbeit abgenommen, der und Totila töteten sich gegenseitig.Totila und Julius werden zusammen aufgebahrt, Valeria nimmt sich das Leben. Cassiodor, den wir vom Buchbeginn kennen und der sich nach dem Rückzug aus der Politik der Kirche zugewandt hatte, wird die Bestattung vornehmen.
    Teja wird König. Er macht jedoch sich und den Seinen nichts vor:
    Nicht frei leben, aber glorreich sterben werden sie mit ihm.
    Gemeinsam mit Hildebrand führt er die Krieger an.
    Zeit, sich mal Gedanken zu machen: Theoderich starb als Großvater des schon fast erwachsenen Athalarich. Hildebrandt soll sein Erzieher gewesen sein, müsste also allermindestens ein gutes Dutzend Jahre älter sein. Die Ereignisse vom Tode Theoderichs bis zum Ende der Goten in Italien sollen ca 26 Jahre umfassen. Hildebrandt muss über die Zähigkeit einer Nibelungenköniginmutter Ute verfügen:-)
    Der Leichnam des Theoderich und der Krönungsschatz werden noch geborgen, sie sollen nicht in die Hände der Griechen fallen. Unter dem furchtbaren Opfer von dem Tode geweihten kleinen Kampftruppen kann das Volk der Goten sich an den Vesuv in eine Schlucht zurückziehen. Teja wähte den Ort mit Absicht, damit jene, die sich dem Feind nicht ergeben wollen, dort den Freitod im Vulkan wählen können.
    Cethegus erfährt, dass nach dem Tode der Kaiserin Theodora (Selbstmord) all seine Intrigen ans Licht gekommen sind.
    Er zeigt Größe und geht zu Narses, der ihm römische Soldaten zuweist, um in der Schlacht den Tod zu suchen.
    Beide, Teja und er, verletzen sich tödlich. Teja hatte den Eingang zur Schlucht stundenlang allein verteidigt. Syphax birgt den Leichnam seines Herren und wirft sich mit ihm in den heißen Krater.
    Teja erfährt kurz vor seinem Tode noch, dass die Nordmänner unter Harald Narses aufgefordert hatten, den restlichen Goten freien Abzug in den Norden nach Thule zu gewähren. Narses stimmt zu. Er kommt überhaupt klug und gerecht rüber.


    Tja, und so ziehen sie dann, die letzten Goten...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Mit der Verlobungsfeier scheint es alles noch einmal gut zu werden.


    Hier wird auch noch die Adalgoth-Geschichte aufgelöst, wir erinnern uns, dass im Zusammenhang mit den drei baltischen Herzögen ein vierter erwähnt wurde und Adalgoth stellt sich als sein Sohn heraus. Er wird rehabilitiert und bekommt seine Gotho, und damit ist nun wieder Zeit für eine Wende, diesmal natürlich ins Endgültig-Negative.


    Der Wendepunkt ist die Schlacht von Taginä, und obwohl die Goten zahlenmäßig unterlegen sind, ist Totila recht optimistisch und vielleicht sogar ein wenig leichtsinnig. (Allerdings dürfte nachvollziehbar sein, dass er nicht bereit ist, seine Schlachtaufstellung umzuändern, nur weil Teja wieder einmal düstere Visionen hatte. Mit dieser Entscheidung erreicht Totila immerhin, dass Dahns Geschichte nicht schon nach der Schlacht von Taginä aus ist und fällt unabsichtlich vielleicht sein Todesurteil.) Letztlich aber ist es Verrat, der sozusagen die Entscheidung bringt. Totilas Rolle als strahlender Held wird nochmals hier bestätigt, er findet sozusagen den Reitertod.)


    Mit dieser Schlacht beginnt aber auch für Cethegus sozusagen der Abstieg. Nachdem bereits durch Narses offensichtlich sein Stern im Sinken ist, will er nun Totila töten, aber es ist Julius, den er irrtümlich ersticht und der sich so ein letztes Mal als treuer Freund Totilas erweist.


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    Damit eröffnet sein letztes Buch, und zu unserer Überraschung endet dann alles zuletzt doch etwas optimistischer als zu erwarten war.


    Zunächst aber geht es erstmals ziemlich "heroisch" oder auch düster zu. Totilas Versuch, eines Zusammengehens von Römern und Goten, wie dies auch Theoderich angestrebt hat, ist gescheitert.


    Dann gibt es für die die Goten zumindest noch einen kleinen vorläufigen Sieg, der Leichnam von Theoderich und der Krönungsschatz, die bereits früher versteckt wurden und daher bisher nicht den Griechen (Byzantinern) in die Hände gefallen sind, werden geborgen und mitgenommen.


    Was den Krieg betrifft, kommt es nun auch auf gotischer Seite zu einigen Aktionen, die aus heutiger Sicht problematisch erscheinen.
    1.)
    Teja lässt die Gefangenen töten, ein kriegsrechtlich problematisches Vorgehen, und aus literarischer Sicht eine Vorgehensweise, die gewöhnlich nur von Negativfiguren zu erwarten ist. Das Ganze wird im Roman von Teja gerechtfertigt, aber interessant ist, dass Dahn diesen Punkt zumindest seine Figuren diskutieren lässt. (In diesem Zusammenhang ist vielleicht interessant, dass Dahn Jurist war und sich durchaus mit kriegsrechtlichen Themen befasst hat.)
    2.)
    Damit die Goten/innen es zum Schlachtfeld am Mons Vesuvius schaffen, wird es notwendig, dass sich jede Nacht eine Gruppe von Krieger opfert und zurückbleibt, um die Verfolger aufzuhalten, ein aussichtsloser Kampf, und das es soviele Freiwillige gibt, entscheidet das los.
    (Ich muss übrigens zugeben, dass ich mit so etwas nicht viel anfangen kann. Als ich diese Stelle zum ersten Mal gelesen habe, habe ich das ganz falsch verstanden, ich fand es ganz logisch, dass gelost werden muss, weil sich kaum Freiwillige finden :chen)


    Dann erfahren wir über einen Brief, dass Cethegus mit seinen Intrigen in Byzanz völlig gescheitert ist, was Dahn immerhin noch Gelegenheit zu einer Detektivgeschichte gibt, mit Feldherr Narses als Ermittler.


    Am Mons Vesuvius lässt Dahn dann die heroische Endschlacht stattfinden, nachdem sich die beiden letzten Hauptfiguren gegenseitig getötet haben, gibt es dann keine Versöhnung, aber wenigstens ein "bittersüßes" Ende.


    Aus heutiger Sicht dürfte interessant sein, dass es letztlich nicht zu einem Massensuizid von denen kommt, die den Kampf überlebt haben und nicht als Sklaven enden wollen, obwohl sich alle Goten/innen diesbezüglich einig sind. (Allerdings baut Dahn eine kleine Nebenhandlung ein, wo einer der Goten, Wachis, andere Pläne hat, aber von seiner schwangeren Frau umgestimmt wird.)


    Aber es gibt dann eine versöhnliche Wendung, die dazu führt, dass dieser Massensuizid doch nicht mehr notwendig scheint. (Aus heutiger Sicht wäre ohnehin zu fragen, ob nicht Sklaverei dem gemeinsamen Tod vorzuziehen ist, im Roman allerdings besteht kein Zweifel, dass Sklaverei das Schlimmste ist, was den "Guten" bzw. "freien" Germanen passieren kann ...)


    Als Adalgoth dem sterbenden Teja davon berichtet und ihn sogar ausdrücklich fragt, ob sie mit Harald gehen dürfen, stimmt dieser zu, und so darf dieser in der Erkenntnis sterben, dass sein Kampf doch nicht umsonst war.
    Hier schließt sich sozusagen der Kreis, es war Teja, der die Sache von Anfang an für aussichtslos gehalten hat:

    Zitat

    «Nicht ohne Kampf, mein Totila, und nicht ohne Ruhm, so weiß ich», antwortete Teja, leise die Streitaxt zuckend. «Kämpfen wollen wir, daß man es nie vergessen soll in allen Tagen: kämpfen mit höchstem Ruhm, aber ohne Sieg. Der Stern der Goten sinkt.»

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Wachis' Szene am Ende ist großartig, und wenn das Buch zeitgenössisch wäre, dann würde eben diese Szene mit Sicherheit weit breiter ausgeführt. Wachis ist der Mann der Zukunft.


    Aber was ich eigentlich sagen wollte: ich denke immer wieder darüber nach, dass Cethegus und Teja ein ganz ähnliches Schicksal haben - beide töten irrtümlich den Menschen, den am meisten lieben, weil er bzw. sie die Maske des Feindes trägt. Ich frage mich, ob Dahn diese Parallele bewusst eingesetzt hat.

  • Zefira, obwohl ich dieses Buch wenn auch längere Zeit nicht, aber früher oft gelesen habe (es gehörte neben "Désirée" zu meinen ersten "Nicht-Kinderbüchern" und damals gab es nicht so viele Neuanschaffungen wie heute), diese Parallele ist mir nie bewusst geworden! Darum schätze ich Leserunden auch so und gerade in dieser Leserunde sind einige Mitleser dabei, die ich in anderen Leserunden wiederzutreffen mich sehr freuen würde :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Möglicherweise hatte Dahn da so etwas wie ein Gleichnis im Sinn, da Teja und Cethegus beide (in wiederum recht ähnlichen Schlüsselszenen) die Existenz eines barmherzigen Gottes ausdrücklich bestreiten: Beiden wird es zum Verhängnis, dass sie es ablehnen, ihre Feinde zu lieben. (Julius macht bei Tejas Erzählung "beiseite" eine Bemerkung, die etwas in diese Richtung weist; ich glaube, er sagt: "Die Rache ist mein, spricht der Herr.") Weiß jemand etwas über Dahns Verhältnis zur Religion?

  • Dass Dahn ein Gleichnis im Sinn hatte, bezweifle ich. Sicher, beide Teja und Cethegus töten eine Person, die ihnen viel (oder vielleicht auch das meiste) bedeutet hat, weil sie diese für ihren Feind halten, aber die Unterschiede überwiegen: in einem Fall ist es die Geliebte, mit der vielleicht eine Zukunft möglich gewesen wäre, im anderen Fall ist es der Ziehsohn, mit dem es längst zum Bruch gekommen ist.
    (Abgesehen davon: es ist die einzige gotisch-griechisch (byzantinische) Beziehung, die im Roman erwähnt wird. Dagegen gibt es zumindest mit Kamilla-Athanarich und Valeria-Totila zwei gotisch-römische Liebesbeziehungen, die nicht glücklich enden, aber als Liebesbeziehngen jedenfalls nicht scheitern.) Vielleicht ein bereits ein Hinweis darauf, dass der Kampf mit den Griechen niemals gut enden kann. :cry


    Außerdem ist die Tötung seiner Geliebten nicht die einzige persönliche Tragödie, die Teja sozusagen zu der Figur gemacht hat, als die er in die Handlung eingeführt wird, sondern es ist nur der endgültige Moment, wo er sozusagen jeglichen Optimismus, positive oder christliche Einstellung aufgibt. In der Handlung selbst kämpft er dann engagiert für die Sache seines Volkes bzw. der Goten, aber in dem Bewusstsein, dass ihr Untergang nicht aufgehalten werden kann und auch ohne sich etwas für sich persönlich zu erwarten, außer dass sein Volk oder wenigstens dessen Endkampf nicht in Vergessenheit gerät. (Ein Ziel, für das er als Krieger, Held und Sänger beste Voraussetzungen mitbringt.)


    Im Vergleich dazu liegt die Lage bei Cethegus ganz anders. Im Gegensatz zu Teja ist Cethegus kein gebrochener Mann. In seiner Vergangenheit ist halt einiges nicht so gelaufen, wie er es gerne gehabt hat. Cethegus ist stolz auf seine Herkunft (Nachfahre von Julius Caesar), von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt (die er tatsächlich hat) und begegnet seiner Umwelt mit Arroganz. Als sozusagen der "letzte" Römer entwickelt er dann seinen eigenen (bei Dahn bzw. aus der Sicht des 19. Jahrhnderts unzeitgemäßen) Plan, das alte Rom wieder auferstehen zu lassen, den er dann ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt. Am Schluss ist gehört er (wie seine gotische Gegner) zu den Verlierern. (Aber ohne ihn und seine Aktivitäten würden wir wahrscheinlich den Roman gar nicht fertig gelesen haben. :lesend :grin)


    Dahn bzw. Narses gesteht ihm einen eindrucksvollen Abgang zu. Cethegus, der "letzte Römer", und Teja, der "letzte Gotenkönig" töten sich gegenseitig. Syphax, Cethegus ein treuer Sklave bis zuletzt (obwohl Cethegus ihm am Ende die Freiheit schenkt), entzieht den Leichnam seines Herrn dem Zugriff seiner Feinde und bewahrt ihm so vor Entehrung. Das ist zwar ein durchaus würdiges Ende für Cethegus, aber gleichzeitig hat dieses Ende auf der Werteebene auch eine bittere Ironie, ist also keineswegs nur positiv zu sehen.


    - Um die Leiche von Cethegus zu schützen, wählt Syphax für sich jenes Ende, dass auch die gotischen Überlebenden des "letzten" Kampfes zu wählen bereit waren.
    - Außerdem hat Cethegus zuletzt froh zu sein, dass es natürlich die Heldenfigur des Tejas ist, durch den er seinen Tod findet. Relativ früh im Roman allerdings hatte er Teja schwer beleidigt, als er diesem mit der Begründung auf seine (aus kirchlicher Sicht zweifelhafte) Herkunft, den Zweikampf verweigerte, um so auf eine gerechtfertigte Aussage Tejas gegen ihn nicht eingehen zu müssen. (Teja bezeichnet Cethegus gegenüber Witigis bei ihrem Gespräch bei Theodahads Krönung, als "den Mann, der ihm die Ehre nahm".)
    - Cethegus ist am Schluss eindeutig gescheitert und er hat die Figuren, die ihm wirklich wichtig waren (Julius, Prokop) durch eigene Schuld verloren. (Syphax ist im Unterschied zu ihnen von ihm bis kurz vor dem Ende des Romans abhängig.)


    Ganz anders ist dagegen der Tod des von ihm "verachteten" Feindes Teja zu sehen, dem auf symbolischer Ebene und Handlungsebene positive Elemente zugefügt sind.
    - Teja, der tapfer und unermüdlich für seine Sache gekämpft hat, obwohl er sicher war, dass sie längst verloren ist, stirbt in der Erkenntnis, dass sein Handeln doch nicht umsonst war.
    - Teja tötet seinen (persönlichen) Feind Cethegus, bekommt also seine Rache.
    - Teja erfährt die Anerkennung (die ihm von Cethegus einigen anderen verweigert wurde) auch durch seine Feinde. (Sein heldenhafter Kampf am Mons Vesuvius wird ausdrücklich von Narses als Mitgrund angeführt, dass er den gotischen Überlebenden freien Abzug gewährt / hinzu kommt noch die Lorbeerkranzgeste des Narses.) (Mit solchen Details erreicht Dahn übrigens auch, dass selbst die "bösen" Griechen nicht nur als die Schurken / gänzlich Bösen rüberkommen.)
    - König Teja erfährt nach seinem Tod eine Gleichsetzung mit König Theoderich, was im Roman eindeutig eine besondere, vermutlich die höchste Ehre ist. (In diesem Zusammenhang ist vielleicht nicht uninteressant, dass Teja bei Hildebrand aufgewachsen ist, also sich schon aus diesem Grund als legitimer Nachfolger Theoderichs empfiehlt.)


    Während der Tod von Tejas Geliebter Teja letztlich zu der Figur macht, die wir im Roman kennen lernt und sich seine Taten im Roman meistens durchaus positiv auswirken, da andere (gewöhnlich die eigenen Leute) davon profitieren, ist der Tod von Julius nur der traurigste Höhepunkt von Cethegus Taten, die niemandem außer seinen eigenen Plänen nützen. (Wie Geschichtsschreiber Prokop in seinem (fiktiven) Brief klar stellt: Cethegus hat seinen Zielen alles geopfert, als er ihm die Freundschaft aufkündigt.)


    Cethegus tötet seinen Ziehsohn (und Erben) Julius, mit dem es allerdings längst zum Bruch gekommen ist, während Teja zuletzt mit dem jungen Adalgoth einen Schüler (und Nachfolger) findet. (Überhaupt lässt Dahn ab dem vorletzten Buch Teja ein wenig zugänglicher und weicher werden, wie z. B. die Beziehung zu Totila zeigt.)
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    In der neuer Sekundärliteratur zu Dahns Roman, die nicht sehr umfangreich ist und die ich in den letzten zwanzig Jahren gelesen habe (daher bitte Verständnis, dass ich leider keine Titel nennen kann), findet sich übrigens immer wieder die Bemerkung, dass Teja Dahns Lieblingsfigur war. (Allerdings habe ich das selbst überprüfen können.)
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    Ich habe auch einige andere Romane von Felix Dahn gelesen (auf Amazon / über Kindle ist zurzeit einiges kostenlos zu bekommen und dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen: erstens, der Mann konnte gute Schurkenfiguren schreiben (Cethegus ist nicht der einzige Schurke) und zweitens Dahn soll ziemlich kirchenfeindlich eingestellt gewesen sein, und das dürfte, wenn man andere Bücher ansieht,

    , tatsächlich stimmen, auch wenn es immer wieder auch positive Figuren gibt: hier z. B. Julius oder Cassiodor. (Aber beide können im Grunde nicht viel ausrichten, was den Handlungsablauf betrifft.)


    Der Papst, den Dahn in "Ein Kampf um Rom" vorkommen lässt: Silverius, kommt eindeutig nicht gut weg, und bei Theodora ist da ohnehin ein eigener Fall.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Teresa ()

  • Wie ich schon im vorvorherigen Abschnitt bemerkte, ist Dahn ganz eindeutig szenisch begabt: Er wäre heute - mit deutlich anderen Ansichten - sicher auch ein guter Regisseur geworden oder jemand, der die Settings abstimmt: Der Auftritt Totilas zu seiner letzten Schlacht ist in hohem Maße kitschig, passt aber auch perfekt als Gegensatz zu Tejas letztem Auftritt: Beide sind große Helden der Goten, die sich aber völlig unterschiedlich inszenieren bzw. von Dahn inszeniert werden, der aber hier Anregungen aus dem Prokop aufnimmt und in die äußerste Apotheose steigert.
    Deshalb glaube ich auch, Zefira , dass er die Schicksale Cethegus' und Tejas bewusst parallel setzt, schließlich töten sie sich am Ende auch gegenseitig.
    Teresa , deinen Ausführungen kann ich aber auch gut zustimmen, danke übrigens für deren Ausführlichkeit und Kenntnisreichtum. Cethegus fasziniert Dahn, aber er liebt ihn nicht wie Teja: Also lässt er Cethegus in großartigem Abgang verbrennen, Teja hingegen in einer Art Auferstehung verklären.
    Was die Figur des Syphax angeht, scheint es mir allerdings, dass er nicht bei Cethegus bleibt, weil er von ihm abhängig ist bzw. dieser ihm das Leben gerettet hat, sondern ein wenig schildert Dahn Syphax Treue wie die Treue eines Hundes, ähnlich wie es für Mataswinthas afrikanische Dienerin gilt. Ich denke, hier frönt Dahn zeitgenössischen Vorurteilen des "edlen Wilden".


    Das Ende am Vesuv und mit der Schiffsentführung in den Norden schafft eine Art neuen Mythos: Es kann allerdings sein, dass Dahn hier mir nicht näher bekannte Motive aus dem Thidreks-Sagenkreis verwendet hat.


    Noch etwas zu Dahn und seine Stellung zum Christentum: Ziemlich eindeutig ist er nicht gläubig, denn alle seine echten Helden sind entweder heilig oder dem christlichen Glauben gegenüber gleichgültig wie z.B. Totila. Die gläubigen Christen haben nur dienende Rollen, und selbst Valeria wählt den von der Kirche nicht zu akzeptierenden Freitod.

  • Ich habe vor einigen Tagen zufällig für mich entdeckt, dass mir etliche Sätze des anfangs erwähnten Boethius sehr gut gefallen und ich sie in meinen Zitatenschatz aufnehmen werde. Googlen lohnt! :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)