Die Krankheitserfinder - Jörg Blech

  • Der Journalist Jörg Blech, der auch für Stern, Zeit und Spiegel tätig war, beschreibt die Machenschaften der Pharma-Industrie, um ihre Absatzzahlen für Medikamente zu erhöhen.
    Über Werbekampagnen und Zeitungsartikel werden in den Köpfen der Menschen Krankheitsbilder zementiert, die es bis dato gar nicht gab, mit der Folge, dass sie sich krank oder zumindest von Krankheit bedroht fühlen. Sie benützt ihren Einfluss, damit Grenzwerte für behandlungsbedürftige Symptome wie Cholesterinwerte oder Blutdruck ohne ordentlichen Nachweis gesenkt werden.
    Sie nimmt Einfluss auf Studien, bauscht Krankheitsrisiken auf, veröffentlich übertriebene Fallzahlen. Schlecht ausgebildete Medizinjournalisten übernehmen ungeprüft Daten, Ärzte lassen sich willentlich oder naiv-unabsichtlich von den Pharma-Karren spannen.


    Zitat:
    "Ein Trupp von Wissenschaftlern mit engen Verbindungen zu Arzneimittelfirmen arbeitet mit Kollegen aus der pharmazeutischen Industrie daran, eine neue Kategorie menschlicher Krankheit zu entwickeln und zu definieren, und zwar auf Treffen, die in großem Umfang von Firmen gesponsert wurden, die um die Entwicklung neuer Medikamente wetteifern."


    Viele natürliche Vorgänge und Zustände werden als krankhaft und somit mit Medikamenten behandlungsbedürftig propagiert, wie Altern, Wechseljahre bei Frau und Mann, Schüchternheit (heißt jetzt soziale Phobie). Gentests sollen die verunsicherten Gesunden dazu bringen, bereits vorbeugend Medikamente gegen ihre genetische Verlagung zu nehmen. Anstatt Verhaltungsänderung bei Stress oder Konzentrationsstörungen bei Kindern (Stichwort ADS) ist es viel einfacher, sich eine Pille verschreiben zu lassen.
    Life-style-Drogen zur Leistungssteigerung bei völlig Gesunden sind der nächste Schritt, und am besten auf Kosten der Krankenkassen.


    Also Vorsicht bei Werbeslogans wie: "Jeder x. Deutsche leidet an yyy. Das muss nicht sein. Wenden Sie sich an ihren Hausarzt."
    Es kann durchaus sein, dass erstens x maßlos übertrieben ist und zweitens yyy ist kein Leiden, sondern ein natürlicher Zustand (eventuell vorübergehend oder durch Verhaltensänderung beeinflussbar).


    Die Folgen dieser Vorgehensweise sind nicht nur finanziell dramatisch. Die Nebenwirkungen dieser völlig überflüssigen Medikamente sind nicht zu unterschätzen.
    Immer mehr gesunde Menschen überschwemmen die Arztpraxen, weil sie verlernt haben, mit der Realität des Lebens fertig zu werden. Das geht zu Lasten der wirklich Kranken, an denen an Zeit und Geld gespart wird.


    ASIN/ISBN: 3596158761

  • Geht in die selbe Richtung und hat mir ganz gut gefallen. Gesundheitspolitik bekommt einen etwas anderen Anstrich.


    Interessant finde ich ganz aktuell, dass es noch keine Impfungen gegen Ebola gibt, die Krankheit bei weitem nicht neu ist, und es auch absolut nicht der erste Ausbruch ist (erstmals 1976) , oder gar der erste größere Ausbruch.
    Aber jetzt wo sie in den Industriestaaten ankommt, wird sie vielleicht interessant für die Pharma Industrie.
    Naja immerhin wird seit 2012 ernsthaft ein Mittel erprobt, lange Zeit so 36 Jahre bis es ernsthaft wird.
    :fetch

    "Reading is food for thought, and anything to do with food must be good." Snoopy


    :lesend : Vladimir Vertlib: Spiegel im fremden Wort
    :lesend : Ingeborg Bachmann: Malina
    :lesend : Michael Stavaric: Königreich der Schatten