Seita Vuorela: Wir fallen nicht [ab 14]

  • Seita Vuorela: Wir fallen nicht
    Ravensburger 2014. 352 Seiten
    ISBN-13: 978-3473401178. 16,99€
    Vom Verlag empfohlen ab 14 Jahre
    Originaltitel: Karikko
    Übersetzerin: Tanja Küddelsmann


    Verlagstext
    Die Brüder Mitja und Wladimir verbringen ihre Sommerferien am Meer, doch der Urlaub wird von einem Unglück überschattet: Mitjas bester Freund ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Mitja unternimmt ausgedehnte Streifzüge und freundet sich mit einigen Jungen an, die ihr Lager am Strand aufgeschlagen haben. Aber ihr kleines Reich ist nicht nur ein Abenteuerspielplatz für Vagabunden - es ist eine Welt voller Mystik und Magie, die Mitja immer stärker in ihren Bann zieht.


    Die Autorin
    Seita Vuorela, geb. 1971, lebt in Turku (Finnland). Sie hat Literatur- und Kulturwissenschaften, Philosophie und Women's Studies studiert und als Journalistin, Fotografin und Lehrerin gearbeitet. Ihre Bücher zeichnen sich durch eine besondere Sprache aus und haben verschiedene Preise erhalten.


    Inhalt
    Seita Vuorelas Jugendroman lässt seine Leser zunächst völlig im Unklaren, um was es in ihrer Geschichte geht und wo sie spielen könnte. Mitja und Wladimir sind mit ihrer Mutter im Wohnmobil unterwegs zu einem einsam am Meer gelegenen Campingplatz. Die Handlung muss in der Neuzeit spielen, in der es Spielkonsolen und Graffiti gibt. Unterschiedlicher als die Jungen könnten Brüder nicht sein. Mitja (Dimitri) erkundet gern brachliegende Industrieanlagen und verfügt über die für sein gefährliches Hobby nötige Fitness. Sein Bruder Wladimir zieht die Sicherheit einer Welt aus Bildern und Texten vor. Direkt vor dem Sommerurlaub ist bei der Erkundung eines Lagersilos ein Junge verunglückt. Doch zur Beunruhigung des Lesers ist der Tod lange kein Thema zwischen Mutter und Söhnen. Es klingt an, dass die Mutter eigentlich diejenige wäre, die nach dem schrecklichen Unfall die größte Zuwendung bräuchte. Die Trauer scheint zunächst fest verschnürt und verborgen im Leben der Protagonisten. Bis sich die wahre Geschichte endlich entfalten kann, wird ein hohes Maß an Geduld vom Leser gefordert.


    Erzählt wird aus zwei durch die gewählte Schrifttype deutlich zu unterscheidenden Perspektiven. Mitja berichtet in der Ichform; eine neutrale Erzählerstimme beobachtet Wladimir, der wiederum andere Kinder beobachtet. Mitja lernt eine Clique von Jungen kennen, die sich am Strand eine Unterkunft aus Treibholz gebaut haben und dort das ungebundene Leben moderner Piraten führen. Jugendliche, die in den Ferien eigene Wege gehen, kann ich mir noch problemlos vorstellen, bin aber verwundert darüber, dass die kleineren Kinder aus der Truppe niemand vermisst. Zusätzlich zu den jugendlichen Herren des Strandes, deren Herrschaftsgebiet auf der Landkarte nur als weißer Fleck abgebildet ist, taucht in Mitjas Blickrichtung ein Mädchen auf, das in einem verlassenen Hotel lebt und dort offenbar Hemden für die Sieben Schwäne näht. Begriffe wie Wrack oder Treibgut lassen sich in mehr als einer Bedeutung verwenden, so dass die Geschehnisse eine zusätzliche Ebene erhalten. Motive aus Märchen und Sagen, wie das des Fährmanns, wird jeder Leser individuell deuten und auch die Übergänge zwischen der realen Welt und ihren schwer fassbaren Randbereichen setzt jeder ganz persönlich. Mit ihren wie Fotos in Sepia wirkenden Bildern knüpft Seita Vuorela direkt an Bilder in meiner Vorstellung von Trümmergrundstücken und Industriebrachen an. Der Ausgang der Geschichte wird trotz deutlich gelegter Spuren viele Leser überraschen.


    Fazit
    Seita Vuorelas Jugendroman behandelt das Thema Tod in sehr eigenwilliger Weise. Er lässt sich in keine Genre-Schublade zwängen und wird am ehesten geübte Leser, sowie Fans von Antje Wagner oder Antonia Michaelis ansprechen.


    10 von 10 Punkten

  • Mir hat das Buch sehr gefallen.
    Obwohl ich die erste Hälfte des Buches alles mysteriös, vage und verwirrend fand, hat mich die unheimliche, unwirkliche Stimmung sofort gefangen genommen.


    Ich hatte sehr viele Fragen im Kopf beim lesen :


    Doch all das hat sich gegen Ende aufgeklärt und die Betrachtungsweise des Themas Tod hat dabei voll und ganz meinen Nerv getroffen.
    Von der Athmosphäre her haben mich die Wracks sehr an die "verlorenen Jungs" aus "Peter Pan" erinnert, Und im Endeffekt hatte ich ständig den Song "Das weiße Schiff" von Nena im Ohr.
    Für mich sehr entscheidend das Buch zu mögen ist wohl die Tatsache das die Sichtweise voll und ganz zu meiner eigenen Vorstellung (oder dem was ich mir zumindest vorstellen KÖNNTE ) passt.
    Darum fand ich das Buch am Ende als wirklich tröstlich


    Ich muß allerdings zugeben, das ich im Alter der Zielgruppe (also 14) garantiert Probleme gehabt hätte das Buch bis zum Ende zu lesen. Die erste Buchhälfte empfand ich schon als sehr ....... schwer auszudrücken, irgendwie merkwürdig. Es wirkte alles surreal, unwirklich und seltsam. Okay, wenn man nachher weiß warum dann ist es klar wieso und es macht Sinn. Nur die Geduld hätte ich mit 14 nicht gehabt und mir wäre das zu seltsam gewesen, glaub ich.
    Ich gebe dem Buch deshalb 8 von 10 Punkten. Die 2 Punkte Abzug , weil ich denke das die Zielgruppe doch ein paar Probleme mit dem Buch haben könnte und weil es irgendwie entscheidend ist was man selber über Tod und Abschied denkt um das Buch entweder zu mögen oder eben nicht. Kein Buch für jedermann also.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)