Silber im Saum - Katja von Glan

  • Klappentext:
    Wer ist die geheimnisvolle junge Frau, die nachts von den Getreuen des Welfen Otto im Wald gefunden wird? Die vorgibt, keine Erinnerungen zu haben? Wurde sie von den Staufern geschickt, um die Pläne der Welfen zu durchkreuzen? Das Einzige, was auf ihre Herkunft hindeutet, sind Silberstücke, die im Saum ihres Gewandes eingenäht sind. Ist es Bestechungsgeld für die Reichsfürsten, damit sie Otto zum König wählen?


    Die Lage im deutschen Reich im Jahre 1198 ist verworren. Nach dem Tod Heinrichs VI. ist ein Machtvakuum entstanden und zwei Parteien streiten sich um die Krone: die Staufer, die Philipp von Schwaben in Mainz zum König krönen, und die Welfen, die den von Richard Löwenherz unterstützten Otto IV. in Aachen zum König krönen.


    In diesen Thronstreit werden zwei Frauen von unterschiedlichem Stand verwickelt: die Hofdame Johanne und die Kaufmannstochter Mechthild. Johanna ist unentbehrlich am prachtvollen Hofe des Stauferkönigs, an dem sich auch Walther von der Vogelweide aufhält. Philipps Krönung in Mainz und die bevorstehende Schlacht gegen die Welfen sorgen für Turbulenzen. Johannas leidenschaftliche Liebe zu einem Ritter wird ihr beinahe zum Verhängnis und nur ein jüdischer Medicus kennt ihr wahres Geheimnis. Zur selben Zeit erlebt Mechthild die dunklen Machenschaften im Dunstkreis des Welfen Otto. Als sie erkennt, mit welch skrupellosen Mitteln die großen Kölner Kaufmannsfamilien sich Vorteile in diesem Thronstreit verschaffen wollen, wird sie fast selbst zum Spielball der Ereignisse und nur die Macht der Liebe vermag sie zu retten...


    Autorin:
    Katja von Glan, geboren 1967, wuchs an der Hamburger Alster auf. Sie studierte Geschichte und zog nach dem Examen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern aufs Land. Silber vom Saum ist der erste Roman der Autorin und gleichzeitig Auftakt für eine Trilogie um Welfen und Staufern, die mit „Der Sternenmantel“ und „Die Pilgermuschel“ fortgesetzt und abgeschlossen wurde.


    Meine Meinung:
    Den Thronstreit zwischen Welfen und Staufern über zwei Personen aus dem Gefolge von Otto und Philipp aufzuzeigen, ist eine interessante Idee, die in ihrer Umsetzung viele Möglichkeiten bietet, die unterschiedlichen Charaktere der beiden Thronanwärter herauszuarbeiten, gleichzeitig aber auch das Umfeld der damaligen Zeit zu beleuchten. Trotz der parallelen Handlungsstränge gelingt es Katja von Glan hier auch beide Ebenen so voranzutreiben, dass der Wechsel zwischen den Ebenen harmonisch ist und nicht als störend empfunden wird. Das Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren und einige andere Elemente sind zwar als schöne und interessante Wendungen zu sehen, sind aber auch sehr unwahrscheinlich bzw. zufällig.


    Leider zeigen sich in ihrem Roman „Silber im Saum“ für mich einige sprachliche Schwächen. In einigen Szenen insbesondere im ersten Drittel des Romans fallen aus Hauptsatzreihungen bestehende Passagen auf. Mag sein, dass diese als Stilmittel eingesetzt werden sollten, um die Spannung zu steigern oder die Drucksituation von Mechthild zu zeigen. Meines Erachtens stören sie jedoch den Lesefluß deutlich bzw. wären als Stilmittel an diesen Stellen nicht geeignet. Nach dem ersten Drittel wird die sprachliche Gestaltung deutlich besser. Die Sprache ist flüssig, wenn auch einfach gehalten und enthält einige sehr schöne Bilder. Leider werden manche Verhaltensweisen deutlich überstrapaziert, so müsste Mechthild ständig blutig verschwollene Lippen haben, weil sie ständig auf ihre Unterlippe beißt.


    „Silber im Saum“ enthält leider auch einige historische Fehler. So ist die Kaufmannstochter Mechthild eine Kennerin der doppelten Buchführung (und hier) und bringt damit auch einen anderen Kaufmann zum Erfolg – obwohl die doppelte Buchführung erst einige Jahrhunderte später resultierend aus der kirchlichen Verwaltung erfunden wird. Daß Otto englisch spricht, erscheint mir eher unrealistisch, da man am englischen Königshof, wo Otto aufwuchs, zu dieser Zeit eigentlich Französisch sprach. Diese und einige andere historischen Fehler schmälern jedoch nicht, was Katja von Glan dem Leser im Kern übermitteln will.


    Im Anschluß an den Roman gibt Katja von Glan noch einige geschichtliche Anmerkungen und erläutert, welche Bestandteile ihres Romans fiktiv und welche real sind.


    Trotz allem hat mich „Silber im Saum“ gut unterhalten und die Fortsetzung des Thronstreits in „Der Sternenmantel“ und „Die Pilgermuschel“ würde mich durchaus interessieren.


    Dem Verlag kann man das Lob aussprechen, Katja von Glan mit einem guten, passenden Titel und einer ansprechenden Umschlaggestaltung belohnt zu haben. Der HC-Ausgabe ist ein Lesezeichen beigefügt, das auf einer Seite die wesentlichen Personen aus dem Welfenkreis aufzeigt und auf der anderen Seite die wesentlichen Personen aus dem Staufergefolge auflistet.


    "Silber im Saum" ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der den Thronstreit der Welfen und Staufer dem Leser leicht verständlich nahe bringt.



    .

  • Mich interessiert zwar die weitere Ausgestaltung der Trilogie, allerdings ist mir die sprachliche Ausgestaltung eines Romans so wichtig, daß ich in diesem Fall die weiteren Teile nur dann kaufen werde, wenn ich sie sehr günstig bekomme. :-(


    Ich denke aber, wer nicht solche sprachliche Vorlieben hat oder sogar zur einfachen Sprachgestaltung neigt, kommt voll auf seine Kosten.


    Bye
    Pelican :wave

  • Hi Pelican!


    Lustigerweise achte ich zwar meistens auf die Sprache, aber Deine Kritikpunkte sind mir überhaupt nicht aufgefallen. Ich fand das Buch sehr nett und sich praktisch von selbst lesend. Hat mir auch gut gefallen, die Parallelität und daß man beide Höfe und Herrscher kennenlernt und daß beide Frauen recht sympathisch waren.


    Peinlich, daß mir das mit der Doppik nicht aufgefallen ist ... Ich schätze, sowas sollte ich wissen. *schäm*
    Aber, danke, wieder was gelernt!


    Ich werde sicher weiterlesen, warte aber darauf, die anderen in der Bibliothek zu finden.


    Bye,


    Grisel

  • Hi Grisel,


    das hatte ich tatsächlich noch gar nicht herausgestrichen. Die beiden Hauptfiguren sind wirklich sehr sympathisch dargestellt.


    nix schäm! Deine Neigung geht doch mehr zu Marketing oder? Man kann nicht alles wissen, mir fallen dafür andere historische Fehler nicht auf. Und wir beide haben immerhin nicht Geschichte studiert, sind also definitiv Laien...


    Wenn Du den nächsten Band in der Bibliothek erwischst, wäre ich sehr an Deiner Meinung interessiert!


    Bye
    Pelican :wave


    PS.: Ich glaube die nächste Rezi wird zu "Das Kreuz der Kinder" sein. Mein erster Berling. Und jetzt denke ich darüber nach, ob es sich nicht sogar lohnen würde, die weiteren als HC anzuschaffen. Zumindest mal "Die Kinder des Gral". Das würde aber teuer werden :-( Andererseits sieht "Die Kinder des Gral" verdächtig nach einem Buch aus, das mehr als einmal gelesen werden will... :-]

  • Hi Pelican!


    Zitat

    Original von Pelican
    das hatte ich tatsächlich noch gar nicht herausgestrichen. Die beiden Hauptfiguren sind wirklich sehr sympathisch dargestellt.


    Kommt bei mir noch dazu, da ich weibliche Figuren normalerweise nicht so sehr mag, aber hier waren mir beide sehr sympathisch.


    Zitat

    nix schäm! Deine Neigung geht doch mehr zu Marketing oder? Man kann nicht alles wissen, mir fallen dafür andere historische Fehler nicht auf. Und wir beide haben immerhin nicht Geschichte studiert, sind also definitiv Laien...


    Nein, ich bin schon eher im Finanzbereich angesiedelt. Allerdings bin ich vielleicht wirklich unschuldig, weil wir zwar mal Wirtschaftsgeschichte hatten auf der Uni, das kam da aber wohl nicht vor. :-)


    Zitat

    Wenn Du den nächsten Band in der Bibliothek erwischst, wäre ich sehr an Deiner Meinung interessiert!


    Ich halte Dich auf dem laufenden, aber das wird dauern.


    Zitat

    PS.: Ich glaube die nächste Rezi wird zu "Das Kreuz der Kinder" sein. Mein erster Berling. Und jetzt denke ich darüber nach, ob es sich nicht sogar lohnen würde, die weiteren als HC anzuschaffen. Zumindest mal "Die Kinder des Gral". Das würde aber teuer werden :-( Andererseits sieht "Die Kinder des Gral" verdächtig nach einem Buch aus, das mehr als einmal gelesen werden will... :-]


    Da bin ich mal sehr gespannt auf Deine Rezi!
    Und, ja. Die Bücher sind so dicht und vielschichtig und verknüpft, da schadet ein Mehrmalslesen überhaupt nicht, bei Gefallen.
    Allerdings habe auch ich die ersten beiden Bände nur im TB. Noch fallen sie nicht auseinander ...


    Bye,


    Grisel

  • Hallo,


    mir hat es Spaß gebracht, das Buch zu lesen, und das ist mir erst einmal sehr wichtig. Leider hat es mich auch von den Dingen abgehalten, die ich viel dringender hätte erledigen müsse... :grin


    Die sprachlichen Schwächen sind mir dabei anscheinend etgangen, obwohl mir sowohl einige Druckfehler (naja, drei oder vier, das macht ja nichts) aufgefallen sind. Außerdem war die Sprache ein wenig "lockerer" (nicht das beste Wort, mir fällt gerade kein passenderes ein... :-( ) ist als in anderen historischen Romanen, was das Buch etwas beschleunigt.


    Für das Thema Welfen und Staufer habe ich mich schon vorher interessiert, allerdings hat ich das mit der Buchführung auch verwirrt. Unser Dozent für Buchhaltung hat letzte Woche erst erzählt, dass Luca Pacioli die doppelte Buchführung 1494 als erster veröffentlichte. Das ist ein Bisschen später...


    Die Darstellung der Charaktere ist angenehm, ich denke, da schaue ich mich mal nach den Fortsetzungen um.


    Grüße von Asrai :wave

  • Meine Meinung


    „Silber im Saum“ ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe über den Thronstreit zwischen Otto IV. und Philipp von Schwaben. Vom Thema her sollte das Buch also äußerst interessant und erzählenswert sein. Nur leider schafft es Katja von Glan nicht, das große Potential der historischen Ereignisse für eine wirklich spannende Geschichte zu nutzen.


    Zwar liest sich der Roman flüssig und zügig, allerdings lässt der Spannungsbogen zu wünschen übrig und es fiel mir nie schwer das Buch zur Seite zu legen. Im Prinzip plätschert die Geschichte vor sich hin, auch wenn die beiden weiblichen Protagonisten so manches kleine Abenteuer zu bestehen haben. Diese lassen sich bedauerlicherweise eher mäßig spannend lesen. Vieles löst sich einfach zu schnell in Wohlgefallen auf. Der Streit zwischen Otto und Philipp wird nebenbei kurz abgehandelt ohne Farbe oder Leben in die Handlung zu bringen. Die Geschichte, die erzählt wird, ist nicht die des Deutschen Reiches Ende des 12. Jahrhunderts, sondern die von Johanna und Mechthild. Beide werden zwar in die politischen Verhältnisse eingeflochten, dies geschieht allerdings nur sehr oberflächlich.


    Otto, Philipp und Irene von Byzanz bleiben Randfiguren und äußerst blass. Aber nicht nur die historischen Persönlichkeiten konnten mir kein deutliches Bild vor mein inneres Auge zaubern, auch die fiktiven Figuren wie Johanna, Mechthild, Konrad und Anselm bleiben kontur- und farblos. Katja von Glan hat leider kein glückliches Händchen dabei bewiesen, ihren Figuren Leben und Vielschichtigkeit einzuhauchen. Einzig eine der zwielichtigen Gestalten konnte mein Interesse wenigstens vorübergehend wecken. Alle anderen Charaktere blieben den gesamten Roman über undeutliche Schemen und konnten keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.


    Weder Figuren noch Handlung konnten Emotionen in mir wach rufen. Eher war ich von der naiven Johanna und der selbstsüchtigen Mechthild genervt. Und vieles was ich abends gelesen habe, hatte ich am folgenden Tag schon fast wieder vergessen. Leider kommt der Roman auch nicht ohne Magie aus, was mich wohl am meisten gestört hat. Aber die Autorin hat es geschafft, mich wenigstens ab und zu zu überraschen und auch mit dem Ende war ich halbwegs zufrieden, zumindest was Johanna angeht.


    Insgesamt habe ich von „Silber im Saum“ wesentlich mehr erwartet. Die Fortsetzung habe ich schon auf meinem SuB liegen, daher werde ich Katja von Glan noch eine Chance geben, irgendwann. Da sich das Buch flüssig lesen lässt, das Nachwort aufschlussreich und hilfreich war und mein Interesse an deutscher Geschichte Dank dieses Romans wieder erwacht ist, bekommt es trotz der gravierenden Kritikpunkte noch eine recht anständige Bewertung.


    Bewertung


    5 von 10 Punkten