Originaltitel: Kolibri (2013)
Heyne Verlag 2014, 461 S.
Über den Inhalt:
Kaum hat Anna Fekete ihre erste Stelle als Kriminalkommissarin angetreten, landet auch schon ein Mordfall auf ihrem Tisch: eine junge Frau, die beim Joggen im Wald auf grauenvolle Weise getötet wurde. Anna nimmt die Ermittlungen auf. Ihr zur Seite gestellt ist Esko Niemi, ein alter Haudegen, der seine junge Kollegin torpediert, wo er kann. Bis ein zweiter Mord geschieht und Esko klar wird, dass sie den Killer nur gemeinsam finden werden. Doch Anna ist bereits auf eigene Faust unterwegs.
Über die Autorin:
Kati Hiekkapelto, 1970 geboren, hat als Lehrerin gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Sie lebt mit ihrer Familie auf Hailuoto, einer kleinen Insel im Norden Finnlands. Kolibri ist ihr erster Roman.
Meine Meinung:
Gleich der erste Arbeitstag hat es in sich für die frischgebackene Kriminalkommissarin Anna Fekete. Zusammen mit ihrem Kollegen Esko Niemi soll sie den Mord an einer jungen Joggerin aufklären. Esko macht ihr den Einstieg in den neuen Job nicht leicht und entpuppt sich als rassistisches Ekelpaket.
Anna wurde in Ungarn geboren und kam als Kind mit ihrer Familie nach Finnland. Der eigene Migrationshintergrund lässt sie besonders sensibel auf die Geschichte der jungen Kurdin Bihar reagieren, die erst den Notruf der Polizei gewählt hat und dann auf deren Nachforschungen hin behauptet, in ihrer Familie sei alles in Ordnung. Der Fall wird schnell zu den Akten gelegt, aber Anna folgt ihrem Gefühl und ermittelt heimlich weiter.
Mehr oder weniger verlaufen die meisten Krimis nach dem gleichen Muster. Manche Autoren versuchen, durch möglichst grausame Details hervorzustechen, andere durch außergewöhnliche Charaktere. Aber kann man als Autor nur noch auf sich aufmerksam machen, wenn man die Charaktere entweder durchgeknallt oder so verschroben darstellt, um das Interesse des Lesers zu wecken? Das ist hier aus meiner Sicht jedenfalls nicht gelungen.
Die Autorin hat einen sehr, ich kann es nicht anders ausdrücken, gewissenhaften Erzählstil, ergeht sich in äußerst ausführlichen Beschreibungen und überlässt nichts der Phantasie des Lesers. „Show, don’t tell“ möchte ich ihr zurufen. So konnte keine Spannung aufkommen. Zudem wirkt die Geschichte auch noch ausgesprochen konstruiert.
Kommissarin Anna Fekete konnte mich nicht überzeugen mit ihrer teils forschen, teils naiven Art. Ihr privater Hintergrund nervte mich eher als dass er mich interessierte, ihre Gedanken in ungarischer Sprache hätte sich die Autorin sparen können. Wie wohl die meisten Leser kann ich kein Ungarisch. Annas Kollege Esko Niemi ist ein rassistischer Widerling, die beiden anderen Kollegen in Annas Team haben mit ihren privaten Problemen das übliche zu bieten. Es kriselt in der Ehe, die Kinder kommen zu kurz, alles wie gehabt. Einzig die Nebenhandlung um das kurdische Mädchen Bihar hatte aus meiner Sicht Potenzial, das jedoch leider verschenkt wurde zugunsten einer Krimihandlung, die nichts Neues zu bieten hatte.
Die Auflösung der Haupthandlung fand ich unbefriedigend, wenn auch konsequent. Im Sinne von: wenn man dem Leser schon nichts anbietet, was seine Phantasie anregt oder zum Mitraten einlädt, dann kann man Ende den Täter auch ruhig aus dem Hut zaubern und läßt dem Leser somit keine Chance, auf den Täter zu kommen. Auch die Nebenhandlung hat ihren Abschluß und der ist zumindest gut gelungen, wenn er auch dem Leser einfach so präsentiert wird.
Die Bezeichnung Thriller, wie auf dem Cover aufgedruckt, verdient der Roman in meinen Augen wirklich nicht, auch eine Ähnlichkeit mit den Krimis von Camilla Läckberg konnte ich nicht finden.
5 Punkte