Blutwinter - Markus Flexeder

  • x Autor: Markus Flexeder
    x Originaltitel: Blutwinter
    x Genre: Krimi
    x Erscheinungsdatum: 30. November 2014
    x bei Ars Vivendi
    x 180 Seiten
    x Erste Sätze: Montag, 5. Dezember 1949. “Zefix”, schrie die Frau auf. Aus einem tiefen Schnitt in ihrem Zeigefinger spritzte Blut über die Arbeitsplatte und auf die Zwiebel, die sie zu schneiden versuchte. Voller Wut schleuderte sie sie in den Mülleimer. Dann tönte aus dem alten Volksempfänger auch noch Bing Crosbys White Christmas.


    Klappentext:


    Tal der Finsternis


    Winter 1920, kurz vor dem Nikolaustag: Durch den knietiefen Schnee kommt das Böse in das Tal hinabgestiegen. “Der Teufel war’s”, erzählt man sich später über den Unbekannten, der 25 Bauersleute ermordete und dabei keine Gnade kannte. Im Jahr 2005 machen sich zwei Journalisten auf, das Rätsel um die Blutnacht von Wolfsham endgültig zu lüften. Mithilfe archivierter Zeugenaussagen – voll von Geschichten über Raunächte, Aberglauben und den Teufel – versuchen sie, die Fragmente Stück für Stück zusammenzufügen. Doch nur die 95-jährige Maria Stadler vermag ihre offenen Fragen womöglich noch zu beantworten. Aber die gibt nur äußerst widerwillig Auskunft …


    Rezension:


    Trotz meiner Abneigung gegen Krimis zog mich “Blutwinter” von Markus Flexeder beinahe magnetisch an, was wohl an meiner Affinität zu bayerischen ‘Schauer’geschichten liegt. Geschichten wie z. B. die um “Tannöd”, faszinieren mich, da mich die Mundart, die in solchen Storys von den Charakteren meist gesprochen wird, sehr an meine Heimat erinnert, und die Geschichten dadurch noch realistischer werden.


    Und soviel sei gesagt: “Blutwinter” hat mich keinesfalls enttäuscht, und ist genau so aufgebaut, damit eine herrlich düstere Stimmung aufkommt. Das Buch wurde in zwei Abschnitte unterteilt, nämlich “Dunkel” und “Licht, wobei sich der erste Abschnitt mit dem Zusammentragen der Fakten und der zweite Teil mit der Aufklärung des Falls beschäftigt – ja, der Fall wird gelöst.


    Die beiden Journalisten Lallinger und Aumüller besuchen die 95-jährige Maria Stadler im Heim, da sie die einzige ist, die zum Zeitpunkt der Blutnacht im kleinen Dorf Wolfsham wohnte, und noch lebt. So beginnen die Journalisten, der alten Frau die komplette Akte mit den Zeugenvernehmungen vorzulesen, um ihre Erinnerungen aufzufrischen, und der Leser begibt sich mit ihr gedanklich in die damalige Nacht.


    Die Zeugenvernehmungen sind alle aus Sicht des jeweils Befragten, spiegeln sehr gut das damalige Gedankengut ‘einfacher’ Leute, für die Brauchtum und Aberglaube eine große Rolle spielten wider. Die Zeugenerzählungen sind in niederbayerischer Mundart geschrieben, dürften aber auch von ‘Nicht-Bayern’ gut verstanden werden. Nach und nach nimmt die Vergangenheit Gestalt an, bekommt Kontur, füllt sich mit Farbe, bis man schließlich vor dem grauenvollen Ausmaß steht: Mehrere Familien abgeschlachtet – vom Kleinkind bis zum Greis vollkommen ausgelöscht.


    Was den Fall besonders mysteriös macht ist, dass die Familien offenbar nach einem bestimmten Schema ausgesucht wurden, welchem die Journalisten auf die Spur kommen wollen. Während Maria, die damals noch ein Kind war, zunächst stur schweigt, rückt sie später widerwillig mit der Sprache heraus, und was sich offenbart, setzt dem Massaker die Krone der Grausamkeit auf.


    Für Krimileser, die gerne Schritt für Schritt mitermitteln, ist dieses Buch bestens geeignet, aber auch für Freunde des Makaberen.


    Fazit:


    Eine Ermittlung, die hinter die Fassade des heilen bayerischen Dorflebens blicken lässt.

  • Die Blutnacht von Wolfsham – so nennen die Bewohner des bayerischen Dorfes jene Nach vom 5. auf den 6. November 1920, in der 6 Familien ausgelöscht wurden, insgesamt wurden 25 Dorfbewohner, darunter auch Kinder, auf grausame Weise getötet. Der Fall wurde nie gelöst.


    Im Jahr 2005 wollen 2 Journalisten die Greueltat von damals aufklären. Dazu besuchen sie die einzige noch lebende Zeugin, die mittlerweile 95 jährige, im Seniorenheim lebende Maria Stadler. Zum Zeitpunkt der Morde war sie 10 Jahre alt und hat seitdem nie mehr über die Ereignisse gesprochen.
    Mit ihr gehen die beiden Journalisten nochmals die alten, archivierten Protokolle der damaligen Zeugenaussagen durch.


    Durch diese Protokolle, in denen alte Mythen um Werwölfe und Raunächte ebenso Erwähnung finden, wie die nächtliche, verschneite Landschaft mit Nebelschwaden, die der Vollmond kaum durchdringen kann, wird eine düstere und unheimliche, fast schon gruselige Atmosphäre erzeugt.


    Als Leser darf man nicht zimperlich sein. Manches was die Morde und die Opfer betrifft, wird nur angerissen, aber manches eben auch detailliert geschildert. Durch die ohnehin schon unheimliche Stimmung und diese Beschreibungen musste ich so manches Mal schlucken und mir standen die Haare zu Berge.

    Auf Grund der Erzählungen von Maria Stadler und eines Hinweises, dem die beiden Journalisten mehr oder weniger zufällig nachgehen, kann die Blutnacht von Wolfsham nach 85 Jahren dann tatsächlich ihren Abschluss finden.


    Die Auflösung ist schlüssig und lässt bei mir keine Fragen offen.


    Für mich war „Blutwinter“ ein sehr spannender, mal etwas anderer Krimi, den ich gerne gelesen habe.


    Sollte es einen zweiten Krimi aus der Feder Max Flexeders geben, werde ich sicherlich wieder zugreifen.


    9 Punkte



    Edit entfernt ein "Max" zuviel

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bücherfreund ()

  • Zum Inhalt wurde schon alles gesagt. Nur soviel:
    Maria Stadler hat sich ihr ganzes Leben mit den Erinnerungen gequält, nicht einmal ihrem Ehemann hat sie die Wahrheit und die Ursache ihrer Albträume erzählt. Beim Besuch der beiden Journalisten löst sich nach und nach diese Sperre. Am Ende lösen sie den Fall schlüssig, alles ist doch wieder ganz anders als anfangs vermutet und sie halten ihr Versprechen, der Artikel erscheint nach dem Ableben von Maria.



    Dieser Krimi besticht für mich vor allem durch die Sprache und die Atmosphäre. Der Dialekt und die Ausdrucksweise sind authentisch und der damaligen Zeit angepaßt. Ich habe manche Dialoge laut vorgelesen und fühlte mich direkt zurückversetzt ins Jahr 1920. Die Düsternis des kalten Winters in einem abgelegenen bayerischen Dorf samt dem Läuten der Kirchenglocken waren für mich gut beschrieben und förmlich spürbar. Manche blutigen Szenen waren sehr detailliert beschrieben und gute Nerven sind hier von Vorteil.


    Den Debütroman des Autors liest sich flüssig, spannend und leider war er viel zu schnell zu Ende. Bei einem weiteren Buch des Autors wäre ich auf jeden Fall dabei.


    Von mir zufriedene 9 Eulenpunkte