'Franziska Linkerhand' - Kapitel 01 - 04

  • Zitat

    Original von Lipperin


    Ähem ... wie viele "Negerbäuche" mit roten Haaren habt ihr schon gesehen? ...


    Wenn du mal schaust, geht der von dir zitierte Beitrag noch weiter. Ich habe "Negerbauch" auch auf ihre häufigen Aufenthalte im Freien und gebräunte Haut geschoben. Aber der familiäre Aspekt ist auch einleuchtend.


    Ich habe weiter vorne tatsächlich schon dazu geschrieben, ratlos, nämlich als ich selber beim Lesen in diesem Abschnitt war. Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir die roten Haare erst später im Buch aufgefallen, wobei ich mir sicher bin, dass schon weiter vorne etwas zu ihrem Fuchshaar stand, ich es aber wahrscheinlich überlesen habe, was ich aber nicht sicher weiß.


    Bist du ein bisschen genervt von uns, Lipperin?

  • Nein, es wirkte natürlich nicht so. :knuddel1
    Ich kam mir bei diesem Roman allerdings an vielen Stellen so, sagen wir mal, ahnungslos vor, und das passiert mir nicht so oft. Ich kann mir vorstellen, dass es frustrierend sein könnte, wenn man selbst ein Buch sehr mag und die anderen ständig auf dem Schlauch stehen.

  • Zitat

    Original von Clare
    Nein, es wirkte natürlich nicht so. :knuddel1
    Ich kam mir bei diesem Roman allerdings an vielen Stellen so, sagen wir mal, ahnungslos vor, und das passiert mir nicht so oft. Ich kann mir vorstellen, dass es frustrierend sein könnte, wenn man selbst ein Buch sehr mag und die anderen ständig auf dem Schlauch stehen.



    Für mich war das ein echtes "Auf-dem-Schlauch-steh-Buch". :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Puh, da bin ich aber beruhigt, das wäre denn doch ein Eindruck gewesen, der total an der Realität vorbeigeht, aber so was von ...


    Nein, ich bin nicht genervt, dazu sehe ich auch überhaupt keinen Grund. Es geht mir ja öfters so, dass ich ein Buch wundervoll finde und andere nichts damit anfangen können ... und umgekehrt. Ein bisschen traurig bin ich, ja, das schon, weil ich mir natürlich eingebildet habe, Brigitte Reimanns Sprache und Franziskas Leben würden euch begeistern, wenigstens aber mitreißen.


    Mit dem Buch bin ich durch, finde aber kaum mal etwas Zeit, meine Gedanken zu sortieren und in einigermaßen verständlichen Sätze unterzubringen. Vielleicht wird es am Wochenende klappen.

  • Das wäre sehr gut, denn deine Gedanken zu den Abschnitten interessieren mich sehr!


    Es ist nicht so, dass ich das Buch schlecht fand. Auch sprachlich nicht. Brigitte Reimann schreibt auf sehr hohem Niveau. Ihre Sätze sind bildreich und ausgefeilt, aber durch den doch eher bruchstückhaften Charakter schwer zu lesen.

  • Lipperin
    Begeistert hat mich das Buch nicht - es hat mich beeindruckt.
    Brigitte Reimanns Sprache ist nicht alltäglich und ich kann verstehen, das sie Leser begeistert. Ich persönlich fand sie (die Sprache) anstrengend, habe aber trotzdem weitergelesen, weil ich, wie gesagt, beeindruckt war.
    Es war keine verschenkte Lesezeit - ganz im Gegenteil.
    Ein Buch, das in jedem Falle, bei aller Anstrengung, nachhallen wird.
    Unabhängig davon bin ich sehr auf deine weiteren Beiträge zu diesem Buch gespannt. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe den ersten Abschnitt eben beendet.
    Mein Lesegefühl schwankt sehr. Es gibt Passagen, da fliegen die Seiten nur dahin und ich kann das Buch kaum weglegen, so sehr genieße ich die Sprache. Und dann folgen wieder Seiten, in denen bruchstückhaft erzählt wird, wie in Trance. Diese Passagen finde ich schwer zu lesen und reißen mich aus dem Geschehen.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Die ersten Kapitel überwältigten mich regelrecht mit ihrer Sprachgewalt und ihrer intensiven, bildreichen Sprache.
    Allerdings, und ich sage es ungern :wow, kann ich der Autorin manchmal nicht folgen. Es sind gar nicht so sehr die Handlungssprünge, sondern eher, dass ich mich immer wieder bei dem Gefühl oder auch der Gewissheit ertappe, dass mir ein Detail entgangen ist. Ein Beispiel: Die Handlung wogt hin und her, und plötzlich lese ich, und das auch mehr zwischen den Zeilen, dass Franziska mit Wolfgang verheiratet ist.
    Vielleicht ist das auch die Schreibweise der Autorin. Nicht alles wird direkt mitgeteilt.


    Da kann ich dir nur zustimmen, Clare. Die Ehe mit wofgang hat mich auch sehr überrascht. Franziska vielleicht auch. ;-)


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Was auffällt, ist die Distanz F.'s zu sich selbst. Sie ist im Roman die Erzählerin, spricht aber manchmal von sich mal in der ersten und mal in der dritten Person.
    ...


    Das ist mir auch aufgefallen. Noch konnte ich keine Regelmäßigkeit erkennen, wann sie in die dritte Person schlüpft.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Ihr "Liebesleben" scheint bewegt, ist Teil und Ausdruck ihres Aufbegehrens, aber so wirklich bei einem der Männer ist sie nicht wirklich. Überrumpelt, siehe weiter oben, hat mich besonders die Heirat mit Wolfgang, der sie alkoholisiert niederdrückt, bis sie sich schließlich befreit.


    In diesem Abschnitt war alles dabei. Vom ersten Erkennen der Weiblichkeit bishin zum gewaltätigen Ehemann.
    Nur Lust und Freude konnte ich bis jetzt nicht herauslesen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Lipperin
    ...
    Es gibt da tatsächlich ein paar Stellen, an denen ich zu gerne gewusst hätte, ob sie so in der DDR-Ausgabe auch gestanden haben, immer mit Angela Dreschers Wundern im Ohr, was „alles nicht gestrichen wurde“ (Seite 635). Die Erwähnung von Jazz (das hat Franziska von Brigitte), von einem gewissen Elvis – geschenkt; es sind diese anderen Begriffe, Sätze, das „Massengrab“ von Seite 6 zum Beispiel, „von der GPU verhaftet und starb im Lager“ (Seite 14), vom „wir durften uns nicht geirrt haben“ (Seite 65), von Umweltsünden und noch so viele, die man hier aufführen könnte, von denen wohl auch das Nachwort spricht (wobei, ganz köstlich und bestimmt nicht vom Zensor beanstandet die Erklärung, wie denn die Kinder auf die Welt kommen – Seite 36. Ich habe tatsächlich darüber nachgegrübelt, wie wir uns das als Kinder erklärt haben...).


    Ich habe gesehen, dass ihr im Planungsthread über das Nachwort dikutiert habt. Ich habe mich entschlossen, es noch nicht zu lesen, weil ich "ungefärbt" lesen möchte. Ich grübel schon genug.


    Zitat

    Original von Lipperin
    ...
    Ich habe mir mal den Spaß gemacht, bei Amazon nach den „Rezis“ zu schauen. Verblüffend, aber zu erwarten. Die Frage, die sich mir stellte: Muss man, wenn man Abi-Klassen mit solcher Lektüre beauftragt, nicht auch die Hintergründe vermitteln, die verschiedenen Ausgaben … oder geschieht das? Und: Ein solches Buch, überfordert das nicht ein wenig in dem Alter, in dem Abiturienten so sind?
    Mir ist übrigens noch kein Absatz, kein Satz aufgefallen, den ich gestrichen sehen möchte.


    Liebe Lipperin,
    mit Erschrecken sehe ich, was heutzutage an Schulen so gelesen wird und wie sehr "gute Literatur" -(ich lasse ganz bewusst den Begriff "hohe Literatur" aus) die Kinder zu überfordern scheint oder ihnen gar nicht mehr zugemutet wird.
    Ich denke, dass es weniger das Alter ist, sondern die intellektuelle Entwicklung unserer Gesellschaft.
    Ich habe mal nachgesehen: In Rheinland-Pfalz steht Riemann nicht im Lektüre-Katalog für Schulen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Voltaire
    ...
    Und momentan frage ich mich: Who the fuck is Ben?
    Habe ich etwas Wichtiges überlesen?
    ...


    Die Passagen, in denen Franziska Ben anspricht, lese ich mit großem Genuss. Aus ihnen sprechen die meisten Gefühle und in diesen Stellen bin ich Franziska ganz nah. Sonst spüre ich eher große Distanz beim lesen.
    Ben wird also ihe Geliebter sein.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin


  • So ähnlich geht es mir auch.


    Begeistert bin ich phasenweise, aber ich freue mich auf das Buch, wenn ich immer wieder ein paar Stunden zum Lesen freischaufeln kann.


    Besonders die Stimmungen, die Reimann beschreibt, sind zwar episch geschrieben, erinnern aber doch sehr an Lyrik. Diese Zeilen sauge ich auf.
    Im nächsten Abschnitt markiere ich sie und zitiere dann.


    Mir geht Franziskas Bruder nicht aus dem Kopf. Vielleicht liegt es daran, dass ich in letzter Zeit öfter über Männer mit Depressionen in Büchern gestolpert bin. Synonyme wie "der schwarze Hund" oder die "Bestie", hier bei Reimann "das wilde Tier" meinen alle diese Krankheit. Auf seine weitere Entwicklung bin ich gespannt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    In diesem Abschnitt war alles dabei. Vom ersten Erkennen der Weiblichkeit bishin zum gewaltätigen Ehemann.
    Nur Lust und Freude konnte ich bis jetzt nicht herauslesen.


    Sie versucht sich zu befreien und auszuleben, aber trotz allem bleibt der Eindruck, den man von ihrer Sexualität bekommt, eher nüchtern. Irritiert haben mich einzelne Bemerkungen, die sie über andere Frauen macht (war das in diesem Abschnitt? Hoffentlich!). Auf mich wirkt das allerdings nicht so, als ob sie auch auf Frauen steht, sondern eher wie ein "gerade-jetzt".

  • Zitat

    Original von Clare


    Sie versucht sich zu befreien und auszuleben, aber trotz allem bleibt der Eindruck, den man von ihrer Sexualität bekommt, eher nüchtern. Irritiert haben mich einzelne Bemerkungen, die sie über andere Frauen macht (war das in diesem Abschnitt? Hoffentlich!). Auf mich wirkt das allerdings nicht so, als ob sie auch auf Frauen steht, sondern eher wie ein "gerade-jetzt".


    :gruebel Daran kann ich mich nicht erinnern.
    Was aber nichts heißt, weil ich das GEfühl habe, dass nur Bruchstücke in meinem Kopf haften bleiben. :lache

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Mir geht Franziskas Bruder nicht aus dem Kopf. Vielleicht liegt es daran, dass ich in letzter Zeit öfter über Männer mit Depressionen in Büchern gestolpert bin. Synonyme wie "der schwarze Hund" oder die "Bestie", hier bei Reimann "das wilde Tier" meinen alle diese Krankheit. Auf seine weitere Entwicklung bin ich gespannt.


    Das ist mir gar nicht so aufgefallen. Schade. Das muss wieder so eins der Details sein, die ich nicht bewusst wahrgenommen habe. Gut, dass du aufgepasst hast.
    So erscheint sein weiterer Weg in einem neuen Licht.

  • Zitat

    Original von Clare


    Das ist mir gar nicht so aufgefallen. Schade. Das muss wieder so eins der Details sein, die ich nicht bewusst wahrgenommen habe. Gut, dass du aufgepasst hast.
    So erscheint sein weiterer Weg in einem neuen Licht.


    Zu irgendetwas muss mein Schneckentempo ja gut sein. :help :kiss

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Zu irgendetwas muss mein Schneckentempo ja gut sein. :help :kiss


    Um so wertvoller sind deine Kommentare für mich. :knuddel1


    Wie ich schon zu Lipperin sagte, ist es sehr bereichernd für mich, wenn ich durch euch später Lesende eine weitere Sicht auf das Buch nehmen kann. Ich denke, dass mir viel entgangen ist beim Lesen. Ich denke, dass ich mit einigem Abstand das Buch noch mal lesen werde.

  • Zitat

    Original von Clare


    Das ist mir gar nicht so aufgefallen. Schade. Das muss wieder so eins der Details sein, die ich nicht bewusst wahrgenommen habe. Gut, dass du aufgepasst hast.
    So erscheint sein weiterer Weg in einem neuen Licht.


    ... und dabei zerdeppert er doch dann sogar Gläser :grin (Seite 45).