• hauptsächlich an iris, tom, ines, titus, iny & geron (weil ich von denen bereits etwas gelesen habe), aber natürlich auch an alle anderen autoren...


    ich hab mir jetzt mal so nach und nach die ganzen threads dieser rubrik zu gemüte geführt. interessant, interessant!!


    im moment habe ich 3 fragen:


    1. wieviele bücher lest ihr ... sagen wir mal ... in einem monat?
    (bücher, welche ihr zu einem evtl. vorhandenen (haupt-)beruf lest, ausgenommen. ich meine bücher zur "unterhaltung" und bücher zwecks recherchen) und: von den recherche-büchern abgesehen - habt ihr früher mehr gelesen? gibt es irgendwann eine "grundlage", die man nur*g* noch komplettieren muss?


    2. ich habe viel über motive gelesen...
    es "muss raus", man möchte unterhalten, informieren, geld verdienen, spuren hinterlassen, ja, von ruhm, reichtum und winkenden frauen/männern war da die rede.
    zählt es mit zu den wünschen (oder sogar aufgaben?) eines autoren, zu versuchen, etwas über die unterhaltung und ggf. weiterbildung des lesers hinaus gehendes zu bewirken? so in richtung "moral"? (klingt nur gleich so nach "moralinsauer")


    3. nur für iris: warum rollen sich dir bei pauline gedge die zehennägel auf?
    ich würde mich nicht als glühende verteidigerin bezeichnen, aber zumindest ihre ersten beiden romane gefielen mir recht gut. stört dich ihr stil oder hast du aufgrund deines das meine übersteigenden geschichtlichen wissens etwas zu bemängeln?


    (hat zeit, aber ich würde mich über antworten freuen :knuddel1 :anbet)


    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Hey, FrogOne.


    Zitat

    1. wieviele bücher lest ihr ... sagen wir mal ... in einem monat? (bücher, welche ihr zu einem evtl. vorhandenen (haupt-)beruf lest, ausgenommen. ich meine bücher zur "unterhaltung" und bücher zwecks recherchen) und: von den recherche-büchern abgesehen - habt ihr früher mehr gelesen? gibt es irgendwann eine "grundlage", die man nur*g* noch komplettieren muss?


    Zwei bis drei, manchmal mehr, selten weniger. Ich habe erst vor zehn Jahren etwa mit wirklich intensivem Lesen angefangen. Davor war's ein Buch alle zwei Monate in etwa. Und ich habe nicht das Gefühl, nicht mehr überrascht werden zu können. Ein Ende ist - glücklicherweise - nicht absehbar. :-)


    Zitat

    2. ich habe viel über motive gelesen...
    es "muss raus", man möchte unterhalten, informieren, geld verdienen, spuren hinterlassen, ja, von ruhm, reichtum und winkenden frauen/männern war da die rede.
    zählt es mit zu den wünschen (oder sogar aufgaben?) eines autoren, zu versuchen, etwas über die unterhaltung und ggf. weiterbildung des lesers hinaus gehendes zu bewirken? so in richtung "moral"? (klingt nur gleich so nach "moralinsauer")


    Das mit Ruhm, Reichtum und schönen Frauen war eher ein Scherz. Eine schöne Frau "habe" ich bereits, aber gegen Ruhm und Reichtum wäre nichts einzuwenden ... :grin


    Eine "Moral"? Ich habe mich vor einigen Jahren über lange Zeit (per Mail) mit einem Autor gestritten, der meinte, jedes Buch müsse eine voraussetzende Botschaft enthalten, eine, über der sich der Autor bewußt ist, bevor er mit dem Schreiben beginnt. Damals war ich anderer Meinung, aber zu Teilen muß ich die inzwischen revidieren.


    Wenn ein Buch einen Konflikt enthält - und das ist meistens der Fall -, der zum Ende hin irgendwie (auf-)gelöst wird, hat der Autor eine moralische Entscheidung getroffen (die natürlich auch von anderen Aspekten beeinflußt ist - zum Beispiel dem, spannend schreiben zu wollen). Diese Entscheidung kann "einfache" Botschaften transportieren ("Wahre Liebe siegt", "Der Wahrheit wird zum Durchbruch verholfen", "Verbrechen lohnt sich nicht" usw. usf.), aber auch komplexere. Das nennt man die "Prämisse" eines Buches (vereinfacht gesagt). Um zur Frage zurückzukommen: Will ich diese Botschaft auch tatsächlich dem Leser vermitteln, sie ihm beibringen? Ganz klares Nein. Sie gilt für die Protagonisten, die Figuren dieses Buches, aber die Auflösung (die zur Botschaft führt) ist aus meiner Sicht austauschbar und willkürlich. "Radio Nights" hatte ursprünglich ein "böses" Ende, die Geschichte funktioniert mit beiden Varianten. Es ist nicht mein Interesse, den Lesern ein Paradigma aufzuzwingen. Ich will, daß sie Spaß haben, ich will Interesse wecken und vielleicht auch zum Nachdenken anregen. Aber das Denken und Handeln beeinflussen - nein.

  • danke, tom, ebenso für die ausführlich- und verständlichkeit wie für die schnelle! :knuddel1 :anbet
    (dass das mit den frauen ein scherz war, hab ich mir gedacht*g*)


    apropos "frauen"... ich hab oben den marli vergessen.
    von dem hab ich ja AUCH schon was gelesen.
    und zwar sein buch über die deutsche frau.
    (aber das war ohnehin unmoralisch*fg*)


    marli, du bist also ebenfalls angesprochen bzw. gefragt... :knuddel1 :anbet


    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Hallo, Fröschchen,


    zu deinen beiden Fragen:
    Als Kind und junge Frau habe ich ein oder zwei Bücher pro Tag gelesen. Später, als der Beruf zu sehr stresste und ich daneben noch andere Hobbies hatte (Schreiben, Ragnarök, Rollenspiele, SF- und Fantasy-Club) , waren es dann ein bis zwei Bücher pro Woche. Jetzt, wo ich neben dem Ganztagsjob noch profimäßig schreibe, ist es noch ein Buch im Monat - außer im Urlaub. Da lese ich mehrer Bücher pro Woche.


    Warum ich schreibe? Warum rauchen andere oder nehmen Drogen? Es ist eine Sucht und man sucht einen Grund, ihr mit gutem Gewissen frönen zu können. Das kann ich am besten, wenn ich unterhaltsame und interessante Geschichten für andere schreibe. Gheron geht es ähnlich und wir fröhnen stillvergnügt gemeinsam unserem Laster.


    Gruß Sysai (die weibliche Hälfte von Iny Lorentz)

  • danke!
    aber magst du auch DAZU noch deine ansicht sagen?


    "zählt es mit zu den wünschen (oder sogar aufgaben?) eines autoren, zu versuchen, etwas über die unterhaltung und ggf. weiterbildung des lesers hinaus gehendes zu bewirken? so in richtung "moral"? (klingt nur gleich so nach "moralinsauer")"


    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Guten Morgen, Frosch,


    ich lese eigentlich immer. Manchmal brauche ich für ein Buch sehr lange, z.B. für Umberto Eco eine ganze Woche, und manchmal benötige ich nur ein paar Stunden. Ich kann also nicht sagen, wie viele Bücher ich pro Woche lese. Zählen Hörbücher auch? Ich höre nämlich sehr oft am Abend im Bett einen Klassiker, z.B. Kleists Marionettentheater oder Storms Schimmelreiter. Es gibt da eine wunderbare Bibliothek für mp 3.



    Schreibemotive, hmmm. Was treibt mich an? Darüber mache ich mir seit ein paar Monaten große Gedanken. Am Anfang wollte ich meiner Mischpoche beweisen, dass sich schreiben kann (Tante Charlotte: Kind, erst der zweite Weltkrieg und nun schreibst du noch Bücher? Meine Mutter: Wann machst du endlich mal was Gescheites? Mein Mann: Nettes Hobby, aber nichts, was man in der Familie braucht. Meine Freundin: Schreib doch mal über mich! usw.).
    Inzwischen habe ich bewiesen, dass ich 1. Bücher schreiben kann, 2. davon leben kann, 3. dass man es sogar in die Bestsellerliste schafft.
    Das heißt, ich bin endlich so frei, niemandem mehr etwas beweisen zu müssen. Jetzt möchte ich sehr gern einmal ein Buch schreiben, in dem neue Gedanken, neue Sichtweisen, Ausbruch aus gewohnten Denkmustern zu lesen sind. Dafür muss ich aber noch einiges lernen. Mein vorderstes Interesse gilt dabei dem gedanklichen Inhalt. Die Schreibtheorie steht erst an zweiter Stelle.


    Was möchte ich beim Leser bewirken?
    Tja, schön wäre es, neue Fragen aufzuwerfen. Außerdem möchte ich berühren, anrühren.

  • auch dir lieben dank!
    aber auch DEINE antwort entbehrte - soweit ich sie verstehe - der "moral"
    :lache :wave


    nach edit:
    okay, gesehen.
    dankeschön! :grin :knuddel1 :anbet :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • Zitat

    Original von frosch1
    1. wieviele bücher lest ihr ... sagen wir mal ... in einem monat?


    Kann ich auf Anhieb nicht sagen. Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal habe ich überhaupt keine Lust zum Lesen, aber 1-2 Stunden pro Tag reines Lustlesen sind es sicher. Wobei ich inzwischen ziemlich elitär geworden bin. Ich lese meistens Schrifsteller, von denen ich künstlerisch so richtig was lernen kann. :grin Ist das dann noch reines Lustlesen? Ich finde schon ... :-)
    Was die Recherche angeht ... da fällt erheblich mehr an. Vieles ist aufwendig, aber insgesamt lohnenswert, denn ich lerne ja auch dabei. :-)


    Zitat

    habt ihr früher mehr gelesen?


    Offen gestanden ... während des Studiums sicherlich! :lache


    Zitat

    gibt es irgendwann eine "grundlage", die man nur*g* noch komplettieren muss?


    Nee, weil es immer neue Fragen gibt ...
    Ich hab mal einen Prof gehabt, der sagte, jede Geisteswissenschaft sei eine KOmmode mit unglaublich vielen Schubladen, und wenn man eine dieser Schubladen aufmache, dann sei wieder eine Kommode mit unglaublich vielen Schubladen drin. Das gilt eigentlich für jede Beschäftigung -- man kommt einfach von jeder Einzelfrage schon durch den Versuch einer Antwort auf zahllose neue Fragen.
    Das Leben ist einfach ein unendlicher Quell ... :-)


    Zitat

    zählt es mit zu den wünschen (oder sogar aufgaben?) eines autoren, zu versuchen, etwas über die unterhaltung und ggf. weiterbildung des lesers hinaus gehendes zu bewirken? so in richtung "moral"? (klingt nur gleich so nach "moralinsauer")


    Das ist unvermeidlich -- entweder man transportiert seine persönliche Ethik unbewußt oder bewußt oder man transportiert eine z.B. durch das Genre vorgegebene Moral, die ggf. von der persönlichen Ethik unbewußt oder bewußt getönt wird. Aber natürlich wird die Persönlichkeit des Autors das Werk immer beeinflussen und somit auch die "message".
    Ich versuche es möglichst bewußt zu handhaben, in dem Wissen, daß ich die Leser ohnehin manipuliere.


    Zitat

    3. nur für iris:


    Warum nur für mich? :wow


    Zitat

    warum rollen sich dir bei pauline gedge die zehennägel auf?


    Eine gute Mischung aus allem -- ich bin ohnehin keine Freundin des historischen Unterhaltungsromans, vor allem, wenn er "nur unterhalten" soll. Das tut er nämlich nicht (s.o.), da lügen sich die Autoren in die eigene Tasche.
    Aber aus diesem Grund kann ich für keinen anderen Leser als Maßstab gelten außer für mich selbst.
    Buch es also einfach unter "persönliche Meinung" ab. :-)

  • danke! :knuddel1


    "Warum nur für mich?"


    weil DU das mit den zehennägeln irgendwo in einem alten thread schriebst, das mit den sich aufrollenden zehennägeln, wenn du an P. G. denkst.


    (ansonsten war nur noch irgendwo irgendwann von DOCs zehennägeln und fingernägeln die rede - aber das ist ein anderes thema :lache :lache :lache)


    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    "zählt es mit zu den wünschen (oder sogar aufgaben?) eines autoren, zu versuchen, etwas über die unterhaltung und ggf. weiterbildung des lesers hinaus gehendes zu bewirken? so in richtung "moral"? (klingt nur gleich so nach "moralinsauer")"


    Lieber Frosch,
    ich weiß es nicht. Ich kann nicht für andere Autoren sprechen.


    Gheron und ich beschreiben den historischen Hintergrund möglichst fehlerfrei - d.h. wir recherchieren so gründlich, wie es uns möglich ist und biegen nichts ab, nur weil wir es für unsere Geschichte anders haben wollen, als es der (feststellbaren) historischen Wahrheit entspricht. Ein wenig von den Informationen bleibt ja doch beim Leser hängen, und von uns soll er nichts Falsches lernen.


    Moral... man hat uns schon eine geradezu archaische Moral in unseren Büchern vorgeworfen ("Die Bösen werden alle ihrer Strafe zugeführt, obwohl jeder weiß, dass das in der Realität nicht geschieht"). In der Regel wünschen Leser sich ein Happy End. Das bezieht sich nicht unbedingt auf ein Liebespaar, das sich schließlich findet, sondern auch darauf, dass das Gerechtigskeitsempfinden des Lesers bedient wird. Das tun wir in der Regel - soweit die Logik der Geschichte es erlaubt. Daraus lässt sich leicht eine "Moral" ableiten. Aber wir wollen nur, dass die Leser das Buch zum Schluß mit einem zufriedenen Lächeln weglegen.

    Gruß Sysai

  • dankeschön! :anbet
    zum thema "happy end":
    sofern ohne verdrehung historischer wahrheiten möglich, bin ich eigentlich auch mehr für ein happy end. das real life bietet genug un-happy ends.
    es gibt allerdings (bei un-historischen romanen bzw bei fiktiven personen) noch die variante, es "offen" zu lassen (wie zB in "vom winde verweht"), welche mir ebenfalls gefällt. und in einigen fällen wäre ein happy end ganz einfach unglaubwürdig (ich denke da an den filmklassiker mit gregory peck und audrey hepburn "ein herz und eine krone")....
    ob ich dein buch "mit einem zufriedenen lächeln weglegen" werde, wird die leserunde der "kastellanin" zeigen. die "wanderhure" hatte ich ja als hörbuch.
    jetzt bin ich sehr gespannt... (wehe, du hast dem michel was angetan!!*g*)
    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von frosch1
    dankeschön! :anbet
    zum thema "happy end":
    sofern ohne verdrehung historischer wahrheiten möglich, bin ich eigentlich auch mehr für ein happy end. das real life bietet genug un-happy ends.
    es gibt allerdings (bei un-historischen romanen bzw bei fiktiven personen) noch die variante, es "offen" zu lassen (wie zB in "vom winde verweht"),
    :wave


    Vom Winde verweht hatte ein offenes Happy End? :wow Das ist kein Happy End drin, das Ende ist einfach traurig :gruebel Um ein Happy End für ihre Geschichte zu schreiben, starb die Autorin zu früh -Dank Scarlett wurde das später nachgereicht. ( Recherchefehler dürft ihr behalten :grin )



    JASS :keks