'Bis ich dich finde' - Kapitel 23 - 26

  • 600 Seiten eines Buches die meiste Zeit nur sonderbar zu finden, hat etwas Masochistisches.


    In Teil 7 scheint Jack evtl. doch noch in der Realität anzukommen. Er ist inzwischen 32, Emma 39 Jahre alt. Eine Journalistin stellt verklausuliert, aber dennoch instinktlos, die Frage, ob Jack Transvestit sei. Er könnte schlicht geschäftstüchtig sein und Rollen nur annehmen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen … ;-)
    Auf S. 599 geht es – nach Emmas überraschendem Tod – zur Sache. Emma ist als Kind vom Partner ihrer Mutter missbraucht worden.
    S. 650 „Mrs Oastler war [ …] eine der Diebinnen von Jacks Kindheit.“
    Leslie (Oastler) fordert Jack auf, mit seiner Mutter zu reden. Er will zuerst wissen, warum sie ihn vier Jahre lang nicht im Internat besucht hat.
    Die Trauerfeier in St. Hilda ist wie ein Klassentreffen nach 30 Jahren und wird zur zaghaften Auseinandersetzung mit dem Missbrauch durch die älteren Mädchen. „Du musst ja verdreht sein …“, sagt Bonnie Hamilton.
    Auch Mrs. Machado taucht auf und Jack erscheint sein Leben im Rückblick grotesk.
    … Nicht nur ihm …
    Alices Heimlichtuerei mit der angeblichen Kaiserschnittnarbe wird geklärt und Alice packt endlich die Wahrheit über Jacks Vater aus.

  • Ein sehr intensiver Abschnitt, besonders die Nebenereignisse rund um Emmas Trauerfeier.
    Sehr eindrücklich schreibt Irving hier, wie Jack sich als missbrauchtes Kind gefühlt hat. Die distanzierte Schreibweise aus der kinderperspektive, die Irving im ersten Teil des Buches benutzt hat, kejrt sich hier um in eine Innensicht des jungen Erwachsenen, der an einen der Schauplätze zurückkehrt.
    Es zeigt sich, dass Jack als Kind alle Missbrauchshandlungen entweder verdrängt oder sie sich auf seine kindliche Weise umgedeutet hat, ein ganz normaler Vorgang von missbrauchten Kindern.


    Zitat

    "Es war alles seine Schuld gewesen, dachte er - daß sich die älteren Mädchen während seiner Zeit in St. Hilda auf so widernatürliche Weise für ihn interessiert hatten. [...] Jack war davon überzeugt, dass die Widernatürlichkeit bei ihm lag."

    S. 647


    Das Wiedersehen mit Mrs. Machado- ob in echt oder nur eine Erinnerung die wieder an die Oberfläche kommt, zeigt den ganzen kindlichen Schmerz. Auch das fand ich sehr intensiv geschrieben.
    Emmas Rolle als "Besiegerin" von Mrs. Machado wird hier ebenfalls noch einmal ganz deutlich aufgegriffen. Mich hat dieser Abschnitt sehr aufgewühlt.


    Die Trauerfeier für Alice ist ganz großes Kino. :anbet

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Wieder ein sehr ereignisreicher Abschnitt.


    Anfangs war ich ganz 'geschockt', als Emma von uns gegangen ist. Aber ich glaube, ich erkenne den Sinn an der Sache. Jack ist nun durch die äußeren Umstände 'gezwungen' sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ich bin ganz froh, dass es nun so gekommen ist.


    Aber dass auch noch Alice weg ist... Ohje, was für eine schwere Zeit für Jack und Leslie. Mir ist noch nicht klar, was der Autor damit bezweckt. Nun gut. Mal sehen.


    Arme Alice. Durch ihre Krankheit wurde sie anscheinend verrückt. So traurig, dass ich manchmal darüber auch lachen musste. Z.B einmal, als sie immer mehr verzweifelte, weil Jack und Leslie nicht miteinander schliefen. Vielleicht hatte sie es nicht ertragen können, dass sie Frau und Sohn zurücklassen musste, und wollte damit erreichen, dass die beiden einander hätten. :gruebel

    Sasaornifee :eiskristall



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    "Wer seid ihr und was wollt ihr?" - Die unendliche Geschichte - Michael Ende