Klappentext
Ev Winslow ist reich, beliebt und wunderschön. Alles, was ihre College-Zimmergenossin Mabel nicht ist. Umso mehr freut sich Mabel, als Ev sie einlädt, den Sommer mit ihr in Bittersweet zu verbringen, ihrem eigenen Ferienhäuschen auf dem Landsitz der Winslows in Vermont. Mabel genießt die windzerzausten Segeltörns, das mitternächtliche Schwimmen, Sommerfeste unterm Sternenhimmel, an dem ein Feuerwerk strahlt. Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, hat sie alles, wovon sie je geträumt hat: Freunde, die erste Liebe, und zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, dazuzugehören. Doch auf die ungetrübten, flirrenden Tage fällt ein Schatten, als Mabel eine schreckliche Entdeckung macht, und sie entscheiden muss, ob sie aus dem Paradies vertrieben werden will – oder die dunklen Geheimnisse der Familie bewahrt, um endlich eine der ihren zu werden. Eine strahlende Familie, die das eigene Dunkel in den Abgrund reißen kann: Bittersweet erzählt von einer scheinbar idyllischen, glamourösen Welt und dem Wunsch einer Außenseiterin, Teil dieser Welt zu sein. Um jeden Preis.
Die Autorin
Miranda Beverly-Whittemore, geboren 1976, verbrachte als Tochter eines Anthropologen einen Teil ihrer Kindheit in Senegal. Die Familie ließ sich in Vermont nieder, wo ihr Roman Bittersweet verortet ist. 2007 wurde sie mit dem Janet Heidinger Kafka Prize ausgezeichnet. Miranda Beverly-Whittemore lebt mit ihrer Familie in Brooklyn.
Mabel ist mit einem Stipendium auf einer Eliteuniversität. Ihre Zimmergenossin ist die reiche und natürlich bildschöne Ev. Mabel, eher unscheinbar und etwas pummelig, möchte so sein wie Ev, möchte dazu gehören. Aber es dauert, bis Ev und sie auch Freundinnen werden und Ev Mabel bittet, mit ihr die Sommerferien auf dem Familenanwesen (oder besser gesagt im familieneigenen Urlaubsort) zu verbringen. Das diese wohlhabende und schöne Familie dunkle Geheimnisse hat, ist selbstredend. Und somit versprach das Buch, eine zwar irgendwie bekannte, aber dennoch unterhaltsame Geschichte bereit zu halten.
Bis zur Hälfte habe ich das Buch auch wirklich gerne gelesen. Danach wurde es immer mehr zu eine Art Verkehrsunfall: schrecklich, aber ich musste einfach weiter hingucken bzw weiterlesen.
Ein ganz großes Manko des Buches hat mich schon fast von Beginn gestört: Die Dialoge. Sie sind einfach furchtbar und werden immer furchtbarer im Laufe des Buches. So unnatürlich und gestelzt redet niemand. Ich hatte auch immer das Gefühlt, irgendwas verpasst zu haben innerhalb eines Gesprächs, weil die Figuren so sprunghaft und wage miteinander sprachen. Aber das hat mich bis zur Mitte des Buches nur peripher gestört. Zu sehr habe ich da noch Spaß beim Lesen gehabt. Mabel wandelt mit so großen Kinderaugen durch diese schöne reiche Welt, das man sich ihr gerne anschließt. Das sie selbst ein bescheidenes Elternhaus hat und das es da irgendein geheimnisvolles Unglück mit ihrem Bruder gab, ahnt man da schon. Mabel ist auch keine liebenswerte Person. Ich persönlich habe mit unsympathischen Hauptfiguren keine besonderen Probleme. Ich muss den Erzähler nicht mögen oder mich mit ihm identifizieren. Mabel ist in ihrem Neid, ihrer Wankelmütigkeit, ihrem Egoismus aber auch sehr real. In allen Problemen, die rund um Evs Familie auftauchen, denkt sie immer gleich, was es für sie und ihre Stellung in diesem Kreis bedeuten würde. Sie weiß auch, das sie nicht immer passend reagiert oder aus den falschen Gründen etwas empfindet. Das macht sie sehr real.
Mabel wird von einer von Evs Tanten auf das dunkle Familiengeheimnis angesetzt. Mabel scheut sich nicht, der Familie, die ihr so großzügig ihren Sommerurlaub finanziert, hinterher zu spionieren. Alle Personen bleiben schwer zu durchschauen, weil sie einfach so merkwürdig interagieren. Nach der Hälfte des Buches wird es leider immer merkwürdiger. Mabel und Ev sind ca 18 Jahre alt. Gerade Mabels Stellung zu anderen Personen in dem Buch wird stark überbewertet und wäre eher einer älteren Person angemessen. Allerdings verhalten sich die beiden aber doch eher wie 18jährige, besonders wenn es um Liebesdinge geht. Auch nimmt Mabel einen Flirt der 14jährigen Schwester von Ev extrem ernst. Mabels Position bzw ihre Wirkung auf die Familie werden nach der Hälfte geradezu unwahrscheinlich. Auch die ganze Situation in dem Urlaubsort ist eher märchenhaft. So reich wie die Familie ist, so ärmlich sind oft die Cottages. Es gibt nur ein Telefon in der ganzen Anlage und Handyempfang natürlich gar nicht. Zudem schlafen alle Beteiligten extrem viel. Wenn eine Person gerade nicht gebraucht wird, geht sie einfach zu Bett und fällt in einen tiefen Schlaf.
Fazit: die Geschichte verspricht zu Anfang viel. Auch finde ich die unsympathische Mabel sehr realistisch. Aber nach ca. der Hälfte des Buches kippt das Buch zusehends in Unglaubwürdige, alle bis dahin schon zu sehenden aber noch nicht entscheidenden Mängel treten immer stärker hervor und machen das Buch gegen Ende fast zu einem Märchen. Evt. ist es als Jugendroman angelegt und deswegen so schlicht aufgebaut. Dann hätte es aber so gekennzeichnet werden müssen und mich somit hätte warnen können. Diese ganze Familie, ihr Wohnsitz, alle Hundertdrölfzig urlaubende Verwandte, die Liebegeschichten, Mabels Stellung in der Geschichte machen das Ganze im Laufe des Buches zu einer sehr unwahrscheinlichen und realitätsfernen Angelegenheit. Bis ca. zur Hälfte habe ich mich, wie gesagt, noch relativ gut unterhalten gefühlt. Aber im letzte Viertel kippt den Buch derart ab ins Abstruse, das ich leider nicht mehr als 5 Punkte geben kann.
Der Titel "Bittersweet" bezieht sich übrigens auf Evs Cottage, das diesen Namen trägt.