OT: The Innocent Man
Kurzbeschreibung:
Unschuldig verurteilt – Diesen Albtraum erlebte Ex-Basketballspieler Ron Williamson, der wegen Mordes in der Todeszelle saß. Grisham widmet sich diesem erschütternden Fall, der Zeugnis über die Ungerechtigkeit eines modernen Rechtssystems ablegt. Brillant und mit großer Sympathie für seinen Helden erzählt er Williamsons Geschichte als packenden Thriller, der nicht mehr aus der Hand zu legen ist.
Über den Autor:
John Grisham, geboren 1955, lebte in den 80er-Jahren als niedergelassener Anwalt in Southaven, Mississippi, und genau diese Tätigkeit brachte ihn schließlich zum Schreiben. Ein Vergewaltigungsfall mit einem minderjährigen Opfer ließ ihn nicht mehr los. So entstand sein erster Roman, "Die Jury", den er neben einem 12- bis 14-stündigen Arbeitstag vorwiegend in der Nacht verfasste. Diesem ersten Bestseller sind seither weitere Thriller gefolgt, die ebenfalls die Bestsellerlisten stürmten und in über 30 Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt Grisham in Virginia und Mississippi.
Über den Sprecher:
Charles Brauer, geboren 1935 in Berlin, ist nicht nur ein bekannter deutscher Schauspieler und Synchronsprecher, sondern zudem auch der Stammleser der deutschen Hörbuchversionen von John Grishams Büchern.
Meine Meinung:
Nein, dies hier ist kein Thriller. Aber ebenso fesselnd. Und es macht sprachlos. Sprachlos und wütend angesichts der Tatsache, dass dies hier ein Sachbuch ist, das von einem wahren Fall erzählt. Dem Fall von Ron Williamson, der zu Unrecht des Mordes an einer jungen Frau angeklagt, zum Tode verurteilt wurde und 11 Jahre lang in der Todeszelle verbringen musste, bevor nur wenige Tage vor seiner Hinrichtung neue Fakten seine Unschuld bewiesen und er frei gelassen wurde.
Grisham berichtet nüchtern und sachlich, beginnt mit dem Verbrechen an Debbie Carter, erzählt aber auch von der Kindheit von Ron Williamson um dann detailliert die Schlinge nachzuzeichnen, die sich um Williamsons Hals legt und immer enger zuzieht. Fassungslos verfolgt man, wie unprofessionell, ja fast schon willkürlich das Rechtssystem hier "arbeitete" und wie machtlos jemand sein kann, der einmal unschuldig unter Verdacht geraten ist. Von "Rechts"staat kann hier keine Rede sein, im Fall Williamson wurden entlastende Beweise zurückgehalten, dafür hanebüchene Theorien entwickelt, die mit Hilfe von gekauften Belastungszeugen und angeblichen Indizien untermauert werden sollten. Selbst Grisham kann angesichts dieses irrwitzigen und im wahrsten Sinne des Wortes unglaublichen Geschehens seine Neutralität als Erzähler nicht aufrechterhalten und kommentiert die Ereignisse an der ein oder anderen Stelle mit beißendem Sarkasmus.
Nicht nur für den europäischen Hörer ist der Fall Williamson das beste Argument gegen die Todesstrafe und ein System, in dem solch ein Unrecht möglich ist. Nicht nur in den USA sitzen noch zahlreiche Unschuldige im Gefängnis und warten auf ihre Hinrichtung. Es bleibt zu wünschen, dass ihnen und den vielen Menschen, die sich für eine Neuaufnahme ihrer Verfahren einsetzen, Grishams Buch ein wenig mehr Aufmerksamkeit verschafft hat, sie haben sie bitter nötig.
Die Hörbuchversion wird von Charles Brauer gelesen, sein Stil ist nüchtern-distanziert und genau passend für dieses Sachbuch. Schade nur, dass in der gekürzten Hörbuchversion auch die sehr interessanten Anmerkungen des Autors fehlen, in denen er über seine Recherche für das Buch berichtet.
9 Punkte von mir.