Tan Twang Eng: The Gift of Rain

  • Tan Twang Eng: The Gift of Rain
    Myrmidon Books Lt. 2008. 448 Seiten
    ISBN-10: 1905802145. 13,59€
    Kindle-Ausgabe 5205 KB, ASIN B004ELAOAC, 1,49€


    Verlagstext
    Penang, 1939. Sixteen-year-old Philip Hutton is a loner. Half English, half Chinese and feeling neither, he discovers a sense of belonging in an unexpected friendship with Hayato Endo, a Japanese diplomat. Philip shows his new friend around his adored island of Penang, and in return Endo trains him in the art and discipline of aikido. But such knowledge comes at a terrible price. The enigmatic Endo is bound by disciplines of his own and when the Japanese invade Malaya, threatening to destroy Philip's family and everything he loves, he realises that his trusted sensei - to whom he owes absolute loyalty - has been harbouring a devastating secret.Philip must risk everything in an attempt to save those he has placed in mortal danger and discover who and what he really is. With masterful and gorgeous narrative, replete with exotic and captivating images, sounds and aromas - of rain swept beaches, magical mountain temples, pungent spice warehouses, opulent colonial ballrooms and fetid and forbidding rainforests - Tan Twan Eng weaves a haunting and unforgettable story of betrayal, barbaric cruelty, steadfast courage and enduring love.


    Der Autor
    Tan Twan Eng was born in Penang, Malaysia. His debut novel The Gift of Rain was longlisted for the Man Booker Prize in 2007 and has been widely translated. He divides his time between Kuala Lumpur and Cape Town. www.tantwaneng.com


    Inhalt
    Philip Hutton ist zu einer Feier des 50. Jahrestags der Befreiung von der japanischen Okkupation der Insel Penang eingeladen. Die Rahmenhandlung spielt demnach 1995, der Icherzähler ist zu diesem Zeitpunkt bereits über 70 Jahre alt und hat lange allein auf dem riesigen Familienbesitz Istana gelebt. Tan Twang Eng kann die Innensicht seiner Figuren wunderbar vermitteln. Als Leser spürt man förmlich Philips körperliche Schwäche und die Einsamkeit am Ende seines Lebenswegs auf ihm lasten. Der Besuch der schwer erkrankten Michiko Murakami in Istana soll in ihren letzten Lebenstagen ihrer unerfüllten Liebe Endo Respekt erweisen. Endo war nicht nur Philips Aikido-Lehrer, sondern die Begegnung mit Philips Meister hat im Zweiten Weltkrieg das Schicksal der gesamten englischstämmigen Sippe der Huttons bestimmt. Philip hat immer (nur) auf Istana gelebt. Aus diesem einfachen Satz entwickelt sich der gesamte Roman und sucht nach Antworten auf die Fragen, warum Philip hier allein lebt, ob es einen Erben für sein Unternehmen gibt, was er im Krieg erlebt hat und ob es eine Vorbestimmung gibt, der ein Einzelner nicht entrinnen kann.


    Als Philip den Japaner Hayato Endo am Strand vor dem elterlichen Grundstück begegnet, ist die Familie Hutton gerade im Urlaub in England. Philip ist nicht mitgefahren, weil er - anders als seine Halbgeschwister - eine chinesische Mutter hat und sich deshalb auch im damaligen Vielvölkerstaat Malaya nirgendwo dazugehörig fühlt. Die Verpflichtung zwischen dem damals schon ergrauten Meister und seinem Schüler erfolgt in einem Augenblick der Freiheit von väterlicher Kontrolle, auch wenn Philips Vater jederzeit darüber informiert ist, was in seinem Haushalt vor sich geht. Noel Hutton hat dem Japaner eine kleine Insel auf seinem Besitz vermietet und darauf nach dessen Entwurf ein kleines japanisches Haus bauen lassen. Als Japan die Insel Penang okkupiert, steht Philip durch seine Beziehung zu Endo automatisch auf der Seite der Japaner und wird von Briten, Chinesen und Malaiien als Kollaborateur angesehen. Egal, wie er sich an künftigen Weggabelungen seines Lebens entscheiden wird, wird er seine Verpflichtung gegenüber Endo nicht mehr rückgängig machen können und stets auf der falschen Seite stehen. Als Philips chinesischer Großvater warnend auf Philips Verpflichtung gegenüber seiner eigenen Kultur hinweist und vor dem Einfluss des Meisters warnt, ist es bereits zu spät. Natürlich fragt man sich in Kenntnis der Weltgeschichte, was passiert wäre, wenn Philips Vater Noel nicht abwesend gewesen wäre und es nicht zu der lebenslangen Verpflichtung zwischen dem Aikido-Meister und seinem Schüler gekommen wäre.


    Es ist nicht einfach sich in die Kultur einer Insel zu versetzten, auf der Herkunft, Nationalität, Muttersprache und Staatsangehörigkeit der Bewohner sich nicht eindeutig voneinander abgrenzen lassen. Philip und seine Geschwister sind in einer Familie britischer Herkunft aufgewachsen, die seit hundert Jahren auf der Insel ansässig ist und in der selbstverständlich die Landessprache und der Dialekt des chinesischen Hauspersonals gesprochen werden. An Philips Beziehungen zu seinen Mitmenschen hat mich besonders die Ebene der Kampfkunst beeindruckt. Philips Aikido-Fähigkeiten und sein Rang in der Kampfkunst bestimmen sein Ansehen, besonders auch in der Beziehung zu Kon Yeap, dem Anführer der chinesischen Triaden auf Penang.


    Fazit
    Tan Twang Eng entwickelt aus dem schlichten Wunsch seiner Figuren, am Ende des Lebens die eigenen Angelegenheiten zu ordnen, mit außergewöhnlichem Talent Einzelschicksale und die regionale Geschichte der Kriegs- und Nachkriegszeit. Die Fragen, ob Philip eine Wahl gehabt hätte oder ob man aus der Geschichte lernen kann, bleiben für mich am Ende unbeantwortet - auch das macht die beeindruckende Wirkung von Tan Twang Engs Büchern aus.


    10 von 10 Punkten

  • Das ist eine schöne und gut zusammenfassende Rezi, Buchdoktor. :anbet Ich habe den Roman vor einigen Jahren gelesen und ebenfalls sehr gemocht.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann