'Kaninchenherz' - Seiten 256 - Ende

  • Mit diesem Ende hatte ich irgendwie nicht gerechnet und vor allem erscheint es mir schlüssig. Das ist oftmals nicht der Fall, deswegen bin ich beruhigt, das es diesmal so war.


    Der eingenähte USB-Stick mit Mareikes Brief erklärt ja doch einiges.
    Die Eltern habe ich bis zum Ende des Buches nicht verstanden, wie vor allem der Vater sowas tun konnte, die eigene Tochter da blutend im Kuhstall in der Rinne liegen lassen.


    Ich schätze mal, das Gesine und die Olbert sich in folgenden Büchern bestimmt wieder zusammentun, da sie am Ende des Buches doch gemeinsam am Lagerfeuer sitzen.


    Den Titel habe ich bis zum Ende des Buches in keinem Zusammenhang sehen können.
    Oder kann es mir jemand erklären?

  • Was den Titel angeht, sind Kaninchen und Hasen ja irgendwie verwandt und im Hinblick auf den Titel musste ich immer an den BegriffHasenpanier
    denken und finde, er passt ganz gut, denn hier sind alle irgendwie vor der Wahrheit weggelaufen.
    Oder hatte die Autorin etwas anderes im Sinn?
    Und wo wir gerade bei Tieren sind: Wie, bitte, muss ich mir eine farblose Katze vorstellen? Weiß, grau, schwarz?
    Tja... Die Auflösung ist unerwartet und stimmig.
    Ob eine Familie sich wirklich so verhalten hätte? Einzelheiten im Verhalten der Augenthalers (allein schon "Jan-Juan") kommen mir vertraut vor, was die ältere Generation angeht, die Spießbürger. Aber trotzdem...
    Lasse war eindeutig ein A*******h. Wobei mir das dienstliche Verhältnis zwischen Marina und ihm stets etwas unklar war. Sie schien ihm gegenüber weisungsbefugt zu sein, aber war er nicht im gleichen Rang und dienstälter?
    Ich bin mal gespannt, was die anderen Leser sagen. Mir gefiel es jedenfalls recht gut.
    Die Rezension erfolgt zeitnah!
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Es gibt mehrere Assoziationen für mich: Das Kaninchen vor der Schlange zum Beispiel: Gesine starr vor Angst und Trauer nach dem Tod ihres Sohnes. Sie muss erst wieder lernen, beweglich zu sein.
    Oder das sehr schnelle, hektische Schlagen eines Kaninchenherzens - auch das signalisiert Angst.
    Weiterhin alles in Richtung "davonlaufen, sich ängstlich verstecken": Wie du schon geschrieben hast, Maikaefer: In dieser Familie findet niemand den Mut, sich der Wahrheit zu stellen, vor allem nicht den Mut, den eigenen Anteil an der Schuld zuzugeben.
    Dass die Katze "farblos" ist, liegt im Auge von Marina Olbert. Sie hat´s nicht so mit Tieren, und wo andere eine hübsche Siamkatze sehen, entdeckt sie nur "farbloses" Fell, da sie solche Katzen nicht kennt und daher komisch findet. Dieselbe Katze wird im ersten Drittel des Buches übrigens als Siamkatze erwähnt, und zwar da, wo Hannes von seinem Besuch bei den Augenthalers erzählt.
    So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein... und wie unterschiedlich muss dann erst die Wahrnehmung eines traumatisierenden Nachmittags sein.

  • Hach, eins vorneweg - so mag ich Krimis!
    Endlich hat sich alles aufgeklärt und man konnte nachvollziehen, wie sich die Geschehnisse damals ereigneten. Und das ohne viel Gewalt und Blutbad. :-]
    An Lasse als Täter dachte ich Anfang dieses Abschnittes, denn so langsam erschien mir sein Verhalten doch merkwürdig.
    Ich hoffe, er bekommt seine gerechte Strafe.


    Ich fühle einfach mit Gesine, die ich übrigens ins Herz geschlossen habe.Sie muss den Tod ihres Kindes verkraften und mit der Ablehnung der Eltern leben.Die ich übrigens nicht nachvollziehen kann. Gerade weil sie in Gewisserweise eine Teilschuld tragen, hätten sie sich um ihre Tochter kümmern müssen! Das die Mutter mit der Situation überfordert ist hat man ja gemerkt, sonst würde sie nicht trinken.


    Mir hat das Buch richtig gut gefallen, liebenswerte, sehr menschliche Figuren ( Bauer Josef hat mein Herz! ) , gute Story, spannend erzählt.


    Annette, wird es noch weitere Gesine-Bücher geben?

  • Nofret,
    auf der Buchrückseite steht, dass "Kaninchenherz" der Anfang einer Serie ist, also gehe ich mal davon aus, dass es noch mehr Gesine-Bücher geben wird.


    Die Auflösung am Ende hat mir gut gefallen, sehr schön! :anbet Dass die ganze Familie mit drinhängt, hätte ich nicht gedacht, aber so ist alles in sich stimmig. Allerdings gebe ich Nofret recht, der Hass der Eltern auf Gesine ist von außen nicht nachvollziehbar - möglicherweise war für die Eltern ein Weiterleben nur möglich, indem sich sich eingeredet haben, dass sie quasi "nichts dafür konnten" und Gesine die Alleinschuldige ist, weil sie den Bergeisenhut gepflanzt hat.


    Allerdings bin ich mit keiner der Figuren so recht warm geworden, viele blieben für mich farblos (wie die Katze :lache). Vor allem Juan ist für mich sehr blass geblieben, aber auch die Mutter und auch Bauer Josef, obwohl der doch eigentlich Gesine ein sehr wichtiger Mensch ist. Mit den Zwillingen bin ich auch nicht so recht klar gekommen, irgendwie hat da für mich Alter und Verhalten/Denken nicht so recht zusammengepasst.


    Marina Olbricht kommt mir auch noch ein wenig unausgegoren vor; ich hätte es auch schön gefunden, wenn man noch ein wenig mehr über sie erfahren hätte und wie sie ihre Schlussfolgerungen zieht. Manchmal wirkte sie auf mich regelrecht brilliant und dann wieder starrsinnig und voreingenommen - so richtig konnte ich sie einfach nicht fassen. Sie wurde ja auch rel. früh misstrauisch, was Lasse angeht, aber so ganz habe ich nicht mitbekommen, was da der Auslöser war - habe ich vielleicht was überlesen?


    Am besten haben mir an diesem Buch übrigens die Teile gefallen, die auf dem Friedhof spielen. Ich mag Friedhöfe ja eh sehr gern (wir wohnen auch direkt neben einem) und ich finde, dass die besondere Stimmung auf einem Friedhof sehr schön geschildert wurde - da habe ich mich Gesine am nächsten gefühlt, da wurde sie für mich lebendig!


    Einen weiteren Gesine-Band würde ich auf jeden Fall lesen, allein schon um zu sehen, ob und wie sich die Figuren weiterentwickeln! :-)


    Vielen Dank auch an Annette für das Begleiten der Leserunde! :blume


    LG, Bella

  • Zitat

    Original von belladonna
    Nofret,
    auf der Buchrückseite steht, dass "Kaninchenherz" der Anfang einer Serie ist, also gehe ich mal davon aus, dass es noch mehr Gesine-Bücher geben wird.


    Ups, übersehen. Danke :wave

  • Zitat

    Original von belladonna
    Marina Olbricht


    Die hast du aber erfunden! :rofl


    Mir hat die zweite Hälfte des Buches nicht mehr so gut gefallen. Trotzdem habe ich das Buch aber natürlich zu Ende gelesen. Ich wusste schon im letzten Abschnitt, wer Mareike umgebracht hat. Und ich hatte auch vermutet, dass es mit einer Beziehung zu tun hatte.


    Philipps Tod war ja jetzt tatsächlich ein tragischer Unfall. Nicht mehr und auch nicht weniger. Ich verstehe allerdings nicht so richtig, wie die Personen sich alle verhalten haben. Warum die ganzen Geschichten geheim bleiben sollten, ist mir wirklich ein Rätsel. Vor dem Hintergrund eines toten Kindes gab es doch keine überaus wichtigen Befindlichkeiten, die diese Geheimniskrämerei wirklich erklären könnten. Und mittlerweile kann ich mir auch überhaupt gar kein Bild mehr von der Familie vor diesem Unfall machen. Haben die jetzt nun alle zusammengehalten und dafür gesorgt, dass immer jemand auf Philipp aufpassen kann oder waren die sich vorher schon nicht so grün. Für mich passt das alles irgendwie gar nicht zusammen. Und wie gesagt, die Aufklärung des Unfalls hat mich eher erstaunt. Ich hatte zwar erwartet, dass der Junge ohne Aufsicht die giftige Pflanze gegessen hat, aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass die Erwachsenen plötzlich durchdrehen. Vielleicht kann ich das auch einfach nicht nachvollziehen.


    Die Zwillinge passen für mich nach wie vor irgendwie in kein Alter. Manchmal habe ich das Gefühl, die sind erst 4, dann könnten sie auch schon 8 oder 9 sein. Mich würde wirklich interessieren, wie alt sie denn sein sollen.


    Auch im letzten Abschnitt konnte ich mich nicht wirklich mit den Personen anfreunden. Mir macht der Name Gesine ja immer noch zu schaffen. Und auch die Personen an sich würde ich nicht gern in meinem Bekanntenkreis sehen.


    Was ist eigentlich mit Jan-Juan? Auch wenn ich natürlich Verständnis habe, dass er sich ein bisschen von Mareike distanziert hat - emotional -, finde ich diese völlige Kälte leicht übertrieben.


    Es war eine kurzweilige Leseerfahrung, konnte mich aber nicht so richtig überzeugen.

  • Groupie,
    ich hab's mit den Namen aus dem Buch nicht so... die konnte ich mir alle nicht so richtig merken. Und da ich gestern mal wieder unter erschwerten Bedingungen gepostet habe (meine Jüngste hat sich gelangweilt und mich nebenbei permanent zugetextet), ging halt mal wieder was durcheinander. Ihr wisst ja, wer gemeint ist! :grin


    Ansonsten stimme ich Dir komplett zu, mich konnte das Buch auch nicht so recht überzeugen. Ich denke, die Figuren haben auf jeden Fall Potential, aber so richtig rund ist es noch nicht.


    LG, Bella


  • Ja, mit Jan-Juan hatte ich auch so meine Probleme, aber neben der von Dir erwähnten Distanz könnte es natürlich auch sein, dass er in seiner Trauer irgendwie erstarrt ist. Möglicherweise braucht er auch eine Mauer oder ist das Abschotten gewöhnt. Ich würde jedes Mal ausrasten, wenn man mich mit einem anderen/abgeänderten Namen anspricht....


    Da ich mal beruflich mit einer ebenso kompetenten wie liebenswürdigen Gesine zu tun hatte, bereitete mir hier dieser zugegebenermaßen ausgefallene Name keinerlei Probleme, ganz im Gegenteil.


    Ja, das mit dem Alter der Kinder... da kam auch ich gelegentlich ins Grübeln. Aber wer weiß schon genau, wie Kinder in Extremsituationen reagieren?


    Was die Familiensituation angeht, sehe ich es wie belladonna: Die Eltern brauchten Gesine als Schuldige, damit sie sich selbst frei von jeglicher Schuld sprechen konnten. Ich denke, die Eltern waren schon immer "schwierig" (s. beispielsweise die harte Reaktion des Opas in der Eis-Angelegenheit) und das kam jetzt durch diese Katastrophe erst richtig zur Auswirkung.
    Irgendwie greift alles nahtlos ineinander. Ich bin sicher, dass es solche Familen(katastrophen) geben kann.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Ich möchte gern etwas Erhellendes zum Alter und Verhalten von Frida und Marta sagen. Sie gehen in die 3. Klasse und hatten im Mai ihren 8 Geburtstag.
    Das bedeutet, sie können noch nicht in Gänze erfassen, welche Tragweite der Tod ihrer Mutter hat. Sie sind durcheinander, einsam, traurig, dann aber auch wieder vollkommen unbefangen. Sie sind anders als andere Kinder in diesem Alter - was für sie selbst und für die anderen ein Problem ist.


    Erst ab einem Alter von ca. neun Jahren haben Kinder einen Begriff von der Ewigkeit eines Todesfalls. "Für immer tot" - das fühlt sich mit acht Jahren anders an als mit neun oder zehn Jahren.


    Diese Mädchen hier sind durch den Schicksalsschlag aus den Angeln gehoben. Manchmal geben sie sich jünger, manchmal älter - wie Kinder sind, denen der Halt fehlt.


    Juan leidet ebenso an einer Art Schockzustand nach dem Tod seiner Frau. Es sind ja erst wenige Monate vergangen. Er fühlt sich wie erstarrt, so wie Maikaefer es auch beschreibt.


    Ich denke, man kann an trauernde Menschen keine "normalen" Maßstäbe anlegen. Und: Jeder trauert auf seine Weise; Kinder können einen dabei aber tatsächlich sehr verwirren.


    Viele Grüße!
    Annette

  • Klar reagieren Kinder immer unterschiedlich. Aber ich hatte dann am Anfang das Alter 1 x überlesen und konnte dann von Kapitel zu Kapitel kein Alter mehr zuordnen.


    Was Juan angeht ... Da hätte ich dann aber gern erfahren, dass er sich in einem Schock-Zustand befindet. Ich als Leser kann das ja dann höchstens annehmen. Ich denke mal, er sollte als Täter zumindest nicht ausgeschlossen werden können. Für mich hat er so aber eher kaum teilgenommen. Dabei ist er als Vater der Zwillinge ja doch eine recht wichtige Figur.


    Maikaefer, wenn du sagst, Gesines Eltern haben geschwiegen, um die Schuld von sich abzulenken, dann wundere ich mich aber darüber, wie weit bzw. wenig weit sie gedacht haben. Es ist doch eigentlich logisch, dass man sich viel verdächtiger macht, wenn man kaum was erzählt, bzw. offensichtlich Dinge verheimlicht. Wenn man sich das Verhalten anguckt, könnte man ja meinen, der Vater hat die Blüte noch zerkleinert, damit der Junge sie essen kann. Das war aber nur eine von vielen Kleinigkeiten, die sich für mich nicht zusammengefügt haben.

  • Ich halte beide Eltern nicht für besonders geistig rege, Groupie, und glaube, dass vieles in ihrem Verhalten nach Philipps Tod einfach so passierte, aus dem Unbewussten heraus, einfach nicht (mit)schuldig sein zu wollen. Über sich verdächtig-machen haben die sicher weniger nachgedacht.
    Sie wollten vor sich selbst nicht schuldig sein, deshalb musste eben Gesine schuldig sein.
    Und so kam eines zum anderen. Schrecklich. Aber (mir) durchaus vorstellbar.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Mir leider nicht. Ich bin mir ganz sicher, ich hätte mich damit nicht zufrieden gegeben. Ich hätte keine Ruhe gelassen. Mit Halbwahrheiten hätte ich nicht weiterleben können. Ich kann mir das auch nur ganz schwer für Gesine vorstellen. Ich habe eigentlich ein anderes Bild von ihr.

  • Gesine hat doch versucht, das Einstellen der Ermittlungen zu verhindern. Höchstwahrscheinlich hat Lasse genau das Gegenteil davon getan. Sie hatte schlechte Karten, da sie vielleicht ein unbestimmtes "Gefühl", aber keinen "Beweis" für "Halbwahrheiten" hatte. (Lauter "hatte" *g*, aber ich bin richtig aufgeregt! (Streiten tun wir uns aber nicht, gelle, nur engagiert diskutieren!))
    Außerdem hatte Gesine auch neben ihrem Kummer als Mutter eine wahnsinnig schlechte Ausgangsposition, denn sie wusste ja, dass sie selbst zumindest eine Teilschuld trug.
    Trotzdem machte sie sich damals auf eigene Faust Stichpunkte und ermittelte, stieß aber immer wieder auf eine Mauer. Bis sie aufgab und sich absetzte.
    Und spurlos ist das Ganze doch auch nicht an ihr vorübergegangen, einen kleinen "Huscher" vermute ich bei ihr schon, find ich aber bei der Vorgeschichte nicht verwunderlich.


    Irgendwo las ich, dass sich wer wunderte, dass sie am Ende einen körperlich überlegenen Mann überwältigen und nebenbei telefonieren konnte. Nun, sie hat es ja mal gelernt, bei ihrer Polizeiausbildung. Körperlich fit dürfte sie aufgrund ihrer doch körperlich nicht unanstrengenden Arbeit ebenfalls gewesen sein und dazu die Wut und die Angst um die Kinder...

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  • Meinst du mich mit Streiten??? Wieso bist du denn so aufgeregt? Ich seh die Sache doch einfach nur anders als du.


    Wäre das meine Familie, dann wäre das jedenfalls anders gelaufen. Ich hätte auch nicht versucht polizeilich zu ermitteln, sondern wäre ihnen persönlich privat aufs Dach gestiegen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass eine lückenlose Rekonstruktion des Tages nicht möglich gewesen ist. Lasse hin oder her. Mir kommt das halt alles nicht so richtig passend vor. Wenn du dir das alles so vorstellen kannst, heißt das lediglich, dass wir nicht gleich denken. Ich kann damit durchaus leben.

  • Gut, dann sehen wir das mit dem (Nicht)Streiten ja gleich. :-]
    Aufgeregt bin ich deshalb, weil mir das Gefühl der Hilflosigkeit bei Gesine so vertraut vorkommt, da bringt natürlich wieder einmal jeder seine eigene Geschichte mit hinein. Es hat in meiner Familie auch schon einmal eine - natürlich nicht so dramatische - Situation gegeben, in der aus falsch verstandener Solidarität und aus schlechtem Gewissen und dem Gedanken "Was sollen denn die Leute denken?" die Familie zusammenrückte und das eigentliche Opfer hilflos und allein dastand. Und, wenn man von Philipp absieht, ist ja Gesine die Hauptleidtragende. Von Klaus wissen wir kaum etwas. Und Mareike, die auch gelitten haben dürfte, ist ja zu Buchbeginn ebenfalls tot.
    Aber natürlich kann auch ich damit leben, dass wir nicht gleich denken. :wave


    EDIT: Hauptleidtragende in Sachen Philipp. Jetzt bei Mareike ist das natürlich etwas anders.

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  • Na, ja. Wer kennt so eine Art Familiendrama nicht? Da wird es vielleicht einige geben, aber die können sich dann glücklich schätzen. Ich glaube, dass das Problem auch bei den Nebenfiguren liegt, die mir einfach viel zu blass bleiben. Ich kann mir eigentlich keine von ihnen wirklich vorstellen, kann mir gar kein richtiges Bild machen. Sie sind mir viel zu oberflächlich angekratzt. Um mir die Situation vorstellen zu können, müsste ich schon Juan, Vater, Mutter, Klaus, Lasse und Mareike vorstellen können. Aber das hat zumindest für mich nicht geklappt.


    Ich habe ja eben schon gesagt, dass ich nicht von Schockstarre ausgegangen bin, weil ich einfach gar nichts von Juan weiß. Das macht für mich aber ein gutes Buch aus. Ich möchte das Handeln, die Zustände der beteiligten Figuren nachvollziehen können.


    Da das bei mir besonders bei Philipps Tod, aber auch auch in vielen anderen Situationen nicht möglich ist, habe ich eben eine völlig andere Sichtweise als du, maikaefer.

  • Obwohl ich die LR nicht mitgemacht habe, muss ich doch mal meine Begeisterung auch hier und nicht nur im Rezi Thread kundtun.


    Das war mal wieder ein toller Krimi, der mich rundum begeistern konnte! Spannend erzählt, ohne Blutvergießen und zum miträtseln geeignet. So liebe ich Kriminalromane. :-]
    Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.

  • Mir fällt es schwer, den Buchdeckel nun zuzuklappen und nicht lesen zu können, wie es mit Gesine weitergeht. ;-) Insofern freue ich mich schon auf den nächsten Band, welchen ich sicher auch lesen werde.


    Insgesamt läuft die Geschichte schlüssig aus, auch wenn ich die Beweggründe für das Handeln der Beteiligten an Philipps Tod nur sehr schwer nachvollziehen kann.
    Hauptsächlich schuldig ist in meinen Augen Richard Augenthaler. Kein vernünftig denkender Mensch lässt einen Zweieinhalbjährigen allein in den Garten gehen ohne sich zu vergewissern, dass dort tatsächlich eine Aufsichtsperson zugegen ist. Zumal Richard Augenthaler doch wusste, dass Mareike sich mit Lasse treffen wollte.
    Sein Verheimlichen passt zu ihm. Ebenso die Unfähigkeit seiner Frau, sich gegen ihren Mann aufzulehnen und die Fakten klarzustellen - sofern er ihr überhaupt die Details erzählt hat.
    Die Verdrängung der Tatsachen durch die Eltern und die daraus folgende Schuldzuweisung an Gesine erscheinen mir realistisch.


    Mareikes Beweggründe, nicht von Anfang an die Wahrheit zu erzählen, erschließen sich mir nicht. Gleiches gilt für die Abtreibung. Warum musste diese illegal durchgeführt werden? Offenbar wäre doch genügend Zeit für den legalen Weg gewesen, wenn ich das richtig verstanden habe. Gesine hätte trotzdem nie davon erfahren müssen.


    Lasses Rolle in dem Ganzen finde ich ein wenig unrund (ist ein rein subjektives Empfinden). Auch wenn ich seine Kurzschlussreaktion nachvollziehen kann (schließlich hat er die Ermittlungen seinerzeit in die falsche Richtung laufen lassen).


    Alles in allem ein gelungenes Debut, würde ich sagen, mit noch ein wenig Luft nach oben. ;-)