Aus der Dunkelkammer des Bösen - Mark Benecke/Lydia Benecke

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    In der Dunkelkammer des Bösen rücken wir ganz nah heran an erstaunliche Verbrechen. Wir treffen auf Killer wie Dr. Holmes, den ersten bekannten Serienmörder der USA. 1893 baute dieser Gaskammer, Krematorium und Präparationstische, um Hunderte von Menschen zu foltern und zu töten. Wir widmen uns Vergewaltigern, Nekrophilen, Sadisten, Sexualmördern und anderen Tätern. Wir schauen in ihr Innerstes und wir besuchen sie im Knast. Wir fragen uns: Wie entstehen "Monster"? Gibt es kaltblütige Killer wirklich, oder sind sie Opfer der Umstände? Müssen Täter pädophil sein, um sich an Kindern zu vergehen? Was steckt hinter den Fällen Fritzl und Kampusch, und waren das grausige Ausnahmen?


    meine Meinung
    Mich faszinieren nicht nur Thriller, sondern auch die psychologischen und biologischen Details der Tat. Was brachte den Täter dazu, sein Opfer auszuwählen? Wie konnte er anhand von Spuren überführt werden? Solche Fragen beschäftigen mich und ich schaue daher auch gern mal Dokumentationen zu diesen Themen. Klar, dass ich da an Dr. Mark Benecke nicht vorbei komme. Doch kann er auch schriftlich so überzeugen, wie er es vor der Kamera tut?


    In seinem Buch "In der Dunkelkammer des Bösen" beschäftigt sich der Herr der Maden nicht vorrangig mit ebendiesen, sondern gibt einen Einblick in seine wohl bekanntesten Fälle. Zudem hat er seine mittlerweile Ex-Frau Lydia Benecke mit ins Boot geholt, die diese Fälle und andere, besonders medienwirksame Verbrechen, aus psychologischer Sicht betrachtet. Diese Mischung ist eine gute Idee, da so jeder auf seine Kosten kommt.


    Mark nimmt seine Leser direkt mit nach Moskau, wo er den angeblichen Schädel Hitlers untersuchen durfte. Diese Reise kannte ich schon von der Dokumentation und war daher über die Details, die Benecke ausgegraben hat, nicht überrascht. Dennoch hat er mich von Seite 1 an mit seinem Charme in den Bann gezogen. Der Kriminalbiologe schreibt, wie er spricht: frei von der Leber weg und so, als ob er neben einem sitzt und man sich mit ihm bei Tee oder Kaffee über Tod und Verwesung unterhält. Nicht unbedingt die leckerste, aber dafür umso spannendere Vorstellung.


    Im Mittelteil kommt besonders Lydia Benecke zu Wort. Die Kapitel waren zwar nicht separat überschrieben, jedoch erkannte ich am veränderten Erzählstil sofort, dass hier eine andere Person berichtet. Und spätestens beim Thema "In Kopf und Knast bei Getriebenen" war klar, dass hier nur eine Psychologin sprechen kann. Denn der Herr der Maden distanziert sich sehr eindeutig davon, dass er in diesem Bereich irgendwelche Kenntnisse hätte.


    Während Dr. Benecke sehr frei spricht, verfällt Lydia in einen ernsthaften und teilweise fast lehrerhaften Ton. Das ist nicht böse gemeint, doch man merkt deutlich, dass sie in erster Linie Wissen vermitteln möchte, während Mark auch noch den Spaß am Erzählen spüren lässt. So waren Lydias Kapitel voll mit Wissen und Informationen, die sie wunderbar anschaulich und gut nachvollziehbar erklärt hat. Jedoch fühlte ich mich nach dem Lesen mehrere ihrer Kapitel leicht staubig, weil alles theoretisch war, auch wenn sie mit ihren Ausführungen immer wieder Bezug auf bekannte Fälle nahm.


    Zum Schluß hin ist wieder der Biologe am Ruder und schon nahm meine Lesestimmung wieder Fahrt auf. Man sollte sich vor dem Lesen bewusst machen, dass man ein Sachbuch in Händen hält. Beide Autoren geben einen Einblick in "ihre" Welt und machen sie für Menschen außerhalb der Polizei oder Ermittlungsdiensten irgendwie greifbar. Das haben beide auch wunderbar hinbekommen.


    Fazit: ein gutes Sachbuch für alle, die vor allem die psychologischen Hintergründe interessieren. Biologen kommen nicht ganz auf ihre Kosten. Dennoch kann ich es empfehlen.

  • Blutige Thriller und Krimis mag ich ja nicht, aber wenn es um "reale" Verbrechen und deren Analyse geht, sowie um gerichtsmedizinische und psychologische Aspekte, dann bin ich dabei. Und da ich erst kürzlich zu Gast in der Pathologie bei einer Organschau + Fachvortrag sein durfte, interessiert mich das Buch sehr!
    Ich muss es haben. :grin

  • Meine Meinung:


    Wieder einmal nimmt uns Mark Benecke mit in sein Arbeitsleben, aber diesmal ohne Maden und anderes Getier. Dadurch das Lydia Benecke an diesem Buch auch mitgeschrieben hat, geht es diemal mehr um die Psyche und die *dunklen Seiten* der Menschen.
    Reale Taten werden gut und verständlich erklärt und direkte Gespräche mit den Tätern lassen mich denken, wie kann man sowas nur tun. Auf der anderen Seite liest man auch über Gespräche von Angehörigen von Opfern, die immer ihr Leben lang Opfer bleiben oder auch als Täter einfach gesehen werden, weil das Gericht das so für sich entschieden hat. Viele Menschen sind daran zerbrochen, oder sitzen unschuldig in Haft.
    Sehr bewegt haben mich die ganzen Einzelheiten zu der Tat von Josef Fritzl aus Österreich, der seine Tochter 24 Jahre lang in seinem unterirdisch ausgebauten Keller gefangen gehalten hat, sie unendlich quälte und vergewaltigte. Die ihm 7 Kinder gebar, praktisch seine eigenen Kinder und gleichzeitig seine Enkel. Unvorstellbar wie diese Frau mit den Kindern in ein normales Leben zurückfinden soll.
    Ein Buch welches aufklärt, aber auch tief berührt, wie unmenschlich sich manche Menschen verhalten können.