Hexwood – Diana Wynne Jones

  • Erstmal erschienen 1993


    Ann lebt in einer Kleinstadt unweit von London. Wegen eines lästigen Infekts muß sie das Bett hüten. Sie vermißt die Schule nicht, aber immer zuhause bleiben ist langweilig. Als sie zufällig entdeckt, daß Besucher zum Gelände der heruntergekommenen Hexwood Farm kommen, das Tor passieren, die Farm aber nicht mehr verlassen, wird Ann neugierig. Kaum geht es ihr ein bißchen besser, versucht sie herauszufinden, was sich da abspielt. Ihr Versuch führt sie in einen struppigen Baumgürtel unweit der Farm und der Hauptstraße, der eigentlich altvertraute, abfallübersäte und recht plattgetrampelte Ort, wo die Kinder spielen.
    Doch der Baumgürtel hat sich verändert, er wirkt größer, grüner, wie ein richtiger Wald. Ann begegnet seltsamen Wesen und seltsamen Menschen. Am seltsamsten ist, daß der Wald und seine Bewohner jedesmal anders sind, wenn Ann sie wiedertrifft. Sie sind jünger oder älter, scheinen mehr zu wissen oder vergessen zu haben. Die Jahreszeiten verändern sich und Topographie des Walds. Doch auch Ann bliebt nicht immer dieselbe und bald muß sie sich fragen, wer sie wirklich ist.


    Währenddessen muß der Rat der Fünf Regierenden der Milchstraße eine Krise bewältigen. Offenbar wurde eine uralte Maschine, die aus Sicherheitsgründen versiegelt und auf der abgelegenen Erde an einem Ort namens Hexwood deponiert wurde, reaktiviert. Diese Maschine, der Bannus erzeugt ein Kraftfeld, das seine Umgebung verändert. Das Kraftfeld breitet sich aus, ihn abzuschalten erweist sich als überraschend schwierig, weil der Bannus nicht mehr auf dem Farmgelände ist, sondern sich außerhalb bewegt, ist, niemand aber sagen kann, wie er aussieht, von seiner Fähigkeit, andere zu manipulieren gar nicht anzufangen.


    Das sind nur die beiden Hauptstränge einer großartig verwickelten Fantasy-Geschichte, die einer beim Lesen sehr viel Konzentration abfordert. Jones erzählt zudem nicht chronologisch, man bekommt Schnipsel von verschiedenen Geschichten, verschiedenen Leben, Rückblenden, Visionen, Träumen und Wünschen, scheinbar ungeordnet. Irgendwo dazwischen steckt die Realität. Immer wieder begegnet man den gleichen Figuren, aber das einzige, was sicher ist, ist, daß niemand der oder die ist, die sie zu sein glauben. Der Bannus beeinflußt sie, ihre Wünsche und Träume werden lebendig. Zugleich spielt sich eine tödliche politische Intrige hohen Ranges ab. Wer welche Interessen hat und wie sie umgesetzt werden, wer wessen Verbündete sind, wer Freund, wer Feind ist, bleibt lange im Dunkeln. Hochtechnologie und Zauber, Drachen und Kraftfelder, Telepathie und elektronische Telekommunikation, Autos und Schwerter kommen ebenso darin vor wie der Hof König Arthurs, die Gralsgeschichte und die Schrecken moderner Diktaturen samt dem Leid, das sie verursachen.


    Erzählt wird sehr dicht, die Spannung ist immer gleich hoch, egal, ob man im Wald oder in der galaktischen Regierungszentrale sitzt, ob man mit Mordion versucht, das Geheimnis seiner Herkunft zu enträtseln oder den Fünf Regierenden folgt, wenn sie sich aufmachen, den Bannus abzuschalten. Die vorgeblich ungeordnete Erzählweise läßt eine als Leserin sozusagen Teil des Kraftfelds werden.
    Die Mischung von klassischer Fantasy mit einem Quentchen Technologie ist ausgezeichnet gelungen für Fantasy-Fans. Wer SciFi sucht, wird eher enttäuscht sein, weil technische Details oder herrschende physikalische Gesetze nebelhaft bleiben. Die politische Intrige und die Rolle des Bannus werden mit einem wachen Augen für die Realitäten geschildert, daß das Ende eine Spur zu freundlich ist, verzeiht man aber, weil es so überzeugend geschildert ist und Jones überdies mit einer letzten Wendung aufwartet, die ebenso raffiniert wie schlüssig ist und das Schillern zwischen Technik und Magie, das den ganze Roman durchzieht, noch einmal betont.


    Hexwood gehört zu den besten Romanen von Jones, mit wunderbaren Rätseln, vielen überzeugenden Figuren, egal, ob positiv oder negativ und einer sehr spannenden Verbindung von Fantasy und SciFi.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Bitte nicht erschrecken wegen des angegebenen Preises, das Buch gibt es sebstverständlich zum normalen TB-Preis überall außer bei amazon, das sein Herumgezicke mit Harper Collins offenbar noch nicht überwunden hat.
    :rolleyes

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus