Auch das wird vergehen - Milena Busquets

  • Suhrkamp, 2016
    170 Seiten


    Im Original erschienen unter dem Titel También esto pasará (Anagrama).
    Aus dem Spanischen von Svenja Becker


    Kurzbeschreibung:
    Ihre Mutter ist tot, und Blanca fährt nach Cadaqués, auf den Sommerfamiliensitz am Meer. Beide Exmänner sind da, die gemeinsamen Kinder, Freundinnen, der Geliebte, sie alle füllen das Haus mit Leben. Für Blanca beginnt eine entrückte Zeit: Stunden auf dem Boot, Frühstück unterm blauen Himmel, Gespräche bis tief in die Nacht, Alkohol, Sex. Und es wäre alles wie immer – würde die verstorbene Mutter ihr nicht auf Schritt und Tritt begegnen und Blanca dazu zwingen, sich zu einer folgenreichen Einsicht durchzuringen.
    Auch das wird vergehen ist gravitätisch und leicht, melancholisch und komisch, sanft und heftig, es ist die ergreifende Geste eines langsamen Abschieds – ein wahrhaftiger Roman über Mütter und Töchter, über die Bodenlosigkeit der Trauer und die vertrackten Schönheiten des Lebens.


    Über die Autorin:
    Milena Busquets, geboren 1972 in Barcelona, arbeitete nach ihrem Studium der Archäologie in London in dem von ihrer Familie gegründeten Lumen-Verlag. Ihre Mutter war die bekannte Schriftstellerin und Verlegerin Esther Tusquets. Die Erfolgsgeschichte von Auch das wird vergehen begann auf der Frankfurter Buchmesse 2014, als innerhalb weniger Tage Übersetzungsrechte in Dutzende Länder verkauft wurden.


    Mein Eindruck:
    Die spanische Schriftstellerin Milena Busquets hat einen Roman geschrieben, der sehr wahrscheinlich autobiografische Züge trägt, obwohl die Protagonistin und Icherzählerin den Namen Blanca trägt. Es geht um die Verarbeitung des Todes der Mutter.
    Die vierzigjährige Blanca ist nach der Beerdigung ihrer Mutter bedrückt und melancholisch. Sie will in ihrem Ferienhaus in Cadaques am Meer Abstand gewinnen.
    Es ist aber kein Selbsthilfebuch über Trauerbewältigung sondern ein Roman, der das Leben einer unsteten Frau zeigt. Sie hat 2 Kinder und 2 Ex-Ehemänner, auch für neue Beziehungen ist sie offen. In Cadaques trifft sie sich mit ihren Freunden, es kommt zu Gesprächen, aber auch zu Streitereien. Es wird geflirtet und diskutiert. Doch immer wieder sind es Momente der Trauer und Erinnerungen an ihre Mutter, die in Blanca aufleben. Die Beziehung zu ihrer Mutter war auch nicht ganz einfach.


    Der Roman ist in einem eleganten Stil verfasst, aber überwiegend ruhig und verhalten. Einen echten Spannungsbogen gibt es nicht und streckenweise habe ich mich gefragt, was ich letztlich mit dem Ergebnis anfangen soll. Zu der Hauptfigur konnte ich wenig Zugang finden, dass sie manchmal unsympathisch wirkte, hat mich hingegen nicht gestört.


    Es bleibt ein Buch mit einer Sprache, die Atmosphäre erzeugen kann. Es dürfte interessant werden, zu sehen, was und wie die Autorin als nächstes schreibt.


    ASIN/ISBN: 3518467735

  • Trauer, Leid und Schmerz
    Auch das wird vergehen
    Arietta


    Arietta vor 16 Tagen


    Inhaltsangabe:


    Ihre Mutter ist tot, und Blanca fährt nach Cadaqués, auf den
    Sommerfamiliensitz am Meer. Beide Exmänner sind da, die gemeinsamen
    Kinder, Freundinnen, der Geliebte, sie alle füllen das Haus mit Leben.
    Für Blanca beginnt eine entrückte Zeit: Stunden auf dem Boot, Frühstück
    unterm blauen Himmel, Gespräche bis tief in die Nacht, Alkohol, Sex. Und
    es wäre alles wie immer – würde die verstorbene Mutter ihr nicht auf
    Schritt und Tritt begegnen und Blanca dazu zwingen, sich zu einer
    folgenreichen Einsicht durchzuringen.


    Auch das wird vergehen ist gravitätisch und leicht, melancholisch und
    komisch, sanft und heftig, es ist die ergreifende Geste eines langsamen
    Abschieds – ein wahrhaftiger Roman über Mütter und Töchter, über die
    Bodenlosigkeit der Trauer und die vertrackten Schönheiten des Lebens.



    Meine Meinung und Zusammenfassung zum Buch:


    Die Geschichte ist aus der Sicht der Protagonistin erzählt .


    Die 40 Jährige Blanca gerät nach dem Tod ihrer Mutter in eine schwere Krise. Man spürt ihre Innere Zerrissenheit, den Kummer, Schmerz und das nicht los lassen können , fällt ihr sehr schwer. Sie fühlt sich allein gelassen , wie ein kleines Kind. Ihre Mutter scheint immer noch sehr Präsent in ihrem Handel, Tun und Denken. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, beschließt sie nach Cadaques an Meer zu fahren in des Ferienhaus ihrer verstorbenen Mutter. Sie bricht mit ihren zwei Söhnen und den beiden EX Männern Oscar und Guillem, ihren Freundinnen und deren Anhang auf zu einem Sommer am Meer. Obendrein reist auch noch ihr Geliebter Sani mit seiner Frau in den gleichen Ort. Man schmeckt, riecht und spürt den Sommer als sie dort ankommen. Die Tage am Strand, die Ausflüge mit ihrem Boot, das Gesellige Beisammensein, alles ist sehr Präsent. Jeder der Anwesenden hat seine Ecken und Kanten. Da ist auch noch der Sex, Alkohol, die selbst gedrehten Joints. Einer Ihrer Exmännern der meint mit Sex alles heilen zu können. Aber trotz all der Ablenkung kreisen Blancas Gedanken immer wieder an die Krankheit und den Tod ihrer Mutter. Sie lässt ihre Kindheit und Jugend Revue passieren. Ihre Mutter fehlt ihr, auch wenn es zwischen den beiden wie so oft üblich zwischen Müttern und Töchtern Konflikte gibt.



    Zur Autorin:


    Milena Busquets greift teilweise in diesem Roman auf ihre eigene Biografie zurück. Ihr Schreibstil ist Klar und Prägnant auch der Handlungsaufbau. Sie lässt ihre Leser eintauchen in ihre Geschichte um die Konflikte zwischen Mütter und Töchtern. Den Tod der geliebten Mutter, das Gefühl allein und zurück gelassen zu werden, der Krankheit, dem Kampf mit dem Tod, dem Schmerz, der Trauer und dem loslassen von einem Menschen. Auf knappen 170 Seiten schafft sie es all dies gegenwärtig werden zu lassen. Sie erzählt von den turbulenten Tage im Sommer am Meer, der Liebe , dem Sex und den Drogen. Das ganze ähnelt schon einer Psychoanalyse des eigenen Ich der Protagonistin, es gibt tiefe Einblicke in deren Seele und Gedanken. Die einzelnen Charaktere der Protagonisten sind sehr klar , real und Kraftvoll gezeichnet. Alles wirkt sehr lebendig und Bildhaft. Man kann sich gut in Blanca hineinversetzen. Besonders gut gefiel mir auch zum Schluss der Epilog . Besonders diese Sätze lassen den Roman wundervoll Anbschließen. „ Auch das wird vergehen“ Und du sagst noch „ Der Schmerz und der Kummer wird vergehen so wie die Begeisterung und das Glück „


    Aber das dieses nicht stimmt , stellen wir zum Schluss es ist schwer ohne Mütter Leben zu müssen bis wir sterben.

  • Bei den Vorschusslorbeeren, die „Auch das wird vergehen“ von Milena Busquets erhalten hat ist es gar nicht mehr so einfach unbefangen das Buch in die Hände zu nehmen. Eine moderne Françoise Sagan sieht “El Mundo” aus Spanien am Werk. Das kann nur Übertreibung sein, dachte ich mir und begann zu lesen. Die „Ich“ Erzählerin Blanca, die nie daran gedacht hat einmal vierzig Jahre alt zu werden steht am Grabe der Mutter und sieht die Fäden ihre Lebens in Katalonien zusammenlaufen. In Cadaqués, der Sommerresidenz der Familie trifft sie auf ihre Exmänner und einen Haufen Erinnerungen, die die Gegenwart mit der Vergangenheit vermählen. Blanca liebt das Leben, die Sinnlichkeit heißer Nachmittage, den Sex, den Weißwein, die weißgetünchten Häusern des Südens und das türkisfarbene Meer. Und noch mehr liebt sie die Männer, jedenfalls für den Moment, der Tod und Leben außer Kraft zu setzen scheint. Warum auch nicht? Trauer und Lebensgier sind Geschwister erkennt Blanca und versucht an sich selbst anzudocken. Kein leichtes Unterfangen für eine seelisch Schiffbrüchige. Doch dieses Kunststück zu zeigen ist Milena Busquets gelungen. Sie zeichnet eine erfrischend moderne Frau, voller Intelligenz und grandioser Beobachtungsgabe, eine emanzipierte Frau, ohne Schuldgefühle, aber mit der Hingabe einer Südländerin, die mehr nimmt, als gibt und auf die Meinung anderer pfeift. Blanca weiß, sie lebt nur einmal und damit ist sie ein Kind ihrer Zeit. Dank der Autorin kommt Blanca äußerst echt rüber. Bis in die letzte Pore macht sie Blanca fühlbar. Genau diese Authentizität hat das Buch für mich sehr spannend gemacht, auch wenn ansonsten gar nicht so schrecklich viel passiert. Der Roman tritt auf der Stelle, wie eine Generation von Frauen auf der Stelle tritt, getrieben von den hohen Ansprüchen, die an sie gerichtet werden. Und der Erkenntnisgewinn? Er gleicht einem Tropfen Wasser in der Wüste. Vielmehr gibt das Leben in diesem Jahrtausend einfach nicht her. Besonders hervorstechen tun eine Vielzahl von unglaublich klugen Sätzen, die mich manchmal ganz Baff gemacht haben. Hinkt der Vergleich mit der Sagan? Nun ja... „Auch das wird vergehen“ ist mit Bonjour Tristesse inhaltlich vielleicht nicht ganz auf Augenhöhe. Das Ding hat schließlich Meilenstein Status... Dafür schreibt Milena Busquets noch besser.

  • Mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen.


    Daran ändert sich auch nichts, wenn ich jetzt lese, dass es mit "Bonjour Tristesse" verglichen wird, was mich meiner Erinnerung nach damals ziemlich beeindruckt hatte.
    Vermutlich ändert sich der Geschmack im Laufe der Zeit oder es war gerade nicht der richtige Zeitpunkt für eine bessere Begegnung mit dem Buch - Fakt ist, dass mich das ganze Geschehen kalt ließ und ich weder Sympathie noch Verständnis für die Protagonistin aufzubringen in der Lage war.
    Zu fremd war mir ihre Art, mit dem Tod der Mutter umzugehen.
    Wenn sie mit ihren zwei Exehemännern, ihren beiden Söhnen, ihrem Geliebten und dessen Ehefrau Trost findet, so sei ihr das herzlich gegönnt, ob nun mit Sex und Weißwein oder ohne.
    Wir Menschen sind eben unterschiedlich.
    Und das ist auch gut so.


    3 Punkte

  • „Auch das wird vergehen“ wird aus der Perspektive von Blanca erzählt. Ihre Mutter ist verstorben. Obwohl sie täglich bei ihr gesessen und ihre Hand festgehalten hat, war dies nicht genug, um ihr den nötigen Halt im Diesseits zu verschaffen.


    Nun fühlt sich Blanca allein. Versucht Liebe zu sammeln, wo es nur geht. Schläft mit fremden und bekannten Männern, um festzustellen, dass egal wie sehr sie sich in körperlicher Liebe verliert, ihre Seele kalt bleibt.


    Das Loch, das ihre Mutter hinterlassen hat, kann keiner der Männer füllen. Denn egal wie nahe andere Menschen auch stehen, wie sehr sie ihr Innerstes entblößen, kein Mensch liebt so wie eine Mutter.


    „Letztlich lieben wir so, wie wir in der Kindheit geliebt worden sind, und die späteren Lieben pflegen nur ein Abklatsch der ersten zu sein.“


    Das weiß Blanca und doch möchte sie es nicht wahrhaben. Wie soll sie weiterleben mit dem Schmerz im Herzen? Wie soll sie fröhlich sein, wenn sie es nicht wirklich kann? Wie, wenn alle von ihr erwarten, dass sie zwar keine Freude zeigt, aber auch nicht so traurig ist, dass es zur Last fällt.


    Sie rettet sich in Zynismus. Ihr Erzählton wird ironisch, hier und da muss sie über sich selbst schmunzeln. Wie tolpatschig sie sich dabei anstellt, ihre Trauer zu überwinden. Illusionen aufzubauen, die ihre Beziehung zur Mutter anders darstellen, als sie wirklich war. Fehlersuche im Mutter-Tochter-System.


    „Wäre die Liebe nur nicht so schwer herzustellen und zu heucheln, so aufwendig und langwierig und unterirdisch. So verheerend auch.“


    Es ist Blancas eigener Weg zur Trauer, aber auch zur Hoffnung zu finden. Damit zurecht zu kommen, dass die Welt sich weiter dreht, auch wenn sie selbst aus einem dunklen Loch dabei zusieht. Es ist Blancas Weg damit umzugehen, dass nun der Mensch fehlt, der ihr immer Halt gegeben hat und dessen Verlust für sie neben all der Trauer eine neue Herausforderung darstellt – die Suche nach sich selbst.


    „Wäre die Liebe nur nicht so schwer herzustellen und zu heucheln, so aufwendig und langwierig und unterirdisch. So verheerend auch.“


    „Auch das wird vergehen“ ist trotz aller Melancholie von leicht humorvollem Tonfall. Eine Schreibe, die dadurch perfekt zu dem passt, was die Protagonistin durchmacht. Wieder ins Glück zurückzufinden, obwohl sie das Gefühl einer allumfassenden andauernden Trauer durchlebt. Ein kleines, sehr feines Buch, das sich leicht lesen lässt und mit einem klugen Blick auf die Welt des Verlusts besticht.