Beiträge von Filtertuete

    Karen Sanders mit einem gut passenden Cover versehener, im rororo Verlag erschienener Thriller "Der Strand - Vermisst" ist der Beginn einer Trilogie.

    Zuerst lernen wir die gehörlose Lilli Sternberg im Alter von 5 Monaten und ihre Mutter Cornelia in Sellnitz auf dem Darß an der Ostsee kennen. 19 Jahre später - Lilli lebt, weil Cornelia zwischenzeitlich ermordet wurde, mit ihren Großeltern zusammen und ist in einer Blumenhandlung beschäftigt - verschwindet sie nach einer nicht eingehaltenen Verabredung mit ihrer Freundin Fabienne Mauritz spurlos. Dem die Ermittlungen leitenden, alleinerziehenden Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt bleibt als einzige Spur Lillis letzte Handy-Nachricht an Fabienne mit einer nicht nachvollziehbaren Zeichenfolge. Tom erhofft sich Hilfe von der Kryptologin Mascha Krieger vom LKA.

    Genug Puzzlestückchen für eine spannende Geschichte, die in einem leicht lesbaren Stil präsentiert wird und, was leider nicht allzu oft vorkommt, sorgfältig zwischen Informationen aus dem Privatleben der ermittelnden Personen und solchen über ihre berufliche Tätigkeit ausbalanciert ist.

    Trotzdem lässt mich das Buch sehr unzufrieden, ja geradezu verärgert zurück.

    Natürlich erwartet man, dass in einer Trilogie alle Teile irgendwie in Verbindung stehen müssen. Dennoch hätte ich nicht erwartet, dass ich derartig im leeren Raum hängen gelassen werde.

    "Obwohl ich es liebe zu faulenzen – den ganzen Tag allein zu sein, das ist mir doch zu langweilig!" (Kater "Luki", in der Ich-Form erzählender Protagonist)


    Bereits die 12 Seiten umfassende Leseprobe des im massel Verlag erschienenen und für Mädchen und Jungen ab einem Alter von 5 Jahren empfohlenen Kinderbuches "Luki träumt von der Schule" konnte mich auf Anhieb überzeugen und das Buch enttäuschte meine Erwartungen nicht.

    Es wurde aus klimakompatiblen und nachhaltigen Materialien gefertigt und liegt angenehm in den Händen. Auch das schöne Cover verdient eine besondere Erwähnung. Die Geschichte entstand nach einer Idee der 5-jährigen Lejla Tiro und wurde von deren Großmutter, Greta Scherzer, verfasst und von Tijana Knežević wirklich farblich und thematisch bezaubernd und vor allem altersgerecht illustriert.

    Kater "Luki" stellt sich zunächst vor und berichtet dann von seinen menschlichen Freundinnen Emma, Lili und Mila sowie deren Eltern.

    Nachdem "Luki" sich ein wenig darüber beschwert hat, dass er gelegentlich von den Mädchen z. B. auch "Krallenmonster", "Quatschkopf" oder "Schmusebär" genannt wird, erzählt er uns über die Zeit des Tages, in der er sich fürchterlich langweilt, weil die Freundinnen regelmäßig für viel zu lange Zeit fort sind. Wenn er allein ist, schläft er meistens, aber so lange schlafen ist eben langweilig. Also fasst er einen Plan: Er wird sie ganz einfach einmal heimlich begleiten! Deshalb versteckt er sich in einer der Taschen, die die Mädchen immer mitnehmen, wenn sie verschwinden.

    Der Plan gelingt und verursacht natürlich einigen Trubel, gewährt jedoch dadurch nicht nur dem 4-beinigen Protagonisten, sondern gleichzeitig sowohl jungen als auch älteren menschlichen Wesen auf unterhaltsame Weise Einblicke davon, wofür eine Schule gedacht ist.

    Am Ende des Buches stellen die daran beteiligten drei Personen sich selbst sowie die lebendige "Vorlage" für "Luki", "Leo", vor und berichten von dessen realem Leben, alles ebenfalls kindgerecht, ebenso wie die darauffolgende Vorstellung weiterer von diesem Verlag herausgegebenen Kinderbücher.


    Fazit: Unterhaltsam, lehrreich, empfehlenswert!

    Während Ingeborg Bachmann mir zwar vom Namen her ein Begriff war, ich aber keines ihrer Bücher kenne, zählten Max Frischs "Andorra" und "Homo Faber" bereits in der Schule zur Pflichtlektüre und gefielen mir ausnehmend gut.

    Die Leseprobe steigerte mein Interesse an diesem Buch - und ich wurde nicht enttäuscht:

    Es beginnt mit je einem Zitat von Bachmann und Frisch sowie einem "München 1958" betitelten Prolog.

    An diesen anschließend wird chronologisch von der ebenso intensiven wie komplizierten Beziehung der beiden Schriftsteller berichtet, was zugleich interessante Einblicke in die damalige Literaturszene vermittelt und Namen wie Paul Celan, Claire Goll sowie Hans Magnus Enzensberger in Erinnerung ruft. Haupthandlungsorte sind Paris, Zürich und Rom.

    Am Ende steht u. a. ein informatives Nachwort der Autorin.

    Ihr Erzählstil ist leicht lesbar; das eines der seltenen beide Protagonisten gemeinsam zeigende Foto aufweisende Cover gefällt mir gut.

    @ Tefelz:

    Betr. "Bildungsroman" erging es mir ähnlich.

    Ich wurde dann belehrt, dass sich das Wort nicht auf die Bildung der Lesenden, sondern auf jene des Protagonisten bezöge.. Und August lernt ja in der Tat eine ganze Menge über alles Mögliche.


    Meine Meinung:

    Callan Winks Bildungsroman "Big Sky Country" hat mir gut gefallen und außerdem gleich noch eine Bildungslücke bei mir beseitigt, die ich doch bisher mit dem Wort "Bildungsroman" niemals konfrontiert worden bin.

    Protagonist ist August, den wir zunächst auf der kleinen elterlichen Farm treffen, wo er mit der aus wohlhabendem Hause stammenden Mutter und dem aus ärmlicheren Verhältnissen kommenden Vater lebt. Der "Standesunterschied" war von Anfang der Beziehung an schwierig, die Mutter wohnte auch bereits in einem Nebenhaus, obwohl die äußere Form und der freundlich-höfliche Umgang miteinander gewahrt blieb, so dass "Augie" eine weitgehend unbelastete Jugend verleben konnte. Als der Vater dann jedoch mit der jungen Farmarbeitsaushilfe Lisa ein sexuelles Verhältnis beginnt, kommt es zur Trennung des Ehepaares und die Mutter verlässt mit ihrem Sohn das Haus.

    Beide ziehen weit weg und Augie besucht den Vater, der inzwischen fest mit Lisa zusammen lebt, nur selten. Dafür sammelt er mit der neuen Nachbarin erste sexuelle Erfahrungen.

    Schließlich begleiten wir ihn auch noch auf eine abgelegene kleine Farm nahe Billings, Montana, wo er gänzlich zum Erwachsenen wird.

    Eine leicht lesbare, leise, aber trotzdem unterhaltsame Geschichte mit einem sympathischen Protagonisten, schönen Wortbildern und vielen Nebeninformationen z. B. über Gruppen wie die Amishs und die Hutterer.

    Das ansprechende Cover passt sehr gut zum erzählten Geschehen.


    Beeindruckende Lektüre über die Frauen der 50er Jahre

    Autorin: Stephanie Schuster

    Titel: "Die Wunderfrauen - Alles, was das Herz begehrt"


    Meine Meinung:

    Mit eben so viel Interesse wie Vergnügen las ich Stephanie Schusters Historischen Roman "Die Wunderfrauen - Alles, was das Herz begehrt" über die Frauen der 50er Jahre, den Auftakt einer Trilogie, deren weitere Teile in halbjährlichen Abständen veröffentlicht werden sollen.
    Annabelle, Helga, Luise und Marie, vier Frauen mit höchst unterschiedlichen, für die damalige Zeit jedoch typischen Lebensgeschichten, erzählen in jeweils mit ihrem Vornamen betitelten Kapiteln abwechselnd und sich gelegentlich überschneidend aus ihrem aktuellen Leben in den Jahren 1953 und 1954 in der Nähe des Starnberger Sees.
    Rückblenden in die Zeit des Nationalsozialismus' und deren Folgen wie Vertreibung, Kriegsgefangenschaft und Besatzung wirken recht authentisch.
    Die Rolle der Frau zu jener Zeit wird beispielsweise am Schicksal einer ledigen Mutter mit dem Kind eines abschiedslos verschwundenen farbigen Besatzungssoldaten verdeutlicht.
    Ereignisse wie der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft finden Erwähnung.
    Das Cover sowie die Bilder vorn und hinten passen gut, ein Glossar nebst Personenverzeichnis und einem Nachwort hätten mir gefallen.
    Last but noch least: Luise Dahlmann, die ihren Traum von einem "Tante-Emma-Laden" zielstrebig in die Tat umsetzt, macht sich Notizen ("To do-list", Rezepte, Kundenkontaktanekdoten).
    Wäre fast eine Idee für ein eigenes Büchlein!;-)

    Von ihren TV-Kurzauftritten bei Dieter Nuhr her fand ich Frau Eckhart recht erfrischend und schätzte vor allem neben ihrer Eloquenz, ihrer pointierten Aussprache und ihrer wohldosierten leichten Bosheit ihren Humor ("Wir Österreicher fühlen mit den Franzosen, welche den Brand von Notre Dame beklagen, denn auch bei unserem Nationalheiligtum Niki Lauda brannte es ja im Oberstübchen!" (sinngemäß aus der Erinnerung zitiert/Lauda lebte damals noch). Die Vorfreude auf ihren ersten Roman war dementsprechend groß. Groß ist allerdings jetzt auch meine Enttäuschung: Ca. 160 unterhaltende stehen etwa 220 abstoßenden Seiten gegenüber! Relativ ansprechend, wenn auch bereits sehr fäkaliengeprägt, der erste Teil, danach weit über 200 Seiten nahezu nur noch von Erbrechen, Erotik oder Blasen- bzw. Darmtätigkeit zuzuschreibenden Körperausscheidungen handelnd und erst ab S. 312 (Kreuzfahrtteil) zwar weiterhin recht "feucht", aber doch bei aller Übertreibung wenigstens teilweise ein wenig witzig, von guter Beobachtungsgabe, Phantasie und Humor zeugend. Das Buch, bei dessen Lektüre ich mich manchmal fragte, ob sich Frau Eckhart wohl über jeden zahlenden Leser lustig macht, handelt von Lisa Eckharts besonderer Beziehung zu ihrer Großmutter. Es beleuchtet deren mehr oder weniger liebenswürdige und sich bei zunehmendem Alter steigernde Absonderlichkeiten überzogen, was aber beim Lesen, selbst, wenn man dabei die Stimme der Autorin im Ohr hat, leider nicht den Funken wie bei ihren Bühnenauftritten überspringen lässt. Vor allem der Mittelteil nervte mich bis hin zum Abbruchgedanken mit einem Gewusel von Personen wie "Dorfmatratze, Dorfschlampe, Dorfdepp und Dorftrinker" und war ebenso anstrengend wie ermüdend zu lesen. Hier wirkte Boshaftigkeit nicht überzeichnet-witzig, sondern bösartig, aggressiv - und langweilig. Sehr schade! Das Cover gefiel mir

    Ann-Sophie Kaisers historischer Roman "Unter den Linden 6" erzählt die spannenden, vielfältig informativen und berührenden Erlebnisse der höchst unterschiedlichen jungen Freundinnen Lise (Meitner, historisch), Anni und Hedwig (beide fiktiv) im Berlin der Jahre 1907 - 1915.

    Er verfügt über ein interessantes Nachwort und eben solche Innenklappen, Titel und Bild passen (wobei ich auf einer anderen Ausgabe ein mich wesentlich mehr ansprechendes Bild sah, auf dem keiner der drei Freundinnen der Kopf halbiert wurde).

    Inhaltlich sprach er mich ungemein an.

    Leider bestätigten mir Google bzw. Wikipedia einige meinen Lesefluss störende mehr oder weniger grobe Schnitzer wie beispielsweise das Absingen des Deutschlandliedes, obwohl bis 1918 die Kaiserhymne galt und die Verwendung des eigentlich recht gut in die damalige Zeit passenden Ausdruckes "Mich dünkt" (in etwa "Mir scheint/kommt es so vor..."), der sich jedoch von "Denken" ableitet und nicht von Kompost oder Gülle und deshalb auch nicht "düngt" geschrieben wird!.

    Schade, der informative und unterhaltsame Einblicke sowohl in den damaligen Stand der physikalischen Forschungen als auch in die frühen emanzipatorischen Bemühungen u. a. um gleiche Bildungschancen gewährende Roman wäre bei einem sorgfältigeren Lektorat durchaus ein Anwärter auf mein Jahreslesehighlight 2020 gewesen...

    Biyon Kattilathus Sachbuch "Weil jeder Tag besonders ist: Dein Tagebuch (Graefe und Unzer Verlag GmbH Mind & Soul Einzeltitel)" bot mir weder sonderlich viel Neues (beispielsweise kannte ich viele seiner Tagessprüche und die Geschichten zu den 3 Sieben oder den tausend Spiegeln) noch bisher die Möglichkeit des Ausprobierens seiner Thesen (die ganze Angelegenheit ist auf ein halbes Jahr angelegt ), aber die Lektüre als solche genügte mir durchaus, um einen positiven Eindruck zu gewinnen.

    Zwar gibt es schon sehr viele derartige Ratgeber, aber für diesen spricht neben einem gut durchstrukturierten Aufbau die sowohl originelle als auch sympathische Weise der Präsentation.

    Statt der "Herzchen" hätte ich allerdings die Angabe von Seitenzahlen vorgezogen. Positiv: Ein Lesebändchen war mit von der Partie.

    Mangels technischer Möglich- und Fähigkeiten konnte ich nie via "Kopfscannen" irgendwelchen angepriesenen Schnickschnack mitmachen, mangels Interesse verzichtete ich auch auf das Ausmalen von Mandalas.

    Ich glaube, dass interessierte Leser bei konsequenter "Anwendung" (Mo. - Fr. morgens und abends je ca. 2 Minuten) Einiges aus diesem Buch für ein besseres Leben mitnehmen können.

    Nach Entfernung des m. E. aus umweltlicher Perspektive überdenkenswerten Folienumschlages bedurfte das Buch einer gründlichen "Lüftung".

    Der Titel passt, der Einband ist dezent.

    Den lobenden Anmerkungen hier kann ich mich nur bedingt anschließen, denn leider entsprach die Lektüre von Kent Harufs - wie bei Diogenes üblich, mit einem mich überaus ansprechenden Coverbild versehenen - Roman "Kostbare Tage" ganz und gar nicht meinen hohen Erwartungen.

    Zwar hatte ich zuvor noch kein Buch dieses Autors gelesen, aber sehr viel Lob über seine "Holt"-Geschichten, hauptsächlich jedoch über sein zuletzt veröffentlichtes Werk über die beiden älteren Liebesleute gehört.

    Zuerst einmal störte meinen Lesefluss erheblich, dass die wörtliche Rede nicht in sog. "Gänsefüßchen" gesetzt ist.

    Darüber hinaus reihten sich kurze Szenen mit immer neuen Personen für mich zu oft zusammenhanglos aneinander.

    Vielleicht liegt das ja daran, dass ich keines der vorausgegangenen "Holt"-Bücher gelesen habe...

    Überaus nachhaltig berührt hat mich allerdings die Schilderung der dem Sterben des Protagonisten unmittelbar vorausgehenden Stunden!

    Weil ich das vor einigen Jahren gelesene Cora Stephan-Buch "Ab heute heiße ich Margo" wenn auch nicht mehr in Einzelheiten, aber insgesamt als beeindruckend in Erinnerung hatte, war ich auf den Nachfolger "Margos Töchter" besonders gespannt.

    Anfangs erwog ich dann jedoch überraschenderweise einige Male den Abbruch: So viele Namen/Personen, die Schilderungen einer auf dem Selbstfindungstrip befindlichen Nachkriegs- Tochter aus gutsituierter Familie, all das zog und zog und zog sich. Irgendwann nahm die Geschichte dann an Fahrt auf, und zwar sowohl emotional als auch den historischen Hintergrund betreffend. Das Ende wiederum war zwar schlüssig, wirkte auf mich dennoch ein wenig konstruiert, denn nahezu jeder der Hauptakteure arbeitete irgendwann für Stasi/MfS.

    Bedauerlicherweise ist es mir nur sehr eingeschränkt möglich, die in der ersten Rezension gezeigte Begeisterung nachzuempfinden.

    Im Gegenteil, gäbe es den Bernhardinerhund "Bernhard", den bis kurz vor Buchende treuen Begleiter des Dorfpolizisten des Tiroler Örtchens Stubenwald, Bernhard Franz, nicht, ich hätte vermutlich die Lektüre von Joe Fischlers Regionalkriminalroman "Ein Fall für Arno Bussi 2 - Die Toten vom Lärchensee" abgebrochen.

    Schon die Frage, was das Dessertschüsselchen auf dem Titelbild mit dem Inhalt der Geschichte denn zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht, zumal der menschliche Protagonist, Gruppeninspektor Arno Bussi, der vom Innenminister Qualtinger höchstpersönlich zwecks Ermittlung in einem sog. "cold case" in die trügerische Idylle abkommandiert wurde, (über?) deutlich erkennbar eine Vorliebe für Käsesahnetorte hegte.

    Positiv erwähnt zu werden verdient hingegen die Ortsskizze auf den Coverinnenseiten.

    Anfangs gab es tatsächlich einigen allerdings leider zunehmend gewollt wirkenden charmanten österreichischen Schmäh, versetzt mit kleinen Seitenhieben auf die "Piefkes", aber dann zogen und zogen die Ermittlungen sich immer mehr in die Länge, so dass ich immer öfter unterbrach. Deshalb kann ich mich nicht erinnern, so viele Tage an einem nur gut 300 Seiten umfassenden Buch gelesen zu haben.

    Note 1 für "Die Schule am Meer"

    Autorin: Sandra Lüpkes

    Titel: Die Schule am Meer

    Meine Meinung:

    Titel und -Bild passen auf den Punkt und ich betrachtete auch gern die Fotos auf den vorderen und hinteren Umschlagseiten. Als ich gerade daran dachte, dass man eigentlich der guten Karl May-Sitte der Originalbände folgend dort auch eine Landkarte hätte unterbringen können, entdeckte ich die Skizze des Schulgeländes vorn.-

    Erzählt wird die wahre Geschichte einer von Mitte der Zwanziger bis Anfang der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts auf der Nordseeinsel Juist existierenden ganz besonderen Schule.

    Einige bekannte Namen finden Erwähnung, z. B. die beiden Zuckmayer-Brüder, Erich Kästner und Alfred Döblin, auch die Beschreibungen des regionalen Flairs und der Bedrohung durch den aufziehenden Nationalsozialismus sowie natürlich im Zusammenhang mit Alltag und Unterricht stehende Einblicke z. B. in Flora, Fauna und Musik sprachen mich sehr an.

    Aufbau und Erzählstil ermöglichten es, gut folgen und Anteil am Schicksal der handelnden realen und fiktiven Personen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten nehmen zu können.

    Auch sehr interessant finde ich die Erläuterungen zum erzählten Geschehen, welche Personen der Fantasie der Autorin entsprangen und wo sie warum von tatsächlichen Ereignissen in welcher Hinsicht abgewichen ist. Und natürlich, wie es den Hauptakteuren nach Romanende erging.

    Ein wirklich sehr empfehlenswertes Buch!


    (Berliner) Luft nach oben

    Autorin Charlotte Roth (Lyne, Lobato, Klausen u. a.) setzt in ihrem Roman "Die Königin von Berlin" einer in Vergessenheit geratenen interessanten Frau ein mich nur teilweise überzeugendes Denkmal: Schauspielerin Carola (Karoline) Neher, die als "Königin von Berlin" bekannt gewordene erste "Polly Peachum" aus Bertolt (Eugen) Brechts "Dreigoschenoper".

    Obwohl die Autorin es in ihrem Vorwort ausdrücklich abstreitet, trägt dieser Roman Recherchen bei google und Wikipedia zufolge deutliche biografische Züge. Neben einem Nachwort gibt es auch ein informatives Glossar und ein Lesebändchen.

    Nach den mich nicht überzeugenden Lobatobüchern schließt dieses Buch zwar an die meinen Geschmack eher treffenden Lynebücher und (einige) Rothbücher an, - weist jedoch leider auch Schwächen auf:

    M. E. ist der Focus zu wenig auf die Titel"heldin" und ihre Arbeit gelegt und gleitet trotz einiger Bezüge auf den politischen Hintergrund zu sehr auf die amourösen und teilweise sadistisch bzw. masochistisch anmutenden Beziehungen mit dem Egomanen Brecht und dem nahezu unerträglich verächtlich behandelten treuen kranken ersten Ehemann Alfred Georg Hermann „Fredi“ Henschke, genannt Klabund (Mischung aus "Klabautermann" & "Vagabund") ab.

    Auch die im 50 Jahre später angesiedelten provinzlerischen zweiten Handlungsstrang erzählte Pseudo-Romanze erscheint mir durchaus verzichtbar.

    Viele einstmals große Namen werden erwähnt: Lotte Lenya, Kurt Weill, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Elisabeth Bergner, Friedrich Hollaender, Fritzi Massary, Marlene Dietrich...

    Insgesamt ein interessantes Buch über interessante Menschen, was aber noch viel "Berliner Luft" nach oben zeigt.

    Amazonenbuchdetails:

    https://www.amazon.de/Die-Königin-von-Berlin-Bertolt/dp/3426282321/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅ´ÕÑ&keywords=Die+Königin+von+Berlin&qid=1583008773&sr=8-1

    Thomas Persdorfs in der Zeit der Weimarer Republik in Berlin angesiedelter historischer Roman "Quintus und der Feuerreiter" ist nach "Entlang des Großen Krieges" und "Das V der Kraniche“ der in sich abgeschlossen und auch durch gelegentlich wohl dosiert eingeschobene rückblickende Informationen allein gelesen verständliche Abschlussband einer Trilogie um den hochbegabten Quintus Schneefahl.

    Das 496 umfassende Taschenbuch ist im Januar 2020 im Shaker Verlag unter der ISBN 978-3-95631-734-7 erschienen

    Darin treffen wir neben dem sowohl auf politischen als auch auf amourösen Pfaden wandelnden fiktiven Protagonisten auf viele berühmte Namen aus Politik und Kultur wie Schleicher, Papen, Hindenburg, Hohenzollern, Ebert, Marlene Dietrich, Rosa Luxemburg, Liebknecht, Sauerbruch, Goebbels und Hitler und erhalten informative bis anrührende Einblicke in das Leben verschiedener Gesellschaftsklassen und Milieus.

    Ich hätte mich trotz Vor- und Nachwort sowie Erläuterungen über ein in fiktive und reale Personen aufgeteiltes Personenverzeichnis gefreut und stolperte über manche Formulierungen, die ich in der damaligen Zeit noch nicht vermutet hätte, mehrfach fehlende erste oder abschließende Gänsefüßchen sowie einige Groß- und Kleinschreibefehler im Hinblick darauf, ob da jemand an- oder von ihn gesprochen wurde.

    Dies, die vielen Personen und vor allem die Komplexivität des Themas vereinfachte die Lektüre nicht, aber - durchhalten lohnt...