Der letzte Pilger - Gard Sveen

  • Titel: Der letze Pilger
    Autor: Gard Sveen
    erschienen im List Verlag 2016
    Seitenzahl:538


    Zum Autor:Klappe


    Gard Sveen, geboren 1969, ist Staatswissenschaftler und arbeitet als Seniorberater im norwegischen Verteidigungsministerium. Der letzte Pilger ist sein Debut in der Serie um Tommy Bergmann und wurde mehrfach ausgezeichnet. Gard Sveen lebt in Ytre Enebakk, einem kleinen Ort in der nähe von Oslo.



    Zum Inhalt
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    Es ist Frühling in Oslo, als ein grausames Verbrechen geschieht: Der ehemalige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh wird brutal ermordet. Während des Krieges stand er stets auf der richtigen Seite. Wer bringt einen Mann um, den alle bewundern? Kurz zuvor findet man in der Nordmarka drei Leichen. Unter ihnen ein kleines Mädchen. Kommissar Tommy Bergmann, scharfsinnig, klug und ein Selbsthasser voller innerer Abgründe, sieht einen Zusammenhang: Die Toten stehen in Verbindung zu Agnes Gerner, einer Agentin des Widerstandes. Je mehr Tommy Bergmann über die schöne und hochintelligente Frau herausfindet, umso gefährlicher erscheint sie ihm.


    Mein Eindruck


    Tommy Bergmann, Kommissar der Osloer Kripo, hat es nicht leicht. Nicht nur, dass er an einem Wochenende Dienst schiebt und zu einem mysteriösen Knochenfund gerufen wird, nein, er hat auch private Probleme. Seit sich seine Freundin Hege von ihm getrennt hat leidet er an Schuldgefühlen.
    Allerdings lernt er in seiner Eigenschaft als Eishockeytrainer die Mutter einer jungen Spielerin kennen und fühlt sich zu ihr hingezogen, was offenbar auf Gegenseitigkeit beruht.
    Nun allerdings hat er es mit einem Fall zu tun, der ihn in die Nachkriegsjahre zurückführt, als Norwegen unter deutscher Besatzung mit Spionen, Kollaborateuren und Untergrundkämpfern zu tun hatte.
    Parallel dazu erfahren wir von Kaj Holt und seiner Untergrundgruppe, dem Pilger, der Nummer eins und Agnes Gerner, deren Knochen 60 Jahre später in der Ostmarka gefunden werden. Was ist damals passiert?



    Gard Sveen hat nicht umsonst die Auszeichnung für den besten Krimi Skandinaviens bekommen.


    Wie er hier den Spannungsbogen aufbaut, die Geschichte der verschiedenen Protagonisten geschickt vermischt und Tommy Bergmann einem Spürhund gleich, nichts auslässt um den Fall, der immer neue Dimensionen annimmt, aufzuklären, ist einfach genial.
    Ein Drama, das so noch nicht geschrieben wurde und in seiner Vielschichtigkeit keinen Leserwunsch offen lässt. Ich hoffe doch, der Autor belässt es nicht bei diesem Werk.


    10 Punkte

  • Was für ein Buch! Wer Interesse hat, eine gelungene und spannende Mischung aus Kriminalroman und Spionagethriller zu lesen, der sollte hier unbedingt zugreifen.


    Zu Beginn erfordert dieser, in fünf Teile gegliederte Roman zwar etwas Geduld und Zeit, um richtig in die Handlung einzutauchen und die Personen kennenzulernen. Wenigstens mich ließ der erste Teil auf Grund von Äusserungen und Gedankenfetzen mit einigen Fragezeichen zurück.
    Ab dem zweiten Teil baut der Autor dann aber den Spannungsbogen kontinuierlich auf und das Buch entwickelt sich sehr rasch zu einem wahren Pageturner.
    Wie gebannt saß ich in meinem Lesesessel und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen.


    Die Handlung ist bis zum Schluss so aufgebaut, dass man als Leser viel Spielraum für Mutmaßungen hat.
    Es gibt einen stetigen Wechsel zwischen den Zeitebenen der Jahre 1939 -1945 und des Jahres 2003. Zum Ende hin findet dieser Wechsel immer schneller statt, damit wird die Spannung noch mehr in die Höhe getrieben.
    Die Figur des Ermittlers, Tommy Bergmann, wird so präsentiert dass man gerne mehr über ihn erfahren möchte. Über einen Nachfolgeband würde ich mich sehr freuen!


    Ein spannendes, fesselndes und unterhaltsames Lesevergnügen um Schuld und Verrat.



    10 Punkte

  • Ja, diesem Buch wünsche ich viele Leser! Leider scheint es in der Masse von Kriminalromanen unterzugehen, was wirkliich sehr schade ist.

  • Ganz offensichtlich habe ich vergessen, meinen Eindruck von diesem Buch kurz aufzuschreiben.


    Den besonderen Reiz dieses Buches macht die Mischung aus Spionagethriller und Krimi aus. Dazu kommen die Rückblenden in die Jahre der deutschen Besetzung Skandinaviens und den Rückzug der Deutschen nach dem verlorenen Krieg.
    Auch in den skandinavischen Ländern lehnten nicht alle Menschen das Naziregime ab und die dadurch entstandenen Spannungen, das Misstrauen und der allgegenwärtige Verrat sind ein immer wieder auftauchendes Thema dieses Romans.


    Die Ermordung eines früheren Widerstandskämpfers schafft die Verbindung ins heutige Skandinavien.


    Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

  • Ich bin mit euch im Bunde. Mir hat „Der letzte Pilger“ auch sehr gut gefallen. :wave



    Auftakt zu einer Serie um den Osloer Kommissar Tommy Bergmann


    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, genaue Angaben dazu an den Kapitelanfängen helfen bei der Orientierung. Der aktuelle Fall und die Einbeziehung der Geschehnisse in der Vergangenheit ergeben eine brisante, spannende Mischung. Über die Geschichte des norwegischen Widerstands im 2. Weltkrieg war mir bisher sehr wenig bekannt, also habe ich diese Passagen mit großem Interesse gelesen. Wie sich letztendlich beide Handlungsebenen berühren und ineinanderfließen, ist geschickt gemacht und verdient Respekt für eine konsequent ausgearbeitete und zu Ende geführte Geschichte.


    Der Einstieg in die Geschichte gelingt nicht ganz leicht, aber dranbleiben lohnt sich. Ich wurde mit einer anspruchsvollen Geschichte belohnt, erzählt in einer wortgewaltigen Sprache und einem sehr ausschweifenden Erzählstil.


    Kommissar Tommy Bergman konnte bei mir keine Sympathiepunkte erringen, die Darstellung seines Charakters hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen. Wie überhaupt alle Charaktere gut ausgearbeitet sind und glaubhaft agieren.


    Ein düsterer Krimi aus Norwegen, der mir sehr gut gefallen hat und 9 Punkte dafür bekommt.

  • Ich tanze hier etwas aus der Reihe, denn mich konnte das Buch nicht überzeugen.


    Für mich war die Geschichte viel zu ausführlich erzählt. Besonders der Teil, der in der Vergangenheit (1942) spielt, also der um Agnes Gerner. Diese seitenlangen Beschreibungen und Gedankenhaben mich zum Schluss nur noch gelangweilt.


    Die Geschichte um Tommy Bergman, dem Ermittler in der Gegenwart (2003), war zu Anfang sehr interessant und spannend. Aber die ständigen Unterbrechungen seiner Geschichte haben verhindert, dass ich in einen Lesefluss kommen konnte und zum Schluss wollte ich nur noch schnell die Lösung erfahren und das Buch zuklappen.


    Warum das Buch so einen Erfolg hat, kann ich mir nicht erklären. Vielleicht, weil es die Vergangenheit sachlich und ohne Heroismus beschreibt, wie es erst jetzt mit zeitlichem Abstand möglich ist.


    Für mich war das aber nichts.