Feuerrot - Nina Blazon

  • Inhalt:


    In der Ravensburger Kaufmannsfamilie des Onofrius Humpis steht der Besuch des italienischen Kaufmannssohnes Lucio ins Haus. Aber die Magd Magdalena plagen ganz andere Sorgen, denn ihre Schwester Marie ist schwer erkrankt und dann kommt auch noch der kirchliche Inquisitor Kramer in die Stadt und alsbald werden die ersten Frauen als Hexen angezeigt. Schließlich gerät auch Magdalena unter Verdacht und nur Beno Humpis, der Enkelsohn des Kaufmannes und dessen Freundin Elisabeth könnten vielleicht noch helfen.



    Über die Autorin
    Nina Blazon studierte Germanistik und Slavistik. Seit 2003 schreibt sie Kinder- und Jugendbücher in den Genres Fantasy, Historischer Roman und Krimi.



    Meine Meinung:


    Vom Verlag wird der Roman „Feuerrot“ als Jugendbuch angepriesen aber ich habe ihn ganz bewusst zu den historischen Romanen gepackt, denn ich finde, er ist kein explizites Jugendbuch, sondern durchaus auch als Erwachsenenliteratur zu lesen und das Thema wird realistisch und hautnah geschildert, so dass ich fast denke, es könnte nicht schaden, wenn die Jugendlichen, die das Buch lesen, eine erwachsene „Begleitperson“ an der Hand haben, die sich bei Bedarf mit ihnen über das Gelesene unterhalten kann.


    Immer wieder wage ich mich an ein Buch über die Hexenverfolgung. Nach Büchern von Sabine Weigand, Brigitte Riebe und Marita Spang weiß ich aus eigener Erfahrung, dass gute historische Romane über dieses Thema sehr aufwühlen können. Und Nina Blazon schafft es mühelos, sich in diesen Reigen hervorragender Autorinnen einzureihen, die diese Zeit und die Menschen so eindringlich rüberbringen, dass mir teilweise Angst und Bange wurde. Die Hauptdarsteller sind allesamt junge Menschen, die eigentlich gerade dabei sind, die Liebe für sich zu entdecken, die für sich selber nach einem Lebensplan suchen und viel lieber die Welt entdecken und den Partner fürs Leben finden möchten. Stattdessen werden sie hineingezogen in einen Strudel aus Angst und Gefahr und ihre Gefühle füreinander werden ebenso auf den Prüfstand gestellt, wie der Glaube zu Gott und den kirchlichen Vertretern.


    Ein guter historischer Roman erfordert natürlich einiges an Recherche und wird erst dann wirklich lebendig, wenn die Wirklichkeit und reale Persönlichkeiten sich harmonisch mit Erfundenen zusammenfügen. Dies gelingt hier so nachdrücklich, dass ich nach einigen Kapitel im Mittelteil besorgt war, ob ich das Ganze mit den Hauptdarstellern zusammen überhaupt durchstehen könnte. Die Spannungsspirale dreht sich immer schneller und mehr als eine überraschende Wendung geben dem Buch die nötige Würze. Wer noch nie etwas über dieses Thema gelesen hat, wird überrascht und schockiert sein, mit welch perfiden, ausgeklügelten Methoden hier über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, Tausende von Frauen in den kerker geworfen, angeklagt, gefoltert und abgeurteilt wurden. Stellvertretend wird hier von einigen Opfern berichtet. Von ihren Leiden, den Gerichtsverhandlungen, aber auch von Frauen, die entkommen konnten. Und von ihren Familien, die verzweifelt nach einem Ausweg suchten.


    "Feuerrot" war nicht mein erstes Buch von Nina Blazon. Vor allem ihre Fantasyromane begeistern mich in regelmäßigen Abständen und kann ich wärmstens empfehlen. Deshalb war ich sehr gespannt, wie denn hier das historische Thema umgesetzt wurde. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin hat mit viel Liebe zum Detail recherchiert und fabuliert und die tatsächlichen Geschehnisse damals in Ravensburg wurden hervorragend in eine fiktive Geschichte eingebunden. Dabei wird es von Seite zu Seite immer spannender und es fällt zunehmend schwer, das Buch zur Seite zu legen. In einem Nachwort werden die realen Hintergründe noch genauer benannt und der Zeitrahmen und das Ausmaß beschrieben.


    Ich spreche eine dicke Leseempfehlung aus. Von mir die volle Punktzahl.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Ravensburg im Bann des Hexenhammers…


    Die Bücher von Nina Blazon haben mich bisher sehr begeistern können und da ich noch nie einen historischen Roman von ihr gelesen habe, das Genre aber sehr mag, begann ich voller Neugierde mit dem Lesen.


    In der Geschichte geht es um die Magd Magdalene, die von allen nur liebevoll Madda genannt wird und die bei den reichen Kaufmannsleuten Humpis angestellt ist. Die Familie bekommt einen mysteriösen Gast und alle verfallen dessen Charme. Nur Madda spürt, dass Lucio nicht der ist, der er zu sein scheint, hat sein Blick doch etwas Teuflisches. Wie wahr ihre Vermutung ist, muss sie bald am eigenen Leib erfahren, zur Zeit der Hexenprozesse.


    Dieser Roman ist ganz bestimmt nicht nur etwas für junge Leser, sondern wird auch Erwachsene, die gerne historische Romane lesen, vollends begeistern, denn das Buch besticht durch Spannung, Tragik, Intrigen und auch die Liebe kommt nicht zu kurz.


    Man merkt sehr intensiv, dass die Autorin hier reichlich recherchiert hat, denn das Geschilderte kommt so lebensnah rüber, dass man selbst das Gefühl hat bei den Prozessen dabei zu sein. Auch am Schrecken verbreiten wird hier nicht gespart, denn Folter gehörte damals mit zum Prozessalltag und auch liebgewonnene Charaktere werden nicht geschont.


    Ich habe schon lange keinen Roman mehr zu dem Thema gelesen und kann nur sagen, dass dieser hier etwas ganz Besonderes ist, denn man fühlt regelrecht den Schmerz der Akteure.


    Der beobachtende Erzähler begleitet immer mal einen anderen Protagonisten der Geschichte, so dass der Leser aus verschiedenen Blickwinkeln beim Geschehen dabei ist.


    Während mir Magd Madda und Beno Humpis gleich sympathisch waren, tat ich mich anfänglich mit Elisabeth etwas schwer, weil sie recht naiv rüber kam. Doch sie macht so eine enorme Entwicklung durch, dass sie mir am Ende mit die Liebste war. Ich denke jeder Leser wird einen Charakter finden, der ihm liegt und mit dem er mitfiebern kann, denn Frau Blazon hat selbst die Nebendarsteller gut besetzt und zeichnet diese genauso intensiv wie die Hauptakteure. Auch Schmiedgeselle Martin wächst über sich hinaus.


    Fazit: Ein echter All Age Roman für alle Leser, die sich für die Stadt Ravensburg und Hexenprozesse im Besonderen interessieren. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Genial!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Mit „Feuerrot“ legt die Autorin einen gut recherchierten historischen Roman zu Zeiten der Hexenverfolgung vor, der außerdem noch durch authentische Charaktere und eine interessante Hintergrundstory überzeugen konnte.


    Wir bekommen diese emotionale Story aus Sicht eines allwissenden Erzählers berichtet. Das hat den Vorteil, dass wir zu jeder Zeit direkt am Geschehen dran sind, denn nicht nur der Ort wechselt des Öfteren, sondern auch die Perspektive zwischen den Personen. Was ebenfalls erwähnenswert ist, sind die tollen Kapitelüberschriften. Hier sind verschiedene Zitate und Buch- bzw. Briefausschnitte angeführt, die zum jeweiligen Geschehen passen. Der Schreibstil ist der Sprache des 15ten Jahrhunderts angepasst und wie von Nina Blazon gewohnt trotzdem spannend gehalten.


    Madda ist wohl die Person, die mitten im Geschehen steht, aber eigentlich würde ich von drei Pratagonisten sprechen: Madda, Elisabeth und Beno. Das Schicksal der drei ist unweigerlich miteinander verwoben und ich fand es super, wie die Autorin die Fäden hier gezogen hat. Wenn einer ein wenig in den Hintergrund trat, dann tat er das nur, um einem anderen die Bühne zu räumen. Gerade Madda beweist eine unglaubliche Stärke, während Beno und Elisabeth eine starke Wandlung durchlaufen. Die Veränderungen wurden glaubhaft dargestellt, sodass die Authentizität der Charaktere durchgängig gewahrt wurde.


    Auch bei den Nebencharakteren hat Frau Blazon einen tollen Job erledigt, denn sie fügen sich perfekt ins Geschehen und bereichern die Geschichte, obwohl sie teilweise Stereotypen sind. Manche von ihnen haben nur einen kurzen Gastauftritt und wirken trotzdem lebendig. Dabei versieht die Autorin ihre Charaktere mit kleinen Makeln oder einer schwierigen Vergangenheit, um sie realer bzw. echter zu machen.


    Der einzige kleine Kritikpunkt geht an die Spannungskurve. Der Einstieg ist mir leicht gefallen und auch das Ende ist sehr, sehr spannend gestaltet, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Allerdings waren in der Mitte ein paar Längen zu verzeichnen, von denen ich mir gewünscht hätte, dass man die Handlung dort etwas gestrafft hätte, damit der Leser besser am Ball bleiben kann.


    Die Story an sich und auch die Hintergrundfakten sind stimmig und super recherchiert. Am Ende des Buchs gibt es auch ein Glossar, in dem man verschiedene Fachbegriffe zum Thema Mittelalter oder Hexenverfolgung nachlesen kann. Auch das Nachwort der Autorin ist sehr hilfreich, um die Geschichte als solche einordnen zu können. Die Liebesgeschichte ist dezent und fügt sich gut in das Gesamtgeschehen ein. Eine Anmerkung noch: Wer sich scheuen sollte, weil er Angst vor blutiger Folter hat, der kann aufatmen, denn auf diese Details wird hier verzichtet.


    Insgesamt eine emotionale und vor allem authentische Geschichte, die uns auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Trotz der kleinen Längen in der Mitte eine spannende Story, die ich sehr gerne gelesen habe. Eine klare Leseempfehlung!


    8 Eulenpunkte