Schwarzer Lavendel - Remy Eyssen

  • Buchrückseite


    Dunkle Wolken über der Provence


    In der Provence ticken die Uhren langsamer. Daran gewöhnt sich der deutsche Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter nur schwer. Jetzt beginnt rund um das Städtchen Le Lavandou gerade die Weinlese, und zu seiner eigenen Überraschung wird Ritter selbst Besitzer eines kleinen Weinbergs. Aber die Freude darüber währt nur kurz, denn statt edler Reben wird auf dem Grundstück eine mumifizierte Frauenleiche entdeckt. Der detailversessene Ritter erkennt schnell: Die Tote wurde professionell einbalsamiert. Als eine weitere junge Frau als vermisst gemeldet wird, findet Ritter heraus, dass beide Frauen für die Weinernte in die Provence kamen. Macht jemand Jagd auf junge Erntehelferinnen?


    Meine Meinung:


    Eine mumifizierte Leiche, die Provence im Herbst, der Verdacht auf das Wirken eines Serientäters und deutsch-französische Befindlichkeiten sind nur Teile der Zutaten zu diesem Buch, das der zweite Band einer Reihe um den aus Frankfurt stammenden Pathologen Leon Ritter mit französischer Mutter ist. Ich kannte Teil 1 nicht und konnte problemlos „einsteigen“.


    Warum Ritter nach Frankreich gegangen ist, wird im Laufe der Lektüre erklärt – er trägt zwar durchaus sein Bündel herum, ist aber angenehm entfernt vom gängigen Klischee des „beschädigten Ermittlers“ – er hat halt eine Vergangenheit mit einem Anteil an Tragik.


    Remy Eyssen versteht es, sowohl spannend zu schreiben – bezüglich des Täters habe ich im Verlauf der Lektüre mehrfach meine Meinung geändert und war letztlich trotzdem überrascht – als auch perfekt die Atmosphäre einzufangen. Sowohl über den Rosé der Region als auch über Pétanque, über die Landschaft und die kulinarischen Genüsse weiß er in einer Art zu berichten, dass ich bei der Lektüre am liebsten sofort losfahren wollte. Dabei wirkt die Schilderung auf mich nie wie eine reine Aufzählung oder gar belehrend, selbst die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich, die einen deutschen Leser sonst irritieren würden, vermag er quasi im Nebensatz kurz zu erläutern – so die unterschiedlichen Zuordnungen der verschiedenen Abteilungen der Polizei oder die Besonderheiten beim Grund- und Hausbesitz, die in der Handlung eine Rolle spielen. Es gibt eine anständige Anzahl an skurrilen Nebenfiguren aus dem Ort und sehr sympathische Hauptpersonen. Am besten gefällt mir Lilou, die aufgeweckte pubertierende Tochter der Kommissarin Isabelle Morell, bei der Ritter wohnt und mit der er beruflich oft zusammen arbeitet.


    Zu bemängeln hatte ich nur, dass es teilweise beim Lektorat Flüchtigkeitsfehler gegeben zu haben scheint (S. 19 „beide Auge“ statt beide Augen; S. 46 „und schließ nur noch wenige Stunden“ statt schlief usw.), auch gefällt mir nicht, dass bis auf die Kommissarin und Moma die meisten anderen Polizisten eher arrogante aufbrausende Selbstdarsteller sind – diese Häufung wirkt nicht wirklich nachvollziehbar.
    Insgesamt aber ein schöner Urlaubs-Krimi.

  • Buchmeinung zu Remy Eyssen – Schwarzer Lavendel


    „Schwarzer Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2016 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt. Der Autor ist gelernter Journalist und hat über 100 Drehbücher im Genre Krimi und Thriller für verschiedene Fernsehanstalten verfasst.


    Klappentext:


    In der Provence ticken die Uhren anders. Daran gewöhnt sich der deutsche Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter nur langsam. Dabei beginnt rund um das Städtchen Le Lavandou gerade die Weinlese und zu seiner eigenen Überraschung wird Ritter selbst Besitzer eines kleinen Weinbergs. Aber die Freude darüber währt nur kurz, denn statt edler Reben wird auf dem Grundstück eine mumifizierte Frauenleiche entdeckt. Der detailversessene Ritter erkennt schnell: Die Tote wurde professionell einbalsamiert. Als eine weitere junge Frau als vermisst gemeldet wird, findet Ritter heraus, dass beide Frauen für die Weinernte in die Provence kamen. Macht jemand Jagd auf junge Erntehelferinnen?


    Meine Meinung:


    84 Kapitel und ein Prolog umfasst das Buch auf 459 Seiten. Daran und an den vielen Perspektivwechseln erkennt man den Drehbuchautor. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig den Hauptfiguren Dr. Ritter, die stellvertretende Polizeichefin des Ortes und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es eigentlich keine Ecken und Kanten. Alle drei sind furchtbar sympathisch und man kann nicht anders, als sie zu mögen. Man betrachtet die Geschichte aber auch aus der Perspektive des Täters und der des Opfers. Dies nutzt der Autor, um die Geschichte voran zu treiben und die Spannung zu erhöhen, aber auch um sie stellenweise etwas zurückzufahren. In diesen Abschnitten werden zum Beispiel Behördengänge im Nachbarort humorvoll eingebunden. Auch die fortschreitende Integration Leons in die dörfliche Gemeinschaft wird in solchen Einschüben beschrieben. Und natürlich ist Leon ein Womanizer, was sich bei seinen Ermittlungen als hilfreich erweist. Die meisten Polizisten agieren etwas beschränkt und die Sprache ist recht einfach. Bei der Vielzahl an Kritikpunkten dürfte mir das Buch nicht sonderlich gefallen haben, aber ich fand es wunderbar. Remy Eyssen hat eine Mischung gefunden, die mich begeistert hat. Leon Ritter ist ein Mensch, der gefällt und der vieles hat, was man auch haben möchte. Dazu eine Landschaft, wie man sie sich wünscht, eine kleine Liebesgeschichte und so nebenbei ein paar Informationen zum Weinbau und zur Mumizifierung. Auch die Spannung ist gegeben und es gibt ein paar unangenehme Figuren, aber auch jede Menge nette und freundliche Personen, mit denen Leon agiert. Die Beschreibung der pubertierenden Tochter seiner Vermieterin ist wunderbar gelungen. Man spürt das Leben, das in dieser Figur steckt.


    Fazit:


    Dieses Buch bietet einige Ansatzpunkte zur Kritik, aber dem Autor ist eine herausragende Mischung gelungen. Dazu verzichtet er auch auf unnötige Gewaltdarstellungen und sinnlose Verfolgungsjagden. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen und war einfach nur begeistert. Ich vergebe die Höchstpunktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von wampy ()

  • Ich bin da ziemlich rabiat: Ich mag es nicht, quasi gezwungen zu werden, alle Bände lesen zu müssen, um im Ansatz mithalten zu können.


    Fast noch schlimmer sind Cliffhanger am Ende eines Buches - also quasi Band x.1 und man braucht x.2. Geht mindestens einen Punkt runter in der Bewertung durch mich, sowas ist Nötigung.


    Wenn man mich lässt, lese ich die weiteren Bände hingegen ganz freiwillig... :lache