Fremdes Land - James Lee Burke

  • Der Autor: James Lee Burke gehört mit Sicherheit zu den größten Krimi- und Thrillerautoren aller Zeiten! Schon seine in und um New Orleans angesiedelten Romane um Dave Robicheaux führen den Kriminalroman weit über die Werke von so großartigen Autoren wie Jim Thompson oder Daniel Woodrell hinaus, die von Hammett und Chandler gelegte Saat spross nie üppiger als unter den Händen des James Lee Burke!


    Das Buch: Anfang der 30er Jahre lebt Weldon Holland auf einer einsamen Ranch in Texas mit seiner psychisch labilen Mutter und seinem dominanten Großvater.
    Sein Vater ist schon lange fort, niemand weiß was aus ihm geworden ist.


    Die Ankunft eines mit vier Personen besetzen Automobils durchbricht eines Tages die alltägliche Monotonie - in dem Wagen sitzen Bonnie und Clyde, und die Faszination die von der herben Gangsterbraut ausgeht wird Weldon niemals loslassen.


    Weldon überlebt den II Weltkrieg und kehrt heim nach Texas, mit seiner Frau, die er aus einem verlassenen KZ befreien konnte, wo man sie für Tot zurückließ. Mit einem Kriegskameraden und einer ursprünglich von den Deutschen entwickelten Technologie steigt er ins Ölgeschäft ein, und die Firma ist - trotz einiger Rückschläge - ungeheuer erfolgreich.
    Doch der Ölindustrie sind die beiden Unabhängigen schnell ein Dorn im Auge.....


    ....und schon bald wird die Angelegenheit persönlich.


    Meine Rezension: Sowohl der Pendragon-Verlag aus Bielefeld sowie Heyne - unter dem Label "Heyne Hardcore" - haben es sich nun zur Aufgabe gemacht das Werk James Lee Burkes hierzulande bekannt zu machen, nachdem die bisherigen Versuche mehr als halbherzig waren und darob scheitern mussten. Es ist also - um einmal Namen zu nennen - Günther Butkus (Pendragon) und Markus Naegele (Heyne Hardcore) zu verdanken, das wir heute in den Genuß dieser auf dem Thrillermarkt beispiellosen Meisterwerke kommen.


    Es war an der Zeit!


    Wobei das hier vorliegende Werk tatsächlich kein Krimi, und nur zu Teilen ein Thriller ist! "Epischer Wirtschaftsthriller" wäre hier wohl das korrekte Schlagwort, wobei diese Bezeichnung wohl auch dazu geeignet ist einige potentielle Leser abzuschrecken. Doch bei all den Dimensionen welche diese Auseinandersetzung annimmt bleibt es immer persönlich - es sind Einzelpersonen, die hier ihren Konflikt austragen, auch wenn sie - zumindest auf der Seite "Goliaths" - immer auch eine Gesamtheit, eine Lebenseinstellung und Macht repräsentieren.


    Weldon Holland ist mit dem einfachen Ehrencodex seines Großvaters aufgewachsen, ein Ehrencodex aus Texas, ebenso einfach wie pragmatisch, es ist eine Art sich zu verhalten, die natürlich den mit allen wassern gewaschenen Geschäftemachern als hinterwäldlerisch vorkommen mag, beruht sie doch auf Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.


    Dem "Großen Geld" ist diese kleine und erfolgreiche Firma ein Dorn im Auge, weil hier einige Unabhängige agieren, die, da sie nach ihren regeln spielen, auch nicht kontrollierbar sind.


    Burke entwirft hier ein gewaltiges Panorama, welches von Texas über die Ölfördergebiete des Südens und des Golfes bis hinein nach Hollywood reicht, von der reichen und feinen Gesellschaft bis hinein in die kreise des organisierten Verbrechens.


    Hier herrschen Skrupellosigkeit und eiskalte Berechnung, die Männer die hier die Kontrolle haben sind wahrlich keine Chorknaben, und so geraten unsere wackeren Texaner bald schon ins Hintertreffen.


    Die Bühne die James Lee Burke hier aufgebaut hat ist riesig, und doch verlieren wir darauf die Darsteller niemals aus den Augen. Und trotz des epischen Ausmaßes seiner Geschichte schafft es Burke immer, den Spannungsbogen hoch zu halten.
    Die Frage was als nächstes passieren wird und wie die Betroffenen darauf reagieren werden und was das wiederum auslöst... Daraus bezieht dieses Werk seine Spannung, und nicht aus spektakulären Aktionen, Schießereien und ähnlichem.


    Burkes frühe Werke zeichnen sich unter anderem durch eine hohe Handlungsdichte aus, eine unglaublich wendungsreiche Geschichte, allerdings damals schon ohne übermäßig viel Action.
    In seinen späteren Büchern erlaubt er sich eine Langsamkeit, welche bei geringer talentierten Autoren durchaus in Langeweile umschlagen kann - bei einer Geschichte wie dieser hier zwangsläufig darin münden würde. Aber Burke schafft es unser Interesse dauerhaft an die Geschichte zu fesseln, da er uns die Personen ans Herz zu legen vermag. Wir hoffen und leiden mit ihnen, wir werden enttäuscht und verraten, von fiktiven Personen die uns allerdings ebenfalls nicht kalt lassen. Wir hoffen inständig das der Typ doch kein Arschloch ist - und wir sind sauer wenn er sich doch tatsächlich als eines entpuppt.


    Mit diesem Werk hat sich James Lee Burke wieder einmal selbst übertroffen. Er verlässt hier die - auch durch ihn - schon längst aufgeweichten Grenzen der Thrillerliteratur und zeigt dabei, was in dieser Art Literatur alles möglich ist.

  • Nach dem zweiten Weltkrieg versucht Weldon Holland zusammen mit seiner Frau Rosita Lowenstein in Texas ein Ölförderunternehmen aufzuziehen, hat dabei jedoch nicht mit der Konkurrenz, den Intrigen und den Anfeindungen anderer Ortsansässiger gerechnet. Die Ereignisse werden immer dramatischer, immer verbitterter, mehrere Menschen kommen ums Leben. James Lee Burke weiß Weldon Hollands Geschichte stimmig und mit viel düsterem Hardboiled-Charme zu erzählen, doch auch das kann über die eine oder andere Länge nicht hinwegtäuschen.