Der Gerechte - John Grisham

  • John Grisham - Der Gerechte


    Inhalt:


    Sebastian Rudd ist Anwalt. Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen, eingerichtet mit Bar, Kühlschrank und Waffenschrank. Rudd arbeitet allein, sein einziger Vertrauter ist sein Fahrer. Rudd verteidigt jene Menschen, die von andere als Bodensatz der Gesellschaft bezeichnet werden. Warum? Weil er Ungerechtigkeit verabscheut und überzeugt ist, dass jeder Mensch einen fairen Prozess verdient.


    Der Autor:


    John Grisham hat 28 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und fünf Jugendbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.


    Meine Meinung:


    Nachdem ich jahrelang keinen Grisham mehr gelesen hatte, hat mich hier der Klappentext sofort angesprochen, aber sollte ich es wagen? Nachdem ich die letzten zwei Bücher abgebrochen und dann gar nicht mehr eines auch nur gekauft habe? JA! Das war nach der Leseprobe dann klar.


    Sebastian Rudd ist anders. Ein rotziger kleiner Anwalt, der sich nicht davor scheut, es dem großen System mit den dort üblichen Methoden heimzuzahlen, jemand, der unbequem ist und verschiedene Hobbies pflegt - Billiard, nächtliche Golfturniere und "Käfigkämpfe" (MMA-Fights), wobei er bei letzterem sogar als Sponsor im Geschäft ist.


    Privat ist alles nicht perfekt. Sein Sohn lebt bei seiner Frau, die in einer lesbischen Beziehung ist und Sebastian wird immer wieder Zielscheibe von Sorgerechtsstreitigkeiten.


    Büros in einer Glashausinnenstadtkanzlei mit Mahagonischreibtisch? Überbewertet, ein ausgebauter Van tut es auch.
    Gerechtigkeit? Ist das, von dem das Gericht überzeugt ist, dass es Gerechtigkeit ist...


    Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt und wir begleiten Sebastian so durch mehrere kleiner Fälle, die sich am Ende dann zu einer größeren Parallelhandlung verflechten. Das gefiel mir sehr gut.


    Die Fälle sind spannend bis aktuell - Störerhaftung WLAN - Polizeigewalt - Schwarze/Latinos/Banden - Menschenhandel...schwere Schicksale (Doug Renfros Geschichte) und richtige A...*piep*. Aber jeder hat das Recht auf einen Anwalt...und Sebastian ist dafür bekannt, dass er sowas übernimmt.


    Er legt sich aber auch mit den Mächtigen an, mit Politik und Polizei und er bekommt zu spüren, wie auf der dreckigen Ebene gespielt wird. Alles wird so geschrieben, als würde man nur die Verbindung in die Realität brauchen, als wäre einfach nur ein Name verändert worden und alles hätte sich so und zwaer genau so zutragen können und das Buch lässt da nicht gerade ein gutes Haar an Polizei/Lokalpolitik/Reichtum als Einflussfaktor und der Justiz...


    Spritzig, frisch, man fliegt so durch die Seiten.


    Kurz: Bin begeistert: 9 Punkte.

  • "Der Gerechte" ist mehr oder weniger ein Episodenroman. Es gibt mehrere abgeschlossene und für sich stehende Fälle, die der Reihe nach abgehandelt werden, sowie dazwischen etliche Erlebnisse, die die Fälle beeinflussen und/oder später im Buch noch relevant werden.


    Im Grunde genommen ist es ein vielschichtiger Einblick in das Leben eines Prozessanwalts. Wohl gemerkt eines etwas kauzigen, der kein Problem damit hat, auch all jene zu verteidigen, um die sich sonst niemand kümmern will. Ihn dabei zu begleiten, ist interessant, witzig und regt einen zum Nachdenken an. An mehreren Stellen der Geschichte habe ich überlegt, was ich an der Stelle des Anwalts Sebastian Rudd getan hätte. Es ist nämlich gar nicht so einfach, sich für eine Seite zu entscheiden, wenn Recht, Moral und Herz völlig unterschiedliche Standpunkte vertreten.
    John Grisham ist es mit „Der Gerechte“ jedenfalls hervorragend gelungen, manche Tücken und Kehrseiten des Justizsystems offenzulegen. Denn eine Sache wird nicht automatisch richtig, nur weil es das Gesetz so sagt.


    Von daher: Ein tolles Buch, das zu lesen ich sehr genossen habe.