'Eichmann in Jerusalem' - Seiten 250 - 284

  • Immerhin ein winziger Lichtblick in diesem Grauen, dass es auch Länder gab, in denen das mit dem Aussortieren und Abtransport der jüdischen Mitbürger nicht geklappt hat.
    Weiß jemand, ob jemals untersucht wurde, woran das eigentlich lag?


    Was mich auch mit diesem zeitlichen Abstand immer noch ungläubig und fassungslos macht ist, dass dieser (fast) europaweite Vernichtungsfeldzug durchgeführt werden konnte.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Immerhin ein winziger Lichtblick in diesem Grauen, dass es auch Länder gab, in denen das mit dem Aussortieren und Abtransport der jüdischen Mitbürger nicht geklappt hat.
    Weiß jemand, ob jemals untersucht wurde, woran das eigentlich lag?


    Was mich auch mit diesem zeitlichen Abstand immer noch ungläubig und fassungslos macht ist, dass dieser (fast) europaweite Vernichtungsfeldzug durchgeführt werden konnte.


    Ich kann immer nur wieder diese drei Bände von Raul Hilberg empfehlen :"Die Vernichtung der europäischen Juden".


    Auch wenn einiges kritisiert wird, das Standardwerk über den Holocaust.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich fand diese länderspezifischen Berichte auch sehr gut und sehr interessant. So im Detail war mir das alles gar nicht bewusst. Arendt verlässt zwar in ihren Beschreibungen andauernd den eigentlichen Prozessverlauf, bietet dafür jedoch eine Menge Geschichtsunterricht mit diesem Buch. Der Widerstand einiger Länder - vor allem Dänemark - war wohltuend zu lesen. Erschütternd waren nur die Zahlen am Ende jedes Abschnitts: Letztlich war die Quote der Toten doch jedes mal sehr hoch.

  • Ich habe mir das auch überlegt, xexos. Einen Prozessbericht hätte ich anders erwartet. Andererseits hätte Arendt auch nicht gut einen Prozesstag nach dem nächsten aufführen können.
    Jedenfalls nicht, wenn sie einen sinnvollen Bericht schreiben wollte. Eine Gliederung nach gewissen Themen ist unbedingt notwendig.
    Wenn ich es richtig verstanden habe, hält sie sich an die Gliederung der Anklagepunkte und der im Urteil.

  • Ich meinte in dem Fall nicht eine chronologische Erzählung über den Prozess, sondern über die Nazizeit. Da wird halt auch munter zwischen 30ern und 40ern gewechselt. Aber sachlich und zeitlich sortieren ist wohl eher nicht möglich gewesen. Egal. Zumindest hochinteressante Details. Gibt es ein ähnlich gut zu lesendes Buch auch über die Nürnberger Prozesse?

  • Das Buch fand ich sehr interessant:
    Klaus Kastner - Die Völker klagen an: Der Nürnberger Prozess 1945 - 1946

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von xexos


    Von den Amazon-Rezensionen wäre das Verlinkte wohl noch einen Blick wert. Kennst Du das auch?


    Ja, ich habe es vor vielen Jahren gelesen - und muss zu meiner Schande gestehen, dass die Erinnerung daran ziemlich verblasst ist. Aber wenn ich mich eine Erinnerung nicht täuscht, dann war das Buch sehr lesenswert.


    Aber ich kann noch ein anderes Buch empfehlen, welches mich seinerzeit sehr beeindruckt hat.


    Gustave M. Gilbert - Nürnberger Tagebuch (Die Zeit des Nationalsozialismus)


    "Vom ersten Tag des Nürnberger Hauptkriegsverbrecher-Prozesses an unterhielt sich der Autor, der als Gerichtspsychologe hinzugezogen wurde, mit jedem der Angeklagten unter vier Augen. Seine ausführlichen Gespräche hielt er in einem exakt geführten Tagebuch fest. Das Buch enthält wichtige sachliche sowie atmosphärische Hintergrundinformationen über die Reaktion der Hauptangeklagten auf das Verfahren. Es gelang damals dem erfahrenen Psychologen, das Vertrauen der Häftlinge zu gewinnen. Mit all ihren subalternen Rechtfertigungsversuchen, mit politischen Halbwahrheiten und zynischen Erklärungen enthüllen sie ihm ihre wahren Charaktere. Das Tagebuch zeigt die Angeklagten nicht vor den Schranken des Gerichts, sondern in den Pausen und in den Zellen, kurz: in einer Situation, in der sie weitgehend prozeßtaktische Erwägungen fallenlassen und persönliche Ansichten aussprechen konnten."
    (Quelle: www.amazon.de)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Immerhin ein winziger Lichtblick in diesem Grauen, dass es auch Länder gab, in denen das mit dem Aussortieren und Abtransport der jüdischen Mitbürger nicht geklappt hat.
    Weiß jemand, ob jemals untersucht wurde, woran das eigentlich lag?


    Ich weiß nicht, ob ich es jemals schaffe, das von Voltaire empfohlene Werk von Hilberg zu lesen, auch wenn ich sehr neugierig darauf bin. Bis dahin habe ich folgende, sicher sehr mangelhafte, Zusammenfassung zu den ganz unterschiedlichen "Erfolgen" bei der Vernichtung der Juden in den jeweiligen Ländern. (Nach längerem Zögern stelle ich es jetzt doch hier rein, obwohl ich zweifle, ob es das ist, worauf Rumpelstilzchen hinaus wollte.)


    Das hing sicher von vielen Faktoren ab, z. B. von der Stimmung im jeweiligen Land. Teilweise herrschte eine deutliche antisemitische Stimmung, in der man gerne die Gelegenheit wahrnahm, die Juden im Land loszuwerden.
    Das Vorgehen gegen die Juden hing wohl auch von den deutschen Interessen ab. Während Osteuropa einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil hatte und als Lebensraum für die Deutschen vorgesehen war, war Dänemark zu klein, dass große Anstrengungen gelohnt hätten. Und wenn dann zu der den Juden gegenüber solidarischen Bevölkerung noch so ein SS-Offizier wie Werner Best dazukommt, der quer spielt (aus welchen Beweggründen auch immer), unterließ man drastische Maßnahmen.
    Hier spielte sicher auch der zeitliche Faktor eine Rolle. Je weiter der Krieg fortgeschritten war, desto weniger konnte man sich mit solchen Problemen befassen.


    Ich denke, das NS-Regime hat auch Rücksicht auf die Stimmung in der deutschen Bevölkerung genommen. Während die Völker im Osten als Untermenschen deklariert wurden, waren die Skandinavier als "Brudervolk" angesehen. Bei ihnen hatte man eher Skrupel, mit Zwangsmaßnahmen gegen die Bevölkerung vorzugehen. Das wäre den Deutschen gegenüber kaum zu vermitteln gewesen.


    Wenn ich es richtig verstanden habe, hat auch eine Rolle gespielt, wie weit die Deutschen Zugriff auf die Regierung und die Polizei in den jeweiligen Ländern hatten.