Doppelte Staatsbürgerschaft - Macht das Sinn?

  • Es ist schon erstaunlich, was es teilweise bei der doppelten Staatsbürgerschaft für Unterschiede gibt.


    Für mich wäre es mit einem riesigen bürokratischen, wie auch finanziellen Aufwand verbunden, wenn ich meine zweite Staatsbürgerschaft loswerden wollte. (Ich habe mich dahingehend erkundigt) Deswegen habe ich es einfach sein gelassen.


    Bei anderen Ländern wird man hingegen vor die Wahl gestellt und verliert sofort seine Staatsbürgerschaft, wenn man eine andere annimmt.


    Ich halte die doppelte Staatsbürgerschaft für unsinnig. Wenn man sich entscheidet, sein restliches Leben in einem bestimmten Land zu verbringen, sollte man die Sprache erlernen und sich an die dortigen Lebensgewohnheiten anpassen. Wenn das weit genug fortgeschritten ist, ist eine Annahme der Staatsbürgerschaft die logische Konsequenz. (Wenn dies überhaupt möglich ist)

  • Für mich ist das ein total aktuelles Thema, weil ich seit wenigen Wochen nun 2 Pässe besitze.

    Vor Annahme der kanadischen Staatsangehörigkeit war ich nur Deutsche und zwar eine Deutsche, die nicht mehr in Deutschland wählen durfte, weil sie schon mehr als 25 Jahre außer Landes lebte. Nirgendwo in der Welt hatte ich ein Wahlrecht!!!

    Ich fühle mich durchaus nach einem Vierteljahrhunder hier als Kanadierin. Meine Kinder sind Kanadier, mein Mann ist Kanadier, meine Schwiegerfamilie sind alles Kanader ... nur ich soll da aus der Rolle fallen? Bei Politik nicht mitdiskutieren, weil ich eh nicht wählen darf? Ich zahle Steuern in Kanada, nehme das kanadische Gesundheitssystem in Anspruch, etc. etc.


    Und wieso sollte ich auf einmal nicht mehr Deutsche sein dürfen, nur weil das Leben mich an einen Wohnort verschlagen hat, der zufälligerweise nicht in Deutschland liegt? Mein halbes Leben, über ein Vierteljahrhunder lang, habe ich in Deutschland gelebt. Ich spreche und schreibe immer noch genauso gut deutsch wie in Deutschland lebende Deutsche (wenn nicht besser). 50% der Bücher, die ich lese, sind deutsch, ich bin regelmäßig in Deutschland, habe deutsche Familie und Freunde, backe deutsches Brot, höre deutsche Musik ... und fragt ihr meinen Mann, bin ich in vieler Hinsicht typisch deutsch.


    Was ist unsinnig daran, dass ich mich sowohl Deutschland wie auch Kanada verbunden fühle?


    Wieso sollte ich mich da entscheiden müssen? Irgendwie ist es doch so als ob man sich entscheiden muss, ob man seine Mutter oder seinen Vater mehr liebt.


    Und leichtfertig macht man das eh nicht, wenn der ganze Prozess locker einen Tausender kostet. Innerhalb der EU ist es noch einigermaßen ok, aber für Deutsche die außerhalb der EU leben, ist so eine "Beibehaltungsgenehmigungsurkunde" mit ziemlicher Bürokratie und Kosten verbunden.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Was ist unsinnig daran, dass ich mich sowohl Deutschland wie auch Kanada verbunden fühle?


    Wieso sollte ich mich da entscheiden müssen? Irgendwie ist es doch so als ob man sich entscheiden muss, ob man seine Mutter oder seinen Vater mehr liebt.


    Und leichtfertig macht man das eh nicht, wenn der ganze Prozess locker einen Tausender kostet. Innerhalb der EU ist es noch einigermaßen ok, aber für Deutsche die außerhalb der EU leben, ist so eine "Beibehaltungsgenehmigungsurkunde" mit ziemlicher Bürokratie und Kosten verbunden.

    :) Ich finde das gar nicht unsinnig - sondern ziemlich legitim, die Staatsbürgerschaft anzunehmen von dem Land, in dem man lebt, ohne seine Wurzeln verleugnen zu müssen.


    Ich finde, dieses Recht sollte man jedem zugestehen.

    Natürlich muss man dabei schon aufpassen, dass mit einer doppelten Staatsbürgerschaft kein Schindluder getrieben wird (wie z.B. doppelte Sozialleistungen, Renten, Steuerfluchten oder ähnlich mögliche Tricks) - keine Ahnung, was da alles gemacht wird.

    :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust