Die Unschuld stirbt, das Böse lebt von Paul Mendelson

  • Zum Inhalt:


    In Kapstadt werden in einem Müllcontainer die Leichen zweier Halbwüchsiger gefunden – nackt und in Plastikfolie gewickelt. Die Obduktion ergibt: Die Jungen hatten jahrelang keine Sonne gesehen. Sie wurden sexuell missbraucht. Jeder der beiden ist an einem Schuss direkt ins Herz gestorben. Senior Superintendent de Vries erkennt sofort die Verbindung zu einem Fall, an dem er seinerzeit fast zerbrach. Damals verschwanden Kinder weißer Polizisten.
    Verdächtige finden sich schnell. Aber de Vries hat zunehmend das Gefühl, manipuliert zu werden. Seine Ermittlungen werden behindert. Hierarchien und Hautfarben scheinen wichtiger als die Lösung des Falls. De Vries holt sich daraufhin nicht ganz legale Unterstützung von außen. Und dann fällt der Name eines Mannes, der schon damals sein Gegner war …



    Zum Autor:


    Paul Mendelson ist Dramatiker, Drehbuchschreiber, Journalist, Kolumnist, Sachbuch- und Thrillerautor. Der erste Roman aus der Serie um Colonel Vaughn de Vries gelangte auf die Shortlist des wichtigsten britischen Krimipreises und auf die ZEIT-Krimi-Bestenliste; die Film- und Fernsehrechte sind optioniert. Der Autor lebt abwechselnd in London und Sudafrika.



    Meine Meinung:


    Anlässlich meines nächsten Urlaubszieles bin ich aktuell auf der Suche nach Büchern, die in Südafrika spielen. Deon Meyer ist der bekannteste Krimiautor aus dieser Ecke und ich liebe seine Romane. Mit Paul Mendelson habe ich nun einen weiteren Top-Autor für mich gefunden.


    Die Geschichte ist von der ersten Seite an fesselnd und Mendelson schafft es, dass die Spannung, aber auch die Beklemmung, von Seite zu Seite wächst. Das Schicksal der drei Jungen, die vor sieben Jahren entführt und für immer verschwunden schienen, hat Vaughn de Vries nie losgelassen. Nie gab es die kleinste Spur von den Kindern und man nahm an, dass sie entweder getötet oder ins Ausland verkauft worden wären. Aber die Wahrheit ist schrecklicher und erschütternder. Zwei der Jungen tauchen tot in einem Müllcontainer auf und schnell ist klar, dass sie irgendwo über die ganze Zeit gefangen gehalten und missbraucht wurden. Von dem dritten Jungen fehlt weiterhin jede Spur. Aber diesmal will de Vries nicht so einfach aufgeben. Obwohl bald seine Vorgesetzten den Fall wieder zu den Akten legen wollen, verbeißt er sich in die Ermittlungen und findet tatsächlich einen möglichen ersten Verdächtigen.


    De Vries erinnert mich in vielem an meinen Lieblings-Ermittler Harry Bosch (von Michael Connelly). Er hat das nötige Gespür, ist ähnlich stur und hartnäckig - wie ein guter Bluthund – hat keine Angst vor Autoritäten und unangenehmen Lösungen. Viele winzige Puzzleteile fügen sich nach und nach ineinander. Die Verdächtigen zu überführen erfordert mehr als nur einen guten Ermittler, denn irgend jemand scheint seine schützende Hand über die Täter zu halten. De Vries ist Ermittler mit Leib und Seele. Es gibt nichts Wichtigeres für ihn. „…gar nichts hat mich je zufriedener gemacht, als für die Opfer Gerechtigkeit zu finden…“, sagt er selber von sich. Er hat kein Privatleben, nur einen geheimnisvollen Freund und zwei dunkelhäutige Kollegen, die ihn, einen der letzten Weißen im Revier, nach besten Kräften unterstützen. Er ist unbequem und sperrig, Alkoholiker und Einzelgänger. Aber das Feuer, dass in ihm brennt, springt auch auf den Leser über und man fiebert mit, ob de Vries es schafft, die Verbrecher zu entlarven und der gerechten Strafe zu überführen.


    Das Setting Südafrika kommt auf angenehme Art rüber. Sowohl die Landschaft als auch die politischen und ethnischen Probleme spielen eine Rolle aber im Vordergrund bleibt trotzdem, dass überall auf der Welt die emotionalen Befindlichkeiten der Menschen die Gleichen sind. De Vries könnte auch ein skandinavischer Ermittler sein. (Harry Hole ist ihm sehr nahe, denke ich.)


    Der Schreibstil ist intensiv. Vor allem die Dialoge zwischen de Vries und den mutmaßlichen Tätern sind eindringlich und authentisch. Das Ende ist ungewöhnlich und überraschend. Ich war so begeistert, dass ich das Buch in 2 ½ Tagen inhaliert habe. Und ich habe mir sofort den zweiten Teil besorgt. Volle 10 Punkte.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von hollyhollunder ()

  • Dankeschön für die tolle Rezi.
    Das Buch hört sich ja wirklich super an. Das möchte ich auch lesen. :-)
    Habe ich das richtig gesehen, es gibt bis jetzt erst zwei Bücher von dieser Serie auf deutsch??
    Ich mag immer nicht so gerne Reihen anfangen von denen schon ewig viele Bände erschienen sind.

  • Ja, es sind erst zwei Teile. Dieses hier ist der erste.


    Ich kann es wirklich nur wärmstens empfehlen. Gerne leihe ich es Dir auch. :knuddel1 Einfach Bescheid geben.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Rouge
    ... Habe ich das richtig gesehen, es gibt bis jetzt erst zwei Bücher von dieser Serie auf deutsch??
    Ich mag immer nicht so gerne Reihen anfangen von denen schon ewig viele Bände erschienen sind.


    Interessante Frage. Die englischen Ausgaben sind bisher im Jahresabstand erschienen, 2014, 2015, 2016. Da kannst du an den Knöpfen abzählen, ob ein vierter Band kommt oder die Hauptfigur im drittten Band in Rente geschickt wird. ;-)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Ich kann es wirklich nur wärmstens empfehlen. Gerne leihe ich es Dir auch. :knuddel1 Einfach Bescheid geben.


    Auf dieses Angebot würde ich dann gerne zurück kommen!! :knuddel1


    Buchdoktor : wenn ich weiß, dass noch ein paar Bände demnächst mal kommen, finde ich das ja schön und kann mich darauf freuen.
    :-]