Achtnacht - Sebastian Fitzek

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Es ist der 8. 8., acht Uhr acht.
    Sie haben 80 Millionen Feinde.
    Werden Sie die AchtNacht überleben?


    Stellen Sie sich vor, es gibt eine Todeslotterie.
    Sie können den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen.
    In der „AchtNacht“, am 8. 8. jedes Jahres, wird aus allen Vorschlägen ein Name gezogen.
    Der Auserwählte ist eine AchtNacht lang geächtet, vogelfrei.
    Jeder in Deutschland darf ihn straffrei töten - und wird mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.


    Das ist kein Gedankenspiel. Sondern bitterer Ernst.
    Es ist ein massenpsychologisches Experiment, das aus dem Ruder lief.
    Und Ihr Name wurde gezogen!


    über den Autor (gem. Amazon)
    Sebastian Fitzeks Psychothriller sind definitiv nichts für schwache Nerven. „Therapie“, erschienen 2006, war sein erstes Werk – und wurde gleich ein Bestseller. Seither präsentiert der Friedrich-Glauser-Preisträger einen Erfolgstitel nach dem anderen. Zum Glück entstammen die bedrohlichen Plots seiner Fantasie – und ebenfalls erfreulich: Fitzeks Sprache hat wenig mit seinem Uni-Abschluss zu tun. Denn sein erstes Buch schrieb der 1971 geborene Berliner in Form einer Jura-Promotion zum Thema Urheberrecht. Es folgten redaktionelle Tätigkeiten in Funk und Fernsehen. Als Autor und bekennender „Mailoholic“ ist Fitzek ebenso fleißig wie kommunikativ, tourt gern auf Lesereisen und ist (fast) immer online. Sein Wohnort ist weiterhin Berlin.


    meine Meinung
    Ben Rühmann ist ein gescheiterter Musiker. Nichts in seinem Leben lief glatt. Seine Tochter liegt im Koma, seine Ex-Frau ist eher bemüht als herzlich. Und dann gerät Ben auch noch in die Achtnacht. Nicht als Jäger, nicht als Zuschauer, sondern als Geächteter. 12 Stunden ist er vogelfrei und darf getötet werden. Dem erfolgreichen Mörder winken 10 Millionen Euro. Lasst die Nacht beginnen!


    "Achtnacht" ist der neuste Thriller von Sebastian Fitzek und hat mich wieder mal in seinen Bann geschlagen. Der Autor hat sich, wie unschwer zu erkennen ist und wie er selbst sagt, von dem Film "The Purge" zu seinem Werk inspirieren lassen. Doch im Gegensatz zum Film ist hier die Jagd auf einen einzelnen eröffnet und nimmt Dimensionen an, die gefährlich und leider erschreckend real sind.


    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Kapitelweise folgt man dem Geächteten Ben, seiner Mitspielerin Arezu so wie zwei gewieften Jägern, die dem gesamten perfiden Spiel noch zusätzlichen Schwung verleihen. Diese rasante Mischung hat mir sehr gut gefallen. Sebastian Fitzek jagt seine Leser durch Berlin, spielt mit Empörung, Zweifel und dem Gedanken "aber wenn es doch legal ist?". Grandios!


    Die Figuren sind in meinen Augen sehr gut gelungen, wenn auch nicht mit Tiefe gesegnet. Der Autor gibt nur das preis, was man für die Story unbedingt wissen muss. Nicht mehr und nicht weniger. Mich hat das wenig gestört, denn der Thriller lebt von seinem Tempo und der Jagd, nicht von Charakterstudien.


    Ich hatte zu Beginn Zweifel, ob Sebastian Fitzek aus der Grundidee von "The Purge" etwas eigenes machen kann. Eine Nacht, in der alle Straftaten legal sind, erscheint schon verführerisch. Doch der Autor macht zum Glück daraus eine ganz eigene Idee. Was wäre, wenn jeder Bürger jemanden für die Achtnacht nominieren darf? Wenn man ungestraft Jagd auf einen Menschen machen kann und dafür auch noch mit 10 Millionen Euro belohnt wird? Verführerisch, oder? Und wie lange würde man selbst überlegen, ob das Ganze wirklich so legal ist, wie der Veranstalter es versichert? Wann hört die eigene Moral auf? Wann wird man DER Mob, vor dem man sonst die Nase rümpft? Genau diese Fragen wirft Fitzek in seinem Thriller auf und lässt seine Leser das Wechselbad der Gefühle hautnah erleben. Und so ist das Buch nicht nur spannend, sondern auch ein Spiegel der heutigen Gesellschaft, die lieber Fake-News glaubt, anstatt selbst zu denken.


    Das Finale gerät da schon fast in den Hintergrund. Es ist gut herbeigeführt, wenn auch an einem Punkt zu gewollt. Die Lösung erschien mir zu einfach. Aber das tat meinem Lesespaß keinen Abbruch.


    Der Stil von Sebastian Fitzek ist sehr gut und flüssig zu lesen. Seine Erzählweise ist direkt, fesselnd und er lässt einem gar keine andere Möglichkeit, als immer weiter zu lesen. Klasse!


    Fazit: komm mit auf die Jagd. Ich kann das Buch sehr empfehlen.

  • Zitat

    Und so ist das Buch nicht nur spannend, sondern auch ein Spiegel der heutigen Gesellschaft, die lieber Fake-News glaubt, anstatt selbst zu denken.


    Absolut! Genau den Gedanken hatte ich auch. Das Erschreckende an dem Buch ist, dass man wirklich teilweise zweifelt "könnte das wirklich passieren"? und die Antwort darauf ist: "ja, warum eigentlich nicht?" Ich kann mir (leider) durchaus vorstellen, dass einige Menschen auf diese Website anspringen und sich zum Mob bilden.


    Absolut empfehlenswert zu lesen :)

  • Am 8.8. um 20:08 Uhr hat Deutschland Narrenfreiheit, es darf für zwölf Stunden straffrei gemordet werden – was nach einem Scherz klingt ist bitterer Ernst, das bekommt auch Ben zu spüren, denn er ist einer von zwei Kandidaten, die zur Jagd ausgerufen wurden; und er hat keine Ahnung, wieso. Aber es passt zu seinem Leben, denn der Musiker hat nicht nur zu früh eine Band verlassen, die heute höchst erfolgreich ist, er ist auch noch aus seiner aktuellen geworfen worden. Dazu kommt, dass seine Tochter seit einer Woche im Koma liegt, nachdem sie versucht hat, sich umzubringen. Ein vom Leben gezeichneter Mann flieht vor ganz Deutschland, bis er schließlich auch noch entführt wird. Geht es noch schlimmer? Ja, denn danach wird er auch noch erpresst – auf Kosten des Lebens seiner Tochter. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …


    Mit „Die Blutschule“ hat Sebastian Fitzek aka Max Rhode sein Horrordebüt gegeben. Das dürfte so gut angekommen sein, dass er es mit „AchtNacht“ unter seinem echten Namen auch probiert; denn eines wird nach den ersten Seiten des Buches klar – ein Thriller ist Fitzeks aktueller Roman nicht; zu groß sind die Schnittmengen zu einem Horror-Roman.


    Ich bin nicht der allergrößte Fitzek-Fan, auch wenn ich einige Bücher von ihm gelesen habe. Oft waren es durchschnittliche Geschichten, die mich zwar zu Beginn ans Buch fesselten, das Niveau allerdings zumeist nicht halten konnten. Manchmal baute Fitzek auch einen so großen Plot-Twist ein, dass aus einer Geschichte zwei wurden, wie etwa bei „Noah“, was mich dann doch etwas Abstand von seinen Büchern nehmen ließ, weil ich lieber die Geschichte lesen will, die der Klappentext verspricht. Einen Plot-Twist gibt es auch bei „AchtNacht“, aber der ist nicht so krass wie bei „Noah“ – aber ich will eigentlich gar nicht über Fitzek oder seine Verlage lästern, denn „AchtNacht“ hat mir richtig gut gefallen.


    Wir begleiten in dieser Geschichte Ben. Ben ist Ende dreißig, Musiker und der personifizierte Loser. Denn er fliegt nicht nur aus einer Band nach der anderen, er trägt auch noch die Verantwortung dafür, dass seine 19-jährige Tochter vor vier Jahren ihre Beine verlor und möglicherweise auch dafür, dass sie vor einer Woche vom Dach ihres Studentenheimes sprang und jetzt im Koma liegt. Doch damit nicht genug, denn heute Nacht wird er auch noch potentiell von der ganzen Welt gejagt, denn auf seinen Kopf sind zehn Millionen Euro ausgesetzt. Wir steigen kurz vor Beginn der „AchtNacht“ ein, die zu Bens Pech Mitten im Sommer und dann auch noch am Wochenende stattfindet, was natürlich noch mehr mordlustige Menschen anlockt – als ob zehn Millionen nicht schon Grund genug wären. Jedenfalls gibt uns Fitzek noch ein bisschen Zeit, bevor sich die Ereignisse schließlich überschlagen; danach gibt uns das Buch nur mehr wenig Zeit zum durchatmen.


    Ich habe mich während des Lesens gefragt, ob es hinter der Geschichte einen tieferen Sinn gibt, konnte aber bis zum Ende keinen finden, der mich so richtig überzeugte. Vielmehr deckt Fitzek viele Themen ab bzw. reißt sie an. Angefangen von Fake News über Datenklau im Internet, Zwangsprostitution, Mobbing, Erpressung und noch viele mehr – also im Grunde genommen nur schlechte Dinge; die Message des Buches wird erst im Nachwort klar. Ich habe in den sozialen Netzwerken einige Meinungen über „AchtNacht“ gelesen, die alles andere als positiv waren. Möglicherweise waren diese Menschen in der falschen Stimmung, als sie das Buch gelesen haben, denn laut Fitzek – so interpretiere ich es jetzt mal – sollte man das Buch vielleicht nicht zu einer Zeit lesen, zu der einem die Sonne aus dem Arsch scheint. Es ist eher etwas für die düsteren Zeiten unseres Lebens. Fitzek will uns in diesen Zeiten mit „AchtNacht“ sagen „Dir geht es vielleicht schlecht, aber ich zeige dir, dass es wesentlich schlimmer sein könnte“ oder „Du bist nicht der einzige, dem es schlecht geht“ – geteiltes Leid ist halbes Leid. Die Themen, die im Buch angerissen werden, sind teilweise abstoßend, teilweise beklemmend, bei manchen fragt man sich „Was, sowas gibt‘s wirklich?“ und bei manchen fühlt man sich nur mehr schlecht (oder einem wird schlecht) – oder sie bewirken das genaue Gegenteil und das Buch agiert als Aufbaumedium.


    Was man ankreiden kann, sind die Hauptcharaktere, die weder sympathisch noch unsympathisch sind, da hätte Fitzek für meinen Geschmack konturenreicher sein können. Und das Nachwort hätte man vielleicht der Geschichte voranstellen können, damit sich der ein oder andere Leser während des Lesens nicht grundlos über die Oberflächlichkeit ärgert.


    Fazit: „AchtNacht“ ist ein spannungsgeladener Roman mit einem perfiden Gedankenexperiment und einer verdammt guten Backstory. Lesespaß für besondere Zeiten.

  • Als ich die Beschreibung gelesen habe, war ich erst etwas enttäuscht. Ich dachte: Der Fitzek wird doch nicht bei Purge abkupfern?


    Enttäuscht wurde ich dann nicht. Es war anders als The Purge, anders als erwartet, anders als andere Bücher :)


    Mit der Wendung am Schluss hatte ich nicht gerechnet. Ich fand es sehr spannend und sehr gut erzählt.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Das Grundprinzip von Fitzeks „Achtnacht“ erinnert stark an die „The Purge“-Filme und ist in diesem Fall sogar beabsichtigt. Der Autor hatte sich entsprechend von der Filmreihe inspirieren lassen. Einziger Unterschied: In seinem Roman werden lediglich zwei Personen für eine Nacht zum Freiwild erklärt. Getroffen hat es dabei den erfolglosen Musiker Ben sowie die Studentin Arezu, die beide zunächst gar nichts von ihrem Schicksal wissen. Was folgt, ist eine nervenaufreibende Jagd mit – wie üblich bei Sebastian Fitzek – zahlreichen unerwarteten Wendungen. Groß nachdenken muss man bei der Geschichte nicht, wird aber bestens unterhalten. Auch der eine oder andere Wortwitz ist enthalten.

    Die Wahl von Nachnamen wie Rühmann, Herzsprung oder Lauterbach legt nahe, dass der Autor beim Schreiben offenbar ein kleines Faible für Schauspielernamen hatte. An einer Stelle geht es zudem kurz um einen Radiomoderator namens Diesel – dabei könnte es sich um den gleichnamigen Charakter aus „Amokspiel“ handeln.

    Auch am Ende gibt es ein, zwei Überraschungen, außerdem wird ein Hintertürchen für einen möglichen zweiten Teil offengelassen. Ich bin gespannt, ob und was da noch kommen könnte.